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Heute sende ich dir nochmal fünf Tipps und Infos, die wichtig werden, wenn deine Eltern Hilfe brauchen:
👉 Sprich eure Probleme an!
👉 Erkläre, was passiert!
👉 Wehre dich!
👉 Erhole dich!
👉 Nimm die Wünsche deiner Eltern ernst!
Fangen wir mit dem Punkt an, der von Anfang an wichtig ist:
Sprich eure Probleme an – jetzt aber wirklich
Es klingt vielleicht banal, aber wenn ihr euch erstmal täglich miteinander auseinandersetzen müsst, kommen die ganzen alten Konflikte in deiner Familie schneller wieder hoch, als du googeln kannst, was eine Familienaufstellung eigentlich ist.
Gerade, wenn du und deine Eltern ein eher distanziertes, vorwurfsvolles oder sogar dezidiert schlechtes Verhältnis hattet, solltet ihr emotionale Altlasten jetzt besprechen.
Man ist nie zu alt für eine Therapie, auch wenn deine Eltern mit dem Konzept vielleicht noch nicht sehr vertraut sind. In vielen Städten gibt es konkrete Psychotherapieangebote für Ältere – übrigens auch für pflegende Angehörige. Vorausgesetzt natürlich, man findet einen Platz. Wir haben hier beschrieben, wie du einen Therapieplatz (für dich oder deine Eltern) findest.
Erkläre, was passiert – und hole dir Unterstützung dafür
Vielleicht kommt die Pflegebedürftigkeit deiner Eltern recht schnell. Dabei entstehen viele Fragen, nicht nur bei dir, sondern auch bei deinen Eltern. Sie werden vielleicht nicht sofort verstehen, was jetzt ansteht. Wie auch, die Situation ist für alle neu.
Deine Eltern werden aber spüren, dass es sie direkt betrifft und könnten das Gefühl haben, dass sie sich ergeben sollen. Häufig führt schon die erste Erwähnung einer möglichen Einstufung durch den Pflegedienst zu Problemen und Streit: „So alt bin ich noch nicht! Ich brauche das nicht!“
Und jetzt?
Hole dir schon für die ersten Gespräche Hilfe bei Mediator:innen oder anderen Vermittler:innen.
Es gibt Profis, die das speziell für Familien anbieten. Vielleicht kann aber auch jemand aus dem Freundeskreis deiner Eltern helfen, der ähnliches schon erlebt hat? Oder jemand aus der Kirche oder einem Verein, falls das für deine Eltern ein wichtiger Ort ist? Gerade diese ersten Gespräche bergen viel Potenzial für Streit. Versuche, entspannt zu bleiben. Niemand ist freiwillig in dieser Situation.
Wehre dich!
Die Organisation der Pflege zu Hause erfordert Organisation. Der Pflegegrad nimmt dabei eine elementare Rolle ein. Nach der Beurteilung der Pflegesituation vor Ort erfolgt eine Einordnung in die Pflegegrade.
Es ist gut möglich, dass der beurteilte Pflegegrad von dem abweicht, was deine Situation zu Hause erfordert oder du dir erhofft hast. Aber: Du kannst Widerspruch einlegen!
Ein Tipp aus der Community: Reiche Widerspruch und einen Höherstufungsantrag parallel ein. So sparst du wichtige Zeit!
Erhole dich – auf Kosten der Pflegekasse
Pflege ist anstrengend. Vor allem am Anfang besteht die Gefahr, sich zu viel aufzubürden und auszubrennen.
Regelmäßig Urlaub machen kann helfen, doch das im Pflegealltag durchzuziehen, ist nicht leicht. Aber: Es gibt Kuren und Rehas für pflegende Angehörige – auch bezahlt von der Pflegekasse.
Möglich ist eine Kur alleine oder gemeinsam mit der pflegebedürftigen Person. Es gibt sogar Pflege-Hotels für Pflegende und Pflegebedürftige. Beim Müttergenesungswerk kannst du anhand von ein paar Fragen in einem Online-Test prüfen, ob die Pflegekasse für deine Kur oder Reha aufkommen würde.
Dazu musst du nicht schon am Ende deiner Kräfte sein. Im Gegenteil: lieber rechtzeitig Auszeiten nehmen, auch wenn andere das nicht verstehen.
Nimm die Wünsche deiner Eltern ernst – auch wenn die Situation dadurch komplizierter wird
Ich wusste früher nicht, dass Kranke nicht für immer im Krankenhaus sein können. Meine Mutter musste damals nach zwei Wochen entlassen werden. Sie war eh schon auf der Palliativstation – was soll bei Krebs im Endstadium auch noch behandelt werden?
Noch bevor klar war, dass sie zu Hause gepflegt werden kann, wurde sie von der Klinik, in der sie war, im örtlichen Hospiz angemeldet und mit dem Krankentransport hingefahren. Als mein Bruder dort ankam, fand er meine Mutter, damals 52, in einem Doppelzimmer mit einer sehr alten Frau, die an die Decke schaute und immer wieder laute Geräusche machte.
Unsere Mutter saß weinend auf der Bettkante, völlig aufgelöst, und sagte nur: „Ich will nach Hause.“ So klar hatte sie davor selten Wünsche geäußert.
Jetzt wurde es kompliziert: Zuhause gab es kein Pflegebett, keine mobile Toilette, nichts.
Wir kamen davor gar nicht darauf, dass die Pflege zu Hause eine Option wäre. Innerhalb weniger Tage konnten wir ihre Wohnung so umbauen und umorganisieren, dass wir zumindest für den Anfang klarkamen.
Nach und nach wurde dann eine richtige Pflegewohnung daraus. Wir hätten diesen Weg zu Beginn vielleicht nie gewählt – am Ende war er aber genau das Richtige für alle.
Redaktion: Rico Grimm, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Philipp Sipos