Wir kennen die Augenfarbe unserer Freunde, wissen, wie sie gerne ihren Kaffee trinken und in wen sie verliebt sind. Manchmal kennen wir sogar ihre Schuhgröße. Aber was wir oft nicht wissen: Ob unsere Freunde überhaupt wählen gehen. Tun sie es? Was kannst du machen, wenn du erfährst, dass das Selbstverständliche, das Wählen, für den guten Freund nicht ganz so selbstverständlich ist?
Und dass du etwas machen kannst, ist klar. Denn laut Bertelsmann Stiftung bezeichnen sich nur 41 Prozent der befragten Nichtwähler als „Nie-Wähler“. Der Rest, die Mehrheit also, sieht sich als „Manchmal-Wähler“ und bleibt interessiert, ansprechbar und kann mobilisiert werden. Aber wie konkret?
Hier sind vier Ideen:
1. Mach deutlich: Wer nicht wählen geht, stärkt gerade die verhassten Parteien
Achtung, jetzt kurz Mathe: Wenn weniger Menschen wählen, zählt die einzelne Stimme mehr. Ist logisch, denn eine Stimme unter zehn Stimmen zählt mehr als eine unter hundert. Das heißt: Wenn du am Wahltag zu Hause bleibst, zählt automatisch die Stimme der anderen mehr. Diejenige Partei, die es am besten schafft, Nichtwähler zu Wählern zu machen, gewinnt besonders stark. Das war etwa der Fall bei der AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Sie konnte dort nur so große Erfolge feiern, weil die Wähler so vieler anderer Parteien zu Hause blieben.
Wer also nicht will, dass eine Partei zu viele Prozente bekommt, sollte unbedingt wählen. Und wen? Egal, Hauptsache eine andere Partei. Manchmal reicht es also schon zu wissen, wen man nicht wählen will.
2. Zeige, wie viele Menschen nicht wählen dürfen
Nimm einen Globus und stell ihn vor deinen Freund. Anstatt eine Weltreise oder den nächsten Urlaub zu planen, soll es jetzt um Demokratie gehen. Zeig ihm die Länder, deren Bevölkerungen nicht wählen können. Verdecke mit deinen Händen die demokratischen Staaten: Mehr als die Hälfte der Welt wird sichtbar bleiben! Denn mehr als die Hälfte aller Staaten ist unfrei oder nur eingeschränkt frei. Milliarden Menschen dürfen nicht frei wählen. Wir schon. Mach das sichtbar!
Falls du gerade keinen Globus zur Hand hast, hilft auch diese Karte weiter:
3. Rede über Politik – auch wenn gerade nicht gewählt wird
Politik findet nicht nur alle vier Jahre und nicht nur in den drögen Parteien statt. Politik ist ein neuer Bahnhof, der gebaut werden soll, Massentierhaltung und Gerechtigkeit. Politik ist jeden Tag. Deshalb ist es natürlich schwer, kurz vor einer Wahl die vergangenen vier Jahre zu überblicken und auszuwerten. Was ist eigentlich passiert? Wie wurde regiert? Und wem will ich jetzt eigentlich meine Stimme anvertrauen? Vor Wahlen wird zwar alles irgendwie zusammengefasst und jeder stellt sich nochmal von seiner besten Seite vor, aber das kann ziemlich überfordern. Deshalb: Früher im Thema sein!
Über Politik redet es sich aber schlecht alleine – dafür gut mit seinen Freunden. Niemand kennt einen besser und mit niemandem schimpft es sich besser. Aber es passiert so viel, dass man alleine nicht alles überblicken kann. Schon gar nicht, wenn es einen nicht so sehr interessiert. Wenn du selbst weißt, was Politiker tagtäglich treiben, erzähle deinen Freunden davon. Wer nicht wählt, weiß oft einfach nicht: wen? Und wie lässt sich das besser herausfinden als im Gespräch? Mit wichtigen Entscheidungen lässt man seine Freunde nicht alleine.
4. Erinnere sie am Wahltag daran, wählen zu gehen
Wir gehen nicht gern alleine shoppen, in die Kneipe oder auch Spazieren. Überall sind wir gern gemeinsam. Warum dann alleine wählen? Der Weg zur Wahlurne geht sich besser zu zweit, und wenn dann die Sonne scheint, trinkt man danach noch einen Kaffee. Wenn deinen Freunden Sonntage zu schade sind, um nur wählen zu gehen, kocht davor gemeinsam oder geht danach ins Kino! Eine Wahl dauert nicht den ganzen Tag, sollte aber trotzdem in ihrer Kürze nicht vergessen werden. Du erinnerst deine vergesslichen Freunde bestimmt auch an Geburtstage oder Muttertage, warum dann nicht auch an die Bundestagswahl? Du könntest gleich jetzt auf WhatsApp drei Freunden schreiben, dass die Wahl ansteht … Schicke ihnen diesen Artikel und sage, dass sie auch ein paar Leute Bescheid sagen sollen.
Am Text mitgearbeitet hat Rico Grimm, gegengelesen hat Vera Fröhlich, das Bild hat Martin Gommel ausgesucht.