Hallo, ich bins wieder, Isolde, und gemeinsam starten wir in die dritte Woche dieses Newsletters. Hier erkläre ich dir von Montag bis Freitag die wichtigsten Neuigkeiten, die den Ukraine-Krieg betreffen. Jede Ausgabe enthält außerdem eine kleine Portion Hoffnung.
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Was ist zuletzt passiert?
Lange wollte die Bundesregierung der Ukraine keine Waffen verkaufen, denn Waffenlieferungen in Krisengebiete sind eigentlich tabu. Inzwischen hat die deutsche Politik eine Kehrtwende vollzogen und liefert unter anderem Panzerfäuste und Haubitzen.
Das finden nicht alle gut: In Berlin durfte sich eine ukrainische Organisation der Friedensdemonstration gestern nicht anschließen, weil sie auf ihrer Webseite Waffenlieferungen für ihr Land forderten. Viele andere Teilnehmer:innen der Friedensdemonstration lehnen Waffenlieferungen und eine militärische Aufrüstung grundsätzlich ab. Die Ukrainer:innen organisierten deshalb ihre eigene Demo.
Passen Waffen und Frieden zusammen?
Alle Teilnehmer:innen der Demos haben einen Wunsch: das Ende des Krieges. Ob mehr Waffen zu Frieden führen können, ist eine grundsätzliche Frage. Einige argumentieren, dass Waffenlieferungen den Krieg nur unnötig in die Länge ziehen würden, wie beispielsweise ein Kommentator des Deutschlandfunks. Er sagt: „Jede Waffe, die der Westen an die Ukraine liefert, bedeutet mehr Tote und mehr Leid.“
Andere sagen, um Putin zu stoppen, müsse sich die Ukraine verteidigen können – notfalls mit Waffen aus dem Ausland. Die Stiftung Wissenschaft und Politik argumentierte schon im August 2021, dass eine militärisch starke Ukraine in Verhandlungen besser dastünde. Sehr zugespitzt formuliert: Je mehr Waffen die Ukraine hat, desto eher lässt Putin mit sich reden. Auch jetzt würde die Ukraine in den Friedensverhandlungen besser dastehen, wenn Russland merkt, dass die Ukraine militärisch so schnell nicht zu bezwingen ist.
Die Frage des Tages
KR-Leserin Sonja fragt: „Hat die Ukraine die militärische Stärke, um noch lange durchzuhalten?“
Seit dem ersten Tag des Angriffs sind sich Militärexpert:innen uneinig, wie lange die Ukraine Russland standhalten kann. Viele Beobachter:innen waren eher pessimistisch, denn das russische Militär ist dem ukrainischen überlegen. Während die Ukraine rund 200.000 aktive Soldat:innen hat, sind es in Russland 850.000. Während das ukrainische Militär 29 Flugzeuge für Bodenangriffe besitzt, sind es in Russland 739. Seit Beginn des Krieges prophezeihen Militärexpert:innen der Ukraine deshalb ein schnelles militärisches Ende.
Dazu kam es nicht. Das liegt daran, dass das russische Militär mit logistischen Problemen kämpft und eine sehr niedrige Motivation zu haben scheint, das Nachbarland zu bekriegen. Russland schickte zunächst junge, unerfahrene Soldat:innen, während die Ukrainer:innen ihr Land mit aller Kraft verteidigen. Die Kampfmoral ist ein Punkt, den viele bei ihrer Bewertung der militärischen Lage unterschätzt haben. Deshalb ist es auch noch immer schwierig, Prognosen aufzustellen.
Schon während des Bosnienkrieges 1992 bis 1995 dachten Expert:innen, dass das militärisch haushoch überlegene Serbien Bosnien in kurzer Zeit einnehmen würde. Doch entgegen aller Prognosen hielten die Bosniak:innen stand. Städte wie Sarajevo und Mostar widersetzten sich jahrelang der serbischen Belagerung. Auch wenn die Ukraine militärisch unterlegen ist – möglicherweise hält sie noch sehr lange durch.
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Der Link des Tages
Es gerät fast in Vergessenheit: Die Corona-Pandemie macht wegen des Krieges keine Pause. Eine unlösbare Situation für corona-positive Menschen in der Ukraine. Wenn sie vor der Bombardierung in Schutzräume flüchten, riskieren sie, andere anzustecken. Bleiben sie zuhause, riskieren sie, von den Bomben getroffen zu werden. Die ukrainische Zeitung Kyiv Independent hat das Dilemma in diesem Text beschrieben.
Die Hoffnung des Tages
Die ukrainische Journalistin Nika Melkozerova über die Hilfsbereitschaft des Nachbarlandes Polen:
Krautreporter hilft russischen Medien
Meduza ist eines der letzten unabhängigen Medien Russlands. Die Webseite der Onlinezeitung ist in Russland blockiert und nur noch über VPN erreichbar. Die Journalist:innen sind außer Landes geflohen und berichten von dort aus weiter über den Krieg in der Ukraine. Das Problem: Meduza hat jetzt keinen Zugriff mehr auf die Zahlungen seiner rund 30.000 Mitglieder. Wir von Krautreporter haben deshalb geholfen, ein internationales Crowdfunding zu organisieren, damit Meduza weiter berichten kann. Auf dieser Seite kannst du Meduza unterstützen.
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Redaktion: Thembi Wolf, Bildredaktion: Philipp Sipos