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Vor ein paar Jahren hatte ich ein musikalisches Erweckungserlebnis. Zwei russischsprachige Freunde erstellten eine Spotify-Playlist für mich, mit russischen und ukrainischen Liedern. Ich wollte auf diese Weise Aussprache und Vokabeln üben und mich nebenbei popkulturell bilden. Die Playlist ist über 15 Stunden lang, aber ein Lied hatte es mir besonders angetan: „Obijmy“ („Umarmungen“) der Band Okean Elzy. Ich hielt es für einen Geheimtipp. Erst Monate später erfuhr ich, dass die Band und deren Sänger Swjatoslaw Wakartschuk einer der berühmtesten (und besten!) Sänger:innen der Ukraine ist.
Warum erzähle ich das alles? Weil mir immer wieder auffällt, wie beschränkt wir in unserer westlichen, west-europäisch geprägten Perspektive sind.
Als ich für diesen Text über den Globalen Süden recherchierte, fragte ich hier im Newsletter, wie wir es schaffen könnten, den Globalen Süden ernster zu nehmen. Daraufhin schrieb mir KR-Leser Peter:
„Die Welt ist bunt und vielfältig, voller Wunder, und ich glaube nicht, dass die Frage ist: Wie können wir den globalen Süden ernst nehmen? Das ist absurd eurozentrisch.
Die Frage ist: Wie können wir für die unzähligen Angebote überall in der Welt bei und in uns Raum finden? Denn die Vielfalt ist überall, in der Technologie und den sozialen Strukturen, in der Architektur und der Kunst, im Miteinander und beim Lösen von Problemen. Wir sind von Reichtum umgeben – und finden dazu keinen Zugang. Das ist ein Wahnsinn von vielen der westlichen Welt.“
Ich finde: Peter hat Recht. Klar, die Ukraine wird normalerweise nicht zum Globalen Süden gezählt, hat aber trotzdem Gemeinsamkeiten mit Ländern des Globalen Südens. Zum Beispiel spielen Debatten um russischen Kolonialismus in der Ukraine eine große Rolle.
Ich will deshalb ein Experiment starten: und zwar mit dir und allen anderen aus der Krautreporter-Community. Ich habe Lust, noch mehr Musik, Filme und Bücher aus Ländern zu entdecken, deren Kultur sich häufig unter dem westlichen Radar befindet.
Peter zum Beispiel hat bereits tolle Filme und Serien entdeckt: eine Romantic-Comedy-Tech-Serie aus Korea, indische Action-Filme oder einen Superheldenfilm aus Indonesien.
Dieses Experiment soll in erster Linie Spaß machen. Es hat aber auch einen höheren Sinn: Soft Power ist relevant. Welche Musik wir hören, welche Filme wir schauen und welchen Influencer:innen wir folgen, beeinflusst, wie wir über bestimmte Länder denken oder ob wir uns dafür interessieren, was dort gerade passiert. Ich will nicht nur nachrichtlich über ein Thema schreiben. Sondern ich will dir auch etwas mitgeben, damit du etwas mit diesen Ländern verbindest, ohne je dort gewesen zu sein.
Deshalb habe ich ein Google-Dokument erstellt und für alle freigegeben. Du kannst dort deine Tipps hineinschreiben, welche Bücher, Filme oder Youtube-Videos du besonders toll findest – die aber in Deutschland eher wenig Beachtung finden. Grundsätzlich gilt: Länder wie die USA, Frankreich oder Australien gehören hier eher nicht rein, Länder wie Ruanda, Pakistan oder die Mongolei dafür umso mehr. In den kommenden Wochen werde ich eine Newsletter-Ausgabe dazu schreiben und eine Liste mit meinen Favoriten aus dem Dokument zusammenstellen. Viel Spaß beim Schreiben und Entdecken!
https://docs.google.com/document/d/1Uf9AhkJDfKaV-leYmJFJirwYuafFvDxgS0e9q5jlgDM/edit
Schlussredaktion: Bent Freiwald, Fotoredaktion: Isolde Ruhdorfer.