Hallo, ich bin es wieder, Isolde. Vor zwei Wochen ist dieser Newsletter an den Start gegangen und er hat bereits mehr als 4.000 Abonnent:innen. Schön, dass auch du dazu gehörst! Hier informiere ich dich von Montag bis Freitag über die wichtigsten Ereignisse, die den Ukraine-Krieg betreffen. Und ich werde dir jedes Mal eine Portion Hoffnung mitgeben.
Wenn du den Newsletter magst, leite diesen Text gerne an deine Freund:innen oder Familie weiter. Solltest du ihn zum ersten Mal erhalten, kannst du ihn hier abonnieren.
Was ist zuletzt passiert?
Während der Krieg in der Ukraine mit jedem Tag brutaler wird, fliehen immer mehr Menschen außer Landes. Nach Informationen des UN-Flüchtlingskommissariats sind bereits 1,7 Millionen Ukrainer:innen in umliegende Länder geflüchtet. Polen hat mit knapp einer Million die meisten davon aufgenommen.
In Deutschland sind bisher relativ wenige Menschen aus der Ukraine angekommen, doch das wird sich ändern. Die Berliner Sozialsenatorin Katja Kipping (Die Linke) sagte im Deutschlandfunk: „Auf Europa kommt die größte Fluchtbewegung seit Ende des Zweiten Weltkriegs zu.”
Was bedeutet das für die Flüchtenden und für uns?
Deutschland und Europa haben die gigantische Aufgabe, die Flüchtenden aufzunehmen und sie zu versorgen. Ich habe mir vor Ort ein Bild gemacht: Am Wochenende war ich in Przemyśl an der polnisch-ukrainischen Grenze. Von dort aus habe ich mit zwei weiteren Helfer:innen einen Bus organisiert und 61 Flüchtende nach Köln gebracht. Es waren hauptsächlich Mütter mit Kindern und Babys, ein Hündchen war auch dabei.
Ich kann es nicht schönreden – in Przemyśl herrscht Chaos. In dem winzigen Bahnhofsgebäude drängen sich hunderte Menschen: Sie sind erschöpft nach tagelangen Reisen, traurig, weil sie ihre Väter, Brüder und Söhne zurücklassen mussten und orientierungslos, weil ihnen niemand erklärt, wo sie hinkönnen.
Die New York Times hatte heute auf ihrer Titelseite das Foto einer getöteten ukrainischen Familie, die gerade auf der Flucht war. Die Mutter und zwei Kinder starben vor den Augen der Fotografin. Beim Anblick des Fotos habe ich geweint. Wären sie ein paar Tage früher geflohen, hätten sie bei mir im Bus sitzen können. So wie Irina oder Natalja, die, ebenfalls in einen Anorak gepackt, einen Rucksack auf dem Rücken und einen Rollkoffer in der Hand, eine sichere Unterkunft in Köln erreicht haben.
1,7 Millionen Ukrainer:innen sind in andere Länder geflohen. Das ist fast so viel, wie Hamburg Einwohner:innen hat. Eine riesige, abstrakte Zahl. Ich werde ab jetzt immer an die Gesichter denken, denen ich selbst begegnet bin.
Ich hoffe sehr, dass die Behörden aus der sogenannten Flüchtlingskrise von 2015 gelernt haben und sich vorbereiten. Noch mehr hoffe ich, dass die Solidarität und Hilfsbereitschaft der europäischen Länder nicht abreißt.
Die Frage des Tages
KR-Leserin Viviana fragt: „Wie ist der Rückhalt für Putin und seinen Krieg in der russischen Gesellschaft?“
Laut aktuellen Umfragen unterstützen mehr als 60 Prozent der russischen Bevölkerung die „Spezialoperation” in der Ukraine, wie der Krieg in Russland genannt werden muss. Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen.
Die beiden Meinungsforschungsinstitute, die diese Zahlen erhoben haben, werden vom Staat kontrolliert. Vermutlich haben sie Aussagen, die nicht dem staatlichen Bild entsprechen, weniger Bedeutung beigemessen. Und wahrscheinlich zögern die Befragten, eine regierungskritische Haltung einzunehmen. Außerdem gibt es große demographische Unterschiede: Ältere unterstützen den Krieg eher als Jüngere, die Landbevölkerung mehr als die Stadtbevölkerung.
Ein wichtiger Faktor ist auch, dass es gefährlich sein kann, seine Kritik laut zu äußern. Wer einen offenen Brief schreibt oder etwas im Internet postet, dem drohen Entlassung und Haftstrafen. Seit Kriegsbeginn sind auf Protesten mehr als 13.000 Menschen festgenommen worden.
Hast du eine Frage zum Krieg in der Ukraine? Dann nimm jetzt an meiner Umfrage teil.
Der Link des Tages
Correctiv hat zusammengetragen, welche Falschinformationen zum Russland-Ukraine-Krieg kursieren. Die Liste wird laufend aktualisiert.
Die Hoffnung des Tages
Beim Anblick dieses Posters des polnischen Künstlers Paweł Jońca tut mir automatisch der Fuß weh:
Das war die fünfte Ausgabe meines neuen Newsletters. Hier kannst du ihn kostenlos abonnieren.
Redaktion: Thembi Wolf, Bildredaktion: Philipp Sipos