Hier ist Isolde und heute geht es um die Umwelt – und um Belarus. Viele sorgen sich nämlich, dass Belarus sich am russischen Angriffskrieg beteiligen könnte. Außerdem beantworte ich die Frage, welche Umweltschäden durch Krieg entstehen und gebe dir wie immer eine kleine Portion Hoffnung mit.
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Was ist gerade wichtig?
Der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko sagt, er habe nicht vor, die Ukraine anzugreifen. Allerdings gibt es ein paar Tatsachen, die dagegen sprechen. Erstens kündigte Lukaschenko an, dass er eine russisch-belarussische Armee aufbauen will. Zweitens hat er erlaubt, dass russische Soldat:innen in Belarus stationiert werden, inzwischen sind es knapp 9.000. Das Regime unter Lukaschenko ist vollkommen von Wladimir Putin abhängig und gilt schon lange als dessen „Juniorpartner“. Jetzt wächst die Sorge, dass Lukaschenkos Armee die Ukraine von Norden her angreift.
Welche Rolle spielt Belarus in diesem Krieg?
Belarus führt zwar nicht offiziell Krieg gegen die Ukraine, unterstützt Russland aber bei der Invasion. Zu Beginn des Angriffs im Februar waren russische Soldat:innen von Belarus aus in die Ukraine einmarschiert, um Kyjiw anzugreifen. Immer wieder fliegen Raketen von belarussischem Gebiet aus in die Ukraine. Außerdem hilft Belarus der russischen Armee mit der Logistik und versorgt sie unter anderem mit militärischem Gerät.
Das ist beunruhigend. Doch eine wichtiger Aspekt spricht dagegen, dass die Drohkulisse wahr wird: Ein großer Teil der Gesellschaft lehnt den russischen Krieg gegen die Ukraine ab. Zwar ist es schwierig, in einem repressiven Regime Umfragen durchzuführen, und die Ergebnisse sind nur bedingt vertrauenswürdig. Doch eine aktuelle Umfrage zeigt, dass nur drei Prozent der Befragten die Idee unterstützen, dass Belarus an der Seite Russlands gegen die Ukraine kämpft. Nun ist es nicht so, dass Lukaschenko sich davon leiten ließe, was die Bevölkerung sich wünscht. Doch er weiß: Sollte Belarus die Ukraine angreifen, könnte das Unruhen auslösen und sein Regime destabilisieren. Und Lukaschenko erinnert sich sicher daran, wie schnell die Massenproteste 2020 aus seiner Kontrolle geraten sind.
Außerdem würde es nicht unbedingt eine Kriegswende herbeiführen, sollte sich Belarus beteiligen. Die belarussische Armee gilt als unerfahren und ist, wie eben die Umfragen nahelegen, vermutlich sehr unmotiviert, gegen die Ukraine zu kämpfen.
Bleiben noch die 9.000 russischen Soldat:innen, die in Belarus stationiert sind. Noch sind es nicht genug, um einen sinnvollen Angriff zu starten. Erst wenn die Zahl der russischen Soldat:innen in Belarus steigt, müssen wir uns größere Sorgen machen.
Die Frage der Woche
KR-Mitglied Eckart fragt: „Welche Umweltschäden ergeben sich durch Kriegshandlungen?“
Ein russischer T-72 Panzer benötigt 250 Liter Treibstoff pro 100 Kilometer auf befestigten Straßen. Im Gelände verbraucht er noch deutlich mehr. Doch das ist noch das kleinste Umweltproblem im Krieg. Die Umweltschäden, die ein Krieg hinterlässt, sind vielfältig und oft noch Jahrzehnte nach Kriegsende spürbar.
Wenn Tanklager und Fahrzeuge beschädigt werden, können Öl und Treibstoff austreten und das Grundwasser verschmutzen. Ein noch viel höheres Risiko besteht im Fall des Ukrainekriegs, wenn Russland Industriebetriebe angreift. Beispielsweise war über Monate das Stahlwerk in Mariupol unter Beschuss. Tausende Tonnen giftiger Schwefelwasserstofflösung hätten ins Meer gelangen können.
Dabei ist der Schutz der Umwelt, auch im Krieg, im Völkerrecht verankert. Kriegsformen, die „lang anhaltende oder schwere Auswirkungen“ auf die Umwelt haben, sind verboten. So ist es in einem Zusatzprotokoll der Genfer Konventionen und im Umweltkriegsübereinkommen festgelegt. Das haben Russland und die Ukraine unterschrieben. Nach dem Krieg will die Ukraine Russland deshalb verklagen und Entschädigung für die Umweltschäden bekommen.
In der Ostukraine führt der Krieg seit 2014 zu enormen Umweltproblemen. Der Donbas war früher ein mächtiger Industriestandort, bis heute befinden sich dort viele Minen. Seit Beginn des verdeckten Krieges im Donbas sind die Minen stillgelegt, trotzdem muss regelmäßig Wasser abgepumpt werden. 2016 hörten die von Russland installierten Separatist:innen auf, das Wasser abzupumpen – vermutlich, um Geld zu sparen. Das führte zur Überflutung der Minen, die dann das Wasser der gesamten Region mit Schwermetallen kontaminierten. Das hat Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung, aber auch auf die Landwirtschaft.
Hast du eine Frage zum Krieg in der Ukraine? Dann nimm jetzt an meiner Umfrage teil.
Der Link der Woche
Was ist eigentlich wichtig für eine ukrainische Identität? Was hat das mit der imperialen Vergangenheit Russlands zu tun? Und welche vereinfachten Vorstellungen haben wir von der Ukraine? Gwendolyn Sasse ist wissenschaftliche Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und internationale Studien und hat in dieser Podcast-Folge über all das gesprochen.
Die Hoffnung der Woche
Die Schauspielerin Mila Kunis kommt aus der Ukraine, genauer gesagt aus Czernowitz im Westen des Landes. 1991 emigrierte ihre Familie in die USA, heute ist Kunis eine bekannte Schauspielerin. In einem Interview sagte sie, dass sie früher immer gesagt habe, sie komme aus Russland. Heute sei sie stolz darauf, Ukrainerin zu sein. Gemeinsam mit ihrem Mann Ashton Kutcher hat sie 36 Millionen Dollar Spenden für die Ukraine gesammelt.
Redaktion: Lisa McMinn, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Philipp Sipos, Audioversion: Christian Melchert