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Vergangene Woche kursierte eine kuriose Schlagzeile: Botswana will Deutschland 20.000 Elefanten abgeben! Botswana ist ein Land im südlichen Afrika und der Präsident Mokgweetsi Masisi gab der Bild-Zeitung ein Interview, in dem er Deutschland die Tiere anbot. „Wir akzeptieren kein Nein“, sagte er. Und: „Das ist kein Scherz.“
Ich unterstelle Masisi einfach mal, dass dieses Angebot trotzdem nicht ganz ernst gemeint war. Eigentlich geht es hier um etwas Größeres: Es steht symbolisch dafür, dass sich der Globale Süden keine Vorschriften vom Globalen Norden machen lassen will.
In dem Bild-Interview kritisiert Masisi die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke von den Grünen. Sie ist nämlich für ein Einfuhrverbot von Jagdtrophäen, also zum Beispiel Stoßzähne von Elefanten. Deutschland ist nicht das einzige europäische Land, das diese politische Linie fährt. Zum Beispiel hat Belgien im Januar die Einfuhr von Jagdtrophäen gefährdeter Arten verboten.
Länder wie Botswana kritisieren solche Entscheidungen. Sie sagen nämlich: Wir kriegen das schon hin mit dem Artenschutz. Botswana etwa hat mit mehr als 130.000 Tieren die größte Elefanten-Population Afrikas. Und die scheint ein Problem zu sein. Denn deshalb kommt es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Elefanten und Menschen: Beispielsweise fressen die Elefanten Ernte von den Äckern, manchmal zertrampeln sie sogar Menschen. Präsident Masisi sprach von einer „Überpopulation“, Jagd sei ein Mittel, um den Bestand in den Griff zu bekommen.
Es geht dabei auch ums Geld: Botswana gibt nämlich eine bestimmte Anzahl an Elefanten zur Jagd frei und verkauft die Jagdlizenzen. Wahrscheinlich befürchtet das Land, eine Einnahmequelle zu verlieren, wenn europäische Länder die Einfuhr von Jagdtrophäen verbieten.
Ich finde diese Querelen (und das zugegebenermaßen ziemlich freche Interview von Masisi) vor allem wegen einer Sache interessant: Es sagt ziemlich viel aus über das Verhältnis zwischen dem Globalen Süden und dem Globalen Norden.
Vor Kurzem habe ich einen Artikel darüber geschrieben, dass sich der Globale Süden gerade vom Globalen Norden abwendet – und zwar aus verschiedenen Gründen. Dazu gehört auch, dass viele ehemalige Kolonialstaaten wie Deutschland diese Zeit nicht richtig aufarbeiten. Das führt zu Frust und Unverständnis bei den Menschen, die die Auswirkungen der Kolonialzeit bis heute spüren.
Beim Thema Jagdtrophäen haben Länder wie Botswana das Gefühl, Europa traut ihnen nicht zu, die eigenen Angelegenheiten zu regeln. Erst vor wenigen Wochen hatte der namibische Umweltminister einen Brief an Steffi Lemke geschrieben. Darin heißt es: „Wenn Deutschland uns die Trophäenjagd unmöglich machen will, ist das eine gesetzeswidrige, neokoloniale Einmischung, die der internationalen Rechtslage zuwiderläuft.“
Diese Geschichte zeigt, dass die Länder des Globalen Südens ihre Interessen ziemlich lautstark vertreten – zur Not mit launischen Interviews und frechen Elefanten-Angeboten.
Redaktion und Schlussredaktion: Rebecca Kelber