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Deutschland hat ein Problem und zwar eines, das immer größer wird.
Es geht um den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen, vor allem in der Pflege. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass bis zum Jahr 2049 voraussichtlich zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen werden.
Eine repräsentative Krankenhausbefragung aus dem vergangenen Jahr kommt zu dem Ergebnis, dass so gut wie jedes Krankenhaus offene Stellen auf den Allgemeinstationen nicht besetzen kann.
Es gibt viele Lösungen. Eine davon: Fachkräfte aus dem Ausland anwerben.
Ich wühle mich gerade durch Studien, unter anderem das 200-seitige Gutachten des Sachverständigenrates für Integration und Migration aus dem Jahr 2022. Drei Dinge finde ich besonders interessant:
- Im deutschen Gesundheitssystem arbeiten fast 700.000 Personen, die im Ausland geboren sind. Das ist überdurchschnittlich viel im Vergleich zum Rest der erwerbstätigen Bevölkerung.
- In der Altenpflege ist der Anteil von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte besonders hoch. Rund ein Drittel der hier Beschäftigten hat einen Migrationshintergrund und stammt häufig aus Ost- und Südosteuropa.
- Ausländische Ärzt:innen arbeiten häufiger auf dem Land als deutsche. In den ostdeutschen Bundesländern beträgt ihr Anteil 15 Prozent, das ist dreimal so viel wie der Ausländeranteil in der dortigen Bevölkerung.
Es klingt erstmal wie das perfekte Match: Deutschland braucht Fachkräfte im Gesundheitswesen; Menschen aus anderen Ländern kommen nach Deutschland, um diese Lücken zu füllen.
Hier beginnen die Probleme
Genau diese Menschen im Gesundheitswesen, auf die Deutschland so dringend angewiesen ist, erleben häufig Rassismus. Sie werden beschimpft oder ausgeschlossen, Pflegebedürftige wollen nicht von einer Person mit Kopftuch gepflegt werden, Schwarze Ärzt:innen werden für die Putzkraft gehalten.
Natürlich betrifft das nicht nur ausländische Fachkräfte. Auch deutsches Personal kann rassistisch diskriminiert werden, etwa aufgrund der Hautfarbe oder des Namens. Das Gesundheitswesen ist sehr hierarchisch und das macht es für Betroffene oft schwer, dagegen vorzugehen, weil sie es sich zum Beispiel nicht mit ihren Vorgesetzten verscherzen wollen.
Dieses Problem wird in absehbarer Zeit größer werden, wenn mehr Fachkräfte aus dem Ausland in Praxen, Krankenhäusern oder Pflegeheimen in Deutschland arbeiten.
Du kannst mir bei der Recherche helfen
Es gibt zum Thema Rassismus im Gesundheitssystem kaum Berichte oder wissenschaftliche Untersuchungen. Gemeinsam mit meiner Kollegin Raweel Nasir recherchiere ich deshalb dazu. Wir wollen mit Menschen im Gesundheitssystem sprechen, die Rassismus erfahren haben.
Kennst du so jemanden? Bist du selbst betroffen? Oder hast du einfach nur einen Gedanken dazu? Du kannst dich bei mir melden, an isolde@krautreporter.de.
Redaktion: Astrid Probst