Hallo, hier ist Isolde, mit dem wöchentlichen Newsletter zum Krieg in der Ukraine. In meinem Newsletter erkläre ich dir, was wirklich wichtig ist, ohne dich mit Nachrichten zu fluten. Heute geht es um die Frage, ob sich der Ausgang des Krieges im Donbass entscheidet.
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Was ist zuletzt passiert?
Der Ukraine stehen schwere, möglicherweise entscheidende Kämpfe im Osten des Landes bevor. In der Nacht auf Dienstag hat Russland eine seit Wochen erwartete Großoffensive im Donbass gestartet.
Angesichts dessen hat der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba erneut schwere Waffen gefordert. Bei einem Treffen mit den Nato-Ländern sagte er: „Die Schlacht um Donbass wird Sie an den Zweiten Weltkrieg erinnern.” Damit versuchte er wahrscheinlich, die Wichtigkeit und Dramatik der Lage zu betonen. Viele, vor allem Ukrainer:innen, setzen Putin und Russland mit Hitler und Nazideutschland gleich.
Warum sind die Gebiete in der Ostukraine so wichtig?
Russland hat nach seinem Rückzug aus den Gebieten rund um Kyjiw bereits angekündigt, sich stärker auf die Ostukraine konzentrieren zu wollen. Das hat zunächst geostrategische Vorteile: Die russische Armee versucht wahrscheinlich, die bereits russisch kontrollierten Separatistengebiete zu „verlängern” und so eine Landbrücke zur Krim zu schaffen. Russland hätte dann eine Grenze, welche die Ukraine teilen würde.
Militärexpert:innen halten aber für wahrscheinlich, dass Russland noch größere Ziele hat: Russland könnte versuchen, die ukrainische Armee in der Ostukraine einzukesseln und nachhaltig zu vernichten. Dort befindet sich nämlich auch die Joint Forces Operation, eine Spezialeinheit, die seit 2014 gegen russische Kräfte im Donbass kämpft. Deshalb sprechen viele von einer „entscheidenden Schlacht” in der Ostukraine und deshalb fordert die Ukraine so dringlich wie nie schwere Waffen. Die kommenden Wochen könnten tatsächlich den weiteren Verlauf des Krieges prägen.
Die Frage der Woche
KR-Mitglied Dori fragt: „Wo sind die verschleppten Ukrainer?“
Vor etwa einem Monat erschienen die ersten Berichte, nach denen russische Kräfte Ukrainer:innen verschleppt haben sollen. Die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denissowa, schrieb auf Facebook, dass man den Menschen Pässe und Handys abnehme und sie in entlegene Gebiete Russlands deportiere.
Eine Recherche der britischen Zeitung The Independent hat das nun bestätigt. The Independent konnte einen Erlass des Kremls einsehen, in dem steht, dass mehr als 95.000 ukrainische Zivilist:innen aus Kriegsgebieten in verschiedenen Regionen Russlands verteilt werden sollen. Allein mehr als 11.000 Personen sollen demnach nach Sibirien gebracht werden, andere sollen etwa im Nordkaukasus und anderen wenig besiedelten Gebieten im Osten des Landes untergebracht werden.
Das ukrainische Verteidigungsministerium schrieb in einem Statement, dass einige Ukrainer:innen sogar auf die Insel Sachalin gebracht würden. Sachalin gilt als eine der abgelegensten Regionen Russlands: Die Insel liegt im Osten des Landes, nördlich von Japan, knapp 10.000 Kilometer von Kyjiw entfernt.
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Der Link der Woche
Kürzlich veröffentlichte der ukrainische Geheimdienst ein heimlich mitgeschnittenes Telefonat. Darin bespricht ein russischer Soldat mit seiner Ehefrau die Vergewaltigung ukrainischer Frauen. Die Frau bestärkt ihren Mann in dem Gespräch, Ukrainerinnen zu vergewaltigen – er solle ihr einfach nichts davon erzählen und Kondome benutzen.
Die ukrainische Redaktion des Senders Radio Swoboda hat das Paar ausfindig gemacht: Dieses Video mit englischen Untertiteln zeigt die Recherche. Die Journalist:innen haben herausgefunden, wer das russische Paar ist, wo sie leben und sie haben bei ihnen angerufen.
Natürlich veröffentlicht der ukrainische Geheimdienst solche Materialien, weil er russische Soldaten als unmenschlich darstellen will. Solche Veröffentlichungen sind deshalb zunächst mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten. Doch das Telefongespräch ist echt, wie nun auch diese Recherche gezeigt hat. Das ist wichtig, denn es zeigt einmal mehr, dass Vergewaltigung als Kriegswaffe eingesetzt wird, auch im Ukraine-Krieg.
Die Hoffnung der Woche
Mehr als 1.100 Ärzt:innen aus Deutschland sind bereit, in der Ukraine oder in Nachbarländern zu helfen. Die Bundesärztekammer hat ein Onlineportal eingerichtet, wo sich Ärzt:innen freiwillig für den Einsatz melden können, um Kranke und Kriegsverletzte zu versorgen. Der Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, die Resonanz sei beeindruckend.
Redaktion: Lisa McMinn, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Philipp Sipos