Heute geht es um Marder, um die Panzer, die Deutschland jetzt der Ukraine liefern will. Ich erkläre dir, warum das eine Kehrtwende in der Politik ist. Außerdem beantworte ich die Frage, wie viele Russ:innen den Krieg gegen die Ukraine befürworten und gebe dir eine kleine Portion Hoffnung mit.
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Was ist gerade wichtig?
Die Ukraine bekommt jetzt Panzer westlicher Bauart. Das haben Deutschland, Frankreich und die USA vergangene Woche angekündigt. Damit überschreiten die Länder eine rote Linie, die sie sich vorher selbst gezogen hatten.
Noch im Juli hatte Bundeskanzler Olaf Scholz zur Lieferung von Marder-Schützenpanzern an die Ukraine gesagt: „Das wäre eine schreckliche Eskalation.“ Und Verteidigungsministerin Christine Lambrecht sagt dazu: „Wir lassen die Bundeswehr nicht ausplündern.“ Jetzt liefert Deutschland die Marder doch – eine Kehrtwende in der bisherigen Strategie der Regierung.
Warum bekommt die Ukraine jetzt doch Panzer?
Ein wichtiger Auslöser waren wahrscheinlich die militärischen Erfolge der ukrainischen Armee. Zuletzt hat die Ukraine im November Cherson im Süden des Landes von der russischen Besatzung befreit. Warum Cherson strategisch so wichtig ist, habe ich schon einmal in dieser Ausgabe meines Newsletters erklärt.
Außerdem bombardiert Russland seit Monaten ukrainische Infrastruktur, sodass ein Großteil der Ukrainer:innen mitten im Winter auf Strom, Heizung oder Wasser verzichten muss. Das hat die Regierungschefs der Länder vermutlich bewogen, der Ukraine mehr Möglichkeiten zu geben, sich zu verteidigen.
Olaf Scholz hat immer betont, „keine Alleingänge“ starten zu wollen und deshalb keine Panzer westlicher Bauart zu liefern. Das Argument fällt jetzt weg, da Frankreich und die USA ebenfalls Panzer liefern. Für die Ukrainer:innen ist das eine gute Nachricht, denn sie mussten Soldat:innen zum Teil in Pick-ups zur Front transportieren. Mit Panzern können sie die Soldat:innen besser schützen.
Die Frage der Woche
KR-Mitglied Rebecca fragt: „Wie stark steht die russische Bevölkerung noch hinter dem Krieg?“
Grundsätzlich ist es schwierig, in autoritären Ländern herauszufinden, was die Menschen wirklich denken. Denn viele Menschen haben Angst, an Umfragen teilzunehmen. Oder sie geben nur solche Antworten, von denen sie denken, dass sie von ihnen erwartet werden. Trotzdem gibt es einigermaßen verlässliche Zahlen, die zumindest ein ungefähres Bild vermitteln, was Russ:innen über den Krieg gegen die Ukraine denken. Als wichtigstes unabhängiges Umfrageinstitut in Russland gilt das Lewada-Zentrum.
Laut einer Umfrage des Lewada-Zentrums vom vergangenen Dezember unterstützen 71 Prozent der Befragten die „Handlungen der russischen Streitkräfte in der Ukraine“. 48 Prozent sind der Meinung, dass weiter gekämpft werden sollte, 44 Prozent sprechen sich für Friedensverhandlungen aus.
Die Menschen in Russland wissen, dass die russische Armee einen brutalen Krieg gegen die Ukraine führt. Zwar leugnet Russland weiterhin Kriegsverbrechen – etwa in Butscha – und es ist offiziell immer noch verboten, das Wort „Krieg“ zu benutzen. Doch hat Wladimir Putin inzwischen selbst schon von einem „Krieg“ gesprochen und das staatliche Fernsehen zeigt, wie die russische Armee ukrainische Städte bombardiert. Dafür verantwortlich fühlt sich die Mehrheit der Russ:innen aber nicht: 59 Prozent sind der Meinung, dass sie keine moralische Verantwortung für die Zerstörung und den Tod von Zivilist:innen in der Ukraine tragen.
Lew Gudkow, Chef des Lewada-Zentrums, hat in einem Interview gesagt: „Die Russen haben kaum Mitgefühl mit den Ukrainern.“ Sie kritisierten zwar den Krieg, aber nicht wegen des Leids der Ukrainer:innen, sondern weil die „Spezialoperation“ nicht nach russischem Plan verlaufe. Denn auch das ist längst kein Geheimnis mehr: Selbst in den Talkshows des russischen staatlichen Fernsehens werden die herben Niederlagen der russischen Armee diskutiert.
Der Link der Woche
Die Ukrainer:innen haben sich von Anfang an nicht nur mit Waffen gegen Russland verteidigt, sondern auch mit Humor. Eine ganze Parallelwelt aus Memes, Wortwitzen und Symbolen ist entstanden. In diesem Artikel hat die Internetplattform Dekoder die wichtigsten Symbole und Begriffe vorgestellt. Beispielsweise die künstlerische Verarbeitung des ukrainischen Dreizacks, oder das Saint-Javelin-Meme, bei der die Schutzheilige der Ukraine eine Panzerabwehrwaffe in der Hand hält.
Die Hoffnung der Woche
Die ostukrainische Stadt Bachmut wird seit Monaten von Russland belagert. Bachmut ist schwer umkämpft, die Bilder der Stadt erinnern an die Zerstörung von Mariupol. Trotzdem gibt es kleine Momente der Hoffnung. Hier verteilt ein polnischer Freiwilliger Weihnachtsgeschenke an Kinder in Bachmut.
Redaktion: Bent Freiwald, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Philipp Sipos, Audioversion: Christian Melchert