Als Papa anfing, Stimmen zu hören

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Psyche und Gesundheit

Als Papa anfing, Stimmen zu hören

Ich war 15 Jahre alt, als ich meinen Vater in der Nacht davon abhalten musste, unsere Wohnung zu verlassen und sich umzubringen. Er ist psychisch krank, und das hat mich selbst krank gemacht. Heute erzähle ich meine Geschichte, weil ich allen Betroffenen zeigen will: Ihr seid nicht allein.

Profilbild von von Stefanie Oemisch

Am Anfang machten meine Mutter und ich noch Witze über meinen Vater. Plötzlich kontrollierte er jede Nacht unzählige Male Fenster und Türen, zog den Stecker von Elektrogeräten raus – wegen der „bösen Strahlung“, die sein Gehirn zerfressen könnte. Es wurde schlimmer. Er baute Apparaturen aus Kabeln und Unmengen an Alufolie. Wofür? Wollte er nicht verraten. Stunden verbrachte er alleine im Wald, fuhr mit dem Auto weg und ließ uns mit Fragen zurück. Wo ist er? Was macht er? Antworten darauf haben wir bis heute nicht bekommen.

Der Prozess war schleichend. Als Papa anfing Stimmen zu hören, die ihm Befehle geben, war uns klar, dass die Lage wirklich ernst ist.

Meine Mutter versteckte alle scharfen Messer und gefährlichen Medikamente im Haus. Der Wäschetrockner, Kleiderschränke und sogar die Schubladen in unseren Kinderzimmern, alles musste als Versteck herhalten. Mitbekommen durfte er das nicht. Denn wenn mein Vater merkte, dass wir ihn kontrollierten oder in seinem Handeln einschränkten, wurde er sehr böse.

„Ich bin nicht verrückt, ich weiß nur mehr als ihr”, sagte er oft. Was genau er wusste, sollten wir jedoch nicht erfahren. Um zu verhindern, dass er nachts unbemerkt das Haus verließ, schlossen wir uns mit Papa ein und versteckten die Autoschlüssel. Immer in der Hoffnung, dass er es nicht bemerkt.

Wir wollten ihn überzeugen, dass seine Empfindungen nicht real sind

In diesem Wirrwarr an Gefühlen und Ängsten lief komischerweise der Alltag normal weiter. Mein Bruder und ich gingen zur Schule. Meine Mutter nahm auf der Arbeit jedoch nur noch Schichten an, die sie nicht ablehnen konnte. Papa war krankgeschrieben und hatte sich komplett von seinen Freunden und Kollegen isoliert. Aus dem Haus zu kommen und eine kurze Zeit so zu tun, als sei alles ganz normal, tat gut.

Doch zu Hause wurde es immer schlimmer. Ich schlief wenig, hatte immer ein Ohr auf die Geräusche aus dem Schlafzimmer meiner Eltern. Mir war klar: Wenn er wirklich weg will, dann macht er das.

Und in einer Nacht beschloss mein Vater abzuhauen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er fast eine Woche durchgehend nicht geschlafen. Er war ein Wrack. Plötzlich stand er angezogen im Hausflur und wollte die Wohnung verlassen. Meine Mutter weinte, flehte: „Bitte Schatz, hör auf.“ Sie glaubte immer noch, sie könnte ihn überzeugen, dass seine Empfindungen nicht real seien. Doch für ihn war alles echt. Wir wussten genau, wenn er jetzt geht, kommt er nicht wieder. Woher? Keine Ahnung. Es war meiner Mutter und mir einfach klar. Nennen wir es ein Bauchgefühl.

Wir stellten uns ihm in den Weg. Mein Vater ist ein großer und starker Mann. Wir hätten keine Chance gehabt, ihn rein körperlich vom Gehen abzuhalten. Es blieb uns nichts anderes übrig, als ihn mit vorgehaltenem Pfefferspray wieder ins Schlafzimmer zu treiben. Das mit einem geliebten Menschen machen zu müssen, ist ein Gefühl, das man nicht beschreiben kann. Als würde man einen Bären mit bloßen Händen zurück in die Höhle zwingen. Nur, dass der Bär in dieser Metapher ein geliebter Teddybär ist. Einfach nur schrecklich. Worte und Überredungen halfen da nichts. Er war sich sicher, um uns, seine Familie zu beschützen, müsse er verschwinden.

Ich hatte keine Angst, dass er mich körperlich verletzen könnte

Vielleicht hatte ich gerade wegen dieser Begründung und weil ich meinen Vater noch nie gewalttätig gesehen hatte, keine Angst, dass er uns angreifen könnte. Ich war mir sicher, dass dieser von Grund auf liebevolle Mensch mich trotz aller Wahnvorstellungen nie verletzen würde. Was er auch nie getan hat. Wie lange es dauerte, ihn wieder ins Schlafzimmer zu bugsieren, weiß ich heute nicht mehr. In solchen Extremsituationen ist die Zeit eine andere. Doch wir schafften es. Vorerst.

Nach dieser Nacht ließ meine Mutter sich krankschreiben. Sie wollte ihn durchgehend überwachen können. Mama sprach mit Ärzten und organisierte Termine für meinen Vater. „Das bringt alles nichts, vor Ort spielt er Theater und tut so, als ginge es ihm gut”, kam sie immer wieder verzweifelt zurück. Papa wollte sich einfach nicht behandeln lassen. Er glaubte, alle Ärzte und Psychologen seien eine Gefahr. Manchmal konnte er sich äußerlich gut kontrollieren, andere Male verlor er die Beherrschung vollkommen.

Er musste komplett überwacht werden

Mama erlebte Panikattacken mit, bei denen er nur noch schreiend um sich schlug. An einem Tag rief sie drei Mal den Krankenwagen. Papa hatte das Gefühl zu ersticken. Helfen konnten ihm die Sanitäter jedoch nicht, und so gingen sie wieder. Mama hatte Angst mit meinem Vater alleine zu sein. Schon ein Gang zur Mülltonne oder eine Dusche hätte ihm genug unbeobachtete Zeit verschafft, um abzuhauen. Deshalb sollte ich sofort nach der Schule nach Hause kommen. Meinen damals zwölfjährigen Bruder brachte Mama bei seinen Freunden unter. Er sollte das Drama nicht komplett mitbekommen.

Wir leben seit jeher in ein und demselben kleinen Dorf. Da gab es keine Möglichkeit, sich anonym Hilfe zu holen. Viel mehr waren wir damit beschäftigt, die Probleme meines Vaters zu vertuschen. Nicht zu sagen, wieso gerade wieder ein Krankenwagen vor dem Haus stand, oder Ausreden zu finden, wieso meine Eltern nicht arbeiten gehen konnten. Meine Mutter glaubte, die Wahrheit würde auch meine Großeltern zu sehr belasten. Also schwiegen wir.

Zum Höhepunkt der Krankheit rief meine Mutter mich in der Schule an und bat mich heimzukommen. Mein Vater hatte es geschafft abzuhauen und war seit Stunden verschwunden. Wir waren krank vor Sorge. Dann klingelte das Telefon. Man teilte uns mit, dass mein Vater mit einer Überdosis Tabletten ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Mir blieb die Luft weg. Ich kann mich heute, über zehn Jahre später, noch genau an meinen vibrierenden Körper und das laute Trommeln meines Herzens erinnern, als meine Mutter und ich ins Krankenhaus fuhren. Immer wieder wurde ich von Weinkrämpfen geschüttelt. Mein Gedanke: Bitte lass mich einfach aufwachen. Meine Mutter fuhr stoisch geradeaus.

Auf den Schock folgt die innere Leere

Glücklicherweise hatte Mama alle wirklich gefährlichen Tabletten gut versteckt. Die Lage war nicht lebensbedrohlich. Als wir ankamen, saß mein Vater aufrecht mit einem eigenartigen Grinsen im Krankenhausbett. Als fände er die ganze Situation lustig. Der behandelnde Arzt nahm sich sehr viel Zeit für uns. Aber seine fachlichen Ausführungen machten mich wütend. „Reden Sie doch endlich Klartext”, schrie ich ihn an. Die ganze Wut und Trauer platzte einfach aus mir heraus. Das war meine vorerst letzte Gefühlsregung.

Nach dem gescheiterten Selbstmordversuch wurde mein Vater gegen seinen Willen in eine Klinik eingewiesen. Der Arzt hatte lange mit meiner Mutter und mir gesprochen und den Klinikaufenthalt empfohlen. Papa wollte da nicht hin. Er hatte Angst, die Kontrolle abzugeben. Die Stimmen sagten ihm, dass die Tabletten der Ärzte ihm schaden würden. Wieder einmal hatte er sich plötzlich unter Kontrolle und behauptete vor dem Arzt, dass jetzt alles gut sei und er sich gar nicht habe umbringen wollen. Der ließ sich jedoch nicht täuschen.

Papa wurde in die geschlossene Abteilung eingewiesen. Die Diagnose war dem betreuenden Psychiater dort schnell klar: Eine akute Psychose. Papa bekam beruhigende Tabletten und schlief daraufhin fast 24 Stunden durch. Und wir konnten endlich für einen Moment durchatmen.

Ich wollte ihn spüren lassen, dass wir für ihn da sind

Jeden Tag fuhren meine Mutter und ich an diesen tristen Ort. Eine alte psychiatrische Klinik, die ein bisschen an einen Gruselfilm erinnerte. Altes Gebäude am Waldrand, riesige, weiße Gänge, keine persönlichen Gegenstände, Türen mit Gucklöchern – alles wie in einem Gefängnis. In meinen Augen kein Ort, an dem man innerlich heilen kann. Im Nachhinein, sagt mein Vater, war ihm das aber egal. Er war so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er seine Umgebung gar nicht wahrnehmen konnte.

Wir wollten Papa bei jedem Besuch ablenken und ihn einfach spüren lassen, dass wir für ihn da sind. Dass es mir in diesem furchtbaren Umfeld schlecht ging und der Spagat zwischen Schule, Lernen und Klinikbesuchen immer schwieriger wurde, realisierte ich erst später. Für mich zählte nur, jeden Tag meinen Vater zu sehen. Zu sehen, dass zumindest seine Hülle noch da war – denn viel mehr war zu diesem Zeitpunkt nicht von ihm übrig.

Der Klinikaufenthalt brachte Besserung

Wir saßen viel schweigend zusammen. Machten kleine Spaziergänge über das große Gelände der Klinik. Immer wieder versuchte Papa, uns zu erklären, was in ihm vorgeht. Doch wirklich in Worte fassen konnte er es nicht. „Die Tabletten machen Watte in meinem Kopf. Ich kann nicht richtig denken”, beschwerte er sich. Manchmal flehte er meine Mutter unter Tränen an, ihn mit nach Hause zu nehmen. Andere Male bat er sie, uns Kinder nicht mehr mit in die Klinik zu bringen. „Dieser Ort schadet euch. Ich will euch nur beschützen.”

Mama weinte viel. Aber sie blieb stark. Es tat ihr gut, die Verantwortung abgegeben zu haben und sich nicht mehr rund um die Uhr Sorgen machen zu müssen, was Papa tut und wie man ihn überwachen könnte.

Nach vielleicht einem Monat brach der Panzer aus Abweisung und Verrücktheit auf. Mein Papa kam wieder zum Vorschein.

Das Gerede und die Witze sind verletzend

Kurz danach wurde er in den offenen Bereich der Psychiatrie verlegt. Er durfte tagsüber gemeinsam mit uns die Klinik verlassen. Größere Menschenmengen jagten ihm aber immer noch Angst ein.

Trotz des Klinikaufenthaltes war der Alltag hart. Vor allem, da plötzlich mein ganzes Umfeld von der Psychose wusste. Einer Mitarbeiterin der Klinik war der Dorfklatsch mehr wert als die Schweigepflicht. Sie verbreitete im ganzen Ort die „frohe Kunde“ über den übergeschnappten Mann. Noch heute wird mein Vater in unserem Dorf komisch beäugt, als könne er plötzlich, mit den Augen rollend, explodieren, einen auf „Einer flog über das Kuckucksnest“ machen und die herrschende Ordnung infrage stellen.

Die meisten Freunde meiner Eltern haben sich von ihnen abgewandt. Keiner konnte und wollte mit der Krankheit umgehen. Sie entschlossen sich zur Flucht statt zur offenen Konfrontation. Und auch innerhalb der Familie ist das Thema noch nicht durch. Es gibt das Gerücht, mein Vater habe in seiner akuten Phase das Familienkonto geplündert. Das ist verletzend.

Ich war innerlich wie tot

Damals blieb mir nur übrig, die hämischen Blicke der Menschen in meinem Dorf zu ignorieren. Wenn ich morgens an die Bushaltestelle kam, wurde getuschelt, gelacht, und die Großmäuler rissen Sprüche und sagten, dass eigentlich meine ganze Familie in die „Klapsmühle“ gehöre. Ich versuchte, das zu übergehen und alle Gefühle mit mir selbst auszumachen. Ich isolierte mich. Wurde schweigsam. Für mich, als geborene Plappertasche, ist das sehr ungewöhnlich. Ich fühlte nichts mehr. Weder Trauer noch Wut noch Freude. Ich war innerlich wie tot.

Im Nachhinein erinnere ich mich fast nur noch an die traumatischen Ereignisse. Der einzig schöne Moment in meinem Gedächtnis ist das erste gemeinsame Lachen unserer Familie. Durch den Klinikaufenthalt waren die Haare meines Vater ein riesiges Durcheinander. Wir gingen deshalb in den Friseurladen neben der Klinik. Dort kreierte eine alte, zittrige Dame einen so furchtbaren Haarschnitt, dass wir anschließend einige Minuten gemeinsam über das Ergebnis lachten. Wenn ich jetzt von einer Blume im grauen Winter spreche, um diese Situation zu beschreiben, klingt das kitschig. Aber es ist passend.

Ich habe die Rolle eines Erwachsenen übernommen

Erst zwei Jahre nach der akuten Psychose machte ich eine Therapie. Die hohen Kosten musste meine Familie zwar selbst tragen, doch sie haben sich im Nachhinein absolut gelohnt. Auch für meine Mutter und meinen Bruder. So konnten wir endlich – und ohne dafür verurteilt zu werden – offen mit einem Menschen über all die heftigen Erlebnisse sprechen.

Mittlerweile ist mir klar, dass ich während der Psychose meines Vaters die Rolle eines Erwachsenen übernommen habe. Ich habe mit den Ärzten gesprochen, ich habe ihn überwacht, und ich fühlte mich dafür verantwortlich, meine Mutter und meinen kleinen Bruder zu beschützen. Meine eigene Jugend ging dabei vollkommen verloren. Diese Zeit hat meine Mutter und mich jedoch extrem zusammengeschweißt und gestärkt. Ich mache ihr keine Vorwürfe, mich nicht vollkommen von allen Problemen abgeschirmt zu haben. Denn ich wollte damals aktiv an ihrer Seite sein und ihr helfen, mit der Situation umzugehen. Hätte sie mich weggeschickt, wäre ich geblieben.

Die Krankheit hat unsere Beziehung zerkratzt

Ich weiß, dass mein Papa zu diesem Zeitpunkt nicht er selbst war. Doch die Krankheit hat unsere Beziehung zerkratzt. Wenn er mir heute einen Ratschlag gibt oder versucht, mit mir über ein ernstes Thema zu streiten, kann ich ihn nicht ernst nehmen. Das ist schwer zu verstehen für ihn, der seit jeher gerne mit mir diskutiert hat. Er hat sich selbst und seine Psyche voll im Griff, weiß, was er tun muss, wenn er wieder einen Schub spürt und ist wieder ganz der Alte – nur reifer um einige Erfahrungen. Doch den hilflosen Mann mit dem „Alu-Hut“ auf dem Kopf werde ich nie wieder vergessen können.

Trotz allem, bin ich unfassbar stolz auf meinen Papa. Er hat sich in den Alltag zurückgekämpft. Er arbeitet seit rund zehn Jahren wieder in seinem alten Job und hat auch sonst sein Leben im Griff. Die Tabletten, die Ruhe in seinem Kopf schaffen und ihn schlafen lassen, werden ihn wohl den Rest seines Lebens begleiten.

Es ist besser, Hilfe zu suchen, statt Hobbypsychologe zu spielen

In den Jahren nach der Psychose habe ich die Erlebnisse komplett verdrängt und mit niemandem außer meiner Therapeutin darüber gesprochen. Auch meinem Freund habe ich erst nach drei Jahren unserer Beziehung erzählt, was damals vorgefallen ist. Ich hatte einfach Angst, dass Menschen, die mir wichtig sind, meinen Papa verurteilen, schneiden oder komisch über ihn denken könnten. Davor wollte ich ihn beschützen.

Mittlerweile habe ich aber verstanden, dass es hilft, über die Geschichte meiner Familie zu sprechen. Mir persönlich und auch der Gesellschaft. Deshalb gehe ich nun offen mit der Krankheit meines Vaters um. Wenn das Thema zur Sprache kommt, erzähle ich und gebe meine Erfahrungen weiter. Aber immer in einem geschützten Umfeld. Das hat zur Folge, dass sich häufig Menschen an mich wenden, die selbst Angehörige oder Freunde in ähnlichen Situationen haben. Ihnen empfehle ich externe Hilfe zu suchen und nicht Hobbypsychologe zu spielen.

Sicher gibt es massig Literatur und Internetforen, in denen sich Betroffene austauschen und gegenseitig Tipps geben können. Aber jeder Erkrankte hat unterschiedliche Bedürfnisse. Vorschläge wie „Komm, wir gehen mal ins Kino, damit du dich ablenken kannst“, helfen vielleicht bei Liebeskummer, aber keinem depressiven oder suizidalen Menschen. Wer kann mit der Verantwortung umgehen, wenn dem Erkrankten etwas passiert?

Wir alle wollen unsere Freunde und Familienmitglieder unterstützen. Am Ende besteht jedoch die Gefahr, dass wir an der Verantwortung und den vielen negativen Gedanken kaputtgehen. Man merkt es erst spät, da sich im Akutfall alles um den Erkrankten dreht. Aber auch das Umfeld leidet mit und braucht unter Umständen psychologische Hilfe.

Man kann auf Dauer nicht für mehrere Menschen stark sein

Deshalb rate ich: Unterstützt den Betroffenen darin, professionelle Hilfe zu erhalten, und sorgt euch auch um euch selbst. Redet offen über eure Lage. Indem man darüber spricht, verarbeitet man die Situation und kann auch das eigene Verhalten reflektieren. Sei es mit einem guten Freund, dem man vertraut, oder mit einem Psychologen. Und vor allem: Gesteht euch ein, dass eine Person auf Dauer nicht stark genug für mehrere sein kann.

Die Zahl der psychisch erkrankten Menschen in Deutschland liegt aktuell bei rund 27 Prozent. Warum also im Einzelfall ein Geheimnis darum machen?

Wenn wir alle dazu stehen würden, dass Depressionen, Psychosen, Angststörungen und all die vielen anderen Krankheitsbilder ein Teil unserer Gesellschaft sind, könnte nicht nur den Betroffenen, sondern auch ihrem Umfeld geholfen werden. Totschweigen und Ignorieren macht alles nur noch schlimmer.

Ich weiß, meine Geschichte ist ungewöhnlich. Aber trotzdem ist es für mich mittlerweile selbstverständlich zu sagen: Mein Vater ist psychisch krank, und das ist okay. Irgendwie.


Im Krautreporter Podcast „Verstehe die Zusammenhänge“ spricht Martin Gommel mit Steffi Oemisch über ihren Artikel:

„Wenn ein Mensch psychisch krank wird, dann ist das für genau diesen Menschen sehr, sehr schwer. Gefühle und Gedanken spielen verrückt und man hört auf, so zu funktionieren wie davor. Alles verändert sich. Und damit das Leben der Freunde, Lebenspartner und Verwandten der erkrankten Person. Die leiden nämlich mit.”


Redaktion: Christian Gesellmann; Schlussredaktion: Vera Fröhlich; Bildredaktion: Martin Gommel (Aufmacher: unsplash / Vinicius Amano).