Wie wird man eigentlich Biolandwirt?
Sinn und Konsum

Wie wird man eigentlich Biolandwirt?

Manche Fragen sind wie Wölfe im Schafspelz. Beispielsweise die von Krautreporter-Mitglied Thomas Güthlein. Er fragt nach „harten Zahlen zur fachlichen Ausbildung von Biolandwirten in Deutschland“. Die Antwort kann doch nicht so schwer sein, oder?

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Managing Editor

Auf zum Statistischen Bundesamt!

Wer in Deutschland nach Zahlen sucht, beginnt oft bei der Wiesbadener Behörde. Hier erfahren wir, dass es in Deutschland 280.800 landwirtschaftliche Betriebe (2015) gab, davon 18.000 Öko-Betriebe. Die letzte Zahl stammt allerdings aus dem Jahr 2013. Denn Daten zum ökologischen Landbau werden nur alle drei bis vier Jahre in der Agrarstrukturerhebung gesammelt. Laut Statistischem Bundesamt gab es 2014 insgesamt 33.441 Auszubildende im Bereich Landwirtschaft. Wieviele davon in Ökobetrieben arbeiteten, wird nicht aufgeschlüsselt.

Das muss doch die Bundesregierung wissen!

Spätestens jetzt ist Schluss mit den harten Fakten: Denn wir müssen uns erst einmal darüber einig werden, was Biolandwirte eigentlich sind. Das Bundeslandwirtschaftsministerium versucht sich an einer Definition: „Die ökologischen Landbaumethoden wollen – stärker als andere Anbaumethoden – einen möglichst geschlossenen betrieblichen Nährstoffkreislauf erreichen. Futter- und Nährstoffgrundlage soll der eigene Betrieb sein. Sie wollen die Bodenfruchtbarkeit erhalten und mehren und Tiere besonders artgemäß halten.“ Danach gab es 2014 insgesamt 23.398 Öko-Betriebe, schon 2013 aber 23.271 – seltsam, deutlich mehr als beim Bundesamt.

Fragen wir doch einfach in der Branche nach!

Die Biobranche 2015 (PDF) schlüsselt gekonnt der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft auf. Wer sich nicht durch das Buch kämpfen will, findet bei Foodwatch eine knappe Zusammenfassung. Aber bei beiden Organisationen ist nichts zur Ausbildung zu entdecken. Das gleiche Problem hat man beim Kritischen Agrarbericht vom Agrarbündnis e.V. Selbst bei der Bundesregierung macht die Ausbildungssituation nur drei knappe Absätze (307 bis 309) im 140-seitigen Agrarpolitischen Bericht der Bundesregierung 2015 aus.

Wo liegt denn das Problem?

In der Definition, was ein Biolandwirt ist und welchen Ausbildungsgang er zu absolvieren hat. Einige haben sich schon während der Lehre spezialisiert oder während des Studiums der Agrarwissenschaft. Andere Bauern haben eine konventionelle Ausbildung und lassen sich später von Ökoverbänden zertifizieren. Es gibt aber auch Betriebe, die zwar ökologisch wirtschaften, aber nicht alle Vorschriften einiger Verbände –
zum Beispiel zum Kraftfutterzukauf – einhalten wollen oder können.

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Als Ersatz für Zahlen, hier ein paar hilfreiche Links:

Verbände wie Demeter und Bioland bieten ihre eigenen Ausbildungsgänge an. Eine Superseite mit Ausbildungsmöglichkeiten in der Biobranche hat die Stiftung Ökologie & Landbau zusammengestellt. Wer wissen will, welche Bildungsgänge es in welchen Bundesländern gibt, wird vielleicht beim Bildungsserver Agrar fündig. Neue Ideen und hilfreiche Links findet man auch bei Schrot und Korn (nein, diesmal nicht im Bioladen deiner Wahl, wo die Zeitung kostenlos ausliegt, sondern im Internet).

Wer weiß mehr?

Ich habe nicht wirklich viele Zahlen zum Thema gefunden, siehe oben: Wolf im Schafspelz. Aber vielleicht wissen andere KR-Mitglieder und -Leser mehr? Ihr könnt mir gerne eure Hinweise schicken an vera@krautreporter.de. Gemeinsam bekommen wir vielleicht die Informationen zusammen, die Thomas Güthlein sucht. Ich aktualisiere dann gerne diesen Artikel.


Aufmacherbild: Flickr/Micolo J/CC BY 2.0.