So bekommen Kinder und Jugendliche mehr politische Macht
Eine kurze Anleitung
6 Teile
Willkommen im Zusammenhang „So bekommen Kinder und Jugendliche mehr politische Macht “. Hier findest du alle wichtigen Texte und Informationen zum Thema, damit du dir einen schnellen und guten Überblick verschaffen kannst.
Moin! Mein Name ist Bent Freiwald und ich frage mich: Wie stärken wir unsere Demokratie? Die Antwort ist: Wir, die Menschen, die in ihr leben, müssen sich für sie einsetzen. Doch spätestens während der Corona-Pandemie wurde deutlich, dass es eine Gruppe gibt, die sich gar nicht einbringen kann, weil die Politik ihnen nicht zuhört: Kinder und Jugendliche.
Kinder und Jugendliche zu ignorieren, schadet unserer Demokratie. Sie aktiv einzubinden hingegen, kann eine enorme Kraft entfalten. In diesem Zusammenhang gehen wir der Frage nach, wie junge Menschen ein Gefühl für die eigene politische Stärke bekommen können. Denn nur dann haben AfD, Querdenker und Kriegstreiber, die Feinde der Demokratie, keine Chance.
Zeit, das alles zu verstehen?
1. Schüler:innen sollten mitbestimmen dürfen
Der Ort, an dem Kinder und Jugendliche jahrelang die meiste Zeit verbringen, die Schule, könnte undemokratischer kaum sein. Nun denkst du vielleicht: Aber es gibt doch Schüler:innenvertretungen! Das stimmt, doch Expert:innen sagen: In ihrer jetzigen Form sind diese nicht mehr als Alibi-Veranstaltungen. Für diesen Artikel habe ich mit Schüler:innen und Experten für Mitbestimmung gesprochen und gefragt: Werden Jugendliche in Schulen ignoriert? Mein Artikel kommt zu einer eindeutigen Antwort.
2. Lehrkräfte sollten lernen, wie sie Kinder beteiligen
Mein Kollege Dominik Heißler ist Lehrer und sagt: Ohne die Lehrkräfte geht es nicht. Es liegt in ihrer Hand, Kindern mehr Mitbestimmungsrechte einzuräumen. Aber Dominik hat in seinem Referendariat selbst nie erfahren, wie es ist, mitreden zu dürfen. Stattdessen wurde er zurückgewiesen, als er versucht hat, seine Ausbildung zu demokratisieren. In diesem Artikel beschreibt er aus ganz persönlicher Sicht ein Dilemma: Wie sollen Lehrkräfte umsetzen, was sie selbst nie erfahren haben?
Vielleicht denkst du: Mitbestimmung ist ja schön und gut – aber erst ab einem bestimmten Alter. Sonst überfordert das die Kinder, oder? Meine Kollegin Esther Göbel hat die erste zertifizierten Demokratie-Kita Deutschlands besucht. Hier entscheiden die Kinder selbst, und zwar von Anfang an: Ob und was sie essen, wer sie wickelt, wann sie schlafen, wo sie sitzen wollen, womit sie spielen möchten. Das ist anstrengend. Aber die Leiterin sagt: Wenn irgendwann das Kinderwahlrecht käme, wären ihre Kinder gut vorbereitet.
Mehr Mitbestimmung in der Kita und Schule sind wichtig. Wenn wir jungen Menschen aber wirklich mehr politische Macht geben wollen, müssen wir an der ganz großen Stellschraube drehen, sagt der Demokratieforscher Wolfgang Gründinger: dem Wahlrecht. Ich habe die KR-Community gefragt, was dagegen spricht, Kinder wählen zu lassen, und 1.500 Leser:innen haben mir geantwortet. Mit den besten Gegenargumenten habe ich Gründinger konfrontiert.
5. Jugendliche nehmen ihre Zukunft längst selbst in die Hand
Jugendliche wollen sich heute deutlich öfter politisch engagieren als noch vor zehn Jahren, sagen Studien. Was bringt einen Teenager dazu, sich zu engagieren? Und wie viel politische Macht können Jugendliche in einem Land bekommen, das immer älter wird – und in dem sie nicht einmal wählen dürfen? Um das zu beantworten, habe ich Gianni getroffen, einen 17-jährigen Aktivisten, der sich für die Rechte von Alleinerziehenden einsetzt.
6. So sieht es aus, wenn junge Erwachsene Politik machen
Unsere Demokratie steckt in der Krise und braucht dringend ein Update. Dafür reicht es nicht, nur über Kinder und Jugendliche zu sprechen. Mein Kollege Benjamin Hindrichs hat sich angeschaut, welche Ideen und Ansätze es für die Zukunft der Demokratie bereits gibt und ist dafür bis nach Chile gereist. Denn dort schreiben sich die Bürger:innen gerade selbst eine neue Verfassung. Mit dabei: Der 26-jährige Klimaaktivist Juan José Martin.
Wenn Kinder und Jugendliche schon nicht wählen dürfen – wie können sie dann vor Ort mitentscheiden, in ihren Gemeinden oder ihren Städten? Ich habe mit einer Bürgermeisterin, einem Politikberater, einem Forscher und anderen Expert:innen gesprochen. Eins ist klar: Jugendparlamente sind nicht die Lösung.
Das Buch „Democracy and Education“ (1916) vom amerikanischen Philosophen John Dewey befasst sich mit der Herausforderung, in einer demokratischen Gesellschaft eine qualitativ hochwertige öffentliche Bildung zu gewährleisten. Ein absolutes Standardwerk für alle Theorie-Nerds.
Machen wir uns nichts vor: Wer bis hierhin gelesen hat, hat den Song von Herbert Grönemeyer sowieso schon im Kopf: Kinder an die Macht! Was 1986 stimmte, stimmt heute immer noch: „Die Welt gehört in Kinderhände, dem Trübsinn ein Ende. Wir werden in Grund und Boden gelacht, Kinder an die Macht.“
Viel zu oft reden Erwachsene über Jugendliche, statt mit ihnen. Der Aktivist Raul Krauthausen lädt in seinem Podcast „Die Jugend von heute“ junge Menschen ein, die die Generation Z entweder persönlich vertreten oder sich intensiv mit ihr beschäftigen. Für alle, die keine Lust haben, immer nur Erwachsenen zuzuhören.
Für den Krautreporter-Podcast habe ich mit meiner Kollegin Constanze Kainz über Demokratiebildung gesprochen. Auch dabei: der ehemalige Bundesschülersprecher Dario Schramm. Für alle, die sich gerade lieber einen 30-Minuten-Podcast anhören wollen, statt Texte zu lesen.
Der Cambridge-Professor, der um die Demokratie bangt
David Runciman ist Head of Politics an der Cambridge University und Autor des Buches „How Democracy Ends“. Dass junge Menschen unterrepräsentiert sind, hält er für eine Demokratiekrise. Er fordert ein Wahlrecht ab 6 Jahren. Für alle, die sich grundlegend mit Demokratie beschäftigen wollen.