Die Gefahr wartet zuhause – so können wir uns schützen
Eine kurze Anleitung
6 Teile
Willkommen im Zusammenhang „Die Gefahr wartet zuhause – so können wir uns schützen“. Hier findest du alle wichtigen Texte und Informationen zum Thema, damit du dir einen schnellen und guten Überblick verschaffen kannst.
Hallo, ich bin Lou und schreibe für Krautreporter über Gender und Feminismus. In diesem Zusammenhang geht es um Häusliche Gewalt – die ist nämlich in den vergangenen Jahren enorm angestiegen.
Egal ob du selbst betroffen bist, es einmal warst, jemanden kennst oder ob du bisher nichts mit dem Thema zu tun hattest: Es ist wichtig, dass wir alle verstehen, wie Häusliche Gewalt funktioniert und was wir gegen sie tun können. Viele Menschen glauben immer noch, Gewalt, die zuhause passiert, sei eine Privatsache, in die man sich von außen nicht einzumischen habe. Doch das stimmt nicht. Häusliche Gewalt ist kein privates Problem – es ist ein gesellschaftliches. Je mehr von uns es als ein solches wahrnehmen, desto mehr können wir als Gesellschaft etwas dagegen bewirken. Für diesen Zusammenhang habe ich konkrete Tipps recherchiert, wie du als Außenstehende:r helfen kannst. Ich war bei einem Gerichtsverfahren in einem Fall von Partnerschaftsgewalt dabei. Und ich erzähle von einem Fragebogen, der Femizide voraussagen kann.
Zeit, das alles zu verstehen?
Du hörst Schreie im Treppenhaus. So verhältst du dich richtig
Ist der Streit aus der Nachbarwohnung schon „schlimm genug“, so dass ich die Polizei rufen sollte? Ein Mann schlägt auf der Straße seine Freundin – wie kann ich helfen, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen? Vielleicht hast du solche Situationen selbst schon einmal erlebt? Und erfahren, wie belastend es sein kann, Zeugin oder Zeuge von Häuslicher Gewalt zu werden? Dann ist dieser Text der richtige für dich. Denn ich habe die besten Ratschläge aus der KR-Community und von Expertinnen gesammelt, was man tun kann und sollte, wenn man Zeuge von Häuslicher Gewalt wird.
Gerichte versagen häufig, wenn es um Häusliche Gewalt geht
Nur ein Prozent der Sexualdelikte wird in Deutschland angezeigt. Die wenigsten Opfer von Partnerschaftsgewalt gehen zur Polizei, geschweige denn vor Gericht. Die Gründe dafür liegen zum Teil strukturell im Justizsystem verankert. Aber auch an Richter:innen und Staatsanwält:innen, die patriarchal geprägten Vorurteilen nachhängen. Gerichtsverfahren können Opfer traumatisieren.
Immer wieder ermorden Männer ihre Partnerinnen oder Ex-Partnerinnen. Lassen sich solche Taten frühzeitig verhindern? Ein Fragebogen aus den USA soll dabei helfen, das Risiko früh genug zu erkennen.
Im Podcast „einbiszwei“ geht es um sexualisierte Gewalt, vor allem gegen Kinder und Jugendliche. Thematisiert werden Missbrauch in der Kirche, im Spitzensport, im Internet – und was hilft, um sich dagegen zu schützen. Besonders empfehlen möchte ich Folge 12 „Ein verunsicherter Mann ist schon mal ein guter Anfang“, in der die Fachanwältin für geschlechtsspezifische Gewalt Christina Clemm erzählt, was sich an Gerichtsverfahren zu sexualisierter Gewalt ändern muss.
Gewalt schlägt enorm aufs Selbstbewusstsein. Hier kommt deswegen mein absolutes Lieblingslied, um sich von Menschen zu lösen, die einem nicht gut tun: „Jodida pero Contenta“ („Fertig aber froh“) der afrospanischen Sängerin Buika. Der Song handelt davon, trotz Angst und Schmerzen in eine unabhängige Zukunft zu schreiten, verleiht die Kraft und Zuversicht dazu – und zwar mit einer gesunden Portion Genugtuung.
Das Buch „Mir geht’s doch gut“ des Familientherapeuten Terrence Real handelt eigentlich von männlichen Depressionen. Ich habe daraus aber viel über Gewalt im Patriarchat gelernt, wie sie Männern schon in der Kindheit eingeschrieben wird und wie Männer diese Gewalt dann als Erwachsene in ihren eigenen Familien fortsetzen.
Kein Selbsthilfebuch fand ich bisher hilfreicher als das von Pete Walker: „Complex PTSD: From Surviving to Thriving“ (leider gibt es bisher keine deutsche Übersetzung zu kaufen). Eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung kann entstehen, wenn Menschen in der Kindheit immer und immer wieder Missbrauch ausgesetzt waren – physisch, sexuell oder emotional. Man braucht aber nicht diese Diagnose, um von diesem Buch zu profitieren. Es ist voller praktischer Handlungsempfehlungen, um mit psychischen Belastungen umzugehen, die ihre Wurzeln in der Kindheit haben.
Opfer von Häuslicher Gewalt im Sinne von physischer Gewalt verschweigen diese oft. Aber emotionale Gewalt ist noch unsichtbarer: Es gibt keine Spuren, die sich dokumentieren lassen, oft noch nicht einmal justiziable Verbrechen, wegen derer man die Polizei rufen könnte. Für Opfer ist es oft besonders schwer, diese Gewaltform überhaupt als Gewalt zu erkennen. Deshalb ist die Miniserie „Maid“ so gut. Sie hilft zu verstehen, wie emotionale Gewalt funktioniert und was es so schwer macht, eine gewaltvolle Partnerschaft zu verlassen.