Als Corona kam, saßen die Menschen zu Hause und haben ihre Glaskugeln entstaubt. Natürlich haben sie das. Die Pandemie ist einzigartig, sie wird die Welt verändern, das war schon vor einem Jahr klar. Aber wie genau? Es folgten viele Prognosen.
Eine damals beliebte Prognose können wir sofort abräumen. Es wird zehn Monate nach dem ersten Lockdown im März und April 2020 einen Babyboom geben, haben viele augenzwinkernd gemutmaßt. Aber die Zahl der Weihnachts- und Neujahrskinder ist nicht gestiegen. Und das, obwohl die Menschen so viel zu Hause saßen und nicht wussten, wohin mit sich (und ihren Glaskugeln).
Und noch eine Prognose traf nicht ein: Corona hat die armen Länder nicht überrollt, jedenfalls nicht so, wie das viele im Westen erwarteten. Im Gegenteil: Es gibt arme Länder, die gut, wenn nicht sogar besser durch die Pandemie gekommen sind als Deutschland, Frankreich oder die Vereinigten Staaten.
Auch Nouriel Roubini, ein Ökonom, den sie „Dr. Untergang“ nennen, hatte Unrecht. Er hatte vorhergesagt, dass die Weltwirtschaft in eine tiefe Krise schlittern werde. Die wirtschaftliche Entwicklung nach Corona werde nicht v-förmig verlaufen, auch nicht wie ein geschwungener, nach oben zeigender Haken, sagte er damals, sondern wie ein „I“, einfach gerade hinab. Absturz, Weltwirtschaftskrise. Die aber gab es nicht.
Als Corona begann, um die Welt zu ziehen, spürten die Menschen, dass diese Pandemie etwas Großes ist, einer jener Momente, bei denen jeder weiß, wo er war (mutmaßlich zu Hause). Es ist eines dieser Davor-und-Danach-Ereignisse, das Generationen prägen kann. Auch ich habe deswegen vor etwas mehr als einem Jahr zehn Prognosen über die Folgen der Pandemie aufgestellt, zur ersten Orientierung – um zu verstehen, was passiert.
Sie müssen dabei wissen: Journalist:innen sind unverbesserliche Rechthaber. Die Besserwisserei ist quasi Berufsvoraussetzung und -krankheit. Und genau deswegen will ich nun über meine Irrtümer von damals reden – und nicht nur andere vorführen, wie ich es hier im Einstieg des Textes getan habe.
Diese Fehlprognosen sind interessant, weil sie auf das Neue hinweisen und eine so nicht erwartete Zukunft beschreiben können. Das Ende des Neoliberalismus als Weltleitideologie steht im Raum, genauso wie zehn brillante Jahre für Kultur und Wissenschaft – und ein Katastrophenjahrzehnt.
Aber beginnen wir (ganz kurz) mit den Dingen, bei denen ich richtig lag. Manche bestätigten sich schon in den Wochen nach meiner Prognose.
Das Homeoffice hat sich ausgebreitet. Bis zu 27 Prozent der Deutschen arbeiteten 2020 laut Statista von zu Hause aus, im Vergleich zu vier Prozent ein Jahr zuvor. Aber anders als noch vor einem Jahr sehen viele Menschen nicht mehr nur die Vorteile, sondern auch die Nachteile. Es kann psychisch belastend sein, vom Bett an den Schreibtisch zu fallen, Tag für Tag, und immer die gleichen vier Wände um einen herum. Was mich zu einer zweiten Prognose bringt, die sich vollends erfüllt hat: Werkzeugfabrikanten, (Online-)Möbelhändler, (Online-)Gartenmärkte und (Online-)Läden für Strickwarenbedarf haben eines der besten Jahre ihrer Geschichte hinter sich. Diese vielen neuen dort erworbenen Dinge haben die Deutschen dabei nicht in bar bezahlt, sondern immer öfter mit Kreditkarte oder Girocard. Der Anteil an digitalen Zahlungen sprang nach oben. Das von mir damals ausgerufene „Ende des Bargeldes“ – es rückt näher.
Interessant ist eine letzte Prognose, die sich erfüllt hat: Die Autokraten dieser Welt haben Probleme bekommen. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro musste zwischendurch um seine Macht kämpfen und US-Präsident Donald Trump wurde abgewählt – aber nicht wegen der Wirtschaftslage (wie von mir erwartet), sondern trotz. Kommen wir also zu den Vorhersagen, die ich vergeigt habe.
Irrtum 1: Die Wirtschaft crasht? Nein, die Wirtschaft brummt
Raunend wie ein alter Philosoph in einer Schwarzwaldhütte hatte ich gewarnt, dass „sich irgendwo im weitverzweigten Finanzsystem ein Schräubchen gelöst und eine Kettenreaktion in Gang gesetzt“ hat: Vor einem Jahr schien, parallel zum Wirtschaftseinbruch durch die Corona-Maßnahmen, eine neue Finanzkrise möglich. Und US-Präsidenten werden nur selten wiedergewählt, wenn es der Wirtschaft ihres Landes schlecht geht. Deswegen war ich mir sicher: Trump wird abgewählt.
Aber die Notenbanken und vor allem die Regierungen haben aus den Fehlern der Weltwirtschaftskrise 1929 und der Finanzkrise 2008/2009 gelernt. Anstatt zu sparen, fluteten sie die Finanzmärkte und zum Teil auch ihre Gesellschaften mit Geld. Allein die amerikanische Notenbank Fed hat in den vergangenen zwölf Monaten zweimal so viel Geld bereitgestellt wie in den zehn Jahren nach der Finanzkrise zusammen. Die US-Regierung hat den ärmeren Bürger:innen mehrere Tausend Dollar bar auf die Hand gegeben und parallel wie viele andere Regierungen Konjunkturprogramme aufgesetzt. Mehr als 20 Billionen Euro veranschlagten die Länder der Welt für diese Hilfen. Und China bekam die Pandemie schnell in den Griff und konnte als größte Volkswirtschaft der Welt einerseits die wegbrechenden Lieferketten ausgleichen und andererseits für Aufträge in aller Welt sorgen.
Zusammengenommen ergibt sich zwölf Monate nach dem schnellsten Wirtschaftseinbruch der Geschichte eine überraschende Diagnose: die Auftragsbücher der Industrie sind voll, viele Menschen haben nach einem Jahr Unterhaltungs- und Genussenthaltsamkeit vergleichsweise viel Geld auf dem Konto herumliegen und die Wirtschaft droht sogar zu überhitzen.
Dass US-Bürger nach Corona im Schnitt mehr Geld auf dem Konto hatten als vor Corona, nutzte Donald Trump. Mit dieser Politik waren viele US-Amerikaner verständlicherweise zufrieden, Trump verlor letztlich wegen all der anderen Dinge, die ich hier nicht aufzählen muss, weil wir alle uns schon zu lange mit den Untaten dieses Mannes beschäftigen mussten. Man muss die guten Momente ja auch genießen können.
Irrtum 2: Wir bekommen eine Überweisung von der Europäischen Zentralbank
„Die Bürger der Eurozone werden eine Überweisung der Europäischen Zentralbank bekommen“ – hinter diesen Satz komme ich nicht mehr zurück. Der steht genauso in meinem Text, und falls Sie nicht zufällig in den vergangenen Monaten eine neue Stelle bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angetreten haben, haben Sie keine Überweisung von eben jener Bank erhalten. Es ist typisch: In Amerika regnet es Geld und in Europa nur gute Ratschläge.
Die EZB hat zwar auch ihre Hilfen hochgefahren und auch die europäischen Regierungen haben Geld in die Hand genommen. Aber gemessen an dem, was wirklich nötig wäre, sind diese Summen zu klein. In der EU kommt nur Deutschland in die Nähe der richtigen Größe.
Viele Länder Europas hatten sich nie richtig von der Euro- und Finanzkrise erholt. Wenn jetzt die Konjunkturprogramme zu klein geraten, verlängert sich die Malaise Europas. Eine ähnlich dynamische wirtschaftliche Erholung wie in den USA oder in China ist damit vom Tisch.
Das gilt nicht nur für Staaten. In der Corona-Krise haben vor allem Menschen, die in Dienstleistungsberufen arbeiten, ihre Jobs verloren. Selbständige aus der Gastronomie oder der Unterhaltungsbranche stehen vor dem Ruin und sie beziehen Hartz IV. Zwölf Monate nach Beginn der Pandemie sind die Reserven, die finanziellen wie die emotionalen, komplett aufgebraucht. Staatliche Hilfen, wenn sie denn überhaupt fließen, decken im Zweifel nur ab, was für den Erhalt des Betriebes notwendig ist. Langfristig könnte das bedeuten, dass hier die Arbeiter:innen eines ganzen Sektors in die Altersarmut abrutschen. Nicht nur konnten sie mindestens ein Jahr so gut wie nichts in die Rentenversicherung einzahlen, auch die Notreserven, die Altersvorsorge, ist aufgebraucht.
Dringender denn je – so scheint es – wären jetzt Debatten über neue Formen der sozialen Versorgung. Das jedenfalls hatte ich vorhergesehen: „Das Grundeinkommen rückt einen Mini-Schritt näher.“ Nun, die Grünen haben das Wort in ihr Grundsatzprogramm aufgenommen, aber ansonsten ist das Thema wieder verschwunden. Aber ich bitte um Geduld: Diese Prognose kassiere ich noch nicht, das Urteil steht noch aus. Es gilt weiterhin, was ich damals schrieb: „Und wenn der Geist einmal aus der Flasche ist, wird es für die Regierungen und Zentralbanken schwer, ihn wieder zurückzustopfen.“
Irrtum 3: Krankenpfleger:innen bekommen mehr als Applaus
Man musste doch annehmen: In einer globalen Pandemie wird Regierungen bewusst, wie wichtig Krankenhäuser, Feuerwehren, Polizeistationen sind und die Menschen, die dort arbeiten. Aber zwölf Monate später haben diese Menschen keine besseren Arbeitsbedingungen. Im Gegenteil: Beschäftigte in medizinischen Berufen fallen immer häufiger aus. Viele werden kündigen, wenn die Pandemie vorüber ist.
Und dennoch hat sich die These bewahrheitet, dass „kollektive Institutionen“ gestärkt werden. Denn der Staat als die wichtigste dieser Institutionen ist mächtig wie nie.
Wir erleben jetzt einen Staat, der viel Geld ausgibt, viel stärker in die Wirtschaft eingreift, als wir das bisher gewohnt sind, sei es in Form expliziter Industriepolitik, in Form neuer Anti-Monopolgesetze, in Form eines besseren Gesundheitssystems – oder höherer Steuern. In Deutschland ist Wahlkampf, deswegen sagt es keine Politikerin und kein Politiker. Aber es wird Steuererhöhungen geben, und – wenn die USA hier wie so oft den Ton angeben – werden diese Steuererhöhungen dieses Mal nicht wie üblich die Armen treffen, sondern tatsächlich diejenigen, die mehr Geld haben.
Das hat zwei Gründe: Erstens ist bei den Armen schlicht nicht mehr so viel zu holen, vor allem nicht nach einer Pandemie, die vor allem deren Dienstleistungsberufe überproportional getroffen hat. Um die Zinsen für die Staatsschulden zu bedienen, werden die Regierungen auch an bisher als unantastbar geltende Steuern gehen: Erbschaftssteuer und Unternehmenssteuer. Joe Biden, der amerikanische Präsident, möchte die Unternehmenssteuern von gerade 21 Prozent auf 28 Prozent anheben (und damit eine Reform von Donald Trump zum Teil zurücknehmen).
Zweitens hat eine Ideologie, die Steuererhöhungen bisher verhindert hat, mit Corona endgültig ihre Hoheit verloren. Wenn die Finanzkrise 2009 der Moment war, wo der Neoliberalismus seinen unangefochtenen Siegeszug beenden musste, dann war die Corona-Pandemie der Moment, in dem auch die Rückzugsgefechte der vergangenen zehn Jahre verloren gingen. Die Zeit des Neoliberalismus als Leitideologie ist vorüber, an seine Stelle wird vermutlich am Ende des Jahrzehnts eine andere wirtschaftsfreundliche Ideologie treten, im Kontrast zum starken Staat, der sich etabliert und dann wiederum überlebt hat.
Irrtum 4? Prognose 1! Die brillanten Zwanziger
Ich wechsle jetzt die Gangart. Nur über Irrtümer und Geld zu reden, versauert das Gemüt. Deswegen mache ich Ihnen nun ein zuversichtliches Prognose-Angebot, das Sie sofort begeistert annehmen oder als Wolkenschloss abtun können. Ich jedenfalls glaube, dass wir vor einem eindrucksvollen Jahrzehnt stehen, in dem Wissenschaft und Kultur glänzen werden: die brillanten Zwanziger.
In der Welt der Wirtschaft und Politik sind die Veränderungen, die Corona auslöst, nicht zu übersehen, aber in einem anderen Feld sind sie vermutlich noch größer. Das zeigt ein Satz, den der Virologe Friedemann Weber im Interview mit meiner Kollegin Esther Göbel fallen ließ: „Dass die mRNA-Plattform durch die Zulassung über den Impfstoff jetzt in der Bevölkerung ankommt, finde ich eine ganz tolle Sache! Das hätte ohne die Pandemie sonst noch Jahrzehnte gedauert.“ MRNA – das ist die Technologie hinter dem Lieblingsimpfstoff der Deutschen, Biontech.
Wer hätte das vor einem Jahr gedacht? Dass große Teile der deutschen Bevölkerung sich lieber einen Impfstoff geben lassen wollen, der auf einer revolutionären Technologie basiert, als einen, der Werkzeuge anwendet, die die Wissenschaft seit Jahrzehnten kennt? Gleichzeitig hat die Forschung rund um Corona gezeigt, wie wichtig offene, internationale Wissenschaftsarbeit abseits der alten Strukturen ist (Bent Freiwald beschreibt das hier). Und: Corona hat viele Menschen dazu gebracht, neue vor allem digitale Technologien zu nutzen.
Zusammen könnte sich folgendes Bild ergeben: Eine Bevölkerung, die den Wert von Wissenschaft neu gelernt hat und sieht, dass neue Technologien nötig sind, ermöglicht mit ihren Steuergeldern und ihrer Begeisterung etwas, was der Blütezeit der Wissenschaft in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts gleicht, als der Physiker Albert Einstein in Berlin seine Relativitätstheorie lehrte, die Physikerin Marie Curie die Welt über ihre Strahlungsforschung aufklärte, der Physiker Niels Bohr in Kopenhagen die Atome entschlüsselte, der Mediziner Alexander Fleming das Penicillin entdeckte und der Pilot Charles Lindbergh über den Atlantik flog.
Wo diese Fortschritte gemacht werden, lässt sich jetzt schon erkennen: Noch immer hat die Künstliche Intelligenz nicht das Potential ausgeschöpft, das sie in der Theorie hat, aber irgendwann muss der Knoten platzen. Parallel dazu arbeiten Biologen und Programmierer daran, ihre beiden Disziplinen noch stärker zu verzahnen. Die mRNA-Technologie war ein erster Vorgeschmack darauf, was möglich sein kann in diesem Bereich. Zuletzt: Quantencomputer machen größere Fortschritte, als viele wahrnehmen. Noch sind sie weit entfernt davon, alltagstauglich zu sein, aber die Erfahrung mit den klassischen Computern zeigt, wie schnell sich so eine Technologie ausbreiten kann. Die Software-Firma IBM jedenfalls hat schon einmal begonnen, Programmierer auf Quanten-Jobs vorzubereiten, die es heute noch gar nicht gibt.
Außerdem muss ich daran denken, was Kulturhistoriker festgestellt haben: dass Pandemien wie Beschleuniger wirken können. Warum sollte das dieses Mal nicht passieren? Nach fast zwei Jahren wird das Publikum hungrig sein auf Galerien, Opernaufführungen und durchtanzte Clubnächte, gleichzeitig hatten die Künstler selbst wenig Gelegenheiten, ihre Arbeit zu präsentieren und wiederum viel Zeit zur Reflexion und zum Schaffen. Die nächsten Jahren werden Boomjahre für die Kultur und für die Unterhaltungsbetriebe.
Prognose 2: Das Ende des US-Dollars als Weltreservewährung
Nun gut, einmal noch zurück zum Geld. Ich möchte bloß, dass Sie schon einmal davon gehört haben: Der Dollar, das Synonym für Geld unserer Zeit, könnte bald wertlos(er) werden. Denn die USA haben eine, relativ gesehen, hohe Schuldenquote. Die Staatsschulden des amerikanischen Staates belaufen sich auf 27 Billionen Dollar.
Alles kein Problem – solange die Zinsen für die USA niedrig bleiben. Den ersten Warnschuss haben die Gläubiger aber jetzt schon abgegeben. Sie lassen sich ihre Kredite von den USA teurer bezahlen. Was aber, wenn es nicht dabei bleibt? Knackpunkt ist der Dollar – vertrauen ihm die Menschen (vor allem aber die Anleger), gibt es kein Problem. Bröckelt dieses Vertrauen, beginnt ein Teufelskreis: Weniger Vertrauen, höhere Zinsen, größere Probleme, die Schulden zu refinanzieren, weniger Vertrauen, höhere Zinsen und so weiter. Wird der Dollar auch in Zukunft Wert haben? Die Kryptowährung Bitcoin wurde auch als Rückversicherung gegen sich entwertende Währungen entworfen. Und deren Kurs sagt etwas anderes:
Im Ernst. Eine Weltleitwährung zu haben, ist ein historisches Privileg, kein gottgegebenes Recht. Deswegen werden wir – und damit lehne ich mich weit aus dem Fenster, weil Sie Bibliotheken füllen können mit genau dieser falschen Prognose – in den nächsten Jahren über das Ende des Dollars als die eine wichtigste Währung der Welt sprechen. An seine Stelle wird entweder ein Korb aus anderen Währungen treten oder der digitale Yuan, den die chinesische Zentralbank gerade gestartet hat. Was wiederum zum Ende des Bargelds passt.
Okay. Jetzt schlug schon wieder die selbstbewusste Besserwisserei durch. Deswegen noch einmal zurück zu einem Irrtum, einem bitteren.
Irrtum 4: Corona hilft dem Klimaschutz
Ich hatte es wirklich geglaubt und war damit auch nicht allein. Corona würde den Klimaschutz voranbringen. Vor einem Jahr schrieb ich: „Niemand in der Corona-Krise vertraut darauf, dass ‚der Markt‘ schon alles löst. Ist es völlig abwegig zu glauben, dass diese zu oft als rational-nüchternes Argument getarnte Ausrede auch in der Klimakrise nicht mehr zieht? Dazu kommt: Die Regierungen der Welt zeigen gerade, wozu sie fähig sind, wenn sie wirklich müssen.“
Aber im vergangenen Jahr hat die Menschheit – trotz Corona – wieder mehr CO2 und mehr von dem noch viel klimaschädlicheren Methan ausgestoßen. Gleichzeitig sind die ganzen Konjunkturprogramme, die die Regierungen aufgelegt haben, nicht so grün wie (auch von mir) erhofft und viele Länder nutzen Corona eher als Ausrede zum Nichtstun denn als eine Warnung. Das 1,5-Grad-Klimaziel ist in der Theorie noch erreichbar, realistischerweise muss ihm das 1,6-Grad-Ziel oder das 1,7-Grad-Ziel folgen, der Kampf um so wenig Erderhitzung wie möglich und das Nachdenken darüber, wie sich die menschlichen Gesellschaften an jene Klimawandelfolgen anpassen müssen, die nicht mehr abwendbar sind.
Nur, wenn die Menschheit weiter so macht, werden auf die brillanten Zwanziger die harten Dreißiger folgen. Dann nämlich wird die Klimakrise mit voller Wucht durchschlagen: mehr Wirbelstürme, Dürren, ihnen folgend Brände, Wetterkapriolen und steigende Meeresspiegel.
Aber ich kann mich auch irren. Dieser Text ist der Beweis. Die Zukunft, sie steht nicht fest.
Redaktion: Philipp Daum; Schlussredaktion: Susan Mücke; Bildredaktion: Till Rimmele; Audioversion: Iris Hochberger.