Hallo, hier ist Isolde. Gestern habe ich die erste Version dieses Newsletters verschickt – heute hat er schon über 2.000 Abonnent:innen. Vielen Dank für dein Vertrauen!
In diesem Newsletter fasse ich von montags bis freitags die wichtigsten Ereignisse rund um den Krieg in der Ukraine zusammen – damit du informiert bist, ohne das ganze Internet lesen zu müssen. Ich werde dir deine dringendsten Fragen beantworten. Ich werde erklären, was jetzt wirklich wichtig ist. Gibt es eine Chance auf Frieden? Was plant Putin? Was können wir tun? Und ich werde dir jeden Tag eine kleine Portion Hoffnung mitgeben.
Heute geht es um die Frage: Kann die Ukraine kurzfristig der EU beitreten?
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Was ist zuletzt passiert?
Vor einem Jahr hätte diese Nachricht ein politisches Erdbeben ausgelöst, heute ist sie eine Nachricht von vielen, die die Ukraine betreffen: Präsident Wolodymyr Selenskyj will, dass die Ukraine der EU beitritt. Am Montag hat er den Antrag unterschrieben, die Reaktionen sind positiv. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte: “Im Laufe der Zeit gehören sie tatsächlich zu uns, sie sind einer von uns und wir wollen sie drin haben.”
Ist das realistisch oder nur eine nette Geste?
Ich nehme es direkt vorweg: Es ist nur eine nette Geste. Bis ein Land der EU beitritt, dauert es Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte. Ein Beispiel: Nordmazedonien hat 2004 die EU-Mitgliedschaft beantragt und wurde ein Jahr später Beitrittskandidat. Seitdem – also seit 17 Jahren – wird verhandelt. Der Beitrittstermin ist ungewiss.
Will ein Land in die EU, muss es verschiedene Kriterien erfüllen, zum Beispiel muss Meinungs- und Pressefreiheit gelten, die Justiz unabhängig entscheiden und Korruption darf kein großes Problem sein. Doch da wird es für die Ukraine schwierig: Im weltweiten Korruptionsindex lag die Ukraine 2021 auf Platz 122 von 180 und damit ziemlich weit hinten. Die ukrainische Justiz wird schon mal mit einem “Verbrechersyndikat” verglichen und die Pressefreiheit macht zwar Fortschritte, ist aber trotzdem problematisch.
Trotzdem hat der Antrag eine gewisse Symbolik – und zwar eine ironische. Wladimir Putin versucht seit Jahren, eine Annäherung der Ukraine an die EU zu verhindern. Der jetzige Krieg ist ein Versuch, die Ukraine den Interessen des Kremls mit Gewalt zu unterwerfen. Und die Ukraine? Wendet sich nun der EU noch stärker zu. Nun ja, Putin… Ziel verfehlt.
Die Frage des Tages
KR-Mitglied Alex fragt: „Wieso ist es so schwierig, verlässliche Informationen über den Krieg in der Ukraine zu erhalten? In den Nachrichten werden sehr oft die Worte „mutmaßlich“ oder „vermeintlich“ verwendet.“
Nicht alle Medien haben Reporter:innen direkt vor Ort. Auch ich schreibe diesen Newsletter von meiner Kölner Wohnung aus und nicht aus ukrainischem Kriegsgebiet. Wer über aktuelle Ereignisse berichten will, muss sich also auf Erzählungen von Augenzeug:innen, Fotos und Videos verlassen. Und ja, die können gefälscht sein oder etwas aus dem Zusammenhang reißen.
Beide Kriegsparteien haben ein Interesse daran, sich möglichst erfolgreich darzustellen. Während das ukrainische Militär regelmäßig Zahlen zu abgeschossenen Flugzeugen oder getöteten russischen Soldaten veröffentlicht, schweigt sich das russische Militär dazu aus.
Dazu kommt: Die Lage kann sich minütlich ändern, aber eine Information zu verifizieren, kostet Zeit. Wenn beispielsweise eine Stadt angegriffen wird und es Tote und Verletzte gibt, entscheiden die meisten Medien, dass sie darüber trotzdem schnell berichten wollen – und schreiben dann ein „mutmaßlich“ dazu.
Hast du eine Frage zum Krieg in der Ukraine? Dann nimm jetzt an meiner Umfrage teil.
Der Link des Tages
Der Spiegel hat auf Instagram in wenigen Slides erklärt, wie man gefälschte Fotos und Videos erkennt. Wenn du ein echter Profi werden willst, kannst du die Tools nutzen, die Bellingcat kostenlos zur Verfügung stellt.
Die Hoffnung des Tages
Der Anblick von zweieinhalb Tonnen Teigtaschen (Ich mag ja Wareniki lieber, aber Pelmeni sind auch toll) macht wahrscheinlich die meisten Menschen froh. Gefunden auf dem Twitter-Account der Reporterin Olga Tokariuk.
Das war die zweite Ausgabe meines neuen Newsletters. Hier kannst du ihn kostenlos abonnieren.
Redaktion: Lisa McMinn, Bildredaktion: Philipp Sipos