Willkommen im Zusammenhang „Darf ich Tiere essen? “. Hier findest du alle wichtigen Texte und Informationen zum Thema, damit du dir einen schnellen und guten Überblick verschaffen kannst.
Hallo! Ich bin Theresa Bäuerlein und ich denke seit zehn Jahren über die Frage nach, ob und unter welchen Umständen es okay ist, Tiere zu essen. Diese Frage treibt sehr viele Menschen um, und jedes Mal, wenn ich einen Artikel dazu schreibe, bekomme ich sehr viel Feedback.
Gleichzeitig verlaufen die Diskussionen zwischen Veganern, Vegetariern und Allesessern oft extrem emotional. Deswegen möchte ich dir hier einen ausgewogenen Überblick geben. Ist es okay, Tiere zu essen? Ich habe sechs Texte ausgewählt, die dir helfen können, eine Entscheidung zu treffen – oder auch nur, Frieden bei einem Abendessen mit einer komplizierten Gästeliste zu stiften (Bratenfans vs. Tofufraktion). Die Texte sind zusammengefasst, damit du das Wichtigste erfährst. Um mehr zu verstehen, solltest du sie lesen.
Es gibt vier wichtige Aspekte, die oft durcheinander geworfen werden: Klima. Umwelt. Gesundheit. Und Ethik. Die Trennung ist ein bisschen künstlich, aber sie schafft einen Überblick. Die ersten drei lassen sich mit Zahlen und Fakten beantworten, für den vierten Punkt gilt das nur bedingt. Wir können abwägen, welche Haltungsformen und Schlachtmethoden besser für Tiere sind. Wir können auch versuchen zu verstehen, wie Tiere Schmerz wahrnehmen. Aber Mitgefühl ist eine Empfindung, die sich rationalen Argumenten entzieht. Darin liegt seine Kraft – aber auch der Haken.
Zeit, das alles zu verstehen?
Die Grundlage: Nahrhafte Fakten
Wenn du dir mit nur einem Text die wichtigsten Argumente anlesen willst, dann nimm diesen hier. In ihm habe ich einen Überblick mit allerlei interessanten Fakten zusammengestellt. Wusstest du zum Beispiel, dass in Deutschland jährlich 13 Millionen Schweine niemals den Weg auf den Teller finden, weil sie vorher im Müll landen? Noch vor der Schlachtung? Wusstest du, dass es sechs Millionen Vegetarier:innen in Deutschland gibt? Und, dass Fleischverzicht nicht so effektiv ist, wie es oft dargestellt wird? Wenn du dich richtig reinknien willst, kannst du dir weitere Quellen angucken, die ich in dem Artikel verlinkt habe. Dieser Text gibt dir die nötigen Grundlagen für die oft emotionalen Debatten über das Fleischessen.
Das Umwelt-Argument: Die verheerende Umweltbilanz von Fleisch
Wenn du Fleisch liebst, aber an der Moral deines Bratens zweifelst, musst du jetzt sehr stark sein. 2018 haben zwei Wissenschaftler die bisher umfassendste Datenbank darüber erstellt, wie sich Landwirtschaft, die Lebensmittel produziert, auf die Umwelt auswirkt. Das Ergebnis: Die Menschheit nutzt 83 Prozent aller Agrarflächen, um Fleisch, Eier und Milchprodukte herzustellen und Fische zu züchten. Dazu stößt sie bis zu 58 Prozent aller Treibhausgase aus. Das heißt: Selbst nachhaltig produzierte Fleisch- und Milchprodukte haben eine viel schlechtere Umweltbilanz als pflanzliche Lebensmittel. Diese Runde geht an die Veganer-Fraktion.
Das bäuerliche Argument: Ohne Tierhaltung keine Lebensmittel. Oder?
In Deutschland arbeitet nur noch eine:r von 100 Beschäftigten in der Landwirtschaft. Eines der überzeugendsten Argumente gegen Veganismus und Vegetarismus kennen deshalb die wenigsten, denn es setzt ein Wissen voraus, das jeder Bauer und jede Bäuerin hat, die meisten Supermarkteinkäufer:innen aber nicht. Deshalb ist der folgende Artikel der Joker, mit dem du bei jeder Diskussion beim Abendessen punkten kannst. Aber denke an die alte Spiderman-Weisheit: Mit großer Macht kommt große Verantwortung. Und darum geht es: Es ist sehr schwierig, Lebensmittel ohne Tiere zu produzieren – so gut wie jedes Gemüse, Getreide oder Stück Obst, das man kaufen kann, ist dank Erzeugnissen aus der Tierindustrie gewachsen. Auch und gerade biologische Lebensmittel. Das ist kein Zeichen einer pervertierten Landwirtschaft, sondern eine Regel ganz normaler Nährstoffkreisläufe. Ginge es auch anders? Ja, aber es ist sehr schwer. Für den folgenden Artikel habe ich den Agrarwissenschaftler Daniel Mettke getroffen, der Menschen davon überzeugen will, dass auch ihre Bio-Möhren und -Kartoffeln tierfrei wachsen sollten. Und er hat ziemlich gute Argumente.
Das Kulturargument: Rinder und Menschen sind Gefährten
Wenn man sich Bilder von Rindern, Schweinen und Hühnern aus Massentierhaltung ansieht, könnte man meinen, dass die Beziehung von Mensch und Tier eine Geschichte der Ausbeutung ist. Aber das stimmt nicht: Die Domestizierung von Nutz- und Haustieren war zu Beginn keine einseitige Inbesitznahme des Tieres durch den Menschen. Sondern eine Beziehung zum gegenseitigen Vorteil. Rinder und Menschen waren über Jahrtausende Gefährten und haben sich sogar biologisch beeinflusst. Die Wissenschaft nennt das „Ko-Evolution“: In Mitteleuropa veränderten Kühe ihre Eiweiße im Euter, damit Menschen die Laktose vertragen konnten. Und zur selben Zeit veränderten Menschen ihre Verdauung – deswegen sind bis heute viele Menschen in Europa nicht laktoseintolerant, anders als in Asien oder Afrika. Der Artikel, den ich hier empfehle, handelt von einem jungen Schriftsteller, der auf den Hof seiner Eltern in Irland zurückzieht. Und dort die uralte Beziehung zwischen Mensch und Rind wiederentdeckt. Er hat sie für Leser:innen geschrieben, die Kühen und Bauernhöfen im Alltag bestenfalls zweidimensional begegnen, als idyllische Bilder auf Milch- und Butterpackungen. Nebenbei beschreibt er eine Lebensweise, die in reichen Ländern langsam ausstirbt.
Wer auf Fleisch verzichtet, weil er sich um Umwelt, Klima und Tierwohl sorgt, möchte, dass dieser Verzicht eine Wirkung hat. Aber funktioniert das wirklich? Eine erschreckende Zahl habe ich oben schon erwähnt: Dreizehneinhalb Millionen Schweine werden in Deutschland pro Jahr in der Haltung so krank, dass sie verenden oder getötet werden müssen. Niemand isst diese Schweine, sie landen im Müll (also in der Tierkörperbeseitigung). Aber das ist noch nicht alles: Hinzu kommen noch etwa vier Millionen, deren Fleisch in Privathaushalten im Abfall landet. Mehr als 17 Millionen Schweine sterben also völlig unabhängig davon, ob wir Tofu- oder Schweinebratwürste essen. Ich habe ausgerechnet, was die rund neun Millionen Vegetarier:innen und Veganer:innen im Vergleich ausrichten, indem sie auf Fleisch verzichten. Das Ergebnis: Alle Vegetarier und Veganer in Deutschland zusammen sparen im Jahr nur etwa vier Millionen Schweine ein.
Genug der Argumente: Wir müssen über Mitgefühl sprechen
Meine fünfte Empfehlung ist ein sehr persönlicher Text. Ich beschreibe darin, warum ich Vegetarierin geworden bin. Ich muss dich warnen: Dieser Artikel hat die bekannte Nebenwirkung, dass er Menschen zum Fleischverzicht konvertiert. Ich schwöre aber, dass ich ihn nicht absichtlich manipulativ geschrieben habe. Ich glaube, die Stärke dieses Artikels liegt darin, dass er alle rationalen Argumente unterläuft und ein Gefühl anspricht, das (hoffentlich) jeder Mensch unmittelbar versteht: das Mitgefühl mit anderen leidenden Lebewesen. Zu emotional für dich? Keine Sorge: Ich habe für diesen Text nicht auf einem Sofa bei einem schönen Grüntee über samtige Kuhaugen nachgedacht, sondern bin an Kisten mit Schweineherzen vorbeigegangen und habe Hallen betreten, in denen Blut über Fließbänder strömte.
Über Tierwohl diskutieren die Deutschen viel und ausführlich. In dieser aufwändigen Recherche der Zeit ist die Autorin einer Frage nachgegangen, die oft übersehen wird: Wie geht es eigentlich den Menschen, die unsere Tiere schlachten? Sie fand eine Schattenwelt.
(Der Artikel ist hinter eine Bezahlschranke.)
Missstände in der Tierhaltung gibt es viele, aber die Täter kommen damit sehr oft straflos davon. Warum das so ist, erklärt der Strafrechtler Jens Bülte in diesem lesenswerten Interview.
MIchael Pollan ist meiner Meinung nach einer der besten Journalisten überhaupt, wenn es darum geht, Lebensmittel zu verstehen, inklusive Fleisch und die Probleme und Chancen, die mit dessen Produktion verbunden sind. Seine Website ist eine Fundgrube für alle, die sich für diese Themen interessieren und kein Problem damit haben, auf Englisch zu lesen.
Eines der wichtigsten Argumente bei der Fleisch-Debatte fällt oft unter den Tisch: Fast alles, was man am Fleischessen kritisieren kann, bezieht sich auf das System der Massentierhaltung. Aber es geht auch anders, wie der vegane Autor dieses Artikels erklärt (auf Englisch).
Die ZDF-Sendung „Frontal 21“ deckt in dieser Folge auf, wie die Industrie blasse Steaks und minderwertige Würste aufmotzt: Mit Proteinen aus Schlachtabfällen, wie altem Blut, Knochen und Fettresten, die in das Fleisch gespritzt werden. Und zwar ganz legal.