Hallo, hier schreibt Isolde, mit einer weiteren Ausgabe meines Newsletters. Von Montag bis Freitag informiere ich über die wichtigsten Ereignisse, die den Ukraine-Krieg betreffen. Dabei flute ich dich nicht mit Nachrichten, sondern erkläre in Ruhe, was wirklich wichtig ist. Und ich werde dir jedes Mal eine Portion Hoffnung mitgeben.
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Was ist passiert?
Immer öfter taucht es auf. Es ist auf Panzer gemalt, auf Jacken gedruckt, ein Mann rasierte es sich sogar auf den Hinterkopf: ein ominöses Z. Es ist innerhalb weniger Tage zu einem Kriegssymbol geworden. Russische Soldaten, das russische Verteidigungsministerium und private Unterstützer:innen verbreiten es.
Was hat das zu bedeuten?
Das Z tauchte erstmals auf Fahrzeugen der russischen Armee auf, die in der Ukraine einfielen. Ein Grund könnte sein, dass es der russischen Armee hilft, ihr Material von dem der Ukraine zu unterscheiden, wie das Wall Street Journal erklärte. Unterstützer:innen nutzen das Zeichen nun ebenfalls und verbreiten es, um ihre Zustimmung zum Krieg (beziehungsweise zur „Spezialoperation“, wie sie es nennen würden) zu verdeutlichen.
Das russische Verteidigungsministerium verbreitet das Z gemeinsam mit patriotischen Sprüchen, zum Beispiel „Für Putin” oder „Für die Kinder im Donbass”. In der Umschrift des Russischen beginnt das Wort „für“, za, mit Z. In den vergangenen Tagen tauchten Videos von Unterstützer:innen auf, die heroische Reden schwingen, Russland-Flaggen schwenken und sich ein Z auf die Oberteile gedruckt haben.
Diese Videos sind, um ehrlich zu sein, beunruhigend. Mich haben sie sofort an das Dritte Reich erinnert. Und nicht nur mich. Auch der ukrainische Verteidigungsminister stellte eine Parallele zur Nazizeit her. Ich finde, bei Vergleichen mit den Nazis sollte man immer sehr vorsichtig sein – hoffentlich bleibt diese Befürchtung nur eine Befürchtung.
Die Frage des Tages
KR-Mitglied Renate fragt: „Würde es nicht vielen Menschen das Leben retten, wenn die Ukraine auf Gegenwehr verzichtete?”
Ja, wenn die Ukrainer:innen sofort alle Waffen niederlegen würden, wäre der Krieg zu Ende und das Blutvergießen vorerst gestoppt. Ich will dir mit einem Spruch antworten, den du vielleicht schon gehört hast: Wenn Russland aufgibt, gibt es keinen Krieg mehr. Wenn die Ukraine aufgibt, gibt es keine Ukraine mehr.
Ich finde, das bringt gut auf den Punkt, worum es den Ukrainer:innen gerade geht. Um Menschenleben, ja. Aber auch um Unabhängigkeit und territoriale Selbstbestimmung.
Würde die Ukraine aufgeben, stünde dem ganzen Land eine unbestimmte Zukunft bevor. Denn was genau Russland danach vorhat, weiß niemand. Die Ukraine galt schon immer als etwas moderner und demokratischer als Russland. Würde sie sich ergeben, würde sie all ihre Werte aufs Spiel setzen. Außerdem wäre eine Besetzung des Landes durch Russland kompliziert, denn die Ukraine ist sehr groß und ein Großteil der Bevölkerung würde sich dagegen auflehnen.
Möglicherweise ist das aus einer deutschen Perspektive heraus schwerer zu beurteilen. Wir sehen das Leid der ukrainischen Bevölkerung, das jetzt gerade passiert. Aber wir sehen nicht, dass die Ukraine schon seit Jahren im Konflikt mit Russland steht, im Donbass herrschte sogar Krieg. „Jedes Mal, wenn ich den westlichen Medien ein Interview gebe, habe ich das Gefühl, dass sie wollen, dass wir aufgeben”, schrieb der ukrainische Diplomat Olexander Scherba.
Hast du auch eine Frage zum Krieg in der Ukraine? Dann nimm jetzt an meiner Umfrage teil.
Der Link des Tages
Das Onlinemedium Meduza ist eines der letzten unabhängigen russischen Medien. Die Webseite ist in Russland nur noch per VPN abrufbar, in Deutschland ist sie ganz normal erreichbar. Einige Artikel veröffentlicht Meduza auch auf Englisch, zum Beispiel diese Fotostrecke, die nur Zugfenster zeigt. Es ist eine Fotoserie des ungewissen Abschieds.
Die Mitarbeiter:innen von Meduza mussten Russland verlassen, zu groß war für sie die Gefahr. Sie berichten nun aus dem Exil, sind verstreut in vielen Ländern. Allerdings können sie kein Geld mehr aus Russland erhalten – deswegen sind die russischen Kolleg:innen auf Hilfe angewiesen. Krautreporter hat ihnen angeboten, zu helfen. Deswegen arbeiten wir seit zwei Tagen auf Hochdruck, um ein internationales Crowdfunding für Meduza auf die Beine zu stellen. Am Montag wird das Crowdfunding online gehen. Ich werde euch hier informieren, sobald es losgeht.
Die Hoffnung des Tages
In den vergangenen Tagen gingen einige Bilder von Pärchen um die Welt, die mitten im Krieg heiraten. Eines davon ist dieses hier:
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Redaktion: Esther Göbel, Bildredaktion: Philipp Sipos