Q & A zur Parallelgesellschaft FIFA
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Q & A zur Parallelgesellschaft FIFA

Was wird nun aus der FIFA? Wer muss demnächst in den Knast? Wann tritt Joseph Blatter endgültig ab? Werden die Weltmeisterschaften in Russland und Katar neu vergeben? Ein Q & A nach neun turbulenten Tagen mit sporthistorischen Ereignissen.

Profilbild von Jens Weinreich

https://www.youtube.com/watch?v=lD4xSO7xx_8

Ja, was sich in den vergangenen 230 Stunden ereignet hat, darf man als historisch bezeichnen. Erstmals wurden eine Gruppe mutmaßlich schwer korrupter Funktionäre des Fußball-Weltverbandes FIFA und einige Sportvermarkter verhaftet - im Baur au Lac, dem Inbegriff der FIFA-Dekadenz. In der Schweiz können die Sportganoven nicht mehr sicher sein, das war die Botschaft des 27. Mai 2015. Wenig später machte US-Justizministerin Loretta Lynch in Brooklyn im Beisein der Direktoren der Bundespolizei FBI und der Steuerbehörde IRS deutlich, dass man die mafiosen Machenschaften zumindest des amerikanischen Teils der FIFA-Familie beenden will. Zwei Tage später wurde Joseph Blatter, der sich selbst gern Godfather nennt, im zarten Alter von 79 Jahren zwar zum vierten Mal im Amt des FIFA-Präsidenten bestätigt, doch die Fliehkräfte wurden selbst für Teflon-Sepp zu groß.

Am 2. Juni kündigte er seinen Rücktritt an. Das ist erst der Anfang einer Umwälzung. Vor allem aber: die Ermittlungen von IRS und FBI werden ausgeweitet. Es wird Prozesse geben. Hochrangige FIFA-Funktionäre, darunter aktuelle und ehemalige Vizepräsidenten, werden als Zeugen kooperieren müssen, um langjährigen Haftstrafen zu entgehen. Die Schweizer Bundesanwaltschaft hat ein Verfahren wegen der WM-Vergabe an Russland (2018) und Katar (2022) eröffnet. Das britische Serious Fraud Office (SFO) wird höchstwahrscheinlich ebenfalls ermitteln, in einigen anderen Ländern sind Polizei und Staatsanwaltschaften alarmiert.

Wie geht es nun weiter?

Ich habe via Twitter zu einem Q & A aufgerufen. Wer mag und ein KR-Abo hat, kann natürlich auch hier diskutieren, Fragen hinzufügen und sich an Antworten versuchen. Ich werde den Beitrag im Laufe des Tages und das Wochenende über aktualisieren, soweit es möglich ist auch am Sonntag, wenn ich wieder in die Schweiz reise.


https://twitter.com/AURonline/status/606750243540082688

Die gibt es. Weil in den vergangenen Jahren - vor allem nach medialen Enthüllungen - schon etliche Top-Funktionäre gehen mussten, sind diejenigen, gegen die nicht ermittelt wird oder gegen die, sagen wir: nicht so viel vorliegt, wahrscheinlich erstmals in der Mehrzahl. Muss das noch nachzählen bzw. werde ich es für mein neues E-Book „2022“ genau prüfen. Man behält ja derzeit schwer die Übersicht bei all den Verhaftungen, aufgewärmten Geschichten und neuen Sachverhalten. Grundsätzlich aber gilt: Ein Neuanfang ist, wenn überhaupt, nur mit neuen Köpfen möglich. Die kompletten Exekutiven der FIFA und der sechs Kontinentalverbände müssten zurücktreten; die Top-Managementebene aller sieben Institutionen müsste ebenfalls gehen, darunter FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke, den man ziemlich rechtssicher als Serienlügner bezeichnen kann. Das sind die Köpfe - dazu müssten schleunigst grundlegende Statutenänderungen verabschiedet werden. Man kann es aber auch so sehen: mafiose Familien können nicht reformiert, sondern nur zerschlagen werden. Am Beispiel der Verhaftungen und der Anklageerhebungen durch die US-Justiz sieht man wunderbar, was ich, sorry, seit Ewigkeiten predige: Es helfen nur knallharte strafrechtliche Sanktionen.


https://twitter.com/randzonen/status/606745046612869120

Klar. Ich denke zum Beispiel an Michael van Praag, den gewesenen Präsidentschaftskandidaten. Nur wurden die bislang kaum gehört. Sie haben sich aber auch nicht sehr entschieden zu Wort gemeldet. Vor dem FIFA-Kongress vergangene Woche und danach wurde unfassbar viel geredet. Geredet. Geredet. Geredet. Auf dem Kongress aber, als man hätte handeln können, gab es nicht eine Wortmeldung. Nicht eine Kritik aus dem Wahlvölkchen. Nicht ein Wort! Auch nicht von den Dauerrednern und angeblichen „Blatter-Kritikern“ des europäischen Verbandes UEFA, auch nicht vom DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach.


https://twitter.com/MarcelLindenau/status/606780472853676033

Radikale Strukturreform. Abgang aller Exekutivler und Direktoren. Juristische Aufarbeitung vor Gerichten, sofern das möglich ist. Nur so kann es gehen (siehe oben). Einige Punkte, die in den Statuten geändert werden müssen: Integritätscheck für alle Amtsträger auf allen Ebenen in allen Verbänden, inklusive der sechs Konföderationen und der FIFA, Amtszeitbegrenzung, Altersbegrenzung etc. pp.


https://twitter.com/Scoopic/status/606746446277296129

Wichtige Frage. Wird meines Erachtens vernachlässigt. Natürlich können die derzeit problemlos Akten schreddern und Daten vernichten. Ich gehe davon aus, dass das zurzeit an vielen Orten passiert. Allerdings hat niemand Zugriff auf die FIFA. Die FBI-Agenten können nicht einfach ins Home of FIFA marschieren und Blatter festsetzen. Ob tatsächlich auch gegen ihn ermittelt wird, wie derzeit unter Berufung auf angebliche Quellen in US-Justizkreisen verbreitet wird, weiß ich nicht. Blatter ist eher nicht der Typ, der dutzende oder gar hunderte Millionen illegal abzweigt, so wie Jack Warner (Trinidad & Tobago) oder Ricardo Teixeira (Brasilien), seine langjährigen Buddys.


https://twitter.com/doehmen/status/606747401609744385

Die Schweiz hat das Treiben der Sportkonzerne - allen voran die drei mit Milliardenumsätzen: FIFA, Internationales Olympisches Komitee (IOC) und UEFA - zu lange gefördert und es ihnen zu leicht gemacht. Im Falle des IOC seit exakt 100 Jahren. Steuerbefreiungen und Erleichterungen, zahlreiche andere Sonderregeln, finanzielle Förderungen, juristische und gesetzgeberische Zurückhaltung etc pp. Das ist alles hinreichend beschrieben und belegt. (Bin darauf auch in meinem E-Book „Macht, Moneten, Marionetten“ auf mehreren Seiten eingegangen.) Will gern an das ISL-Bestechungssystem erinnern, mit seinen 142 gerichtsfest dokumentierten Schmiergeld-Millionen. Die ISL, damals die weltgrößte Sportmarketingfirma, hat die Schmiergeldzahlungen an FIFA-, IOC- und andere Funktionäre mit der Steuerbehörde und der KPMG abgesprochen und sich das System damit quasi offiziell genehmigen lassen.


https://twitter.com/rostomat/status/606748446805082112

Eine traurige. Michel Platini, UEFA-Präsident und FIFA-Vize, und Wolfgang Niersbach, DFB-Präsident sowie Vorstand in UEFA und FIFA, sind seit vielen Jahren Teil des Systems und müssen (s. o.) mit anderen geschlossen abtreten. Sie haben in der vergangenen Woche eine historische Chance verpasst, Blatter aus dem Amt zu jagen. Feigheit, Opportunismus, politische Unfähigkeit - es gibt viele Gründe, und einer lautet eben, ich wiederhole mich: Sie sind Mitglieder der Fußballfamilie. Der Familie.


https://twitter.com/khelmst/status/606745373550518272

Wir hören doch schon seit dem Jahr 2000 davon, Karin, und das weißt Du auch. Leider haben zu wenige Journalisten darüber berichtet und recherchiert, wie immer. Ich glaube, es war 2003, als aus dem Kirch-Nachlass Dokumente veröffentlicht wurden (Manager Magazin, SZ), die wunderbar belegen, wie FIFA-Funktionäre und Stimmendealer während der deutschen WM-Bewerbung bedient wurden.

Beckenbauers Intimus Fedor Radmann hat da die Strippen gezogen. In Deutschland hat das seinerzeit weder Politiker noch die Justiz interessiert. Warum hat damals nicht eigentlich kein Staatsanwalt von Amts wegen ermittelt? Grundsätzlich lässt sich sagen: Deutschland ist ein Hort der Sportkorruption - das moderne, weltumspannende Korruptionssystem wurde von einem Deutschen erfunden: dem ehemaligen Adidas-Chef, ISL-Gründer, Beckenbauer-Freund und Blatter-Busenfreund Horst Dassler († 1987). Das System Dassler wirkt in Strukturen und Personen bis heute.

Mehr von Krautreporter

Nachtrag: Sehe und höre gerade in der ZDF-Mediathek, das DFB-Präsident Wolfgang Niersbach der deutschen WM-Bewerbung quasi einen Persilschein ausgesprochen hat. Natürlich unwidersprochen vom Stichwortgeber. Niersbach hat was über das Urteil einer unabhängigen Kommission der FIFA fabuliert - oder so. Ich kenne keine „unabhängige Kommission“, die sich je den Hintergründe dieser und anderer Bewerbungen mit forensischer Akribie angenommen hätte. (Wäre ohnehin besser ein Fall für Staatsanwälte oder Agenten von FBI und IRS - es geht um die Druckmittel und Befugnisse, die derlei Ermittler haben.)


https://twitter.com/haseherrn/status/606749036549390336

Ziemlich unrealistisch, denn da müssten sich die 209 FIFA-Nationalverbände auf dem Kongress ja selbst ihre Rechte rauben.


https://twitter.com/markusrill/status/606748664552427521

Wer sagt, das sei undemokratisch? One country one vote ist ja, wenn ich mich nicht täusche, sogar eine Art demokratische Errungenschaft, historisch betrachtet. Nur wurde dieses System, Dassler hat das bereits Ende der sechziger Jahre erkannt, in der FIFA (und nicht nur in der FIFA) geradezu pervertiert. Ich spreche sogar von einer Art Neokolonialismus, das mag nicht der beste Terminus sein, doch letztlich haben Blatter & Co, die vor allem in Drittweltländern als Heilsbringer gefeiert wurden, diese Nationen und Funktionäre oft nur als Stimmvieh missbraucht. Die 250.000 Dollar jährlich aus dem Financial Assistance Programme (FAP) und die GOAL-Projekte (habe das u.a. hier auf Krautreporter mal skizziert dienten natürlich auch der ewigen Wiederwahl des selbst ernannten Godfathers. Exorbitante Prozentsätze dieser insgesamt gigantischen Überweisungen verschwanden nachweislich in Privatschatullen. In den meisten der 35 olympischen Sport-Weltverbände, das sind jene, die ich einigermaßen überschauen kann, läuft es nach diesem Prinzip one country one vote.

Es gibt Ausnahmen. Der Skiverband FIS beispielsweise hat ein interessantes Wahlsystem, bei dem Nationalverbänden je nach Größe, Mitgliederzahl, Erfolgen, Erfahrungen bei der Eventausrichtung etc. 1 bis 3 Stimmen zugeordnet werden: So erhalten u.a. Andorra, Libanon, Pakistan, Nepal nur eine, Norwegen, Russland, Schweden, die Schweiz oder Deutschland aber drei Stimmen. Der Eishockeyverband IIHF wiederum führt neben full members (51) noch associate (19) und affiliate members - nur die Vollmitglieder haben Stimmrecht auf Kongressen. Das ist ein eminent wichtiges Thema der Good Governance. Aber eben nur eines von vielen. Denn in der FIFA ist es ja gerade so, dass einer der größten und erfolgreichsten Verbände, der brasilianische CBF, auch zu den korruptesten gehört. Und der DFB beispielsweise bis auf wenige Ausnahmen (Egidius Braun 1998) an der Seite Blatters eine unrühmliche Rolle spielte.


https://twitter.com/se38/status/606819502886678529

Wichtiger Hinweis. Natürlich beißt sich das mit dem Aspekt der Gemeinnützigkeit, mit Steuerbefreiungen und Erleichterungen und vielen anderen Privilegien, die der Konzern FIFA in der Schweiz genießt - und die er seinen Franchise-Nehmern, den WM-Gastgebern, in Knebelverträgen abverlangt. Dabei ist die FIFA als Holding nur ein eingetragener Verein. Die Pilzfreunde Thurgau oder der Kaninchenzüchterverein Basel dürften keine relevanten Rücklagen bilden. Die der FIFA wären noch viel größer, wäre unter Blatters Führung besser gewirtschaftet worden, hätten die Ganoven nicht so viel Bestechungsgeld und andere Summen abgezweigt, und hätte die FIFA nicht in den vergangenen Jahren die Festkonten moderater wachsen lassen. Denn das Problem ist denen natürlich bewusst, deshalb die zaghaften Aufwüchse der Rücklagen zuletzt.

Zum Thema Privilegien, Steuererleichterungen etc pp findet sich viele Materialien im sehr gut gepflegten Online-Archiv des Schweizer Parlaments. Habe da viel studiert. Meist wird berichtet, die FIFA agiere komplett steuerbefreit. Das ist falsch. Ein paar Promille zahlen die schon. Habe diese und andere Privilegien in „Macht, Moneten, Marionetten“ skizziert - bei Interesse dort vertiefen. Hier mal eine kurze Passage:

In verschiedenen Dokumenten des Bundesrates, der Schweizer Regierung, etwa zum Steuerrecht, werden IOC und FIFA wahlweise als nichtstaatliche Organisationen, als quasi-intergouvernementale oder als Nonprofit-Organisationen bezeichnet, die eine gesellschaftlich sinnvolle Aufgabe wahrnehmen und sich „nicht in erster Linie vom Ziel der Gewinnmaximierung“ leiten würden. Und weil im Heimatland der Sportbewegung nicht nur die Züge so unglaublich pünktlich fahren, sondern auch sonst vieles wie geschmiert läuft, war die Schweizer Steuerbehörde, zum Beispiel, im allumfassenden olympischen ISL-Bestechungsskandal involviert: Die Millionenzahlungen entsprachen seinerzeit der Rechtsnorm und wurden vom Amt abgesegnet.

Die vorerst letzte parlamentarische Initiative gegen die umstrittenen Steuerbefreiungen für die Sportgiganten scheiterte 2010 im Ständerat. Finanzminister Hans-Rudolf Merz (FDP) argumentierte damals: „Es wäre tragisch, namentlich wenn das Internationale Olympische Komitee unser Land verlassen würde, weil das ganze Netzwerk um dieses IOC herum dann zerfallen würde.“ Ein Jahrzehnt zuvor hatte sich ein anderer Finanzminister von der Schweizer FDP, Kaspar Villiger, erfolgreich dafür eingesetzt, dass das IOC nicht grundsätzlich von der Mehrwertsteuer befreit wurde. Das heißt wiederum aber nicht, dass der IOC-Umsatz von 5,2 Milliarden Dollar im Olympiazyklus 2013-2016 einer nennenswerten steuerlichen Belastung unterliegen würde. Da gibt es ein anderes Schlupfloch: Denn TV- und Sponsoren-Einnahmen des IOC werden als so genannter Dienstleistungsexport betrachtet und sind deshalb von der Umsatzsteuer befreit. Für die FIFA und andere Großverbände - allen voran die in Nyon zwischen Lausanne und Genf domizilierte Europäische Fußball-Union UEFA - gilt das ebenso. Als Holding sind sie weitgehend steuerbefreit, ihre Angestellten sind es nicht.


https://twitter.com/B0B_S/status/606815615513436160

Die FIFA-Statuten sollte man dazu studieren. Hier die aktuelle Ausgabe vom April 2015. Leicht zusammengefasst und mit minimalem ironischen Ansatz: Statutenänderungen kriegt nicht mal Blatter durch, ohne den Kongress zu befragen. Im Grunde aber kann er fast alles alleine machen - er bestimmt seit 1981 die Politik der FIFA. Nur wenn was schief geht, jammert er und verweist auf seine angebliche Machtlosigkeit.


https://twitter.com/chuzpeh/status/607103705167626240

Sehe ich nicht. Wichtig sind immer die Statuten. Es müssen klare Regeln geschaffen, verfolgt und notfalls hart und transparent sanktioniert werden. Dann dauert es immer noch viele Jahre, eher Jahrzehnte, bis sich die Kultur innerhalb dieser Organisation ändert. Habe oben skizziert, was alles nötig wäre - in meinem Blog steht es etwas ausführlicher. Korruption ausschließen? Geht natürlich nicht.


https://twitter.com/Finn_Clausen/status/607103301398753280

Eine Alibi-Funktion. Die FIFA-Bosse werden behaupten: Seht her, bei uns geht es um Sport. Zum Glück bleiben Blatter & Co. der WM erstmal fern, um der potenziellen Gefahr auszuweichen, festgesetzt zu werden.


https://twitter.com/giardino/status/606752106360487937

Ach, Adidas als FIFA-Partner der ersten Stunde hat doch seine Horst-Dassler-Korruptions-Vergangenheit nie aufgearbeitet. Blatter hat zu Beginn seiner FIFA-Tätigkeit sein Gehalt von Adidas kassiert. Das schweißte bisher zusammen. Habe es oben wohl schon mal gesagt oder irgendwo in den Kommentaren und Anmerkungen: Es hat meines Wissens nach noch nie ein Top-Sponsor von IOC und FIFA wegen Korruption zurückgezogen. Bloß leere Worte. „Sauber“ ist das Verhältnis einiger Sponsoren zur FIFA doch eher nicht. Gazprom, nun ja. Oder Visa - die Geschichte, wie die FIFA den langjährigen Partner Mastercard ausgebootet hat und mit Visa parallel verhandelte und abschloss, obwohl Mastercard ein Vorrecht hatte, beschäftigte vor einem knappen Jahrzehnt ein US-Distriktgericht, wir verdanken diesem Gerichtsgang fantastische Detailskenntnis über das skandalöse Geschäftsgebaren der FIFA. Legendär nicht nur die Auflistung der vielen Valcke-Lügen, sondern auch eine interne Email, in der gefragt wird, wie man es in dem „Fuckup“ noch irgendwie ausschauen lassen könnte, als hätte „die FIFA noch einen Funken Geschäftsethik“.

Die TV-Anstalten wie ARD und ZDF gehören ja auch zu den FIFA-Geldgebern und alimentieren das System Blatter bis 2022 mit Gebührengeldern von mehr als 400 Millionen Euro, wenn die Zahlen stimmen, die dieser Tage öffentlich verhandelt wurden. Ich habe mich dazu oft deutlich geäußert - dieser Vertrag, bekanntgegeben vor einem Jahr kurz vor der WM 2014 in einem wegen der Sunday-Times-Enthüllungen ebenfalls aufgeladenen Umfeld (Korruption! Bestechung! mafiose Strukturen!) war ein wichtiges Argument für Blatters Propaganda: Seht her, unsere Sponsoren halten zur Stange. Well done, ARD/ZDF-Intendanten!


https://twitter.com/Duchateau/status/607100832753061888

Mag sein. Ich kenne die nicht. Es gibt gewiss auch Sonderkündigungsrechte. Hat nur noch niemanden interessiert. Was aber gern mal gemacht wird: Preisabschläge verhandeln. Da soll die FIFA sehr großzügig sein, um Ruhe zu haben.


https://twitter.com/herrfischer/status/606767297794064384

Es gibt ein Leben ohne FIFA. Es gibt sogar Fußball ohne die FIFA. Täglich, weltweit. Klar. Interessierst Du Dich für Politik? Ist Dir Korruption dort egal?


https://twitter.com/rubbersoul20/status/606753365800927232

Stimmt ja nicht. Es fragen einige. Nur nicht sehr viele. Immer zu wenige. Franz ist ein Heiligtum. Vergangenes Jahr wurde ja ein wenig diskutiert - und seine Freunde sprangen ihm schnell zur Seite. Klare Fronten. Aber es geht weiter.


https://twitter.com/soul_m_8/status/607249382262624256

Nö. Sky ist da unempfindlich. Andere ja auch.


https://twitter.com/hoaxwhynot/status/607124457354883072

Soll nicht unhöflich klingen, aber ich halte nichts von Personalspekulationen in dieser Phase. Was mich nicht davon abhalten wird, in Kürze wieder über Scheich Ahmad zu schreiben. Weder Platini noch Ahmad sind, Hilfe, REFORMER. Kronprinzen? Jeffrey Webb war ein Kronprinz und ist jetzt auf dem Weg in den Knast. Platini war auch mal Sepps Kronprinz. Mohamed Bin Hammam war es auch. Fällt jemandem was auf?


https://twitter.com/stilkov/status/606751126495625216


Es wird manche überraschen, aber die FIFA gehört weder der Familie Blatter noch der Havelange-Sippe, nicht den Konföderationen und auch nicht den FIFA-Direktoren. Mitglieder der FIFA sind 209 Nationalverbände. Insgesamt gibt es derzeit 222 Nationalverbände weltweit, aber nicht alle werden von der FIFA anerkannt bzw. aufgenommen - sie sind aber Mitglieder der jeweiligen Kontinentalverbände, wie etwa Gibraltar (UEFA), nächste Woche in Faro Gastgeber des Weltmeisters Deutschland in der EM-Qualifikation. Die 209 FIFA-Mitglieder müssen übrigens alljährlich zum 1. Januar ihren Mitgliedsbeitrag von derzeit 1.000 US-$ bezahlen. Seit 1999 bekommen sie jährlich 250.000 $ aus dem bereits erwähnten FAP und öfter mal eine Sonderzahlung. Für die WM 2014 waren das 500.000 $, für die Teilnahme an der WM-Qualifikation spendierte Sepps Tafelrunde 300.000 $ und ließ Anfang des Jahres (natürlich vor der Wahl) auszahlen. Im GOAL-Programm wurde die Mindestprojektförderung kürzlich auf 600.000 Dollar erhöht. Wer schon mal auf einer Karibikinsel oder einem Eiland im Pazifik war und vergeblich einen vernünftigen Fußballplatz und/oder ein Zentrum des Nationalverbandes gesucht hat, der kann eine Geschichte drüber schreiben - denn dann ist das Geld aus FAP und GOAL mal wieder versickert.


Die letzten Q & A habe ich heute (7. Juni) im ICE nachgetragen. Das war ein Akt, Herrgott. Bin froh, dass da jetzt überhaupt etwas steht - mehr ging nicht.


Wer mehr erfahren und über die Entwicklungen im FIFA-Sumpf auf dem Laufenden gehalten werden möchte: Ich arbeite an einem neuen E-Book: „2022: Korruption in der FIFA, die WM in Katar, Sklavenarbeit und das System Joseph Blatter“. Die erste Version erscheint Ende Juni, danach wird monatlich aktualisiert, verbessert, erweitert. Schwerpunkt: Analyse, mit zahlreichen grafischen Übersichten zum FIFA-System, Gerichtsgängen, FIFA-Gangs, Katar 2022, Russland 2018 und Register der handelnden Personen, Organisationen und Firmen.