Wir haben immer noch zu wenige Atemschutzmasken für medizinische Teams in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Das führt inzwischen zu solchen Schlagzeilen: Die Zahl der infizierten Fachkräfte hat sich innerhalb von drei Wochen verdreifacht – auf knapp 6.500.
Nicht alle Masken können zuverlässig vor Ansteckung schützen und manche werden von medizinischen Teams dringender gebraucht. Doch die Bundesregierung empfiehlt seit dem 15. April sogenannte Alltagsmasken in bestimmten Situationen: beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Und schließt sich damit den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts an.
Es könnte sein, dass es nicht bei einer Empfehlung bleibt. Auch am Arbeitsplatz könnten Masken bald vorgeschrieben werden, besonders, wenn nicht immer der Mindestabstand von anderthalb Metern eingehalten werden kann. Zum Beispiel in Läden oder in Schulen und Kindergärten.
Was bringen Alltagsmasken überhaupt? Und was ist mit Alltagsmasken eigentlich gemeint?
Was die Maskentypen voneinander unterscheidet
Alltagsmasken unterscheiden sich von professionellen medizinischen Masken. Sie sollen einen mechanischen Schutz vor möglicherweise mit Viren (und anderen Erregern) belasteter Atemluft und Tröpfchen bieten, die beim Sprechen in die Umwelt abgegeben werden. Das heißt: Du schützt andere, indem du eine Barriere zwischen deiner Ausatemluft und deiner Umwelt errichtest. Das ist höflich, weil es den Erregernebel in der direkten Umgebung ausdünnt. So atmen andere Menschen möglicherweise weniger Viren ein. Das Immunsystem der anderen hat es rein technisch gesehen leichter, ein paar Eindringlinge abzuwehren als Tausende oder Millionen auf einmal.
Damit dieser mechanische Schutz auch wirklich eine gewisse Wirkung haben kann, müssen ein paar Bedingungen erfüllt sein. Einige haben mit der Art der Maske zu tun, andere mit der Art, wie sie getragen wird.
Die Website maskeauf.de klärt über ganz unterschiedliche Maskenformen auf, die sich für den Alltagsgebrauch eignen und die du selbst herstellen kannst. Das Selbermachen ist aus mehreren Gründen eine gute Idee: Die Maske kann besser angepasst werden, sie kann selbst gereinigt und somit wiederverwendet werden und es hilft, den Mangel an professionellen Schutzmasken nicht zu vergrößern.
Auch wenn schon ein zerschnittenes T-Shirt oder ein Baumwoll-Schal besser sind als nichts, gibt es geeignetere Lösungen für eine Maske. Möglichst dicht gewebter, fester Baumwollstoff, in mindestens zwei Lagen zum Beispiel. Und einen Zwischenraum, in den man einen Vliesstoff oder ein Papiertaschentuch zum Wechseln einlegen kann. Etwas, das möglichst dafür sorgt, dass deine Ausatemluft gebremst und ein wenig gefiltert wird, ist besser als ein grob gewebter Stoff, durch den die kleinen Viren ungehindert durchgehen können.
Trotzdem darf die Barriere nicht so groß sein, dass sie das Einatmen zu stark behindert. Man muss also eventuell ein paar Modelle ausprobieren, um die passende Maskenart zu finden.
Genauso wichtig wie der Stoff ist die Passform. Wir haben alle sehr unterschiedliche Gesichts- und Kopfformen. Ähnlich wie bei Fahrradhelmen bringt es wenig, wenn die Maske nicht richtig anliegt und zum Beispiel an den Wangen oder neben der Nase weit offen steht. Letzteres ist vor allem für Brillenträger:innen ein Problem, denn dann beschlägt die Brille durch die warme Ausatemluft, die dort entweicht. Das lässt sich mit einem Pfeifenputzer, einem Gartendraht oder dem Metallbügel eines Schnellhefters verhindern, indem man sie in die Maske einnäht. Dann lässt sich der obere Rand des Stoffes fest an Nasenrücken und Jochbeine andrücken.
Zwei Gummibänder reichen schon, um die Maske hinter die Ohren zu klemmen. Aber wenn man die Maske längere Zeit tragen muss, werden sie schnell unbequem. Besser sind Bindebänder, die im Nacken und am Hinterkopf befestigt werden können. Eine Hilfe können auch große Büroklammern oder Wäscheklammern sein, mit denen die Gummibänder statt hinter den Ohren im Nacken zusammengehalten werden.
Professionelle Schutzmasken sind für medizinische Teams reserviert. Das hat mehrere Gründe: Zum einen sind sie knapp und zum anderen können manche Modelle andere Menschen gefährden, wenn sie von Menschen getragen werden, die nicht wissen, ob sie mit dem Coronavirus infiziert sind.
Der einfache Mund-Nasen-Schutz (auch OP-Maske genannt) ist eine Einwegversion von Alltagsmasken. Sie besitzt jedoch einen effektiveren Filter. Der Vliesstoff, der zwischen den Lagen eingebracht ist, ist statisch aufgeladen und bietet somit wahrscheinlich auch einen gewissen Schutz vor Viren für die Träger:innen selbst.
Bei den sogenannten FFP-Masken gibt es verschiedene Ausführungen. Sie schützen sowohl die Träger:innen selbst als auch das Umfeld vor Erregern, die durch Tröpfchen übertragen werden können. Allerdings gilt das nur für solche, die kein Ventil haben. Diese Ventile erleichtern zwar das Ausatmen, durch sie gelangt aber auch Atemluft ungefiltert in die Umwelt. Das heißt, dass andere Menschen erst recht gefährdet werden, wenn eine eigene Infektion nicht sicher ausgeschlossen werden kann.
Ein Test, der vor drei Tagen negativ war, sagt im Zweifel nichts darüber, ob man sich nicht in der Zwischenzeit infiziert hat. Deshalb sind solche Masken wirklich nur für medizinisches Personal geeignet, das sowieso mit infektiösen Menschen arbeitet und sich selbst schützen muss. Diese Masken können länger getragen werden, ohne dass die Träger:innen Atemprobleme bekommen.
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Wie gut schützen die Masken?
Leider gibt es nur wenige Studien, die untersucht haben, wie gut die unterschiedlichen Masken tatsächlich schützen. Eine kleine Studie untersuchte an vier Probanden, ob Stoffmasken und Mund-Nasen-Schutz die Träger:innen vor SARS-CoV-2-Viren schützen kann, die beim Husten abgegeben werden. Das Ergebnis: Keine Variante bietet einen ausreichenden Schutz. Allerdings ist die Untersuchung im Labor durchgeführt worden und lässt sich wahrscheinlich nicht auf den Alltag übertragen. Noch dazu sind vier Probanden einfach zu wenig, um etwas Allgemeingültiges zu sagen.
In diesem Dokument (PDF) hält das Europäische Zentrum für Krankheitskontrolle ECDC fest, dass professionelle Masken die Träger:innen besser schützen als Stoffmasken. Es sagt aber auch: Alltagsmasken sind ein Mittel, das helfen kann, einen Seuchenausbruch zu kontrollieren. Und zwar dann, wenn möglichst viele Menschen an Orten, in denen man sich schlecht aus dem Weg gehen kann, eine einfache Atembarriere tragen: beim Einkaufen, in Bus und Bahn, am Arbeitsplatz.
Alltagsmasken allein schützen nach allem, was man weiß, weder zuverlässig andere vor Ansteckung, wenn man selbst möglicherweise infiziert ist, noch schützen sie zuverlässig vor eigener Ansteckung, wenn man sich in der Nähe von möglicherweise infizierten Menschen aufhält. Dennoch erscheint es plausibel, dass sie eine Gemeinschaft dabei unterstützen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.
Wie gut das funktioniert, hängt vor allem davon ab, ob die Masken auch richtig benutzt werden. Denn dabei kann man leicht Fehler machen. Beim Tragen solltest du auf Folgendes achten:
- Die Maske muss am Nasenrücken, an den Jochbeinen und den Wangen möglichst eng anliegen.
- Beim Tragen solltest du die Maske nicht berühren.
- Wenn die Maske durch deine Atemluft feucht geworden ist, musst du sie wechseln.
- Beim Absetzen solltest du die Maske nur an den Tragebändern oder Gummis anfassen.
- Nach dem Absetzen solltest du die Maske ebenfalls nur an den Tragebändern oder Gummis berühren und in eine Plastiktüte stecken, falls du sie nicht direkt in die Waschmaschine tun kannst.
- Nach dem Absetzen solltest du dir die Hände waschen.
- Zum Reinigen reicht der 60-Grad-Waschgang der Waschmaschine.
- Du kannst die Maske auch durch trockene Hitze reinigen: heiß bügeln oder im Backofen bei circa 100 Grad 30 Minuten erhitzen (nicht in der Mikrowelle, wenn die Maske einen Metallbügel hat)
- Die Maske muss beim Tragen das Kinn, den Mund und die Nase vollständig abdecken.
- Die Maske darf nicht unters Kinn geklemmt werden oder an einem Ohr getragen werden, wenn du sie mal nicht brauchst. Du musst dich also entscheiden: Entweder richtig tragen oder richtig absetzen. Falls du eine Pause beim Tragen machen möchtest, brauchst du eine Wechselmaske.
Fazit
Wie viel Alltagsmasken wirklich dem Ziel nützen, den Covid-Ausbruch abzuschwächen, kann niemand genau sagen. Aber die Infektionsschutzbehörden kommen alle zu dem gleichen Schluss: Sie schaden bei richtiger Anwendung nicht und helfen möglicherweise dabei, einen Virus-Ausbruch besser zu kontrollieren.
Der Knackpunkt ist also die richtige Anwendung. Und die muss geübt werden.
Redaktion und Schlussredaktion: Bent Freiwald; Bildredaktion: Martin Gommel.