Sehr geehrter Herr Staatspräsident,
wir schreiben Ihnen im Bemühen um unsere Kollegen Deniz Yücel, Meşale Tolu und alle anderen Kolleginnen und Kollegen, die aktuell in der Türkei aus politischen Gründen festgehalten werden.
Die Vereine, die wir vertreten, organisieren seit Jahrzehnten Recherchereisen ins Ausland, finanzieren Recherchen in anderen Ländern und fördern Kooperationen zwischen Journalistinnen und Journalisten über Ländergrenzen hinweg. Wir legen Wert auf den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen vor Ort, verfolgen keine Agenda, sondern fordern und fördern eine freie und ausgewogene Berichterstattung.
Dafür müssen aber der Zugang und eine freie Recherche vor Ort möglich sein. Eine Arbeit frei von Angst vor politischer Verfolgung unserer Gesprächspartner und Kollegen.
Um ausgewogen berichten zu können, müssen Journalisten die Vorstellungen und Meinungen von Akteuren aller Seiten kennenlernen, nur so können sie der Komplexität eines Landes in der Berichterstattung gerecht werden. Wir glauben daran, dass es in einer globalisierten Welt Berichterstattung aus anderen Ländern braucht, um das Verständnis füreinander, für unsere Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu stärken. Diese Arbeit braucht Mut, um hinauszugehen in die Welt und sich dieser Herausforderung zu stellen. Einen Mut, den Deniz Yücel und viele andere Kollegen jeden Tag mit ihrer Arbeit beweisen.
Deshalb fordern wir Sie auf: Schützen Sie die Presse- und Meinungsfreiheit in Ihrem Land. Sie sind feste Bestandteile einer Demokratie. Gleichzeitig rufen wir Sie dazu auf, Deniz Yücel, die deutsche Journalistin Meşale Tolu und alle anderen ausländischen Gefangenen, die in Ihrem Land aus politischen Gründen festgehalten werden, umgehend freizulassen. Wir fordern außerdem, dass auch alle in der Türkei lebenden Kolleginnen und Kollegen, die aus politischen Gründen festgehalten werden, ohne weitere zeitliche Verzögerung auf freien Fuß gesetzt werden und ihr Recht auf einen fairen Prozess respektiert wird.
Hochachtungsvoll,