Land der zwei Wirklichkeiten

© Blankspot / Johan Persson

Nachrichten, erklärt

Land der zwei Wirklichkeiten

Eritrea war für ausländische Journalisten lange Zeit verschlossen. Martin Schibbye vom schwedischen Blank Spot Projekt beantragte trotzdem ein Visum und hatte Erfolg. Im ersten von drei Teilen seiner Reportagereise berichtet er ausführlich aus dem Grenzgebiet von Eritrea und Äthiopien – ganz in der Nähe der Stelle, wo er 2011 gefangenen genommen wurde und 438 Tage im Gefängnis verbringen musste.

Profilbild von Reportage von Martin Schibbye, Ostafrika

Die Vorgeschichte:

Am Vorabend des 28. Juni 2011 riskierten Martin Schibbye und sein Foto-Kollege Johan Persson ihr Leben: Sie überquerten illegal die Grenze von Somalia nach Äthiopien. Nach Monaten der Recherche, der Planung und der gescheiterten Versuche wollten sie endlich darüber berichten, welche Auswirkungen die rücksichtslose Suche nach Öl in der konfliktreichen und isolierten Region Ogaden auf die Bevölkerung hat. Fünf Tage später lagen sie verwundet im Wüstensand, angeschossen und gefangen genommen von der äthiopischen Armee.

Statt die geplante Reportage zu schreiben, wurden sie selbst Teil einer Geschichte über Gesetzlosigkeit, Propaganda und Weltpolitik. Nach einer kafkaesken Gerichtsverhandlung lautete das Urteil elf Jahre Haft wegen Terrorismus. Als sich die Gefängnistore hinter ihnen schlossen, entdeckten sie, dass sie mit ihrem Schicksal nicht allein waren. Ihre Zellengenossen waren Journalisten, Autoren und Politiker, die sich einer Diktatur nicht beugen wollten. Alle kämpften im berüchtigten Kality-Gefängnis in Addis Abeba ums Überleben. Martin Schibbye und Johan Persson wurden – nach 438 Tagen im Gefängnis – am 10. September 2012 begnadigt und entlassen. Für diese Reportagereise kehren sie erstmals wieder nach Ostafrika zurück.


Die Grenze – April 2016

Der Toyota-Geländewagen holpert und ruckelt über das felsige Gelände. In einiger Entfernung ziehen Kamele vorüber. Starker Benzingeruch brennt in der Nase, Sand knirscht zwischen den Zähnen.

Amanuel Hagdu, unser Begleiter vom eritreischen Informationsministerium, ist in Zivil gekleidet, lacht gern und verlässt bereitwillig sein Büro, um mal rauszukommen.

Er hält eine Kamera zwischen den Knien, mit der er unseren Besuch an der Grenze dokumentiert. Seine Stirn ist schweißnass.

Wir fahren an einem Schild vorbei, das vor Landminen warnt. „Da drüben ist Äthiopien”, sagt er und zeigt auf einen Hügel am Horizont. „Ich bin sicher, sie haben euch vermisst.”

© mapz.com – Map Data: OpenStreetMap ODbL.

Neben mir auf der Rückbank sitzt Johan Persson, der Fotograf, der mit mir in Äthiopien mehr als ein Jahr lang zwischen 2011 und 2012 eingesperrt war. Die Landschaft um uns herum ist unversöhnlich, und ich erkenne alles nur zu gut wieder. Mein Körper spürt wieder die Hitze, den Sand, erinnert sich an den Geruch von Schießpulver und den Geschmack von Blut. Eine halbleere Wasserflasche rollt über den Boden des Toyotas. Das Geräusch ist vertraut.

Es heißt, die Wüste erzieht dich, indem sie nimmt.

Solange ich mich auf dieses Projekt, diese Reportagereise, konzentriere, bin ich ruhig. Aus der Vogelperspektive sehe ich mich selbst dagegen als kleinen Fleck auf der Landkarte, unterwegs zum Horn von Afrika in ein Land, das in mir einen verurteilten Terroristen sieht. Dann wird mein Mund trocken und ich fange an zu schwitzen.

Von allen Ländern der Welt, warum komme ich ausgerechnet hierher zurück?

Meine Motivation ist journalistische Neugier. Der bis heute ungelöste Grenzkonflikt zwischen Äthiopien und Eritrea ist ein wichtiges Problem für ein Land, das dieses Jahr seine 25-jährige Unabhängigkeit von Äthiopien feiert. Doch das meiste, was wir Europäer über Eritrea lesen, handelt von dem schwedischen Journalisten Dawit Isaak, der im September 2016 seit 15 Jahren im Gefängnis sitzt. Die Tatsache, dass Äthiopien Teile von Eritrea besetzt hält, ist weitgehend unbekannt.

Wir fahren schnell an Wasserpumpen und Häusern aus getrocknetem Lehm vorbei. Abgesehen von ein paar Kindern und ein, zwei Ziegen ist die Straße vor uns leer. Der Staub dringt unter mein Hemd. Auf meiner verschwitzten Haut fühlt er sich an wie Schleifpapier. Ich ziehe eine Landkarte heraus und breite sie auf dem Rücksitz aus. Meine Finger gleiten über Namen von Asmara nach Mendefera und Adi Quala in Richtung Süden. Ich versuche, mit einem Kompass die Entfernung zu bestimmen, während das Auto über die holprige Straße rumpelt.

Ich schätze, dass wir etwa neun Kilometer von Äthiopien entfernt sind. Ein Panzer schießt zehn Kilometer weit. Unsere Angst und Besorgnis halten uns wachsam. Bewahren uns davor, nachlässig zu werden und unseren Scharfsinn zu verlieren. „Vielleicht ist das gerade keine so gute Idee”, sagt Johan, als hätte er meine Gedanken gelesen.

Es ist unsere erste gemeinsame Reportagereise seit unserer Zeit im Gefängnis. Wir hatten uns gesagt, dass es toll wäre, irgendwann einmal wieder ein Projekt gemeinsam zu machen. Doch ich schob es immer wieder hinaus, bevor ich ihn anrief, um über diese Reise zu sprechen. Wenn ich das machen wollte, dann mit ihm. Was unsere Zusammenarbeit betrifft, sind wir etwas aus der Übung, aber wir fangen wieder an, uns wie ein Team zu fühlen. Vor uns eröffnet sich die Weite der Wüste. Die Grenze in unmittelbarer Nähe, schaltet man in eine Art Überlebensmodus und lässt Unwichtiges hinter sich.

Der Toyota hüpft unberechenbar zwischen Felsen und Dornenbüschen hin und her. Die Grenze zwischen Eritrea und Äthiopien liegt im Gebirge. Die Straße zum Grenzposten ist für Panzer und Kamele gemacht - nicht für Autos. Ein Stein nach dem anderen schlägt gegen den Fahrzeugboden, und wir werden wild auf unseren Sitzen herumgeschleudert. Der Benzingeruch verursacht Kopfschmerzen.

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Ich halte verkrampft die Karte in der Hand. Sie ist feucht von meinen schwitzenden Händen. Ich hätte sie laminieren sollen, denke ich.

Auf einmal sind wir nah genug, um die Gräben zu sehen, die sich um den Hang schlängeln. Männer in Tarnanzügen schauen uns neugierig an. Wir fahren auf einen Berg, rundherum flache, endlose Wüste in allen Richtungen. „Ihr habt zehn Minuten, dann müssen wir hier weg”, sagt Hagdu und öffnet die Tür zum Rücksitz.

Der Wind peitscht meine Haare, und ich hole tief Luft. Auf der anderen Seite des Tals liegt Äthiopien. Plötzlich klingelt Johans Telefon: eine Nachricht. Das eritreische Netz blockiert alle ausländischen Handys – das jetzt kann nur eines bedeuten: Wir sind mit dem äthiopischen Netz verbunden. „Verdammt, stell es auf Flugmodus!”, schreie ich.

„Jaja”, grummelt Johan.

Aufgeregt rennen wir zu den Unterständen. Sie sind so nah an der Kante, dass sie fast vom Berg herunterhängen. Der Gedanke, welches Risiko wir eingegangen sind, hierher zurückzukehren, rauscht heiß durch meine Adern. „Das ist mutig”, sage ich.

„Ein bisschen zu mutig”, erwidert Johan nervös.

Skelette mit Militärstiefeln

Berhane verdient umgerechnet 250 Euro im Monat, bei freier Unterkunft in der Kaserne.

Berhane verdient umgerechnet 250 Euro im Monat, bei freier Unterkunft in der Kaserne.

Die Hitze war drückend und die Sonne war bereits hoch am Himmel, als er die ersten äthiopischen Soldaten, halb gekauert, durchs trockene Tal rennen sah. Rundum hatte die Einheit Helme auf Stöcke platziert, um den Eindruck zu vermitteln, dass dort in den Schützengräben noch mehr Soldaten wären. Neugierig folgte er mit seinem Zielfernrohr dem äthiopischen Vormarsch, doch die Distanz war immer noch zu groß für ihn, um den Abzug zu betätigen.

Seit dem letzten Krieg, dem 30 Jahre dauernden Krieg, wusste er, dass jeder einzelne Soldat seines Rangs gezwungen war, 25 Feinde zu töten, um eine Chance auf Überleben zu haben. Dieses Mal lagen die Chancen, genau wie damals, nicht auf Berhanes Seite.

Die Verwirrung war anfänglich groß. Der Befehl war eindeutig und gleichzeitig unbegreiflich.

Sie kämpften im selben Krieg, fuhren 1991 gemeinsam nach Addis Abeba rein, sie sprachen dieselbe Sprache und widmeten sich derselben Sache – und nun musste er auf seine Brüder und Schwestern schießen. Nach 30 Jahren Krieg mit Äthiopien hatte er auf einen dauerhaften Frieden gehofft. Eine Allianz. Eine gemeinsame Wirtschaft.

„Ich wusste, der Krieg frisst Menschen. Und nicht nur die Menschen – er vernichtet sämtliche Ressourcen eines Landes, alle Anstrengungen, das Land zu entwickeln, gehen nun in den Krieg, alle Träume werden aufgeschoben.”

Zu dieser Zeit war er selbst ebenfalls Soldat. Wenn jemand dein Land angreift, wusste er, musst du zurückschlagen. Und wenn jemand Eritrea ins Gesicht schlägt, hältst du nicht die andere Wange hin. Du zielst auf den Kopf deines Feindes. Berhane wusste, wie seine Generation denkt. Aber er hatte Angst.

„Wir sind nur Menschen, aber als sie dann zu schießen anfingen und ich ebenfalls, verschwand die Angst.” Die ersten Soldaten fielen geräuschlos zu Boden und regten sich nicht mehr. Mit geübter Hand lud er sein Gewehr nach.

Der nächste Angriff erfolgte schon nach wenigen Minuten. Auch diesmal wehrten sie ihn erfolgreich ab. Dann eine dritte Welle von Soldaten. Und eine vierte. Berhane erinnert sich an seinen Gedanken, dass die Läufe der Maschinengewehre kurz vor der Überhitzung standen. Danach sind seine Erinnerungen nur noch bruchstückhaft.

„Es war völlig unwirklich. Sie rollten wie Stoffpuppen den Berg hinab, prallten unten auf und taumelten zwischen die schwarzen Steine. Wie eine Armee von Zombies, unmöglich, sie zu zählen.”

Die Offiziere sagten ihnen, wenn sie den Felsen von Adi Begio verlören, wenn er in Feindeshand fiele, wäre das das Ende für Eritrea als Staat. Dann wäre der direkte Weg in die Hauptstadt Asmara weit offen.

„Bei Sonnenuntergang wurde es schwieriger, ein Ziel zu treffen. Die äthiopischen Soldaten hielten alles unter Kontrolle bis hinunter zu den Unterständen unten im Tal. Ich konnte hören, wie meine Freunde Mann gegen Mann kämpften, mit Fäusten und Messern.” In der Dunkelheit wurden mehrere seiner eigenen Leute erschossen, und während der Waffenruhe konnte er das Stöhnen der Sterbenden hören.

Dann kam ein Befehl von ganz oben, einige meinten, direkt vom Präsidenten, die Artillerie hoch auf den Felsen hinauf zu rollen und die Geschützrohre nach unten zu richten – in Verletzung sowohl der Kriegs- wie der physikalischen Gesetze. Keiner, der der dort war, wird den Anblick vergessen, der sich am folgenden Tag bei Sonnenaufgang auftat.

„Du konntest den Fuß nicht auf den Boden setzen, ohne auf einen Toten zu treten, überall waren Leichen”, sagt Berhane und zeigt runter. In der Tiefe einer Schlucht liegen immer noch Skelette mit Militärstiefeln an den Füßen. So konnten sie feststellen, wer wer war.

„Die toten Soldaten mit Sandalen schleppten wir mit uns mit und beerdigten sie. Die äthiopischen Soldaten trugen Stiefel, also ließen wir sie liegen. Niemand kam, um ihre Leichen einzusammeln. Sie liegen dort schon seit 14 Jahren.”

Heute , 14 Jahre nach Kriegsende, glauben die Soldaten, dass die größte Gefahr für den Frieden nicht von der anderen Seite der Felsen kommt, wo der Feind wartet.

Heute , 14 Jahre nach Kriegsende, glauben die Soldaten, dass die größte Gefahr für den Frieden nicht von der anderen Seite der Felsen kommt, wo der Feind wartet.

Es ist schwer zu sagen, seit wann alles schieflief. Unterschiedliche Meinungen gab es während der ganzen Unabhängigkeitskampagne. Und es ist auch eine Tatsache, dass die Beziehungen zwischen Eritrea und Äthiopien seit der Unabhängigkeit 1993 belastet waren. Äthiopien beanspruchte Teile des eritreischen Territoriums. Und die beiden Länder konnten sich nicht über die Nutzung der strategisch wichtigen Häfen von Eritrea einigen.

Hinzu kommt, dass die äthiopische Volksbefreiungsfront von Tigray, die TPLF-Guerillas, schon immer nach einem „größeren Tigray” streben, inklusive Eritrea. Nicht vergessen werden darf auch Eritreas Entscheidung, die äthiopische Währung durch eine eigene zu ersetzen - eine Kriegserklärung. Es geht also bei dem Konflikt nicht nur um das trockene Land, darin sind sich alle Parteien einig.

Auch gibt es mehrere Erklärungen, was der tatsächliche Grund für den Kriegsausbruch war. Äthiopien zufolge betraten eritreische Soldaten am 12. Mai 1998 ein umstrittenes Gebiet hinter der unzureichend markierten Grenze. Eritrea hält dagegen, das äthiopische Militär habe eines seiner Dörfer nördlich von Badme abgefackelt. Als eritreische Soldaten dorthin kamen, um zu vermitteln, seien sie beschossen und getötet worden.

Am folgenden Tag, dem 13. Mai 1998, erklärte das äthiopische Parlament Eritrea den Krieg, und im Juni wurde der Flughafen in Asmara mit Napalm bombardiert. Eritrea bombardierte daraufhin Mekelle aus der Luft, die nächste große Stadt in Äthiopien. Die Streubomben zerstörten militärische Anlagen, aber auch eine Schule, in der zwölf Kinder starben. Innerhalb weniger Monate eskalierte das, was zunächst als Grenzkonflikt gesehen wurde, in einem Krieg.

Die Botschaften in Asmara wurden evakuiert. Eritrea galt als Aggressor und das Land fiel zurück in den gewohnten Kriegszustand. Auf dem Höhepunkt des Krieges standen sich eine halbe Million Soldaten an der Grenze gegenüber – der größte Kampf in der afrikanischen Geschichte.

Nach zwei Jahren des Kampfes schätzte die International Crisis Group die Zahl der Toten auf beiden Seiten auf 70.000 bis 100.000. Weitere 250.000 Menschen aus der Region wurden zu Flüchtlingen. Beide Länder schlossen im Juni 2000 in Algier endlich ein Friedensabkommen und akzeptierten, dass eine unabhängige Grenzkommission über den Ausgang des Krieges bestimmt. Beide Seiten verpflichteten sich, den Beschluss der Kommission zu akzeptieren. Doch als sie 2002 mit dem Beschluss konfrontiert wurden, der endgültig und verbindlich sein sollte, wollte Äthiopien nicht hinnehmen, dass die Stadt Badme zu Eritrea gehören soll.

„Wir gehen niemals vor Äthiopien in die Knie “

Über den Mauern aus Stein und Lehm eines verlassenen Wachturms weht die eritreische Flagge langsam im Wind. Ein paar Soldaten sitzen unter einem Stück Tuch als Sonnenschutz unterhalb einer Reihe von Unterständen, die ebenfalls verlassen sind. Sie glauben nicht, dass es einen neuen Krieg geben wird.

„Wir haben den Krieg gewonnen”, sagt einer der Soldaten voller Überzeugung. „Äthiopien wollte unsere Regierung durch ein ihm loyales Regime ersetzen und ist gescheitert. Es war ein klarer Sieg für uns.” Der Konflikt wäre vorüber, wenn Äthiopien nur der Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes Folge leisten und die Besatzung beenden würde, erklären die Soldaten.

Heute, 14 Jahre nach Kriegsende, sehen die Soldaten die größte Bedrohung des Friedens jenseits des Geröllfelds, wo der Feind steht. „Äthiopien ist nicht das Problem – das Problem sind die anderen Länder, die Äthiopiens aggressive Politik dulden und das Urteil des IGH über den Rückzug Äthiopiens ignorieren. Die anderen Länder wollen, dass wir nachgeben, angekrochen kommen und vor Äthiopien in die Knie gehen, aber das wird niemals geschehen.”


Genf, Schweiz – Juni 2015

Eritreer unterstützen die Regierung in Asmara und protestieren gegen die UN.

Eritreer unterstützen die Regierung in Asmara und protestieren gegen die UN.

Im Juni 2015 gibt es plötzlich fieberhafte Aktivitäten auf dem kleinen Platz vor der United Nations Commission on Human Rights (UNCHR) in Genf. Jung und Alt aus ganz Europa überschwemmen den Platz mit dem berühmten dreibeinigen Stuhl. Sie tragen Trommeln, Megafone und Transparente. Viele der Teilnehmer haben sich in die eritreische Flagge gehüllt. Eine von ihnen trägt einen Regenschirm mit der Aufschrift: „Ich liebe Eritrea.”

Im Gebäude des UNCHR sollte bald das offizielle Ergebnis der UN-Kommission zur Untersuchung der Menschenrechte in Eritrea veröffentlicht werden. Es basierte auf mehr als 500 Interviews und Zeugenaussagen von Überlebenden aus acht Ländern.

„Keine Angriffe mehr auf Eritrea unter dem Vorwand der Menschenrechte”, hieß es auf einem der Transparente.

Nahe der Lautsprecheranlage und unter den wehenden Flaggen und Transparenten plauderte Fthawi Mehari, ein Schwede mit eritreischen Wurzeln, mit anderen Demonstranten. „22 Stunden in einem heißen Bus sind nichts verglichen mit den Opfern, die die Menschen in den 30 Jahren Kampf für die Unabhängigkeit auf sich genommen haben”, sagte er. „Wir wollen zeigen, dass es Eritreer gibt, die gegen den Bericht sind.”

Als einer der Aktivisten in der schwedischen Niederlassung der jungen Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit (YPFDJ), die als Jugendorganisation der regierenden Partei gilt, hat sich der 30-jährige Fthawi Mehari Urlaub genommen, um von Stockholm anzureisen und an der Demonstration teilzunehmen. Die YPFDJ organisiert Konzerte, Feste und Seminare, um junge Eritreer im Exil zusammenzubringen. Unter dem Hashtag #HandsOffEritrea hat die Organisation innerhalb weniger Tage tausende Menschen mobilisiert. Die Vermutung liegt nahe, dass eritreische Exilanten der Opposition nahestehen. Aber die Diaspora ist gespalten, die Stimmung zwischen den verschiedenen Lagern ist feindselig.

Fthawi Mehari erzählte mir, dass er, wie tausende andere auch, mit seiner Zeugenaussage zu den Untersuchungen der UN beitragen wollte – sie kamen aber nie zu Wort. Das gleiche Schicksal ereilte Firmen, die in Eritrea investiert hatten, und ausländische Botschaften. Der Untersuchungsausschuss zur Menschenrechtslage in Eritrea wurde in Diplomatenkreisen und von Wissenschaftlern ebenfalls für seine einseitige Verwendung von Zeugenaussagen äthiopischer Flüchtlinge kritisiert.

Auf die Frage, ob es nicht etwas eigenartig ist, gegen eine Organisation mit einem hohen Maß an Glaubwürdigkeit wie die UN zu demonstrieren, reagiert Fthawi Mehari mit einem Kopfschütteln. „Ich habe nichts gegen Untersuchungen und Berichte über Eritrea, in denen Bereiche aufgezeigt werden, wo Verbesserungen nötig sind, aber diese Delegation hat noch keinen Fuß ins Land gesetzt.”

„Aber ist das nicht so, weil ihnen der Zutritt nicht genehmigt wurde?”

„Sie haben am falschen Ende angefangen”, erläutert Fthawi Mehari. „Wenn du damit anfängst, in ein Flüchtlingslager in Äthiopien zu reisen und mit den Flüchtlingen zu sprechen, musst du damit rechnen, dass die Befragten übertreiben, um Asyl gewährt zu bekommen. Dann sprichst du mit der Opposition und als allerletztes erst mit unserer Regierung. Nun ja, dann wirst du nicht willkommen sein.”

„Weil?”

„Weil du dann bereits eine vorgefasste Meinung darüber hast, was der Zustand des Landes ist”, sagte Fthawi Mehari. Dann drehte er sich um, um noch eine weitere Busladung Menschen zu begrüßen. „Jetzt sind die Leute aus Stockholm hier!”

Seine Verärgerung ist weg, ersetzt durch Gelächter, Tränen und den Klängen freudiger Wiedervereinigung.

In dem Bericht, gegen den die Demonstranten protestieren, heißt es, Eritrea sei ein totalitärer Staat mit Folter und Zwangsarbeit, aus dem jeden Monat 5.000 Menschen fliehen. Junge Menschen werden zitiert, sie hätten das Land verlassen, um der zeitlich unbegrenzten Wehrpflicht zu entgehen.

Der Report beschreibt Eritrea auch als einen Überwachungsstaat, in dem Nachbarn und Familien gezwungen wurden, sich gegenseitig anzuzeigen. In dem Gefangene festgehalten wurden, ohne zu wissen, wessen sie angeklagt waren. Die UN-Experten zogen die Schlussfolgerung, sie hätten solche schwerwiegenden und umfangreichen Menschenrechtsverletzungen in einem Land „selten gesehen“.

Einer der Befragten gab an, sie hätten ihn kopfüber aufgehängt und Elektroden an seinen Armen befestigt, so dass sein ganzer Körper zuckte. Ein Journalist beschrieb, wie er ausgepeitscht und aufgeknüpft wurde, „wie Jesus, aber ohne ausgestreckte Arme”.

Dem Bericht zufolge gilt in Eritrea nicht mehr das Gesetz, sondern es herrscht Angst.

Wer die 478 Seiten an berichteten Menschenrechtsverletzungen gelesen hatte, dem fiel es schwer, den Ärger der Demonstranten auf dem Platz zu verstehen. Konnten alle diese Zeugenberichte, hunderte von ihnen, erfunden sein?

„Niemand verleugnet, dass Eritrea Probleme hat, aber wenn man Menschen in Flüchtlingslagern interviewt, ohne ihre Namen zu nennen, bekommt man nicht die Wahrheit. (Der Report) behauptete auch, dass Frauen in der Armee als Sexsklavinnen gehalten werden. Das ist völlig falsch. Alle von uns haben Verwandte, die in der Armee waren”, sagte Fthawi Mehari.

Er und die anderen Demonstranten hatten das Gefühl, der Bericht sei Teil einer Kampagne von außen mit dem Ziel, das derzeitige Regime zu schwächen und zu zerstören. Nach Meinung der Demonstranten hatte Eritrea bewiesen, dass es eine Nation ohne fremde Hilfe wiederaufbauen konnte.

„Und deswegen stellt Eritrea eine ideologische Bedrohung der Sicht dar, wie der Westen Afrika sieht“, erklärte Fthawi Mehari. Zwar sei es wahr, dass einige junge Menschen flohen, um dem Militärdienst zu entgehen. Aber die Medien sollten auch erklären, warum Eritrea eine Wehrpflicht hat.

„Niemand schreibt, dass wir äthiopische Soldaten im Land haben, dass wir besetzt sind. Wenn die Welt internationales Recht unterstützt und Äthiopien gezwungen hätte, sich aus den Gebieten zurückzuziehen, in denen sie nach dem Krieg geblieben sind, bräuchten wir keine Wehrpflicht”, sagte Fthawi Mehari laut genug, um die Trommeln zu übertönen.

Im Hintergrund wurde die Musik lauter und der Rhythmus der Trommeln machte es schwer, das Interview fortzusetzen. Als die Musik einen kurzen Moment verstummte, fuhr Fthawi Mehari fort:

„Ich habe Freunde, die das Land verlassen haben. Das Leben in Eritrea ist hart, aber sie fliehen vor den Umständen, nicht vor dem Regime. Und sogar die, die nach Schweden kommen, werden schnell ein Teil der eritreischen Gemeinschaft. Sie unterschreiben eine Erklärung in der Botschaft, in der sie sich entschuldigen, und dann können sie für Ferien zurückkommen.”

Alles dreht sich um Dawit Issak

Trotz der anstrengenden Fragen schien Fthawi Mehari unsere Diskussion zu schätzen. Bislang habe ihn kein Vertreter der Medien gefragt. Als jemand, der in Schweden aufgewachsen ist, sieht er sich selbst als starker Befürworter von freien Wahlen und Demokratie. Er meint, das sei auch der langfristige Plan für Eritrea. Sich in Schweden für Eritrea einzusetzen, in einem Land, in dem die meisten sein Heimatland nur von den Berichten über einen gefangenen Journalisten kennen, sei befremdlich, gibt er zu.

„Ich lade meine Kollegen immer zu Kuchen an Eritreas Unabhängigkeitstag ein. Dann haben sie die Möglichkeit, alle Fragen zu stellen, die sie haben. Die meisten Schweden kennen nur Dawit Isaak, und ich sehe es als meine Verantwortung, ihnen über all die anderen Dinge zu erzählen, die Eritrea ausmachen.”

„Der neue UNCHR-Bericht spricht auch die Gefangennahme und Haft von Mitgliedern der Opposition und von Journalisten an. Meinst du, dass diese Angaben nicht richtig sind?”

„Ich habe nicht den ganzen Bericht gelesen, aber wenn die Sprache auf Dawit Isaak kommt, sagt das Regime, es handele sich um eine Frage der nationalen Sicherheit. Ich glaube meiner Regierung und unterstütze sie. Deshalb nehme ich an, dass sie die Wahrheit sagen. Aber es ist eine Schande, dass er nicht vor Gericht gestellt wurde. Er hätte einen Gerichtsprozess bekommen müssen.”

Nach Fthawi Meharis Ansicht müssen die „generellen Probleme“ der Nation gelöst werden. Dann löse sich das Problem Dawit Isaak automatisch.

„Wenn das Regime sagt, es ist eine Gefahr für die nationale Sicherheit, dann gibt es auch eine Lösung“, sagt er, bevor seine Stimme erneut vom Lärm verschluckt wird. Fthawi Meharis ist auch deshalb enttäuscht, weil er das Gefühl hat, es werde mit zweierlei Maß gemessen. Er findet es unfair, dass Äthiopien nicht durch dieselbe Brille betrachtet und von der Außenwelt kritisiert wurde, als beispielsweise die regierende Partei 100 Prozent der Sitze im Parlament erhielt.

„Das heißt, die Doppelmoral hervorzuheben, rechtfertigt den Mangel an Demokratie in Eritrea?”

„Nein, aber wenn den anderen Staaten Demokratie so wichtig ist, kann sie nicht nur ein Land so stark angreifen. Es ist offensichtlich, dass Äthiopien auf der anderen Seite der Grenze machen kann, was es will. Für das Land gelten scheinbar andere Regeln oder Erwartungen.”

Zwei Prozent des Einkommens für Eritrea

Ein Stückchen weiter weg, näher an der Straße, die die Demonstranten vom UNCHR-Gebäude trennt, steht eine junge Frau, eingehüllt in eine eritreische Fahne als Schultertuch. Sie fasst den Bericht als „500 Seiten Papier” zusammen. Sie möchte anonym bleiben, sagt aber: „Als unsere Kinder mit Napalm bombardiert wurden, sagte der Rest der Welt nicht ein Wort. Sie haben weggeschaut. Aber jetzt, nachdem wir Polio und Malaria besiegt haben und meine Cousinen Kinder zur Welt bringen können, ohne zu sterben, fallen die Vereinten Nationen über uns her.“

Sie ist nicht einverstanden mit den Schlussfolgerungen des Berichts, wonach es an demokratischer Freiheit und Rechten mangelt. „Wenn es einen Platz auf dieser Welt gibt, an dem Demokratie herrscht, dann ist es Eritrea”, sagt sie. „Wir wählen keinen Präsidenten, aber wir stimmen darüber ab, was gemacht werden soll. Okay, wir haben keine Tageszeitungen in Eritrea, aber an jeder Straßenecke gibt es eine Anschlagtafel, an der Menschen bekanntmachen können, was sie über Dinge denken und fühlen.”

Wie Fthawi Mehari ist auch sie enttäuscht, nicht gehört zu werden. „Schweden ist ein Land, in dem es keine Meinungsfreiheit gibt”, sagt sie. „Wir haben versucht, unsere Sichtweise davon mitzuteilen, was in Eritrea passiert, aber wir werden immer ignoriert. Wenn wir demonstrieren, schreibt niemand darüber. Wir sind hier eine Mehrheit, die voller Stolz zwei Prozent ihres Einkommens als Steuern in Eritrea bezahlt. Warum werden wir nicht zu Debatten eingeladen?”

„Gibt es also keine Fälle in Eritrea, wo Leute aus politischen Gründen eingesperrt worden sind?”

„Gibt es in den USA solche Fälle?”

„Wir reden gerade von Eritrea.”

„Ja, aber warum mit dem Finger nur auf Eritrea zeigen? Warum ist Dawit Isaak mehr wert als die 70.000 Eritreer, die aus Äthiopien vertrieben wurden und nicht auf ihr Land zurückkehren können? Ist eine Person mit einem schwedischen Pass mehr wert als eine ohne? Jetzt, da wir erneut angegriffen werden und unsere Existenz auf dem Spiel steht, da die UN unser Land auslöschen will, jetzt musst du schauen, wessen Leben mehr wert ist. Das derjenigen, die alles für Ihr Land geopfert haben, oder sein [Dawits] Leben?”

„Mein Bruder wird eines Tages frei sein“

Neben der Frau, mit der ich spreche, steht ein älterer Mann, der aussieht, als sei er in den 50ern, und hört gespannt zu. Für ihn ist das nichts Neues. Er hat 35 Jahre lang für die Regierungspartei gekämpft, deren Mitglied er seit 1998 war. Ein Lebenslauf wie seiner ist nicht ungewöhnlich unter den Demonstranten auf dem Platz in Genf. Was ihn besonders macht: Sein Bruder ist einer der Inhaftierten.

Tedros Isaak stellt sich vor und sagt dann: „Weißt du, diese ganze Sache mit Journalisten und so weiter hat die UN schon mehrmals aufgebracht. Das wird früher oder später geklärt. Selbst mein Bruder, Dawit Isaak, wird eines Tages frei sein.”

Er wiegt sich vor und zurück, während er spricht und sich seine Augen suchend umschauen.

„Beurteile fünf Millionen Menschen nicht wegen Dawit, schau vielmehr auf all die neuen Bahngleise und Krankenhäuser. Natürlich gibt es Verbesserungspotenzial. Ich habe dem Regime auch viele Fragen gestellt, aber bevor diese Fragen angepackt werden, muss Eritrea aus dem Kriegszustand herauskommen.”

„Welche Fragen haben Sie an das Regime?”

„Im Moment, im Kriegszustand, sollten wir keinen Druck auf das Regime ausüben. Jetzt ist die Zeit, es mit allen Kräften zu unterstützen. Ich möchte nicht, dass mein Land wie Libyen endet - aber viele im Westen möchten Eritrea im Chaos versinken sehen, Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen, doch ich möchte das nicht. Ich weiß, dass es meinem Bruder gut geht, früher oder später wird alles in Ordnung sein.”

„Aber warum ist Ihr Bruder im Gefängnis?”

„Es gibt niemanden auf der Welt, der mehr über meinen Bruder weiß als ich, und ich weiß, dass es ihm gut geht. Ich weiß auch, dass er entlassen werden wird, deswegen mache ich mich nicht verrückt.”

„Warum ist er verhaftet worden?”

„Kein Außenstehender sollte sich in die Angelegenheiten meines Bruders einmischen. Niemand, außer meiner Familie, hat das Recht dazu. Es wird nur schlimmer. Auf einem Platz in einer Stadt herumzulaufen, hilft nicht, das einzige, was hilft, ist meine Unterstützung. Deswegen bin ich hier mit meinen Landsleuten.”

„Glauben Sie wirklich, dass er freigelassen wird?”

„Er wird freikommen. Ich bin nicht besorgt. Ich weiß es, deswegen bin ich nicht besorgt, wie meine anderen Geschwister. Sie wissen nichts. Wenn ich 100 Prozent weiß, wissen sie vielleicht 5 Prozent”, sagt Tedros, dann verschwindet er in der Menge.

Keine Ablehnung, kein Visum

Je länger ich ihnen zuhöre, wie sie ihr Regime verteidigen, desto faszinierter wurde ich. Ich wollte wirklich versuchen, dieses Land zu verstehen. Wie waren sie hier gelandet? Wie konnte das Bild von Eritrea so unterschiedlich sein? Wie konnten kritische Berichte Demonstranten dazu bringen, auf die Straße zu gehen, um ihre angegriffene Nation zu verteidigen?

In allen meinen Unterhaltungen spürte ich eine Vermischung von Eritrea als Idee und dem derzeitigen Staatsapparat. Ein Patriot zu sein, war gleichbedeutend mit Loyalität zum derzeitigen Präsidenten. Diese Verfremdung brachte Menschen näher zusammen und gab ihnen Bedeutung und Identität in einem sich schnell ändernden Europa.

Am folgenden Tag versammelten sich erneut tausende Demonstranten aus Eritrea und beschuldigten den langjährigen Präsidenten Isaias Afewerki, ein Diktator zu sein und drängten die UN, harte Maßnahmen zu ergreifen.

Wir hielten uns hier nicht weiter auf. Die Antworten auf unsere Fragen waren nicht in Genf zu finden.

Um das Geheimnis zu erforschen, musste ich nach Eritrea. Ich musste da erfolgreich sein, wo die UNHCR-Kommission gescheitert war. Ich entschied, ein Visum für das abgeschlossene Land zu beantragen.

Vielleicht konnten 438 Tage in einem äthiopischen Gefängnis als verlängerter Visa-Antrag angesehen werden?

Ich schrieb einen langen Brief an den eritreischen Botschafter in Stockholm und sagte ihm, dass ich Eritrea erleben wollte. Ich wollte weder positiv noch negativ darüber schreiben, sondern nur meine Arbeit machen.

Die Entscheidung würde lange Zeit benötigen.

Ich erhielt keine Ablehnung, aber ich erhielt auch kein Visum. Gerade, als ich die Hoffnung aufgab, eine Reportagereise nach Eritrea zu unternehmen, tauchte plötzlich eine E-Mail in meinem Postfach auf. Sie war von der eritreischen Botschaft, mit einer Einladung für mich als Hauptredner während eines eritreischen Festes für die Regime-Unterstützer.


Die Schlacht von Järva – Schweden, August 2015

Eritreer im Exil haben eine gespaltene Haltung zur Regierung in Asmara.

Eritreer im Exil haben eine gespaltene Haltung zur Regierung in Asmara.

Spätsommer; das Gras war nass und die Pusteblumen waren lange verblüht. Aus der Ferne hörte ich schon die skandierten Worte:

„Diktatur, Diktatur, Diktatur!”

Der Schlamm vom Järva Feld im Nordwesten von Stockholm klebte an meinen Schuhen. Es war ein regnerischer Sommer gewesen. Als ich um ein paar Büsche herumging, entdeckte ich etwa 100 Personen. Sie hatten sich versammelt, um beim jährlichen Festival zu protestieren, das von Gruppen mit enger Verbindung zum eritreischen Staat organisiert worden war.

„Unschuldige Menschen sind im Gefängnis, das ist Folter. Wisst ihr Leute, wie es ist, in einem Container zu sterben?” rief ein Mann den Festivalbesuchern zu, die in ein paar Meter Entfernung vorbeigingen.

Eritreische Flaggen und Transparente flatterten im Wind. Im Sommer hatte das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen berichtet, dass mehr als 400.000 Eritreer, neun Prozent der Gesamtbevölkerung, geflohen waren. Laut UNHCR verließen im Sommer 2015 jeden Monat 5.000 Eritreer das Land.

Als ich das schlammige Feld überquerte, dachte ich, sie wollten mich wahrscheinlich testen, sehen, ob ich mich traute, auf dieser Veranstaltung zu sprechen. Hinter einem kilometerlangen Zaun, auf dem eigentlichen Festivalgelände, hatten sich ein paar tausend Menschen versammelt. Auf der anderen Seite des Zauns standen etwa 100 Demonstranten.

Es sah aus wie ein Schlachtfeld im Mittelalter.

Männer in gelben Westen mit Funkgeräten bewachten den Eingang zum Festival.

Vor ihnen stand ein Polizeiwagen. Ein Tumult war ausgebrochen, als einige der Demonstranten versuchten, das Festival zu stürmen und mit den Besuchern kollidierten. Die Polizei musste eingreifen.

Es dauerte nicht lange, bis Leute mich erkannten.

„Stimmt es, dass Sie bei dem Regime-Festival sprechen werden?“, fragte mich ein älterer Mann höflich. „Wir waren sehr enttäuscht, als wir das gehört haben. Wir haben für Ihre Entlassung aus dem Gefängnis demonstriert, und jetzt machen Sie so etwas?”

Bevor ich die Gelegenheit hatte, zu antworten, fragte eine junge Frau: „Ja, ist das wirklich wahr? Wirst du wirklich für sie sprechen? Dieses Festival ist total politisch. Arrangiert von der einzigen politischen Partei in Eritrea. Sie benutzen dich. Wenn es der Zweck deiner Teilnahme ist, für journalistische Freiheit in Eritrea zu werben, hast du die falsche Plattform gewählt. Auch ich glaube, dass Dialog wichtig ist, aber zu welchem Preis? Nicht auf Kosten meiner Leute.”

Eine dritte Person mischte sich ein und begann darüber zu sprechen, wie wichtig das Festival für die Wirtschaft des Landes ist.

„Alle jungen Leute und viele Erwachsene sind gezwungen, für das Regime zu arbeiten, der Rest flieht. Ihre beiden Haupteinnahmequellen sind die Zwei-Prozent-Steuer und diese Art von Festivals!”

Den Demonstranten zufolge organisierten und steuerten die People’s Front for Democracy and Justice (PFDJ) und der Ausrichter das gesamte Festival über die eritreische Botschaft. Ziel war die Einnahme von Steuern und „freiwillige” Zuwendungen im Austausch für spezielle Serviceleistungen, wie etwa die Erstellung von Ausweisen, Pässen und anderen Dokumenten, die für Flüchtlinge lebensnotwendig sind.

Ich war gerade dabei eine Antwort zu formulieren, als mich die Menge unterbrach, mich in ihren Sprechchören anrief.

„Schibbye, sprich nicht! Schibbye, sprich nicht!”

Der Sprecher der Demonstranten sah zu mir herüber und ich versuchte ihm zu gestikulieren, dass ich etwas sagen wollte.

„Gib ihm das Mikrofon!” riefen jetzt viele Demonstranten.

Eine Sekunde lang zögerte ich.

Ein Teil von mir verstand sie, und natürlich war mir klar, dass es problematisch wäre, wenn ich auf dem Festival sprechen und nicht nur Teilnehmer interviewen würde. Aber manchmal muss man eine Gelegenheit beim Schopf ergreifen. Mein Plan war, eine kompromisslose Rede zu halten, wie wichtig Journalismus und die Redefreiheit sind. Schließlich sind es diese Leute, die die Schlüssel zu Dawit Isaaks Zelle haben. Aber ich glaubte auch, dass sie Antworten hätten, warum Eritrea so ist wie es ist.

Und für den Fall, dass das naiv von mir war und ich nur für einen Auftrifft im Staatsfernsehen benutzt werden sollte, wollte ich absagen.

Sie prüften mich, aber ich prüfte sie auch.

„Ich erzähle der Welt, was ich gesehen habe“

Ich lief zu einem Zelt, in dem sich das Soundsystem befand, nahm mir das Mikrofon, hielt es fest in der Hand und schaute über die Menge. Hintern ihr der Zaun und ein Zirkus auf dem Festivalgelände. Ich erinnere mich, dass ich dachte: „Wie die Schlacht auf dem Järva Feld”, als das Gemurmel und der Gesang aufhörten und sich die Demonstranten um mich versammelten.

„Hallo zusammen! Ich arbeite als Journalist, und dazu muss man mit beiden Seiten reden, auch wenn es schwierig ist”, fing ich vorsichtig an.

Ich kannte einige Gesichter im Publikum von Pressefreiheits-Veranstaltungen für Dawit Isaak. Viele von ihnen hatten Narben von Folter und Gefangenschaft. Ich wollte ihnen sagen, dass ich ein Besuchsvisum für Eritrea beantragt und als Antwort eine Einladung erhalten hatte, auf dem Festival zu sprechen.

Aber es war zu früh. Ich war mitten in der Nagelprobe der eritreischen Botschaft. Es war keine einfache Position, in die ich mich gebracht hatte.

„Ich habe einst versprochen, dass ich, sobald meine 438 Tage in Gefangenschaft als politischer Häftling endet, der Welt erzählen werde, was ich gesehen habe. Es ist ein Versprechen den anderen inhaftierten Kollegen in der ganzen Welt gegenüber, das ich halten möchte. Im Laufe des letzten Jahres habe ich viel Zeit damit verbracht, herumzureisen und über die Pressefreiheit zu reden: Darüber, dass es ein Kriegsverbrechen sein sollte, Journalisten zu inhaftieren. Und das ist es, was ich heute auf diesem Festival zu tun gedenke.”

Weiter kam ich nicht, weil Applaus mich unterbrach. Die aggressive Stimmung war verschwunden.

„Vielen Dank, es ist toll, dass du so ehrlich zu uns bist und es ist wichtig, über die Bedeutung des Journalismus zu sprechen. In Eritrea sind viele Journalisten im Gefängnis. Geh da rein und sag es ihnen”, rief einer der Protestierenden.

„1.000 Eritreer geköpft oder im Mittelmeer ertrunken“

Ich gab das Mikrofon zurück, und als ich mich dem Eingang des Festivals zuwandte, hörte ich wieder die Worte „Diktatur, Diktatur, Diktatur” über das Järva Feld hallen.

Ich wollte mich gerade unter der Polizeiabsperrung hindurch ducken, da sah ich Meron Estefanos, die mit versteinertem Gesicht die eritreischen Flaggen anstarrte.

„Ich werde so sauer, wenn ich all diese Leute hier beim Festival sehe. Allein dieses Jahr sind 1.000 Eritreer von ISIS geköpft worden oder im Mittelmeer ertrunken. Es scheint, als würden sie sich nicht um ihre Landsleute scheren”, sagte sie.

Von einer Wohnung in Stockholm aus arbeitet sie Vollzeit für den oppositionellen Radiosender Radio Erena. Nach der Tragödie vor Lampedusa im Oktober 2013 wurde Meron Estefanos weltweit bekannt. Seit Jahren ist sie ein Bindeglied zwischen den verzweifelten Flüchtlingen am Mittelmeer und der italienischen Küstenwache.

„Ich verstehe nicht, wie sie auf einem Festival tanzen können, das vom Regime finanziert wird. Ich bin hier um zu zeigen, dass es nicht erlaubt sein sollte. Wenn diese Leute denken, es sei so schön in Eritrea, warum sind sie dann überhaupt hier?” fragte sie. Sie klingt müde.

Eritreische Schweden aus dem ganzen Land hatten sich hier versammelt. Alle wunderten sich, dass die schwedischen Behörden das Festival nicht verboten hatten. Jahrelang hatten sie versucht, es zu verhindern, indem sie die Eigentümer daran erinnerten, dass sie ihr Land an einen Diktator vermieten. Doch bisher hat niemand darauf reagiert.

„Aus ganz Schweden sind Leute angereist, um gegen dieses Festival und gegen Schweden zu protestieren. Hier wird öffentlich Geld für das eritreische Militär gesammelt. Das sollte illegal sein, aber Schweden interessiert es nicht. Ich weiß wirklich nicht, was die schwedische Regierung tut, und ich habe langsam die Nase voll von ihnen. Sie sagen nichts, weil sie Dawit Isaak befreien wollen. Aber ich bin auch eritreische Schwedin und ich glaube, es ist an der Zeit, eine härtere Position zu zeigen. Wir warten jetzt seit 14 Jahren”, sagte Meron Estefanos.

Vier-Tage-Festival mit 5.000 Exil-Eritreern

Ich duckte mich unter der Polizeiabsperrung hindurch und ging in Richtung Eingang, quer über das Niemandsland zwischen den beiden Gruppierungen. Das Gras war hoch und nach dem nächtlichen Regen noch immer feucht. Der Wachmann am Eingang hatte einen kräftigen Händedruck und trug eine enge Armbinde in den eritreischen Fahnen. Neben ihm stand Fthawi Mehari aus Genf, Mitglied der Jugendabteilung der Partei, der YPFDJ.

„Willkommen in Eritrea“, sagte er und folgte mir auf das Festivalgelände. Seit der letzten Nacht hatte es nicht mehr geregnet, und der schlammige Boden begann langsam zu trocknen.

Drinnen herrschte eine festivalähnliche Atmosphäre: Die Veranstaltung war familienfreundlich, festlich und ausverkauft. Nach Angaben Fthawi Meharis besuchten 5.000 Menschen das Festival die ganzen vier Tage lang. Es gab ein riesiges Zelt für die großen Vorträge und Treffen, eine Scheune für die kleineren. Zwischendrin standen kleine Zelte für geschäftliche Besprechungen oder für verschiedene eritreische Organisationen. Mittendrin bespaßte ein extra aus Eritrea eingeflogener Clown die Kinder.

„Daneben haben wir auch einen eritreischen Komiker sowie einige der landesweit berühmtesten Künstler eingeflogen”, erklärte Fthawi Mehari. Trotz des lauten und festlichen Getümmels waren die Demonstranten draußen zu hören. „Diktatur-Liebhaber! Geht nach Hause!” Ich fragte Fthawi Mehari nach seiner Meinung zu den Anschuldigungen und zu dem Protest.

„Es ist für mich in Ordnung. Sie haben das Recht, dort zu stehen, zu protestieren und den Festivalbesuchern die Laune zu verderben. Tatsächlich werden einige heute Abend, wenn sie fertig sind, das Festival selbst besuchen, daher ist das alles etwas heuchlerisch. Dennoch versuchten heute ungefähr 30 von ihnen, den Zaun zu stürmen und Gewalt auszuüben, an dieser Stelle schritten wir ein und unsere Sicherheitsleute stoppten sie”, antwortete er.

„Aber wenn sie rufen ‚Wenn es so toll ist in Eritrea, geht doch nach Hause‘ – wie fühlt sich das an?”

„Sie verwenden sehr feindselige Phrasen. Du hörst nur, was sie auf Schwedisch rufen. Aber was sie in Tigrinya sagen, ist noch hässlicher, gemeiner. Sie zielen auf vorbeilaufende Frauen ab und sagen Dinge, die die Leute krank machen. Aber es ist okay, jeder hat das Recht auf seine oder ihre Meinung.”

Seine Erklärung für die Polarisation: die Vorstellung der eritreischen Regierung über soziale Gerechtigkeit. „Dass jeder in der Nation unter gleichen Bedingungen leben soll und alle gemeinsam arbeiten. Ich bin mir nicht sicher, ob jeder diese Schlussfolgerung teilt.”

„Alle, denen ich von diesem Festival erzählt habe, und dass ich hingehen werde, haben überrascht reagiert und Dinge gesagt wie ‚Was, die Diktatur-Liebhaber leben in Schweden und unterstützen dieses Regime?‘ Was meinst du, warum reagieren die so?”

„Es sind die Medien, die so berichten. Wie du sehen kannst, sind eine Menge von ihnen hier. Aber keiner der Journalisten wird die Stimmung auf dem Festival erwähnen, sie werden dort drüben beim Zaun bleiben. Die da drüben [Regimegegner] werden alle Aufmerksamkeit bekommen. Warum das so ist, weiß ich nicht, aber es fühlt sich so an, als würden die Medien diejenigen bevorzugen, die das eritreische Regime nicht unterstützen”, sagte Fthawi Mehari verärgert.

Das große Zelt war bereits randvoll. Leute jeden Alters saßen eng gedrängt, Schulter an Schulter, auf den hölzernen Bänken. Die Sonne war hell, und ich fragte mich, ob meine Bilder auf der Leinwand zu erkennen sein würden. Dahinter war eine riesige eritreische Flagge.

„Oh, Sie sind doch da, wir hätten nicht gedacht, dass Sie sich das trauen. Ich hatte eine Nachricht von Ihnen erwartet, Sie seien krank oder so,” sagte Sirak Bahlbi von der eritreischen Botschaft und lachte laut.

Er erzählte mir von Politikern, die teilgenommen hatten und danach von der Presse so als „Diktatur-Liebhaber” runtergeputzt wurden, dass sie sich nicht trauten, nochmal zu kommen.

„Sie sagen, sie kämen gerne, trauten sich aber nicht wegen der schwedischen Medien. Aber ist das nicht genau die Aufgabe eines Politikers, Menschen zu treffen, die anders denken und unterschiedliche Sichtweisen zu diskutieren?” fragte Sirak Bahlbi.

Ich hatte ihn schon einmal getroffen, als ich meinen Visa-Antrag einreichte. Seine Familie lebte in London und er war ziemlich neu in dem Job in Stockholm. Der erste Schock für ihn war, dass jeder Arbeitstag damit begann, aus seinem Postfach E-Mails von Leuten zu löschen, die die Befreiung des eritreisch-schwedischen Journalisten Dawit Isaak forderten.

Während wir redeten, strömten immer mehr Menschen ins Zelt.

„Wir mussten Ihren Vortrag hierher verlegen, in das größte Zelt, weil das Interesse riesig ist,” sagte Sirak Bahlbi und fragte, ob ich nach meiner Rede mit dem Botschafter und Gästen essen möchte.

Ich lehnte sofort ab. Es wäre vermutlich tolles Material für meine Story gewesen, aber es fühlte sich zu eng an.

„Die Geräusche aus dem Gefängnis lassen mich nicht mehr los“

Ich sah, wie sich der amtierende Präsidentenberater, Yemane Gebreab, in die Nähe des Podiums setzte. Er hat erheblichen Einfluss auf die Politik in Eritrea. Ich schluckte hart. Es gab kein Zurück mehr.

Zuvor hatte ich Johan gebeten, meinen Vortrag zu filmen, damit nichts geschnitten oder verändert werden konnte. Aber ich konnte ihn nirgends unter den Zuschauern finden. Es war so leise im Zelt, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Sowohl die Organisatoren als auch ich waren nervös.

Ich hatte denselben Vortrag vor dem EU-Parlament, bei amerikanischen Pressekonferenzen, in Bangkok, Wien, Kapstadt und überall in Schweden gehalten. Aber diesmal war es anders. Ich sah, wie verschiedene Leute ihre Handys rausfischten und zu filmen begannen, als ich anfing zu sprechen:

An diesem Morgen erwachten 17 Kollegen im Kality Gefängnis [außerhalb von Addis Abeba] von den schrillen Stimmen der Wachen, „Kotera, kotera, kotera!”, vermischt mit den Geräuschen von Schlagstöcken, die gegen das Wellblech donnerten. Sie standen dann, immer zu zweit – „Hulet, hulet!” – im Matsch vor den Metallschuppen. Als alle Gefangenen, hunderte, gezählt worden waren, schlossen sich die Metalltüren wieder hinter ihnen.

Auch wenn ich aus dem Gefängnis entlassen wurde, werden mich die Geräusche niemals loslassen. Die ersten Schreie waren immer die schlimmsten, der Schrei vor dem ersten Schlag, und dann, gegen Ende, wurde der Gefangene still.

Ich erzählte ihnen von der Realpolitik, vom Horn von Afrika, von der Situation in Ogaden. Dann zeigte ich ein Bild von Reeyot Alemu, die in der übernächsten Zelle saß, und wie sie in ihrem 30-jährigen Leben immer wieder mit Entscheidungen konfrontiert war.

Sie hätte ein einfaches Leben wählen können. Aber ihre Liebe für Wahrheit, für Äthiopien, für ihre Mitmenschen und für den Journalismus inspirierten sie, eine Journalistin zu werden. Sie blieb und schrieb. Sie zeigte, was Journalismus sein sollte, aber allzu oft nicht ist. Sie zahlte den Preis für kommende Generationen, einen hohen Preis. Sie zahlte mit ihrer Freiheit.

Ich sah, wie viele Zuhörer nickten und Fotos mit ihren Handys machten. Repräsentanten von Regierungen werden immer sagen, dass die Freiheit der Presse gegenüber anderen Werten wie Stabilität, wirtschaftlichem Wachstum und regionalem Machtgleichgewicht abgewogen werden muss. Aber in Ländern, in denen Journalisten eingesperrt werden, ist niemand frei.

Dann erklärte ich, was es bedeutet, Aufmerksamkeit als ein politischer Gefangener zu bekommen.

Nachdem Johan und ich entlassen wurden, wurden wir oft gefragt, ob Aufmerksamkeit denjenigen hilft, die eingesperrt sind. Ich denke, dass sie wichtiger ist als Brot und Wasser. Die Unterstützung von außen gibt dir die Kraft durchzuhalten, und die Wärter überlegen sich gut, was sie tun, weil sie wissen, dass „die Welt zuschaut”.

Dann holte ich tief Luft und fügte hinzu:

Deshalb schreibe ich Briefe an Dawit Isaak, damit er weiß, dass er nicht vergessen ist, denn das ist deine größte Angst als politischer Gefangener. Selbst wenn er die Briefe nicht bekommt, das einfache Wissen, dass jemand dir schreibt, lässt dich weitermachen. Zu wissen, dass dir deine Freiheit für eine gute Sache geraubt wird.

Totenstille im Zelt. Ich fuhr fort:

Einen Journalisten als Zielscheibe zu benutzen sollte sein, wie einen Panda auf den Grill zu legen. Es sollte ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit sein. Das mag dreist und pompös klingen und ich bin wirklich nicht neutral in dieser Frage. Für mich ist es persönlich. Die Pressefreiheit ist die Freiheit, auf der alle anderen Freiheiten beruhen. Ohne die Freiheit für Journalisten, ihren Job zu machen, wird die Welt verstummen.

Sobald ich aufhörte, sah ich einen Wald von klatschenden Händen. Einige Leute waren so begeistert, dass sie aufstanden. Die erste Frage kam von einem Politiker in der ersten Reihe.

Was passiert mit Journalisten, die straffällig werden?

Der Fragesteller bedankte sich für meine Worte, fasste sie kurz zusammen und fragte dann: „Aber was machen wir mit Journalisten, die Straftaten begehen? Sollte es jemandem erlaubt sein, zu tun was immer er für richtig hält, nur, weil er einen Presseausweis hat?

„Nein, wenn ein Journalist kriminell wird, muss er inhaftiert werden und eine Gerichtsverhandlung bekommen. Wenn das nicht passiert, müssen sich die Leute auf einen Shitstorm des Internationalen Journalistenverbandes einstellen”, antwortete ich.

Jemand anderes fragte, warum die Medien in Schweden und im Rest der der Welt ein verzerrtes Bild von Eritrea zeichneten, während Äthiopien mit allem davonkommt.

„Teilweise liegt das in der Tatsache begründet, dass Äthiopien mit dem Westen verbündet ist. Sie haben alle roten Linien übertreten, die man übertreten kann, sie haben internationale Journalisten festgehalten und verurteilt, Blogger eingesperrt, aber nichts davon hat diplomatische, politische oder ökonomische Reaktionen hervorgerufen”, sagte ich.

Die Diskussion wurde zeitweise hitzig geführt, ging aber kontinuierlich voran. Innerhalb nur einer halben Stunde diskutierten wir über den Krieg gegen den Terrorismus, die Veränderungen in der schwedischen Außenpolitik, Olof Palme und Dawit Isaak. Jeder, der eine Frage stellte, war höflich, gut informiert, gebildet und vernünftig.

Wie waren uns einig, dass wir uns nicht in allen Fragen einig waren.

Nach der Diskussionsrunde schälte sich ein Mann aus der Masse heraus, ich erkannte ihn sofort. Dawit Isaaks Bruder, Tedros Isaak, nahm meine Hand, dankte mir fürs Kommen und sagte, alles werde gut. Es gebe keinen Grund für Stress, sagte er.


Scandic Hotel Lidingö – 2. August 2015

Ein Steinwurf entfernt von der Botschaft Eritreas in Lidingö, etwas außerhalb von Stockholm, steht das Scandic Hotel. Mit den kahlen Wänden und einem Echo war der kleine Konferenzraum nicht der beste Treffpunkt, aber es fehlte die Zeit, eine bessere Alternative zu finden.

Nur eine Stunde zuvor hatte ich die Nachricht bekommen, dass das Interview stattfindet. Die Botschaft wollte nicht bekanntgeben, wo sich der Berater des Präsidenten, Yemane Gebreab, sich aufhielt, aus Angst vor Demonstranten.

Wir trauten einander nicht so ganz.

Ich war der einzige schwedische Journalist, dem er ein Interview gewährte, bevor er nach Eritrea zurückkehrte.

Die Nacht zuvor blieb ich lange wach und schaute ihm zu, wie er heftig in Interviews der BBC, von Channel 4 und France 24 attackiert wurde.

„Ich kann das nicht sehr gut“, sagte er und schaute gequält drein. Er knöpfte sein Jackett auf und setzte sich mir gegenüber auf den harten Holzstuhl. Es muss ein komisches Gefühl sein, dachte ich, permanent angegriffen zu werden. Jeden Morgen zu spüren, dass die ganze Welt gegen dich ist.

„Werden Sie ihm Bilder zeigen und ihn bitten, diese zu kommentieren?”, fragte Sirak Bahlbi, ein Mitarbeiter der Botschaft. „Nein, ich mache kein Fernsehen”, antwortete ich. Eine Sekunde lang schaute Yemane Gebreab erleichtert drein. Johan klatschte in die Hände, um den Ton zu synchronisieren und begann mit der Aufnahme des Interviews.

Als ich Gebreab bat, mir zu erzählen, wie man Politiker wird, schaute er mich lange misstrauisch durch seine Brille an – als würde er versuchen herauszufinden, was für eine durchtriebene Falle ich für ihn aufgestellt hatte.

„Ich wurde in die Politik hineingeboren”, sagte er. “Während der Zeit, in der meine Generation heranwuchs, fand auch der bewaffnete Unabhängigkeitskampf für Eritrea statt.”

Während des ganzen Interviews waren seine Antworten nur dann schroff, wenn es um persönliche Fragen ging. Scheinbar fand er diese Fragen merkwürdig. Warum wäre er als Person von Interesse, wenn ich über seine Nation berichtete? Und als ich ihn fragte, ob er jemand Nahestehenden im Krieg verloren hatte, schaute er mich fast gekränkt an.

„Es gibt niemanden in Eritrea, der nicht einen geliebten Menschen verloren hat”, sagte er. „Wir haben alle unsere Leben für die Freiheit der Nation geopfert, und es war eine lohnenswerte Erfahrung.”

Und dann begann er langsam über den Traum zu sprechen, einen Traum, der ihn 30 Jahre lang in den Schützengräben am Leben hielt. Ein Traum, in dem es um so viel mehr ging als nur die Unabhängigkeit von Äthiopien.

„Ich habe für ein Land gekämpft, das die Bedürfnisse seiner Menschen befriedigen würde, ein Land, das die Lebensqualität erhöhen und soziale Gerechtigkeit schaffen würde. Und dieser Kampf ist noch lange nicht zu Ende.”

Die Zeit nach der Unabhängigkeit war bei weitem schwieriger und konfliktbeladener, als er es sich im Krieg vorgestellt hatte. Zu den Verbesserungen, die das Land erreicht hat und für die es gelobt wurde, gehört laut UN eine geringere Sterblichkeitsrate unter Müttern und Kindern.

„Aber das ist nicht genug”, sagte Yemane Gebreab. „Das sind bescheidene Verbesserungen. Es ist weit weg von dem, was wir erreichen wollten. Unser größter Stolz ist, dass wir heute mit 67 Jahren die höchste Lebenserwartung in Afrika haben. 1994 waren es noch 38 Jahre.“

Yemane Gebreab hatte Schweden mehrmals besucht, um sich mit schwedischen Politikern zu treffen. Dieses Mal war er nur zu Besuch, um an dem Festival teilzunehmen. Jetzt war er auf dem Weg nach Hause.

„Wir würden eine umfangreiche Zusammenarbeit befürworten, aber bis zu diesem Zeitpunkt haben wir nichts Positives von Schweden zu unseren Ideen gehört.”

Er sagte, diesmal sei er da, um für Hilfe zur Selbsthilfe zu werben.

„Ich bin hier mit der Botschaft an meine Landsleute, dass wir harte Zeiten durchmachen und dass wir die Hilfe aller unserer Staatsbürger brauchen, um voranzukommen.”

Auf die direkte Frage, ob Margot Wallström, seit Oktober 2014 schwedische Außenministerin und eine deutliche Kritikerin des amtierenden Regimes in Eritrea, in Asmara willkommen wäre, sagte er, respektvolle grenzübergreifende Beziehungen seien wichtiger als hochrangige Staatsbesuche.

„Wir leben alle in der Vergangenheit. Viele afrikanische Staaten haben ihre Einstellung dem Westen gegenüber nicht angepasst, während Europa Afrika als Problemzone sieht. Ich denke, all das muss sich verändern.”

Yemane Gebreab hob hervor, Schweden sei in den 1960er und 1970er Jahren ein wichtiger Akteur in der afrikanischen Politszene gewesen, habe sich dann aber zurückzogen, was er sehr bedauere.

„Ich würde eine aktivere Rolle Schwedens begrüßen. Afrika verändert sich. Es ist nicht eine Renaissance, wie viele es nennen, aber es eröffnen sich Möglichkeiten. Auch ist Europa nicht so stark und reich, wie es einst war, und dadurch könnte eine gute Partnerschaft entstehen.”

Neues von Dawit Isaak nach 5.000 Tagen Gefängnis

Jedes Interview ist anfangs normalerweise ruhig und gefasst, aber man kommt immer an den Punkt, an dem die Frage gestellt werden muss:

„Eines der Hindernisse für gute Beziehungen zwischen unseren Staaten ist der inhaftierte Journalist Dawit Isaak. Nach mehr als 5.000 Tagen im Gefängnis – haben sie Neuigkeiten über ihn?

„Es gibt nichts Neues zu seiner Situation, aber diese Frage hat unsere bilateralen Beziehungen beherrscht. Für Schweden und die schwedische Regierung ist es die einzige Frage. Es gibt andere Probleme, etwa die 30.000 Eritreer, die in Schweden leben, und die sind nicht im Gefängnis. Bislang machen die Schweden aus meiner Sicht keine Anstrengungen, darüber zu sprechen. Das ist die Sachlage, und über [Dawit Isaak] und seinen Fall wurde akribisch mit Schweden diskutiert. Aber dabei ist noch nichts herausgekommen.”

„Nehmen wir meinen Fall als Beispiel … Ich wurde in Äthiopien festgenommen und wegen Terrorismus angeklagt. Sowohl Schweden als auch Äthiopien wollten eine Lösung finden und das ist am Ende auch geschehen. Wäre eine menschenwürdige Lösung in seinem Fall möglich? Dass man eine Familie wieder vereint, die 14 Jahre lang gelitten hat?”

„Erstens glaube ich nicht, dass diese Fälle überhaupt vergleichbar sind! Im Fall von Dawit ist die Gesetzeslage eindeutig, aber es wird eine Lösung geben, die die eritreische Regierung vorschlagen wird. Das ist keine Sache, bei der man diplomatisch feilschen kann. Dawit Isaak ist ein eritreischer Bürger und die eritreische Regierung hat den Auftrag, eine Lösung für dieses Problem zu finden.”

„Wäre es möglich, ein Interview mit ihm zu führen, als Zeichen, dass er lebt?”

„Das Regime hat eine Erfolgsgeschichte, was solche Dinge betrifft.”

„Was genau meinen Sie mit Erfolgsgeschichte?”

„Nicht nur um die Eritreer, sondern auch um die Kriegsgefangenen kümmert man sich gut. So behandeln wir Eritreer Menschen, die wir ihrer Freiheit beraubt haben.”

„Also ist er am Leben?”

„Ich kann nicht über einen spezifischen Einzelfall sprechen, nur über die Haltung der Regierung zu dieser Sache.”

„Aber ist es das wert? Seine Inhaftierung ist jetzt schon seit Jahrzehnten der Hauptstreitpunkt zwischen unseren beiden Ländern. Die internationale Kritik ist scharf, weil er kein Gerichtsverfahren bekommen hat, worauf er ein Recht gehabt hätte. Möchten Sie dieses Problem nicht einfach von Ihrem Schreibtisch weghaben?”

„Noch einmal: Dieser Fall stammt aus einer bestimmten Epoche unserer Geschichte. Als der Krieg zwischen Eritrea und Äthiopien am heftigsten war, war er Teil der Bewegung. Das ist keine Frage von Diplomatie oder etwas, über das sich diskutieren ließe. Für Eritrea ist es eine innere Angelegenheit, und deshalb wird Eritrea auch einen Weg nach vorn finden.”

Tausend Gedanken schwirren mir durch den Kopf. Einerseits war klar, dass sie Dawit als Teil der G-15-Gruppe betrachteten, die im Frühjahr 2001 eine Reform des Landes gefordert hatte. Andererseits hatten Journalisten wie Politiker lange nach Anzeichen dafür gesucht, dass er am Leben ist – und Gebreab hatte gerade gesagt, dass man sich gut um ihn gekümmert habe. Also musste Dawit am Leben sein. Oder interpretierte ich da zu viel in die Antwort hinein?

Als ich das Thema wechselte und mich nach Yemane Gebreabs Ansichten zum Konzept der „Pressefreiheit” erkundigte, sagte er:

„Die freie Meinungsäußerung ist ein Grundrecht, aber über den Begriff Pressefreiheit kann man geteilter Ansicht sein. Ich glaube nicht, dass sich die Vertreter der Weltpresse in die Augen sehen und sagen können: Wir sind frei. Jedenfalls sehe ich das nicht so. Sehen Sie sich doch [Silvio] Berlusconis Medienimperium an – das nenne ich keine freie Presse. Aber für die Entwicklung Eritreas ist es wichtig, dass die jungen Leute nicht einfach wie Papageien alles nachplappern, was die Alten sagen.”

Als ich den UNHCR-Bericht ansprach, der Anfang des Sommers in Genf veröffentlicht wurde, redete Yemane Gebreab sofort von der Befangenheit der Ermittler und stellte ihre Methode in Frage.

Angriff. Immer Angriff.

Die zentralen Teile des Berichts zu Folter wies er kategorisch als falsch zurück.

„Das ist nicht wahr. Das sind ausgedachte Porträts, Kopien von Zeichnungen aus einem Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2004. Da stimmte es auch schon nicht. Die Bilder sind ein Ausdruck der lebhaften Fantasie der Leute”, sagte Yemane Gebreab.

Er wies auch die Vorwürfe zurück, es gebe Folter in der Armee und Zwangsrekrutierung.

„All diese Anschuldigungen, dass Leute in die Armee gezwungen und gefoltert würden, das stimmt nicht. Was den Wehrdienst angeht, der war früher 18 Monate, aber als 1998 der Krieg ausbrach und wir uns gegen eine starke Militärmacht verteidigen mussten, da sind viele länger in der Armee geblieben als eigentlich vorgesehen war.”

Der Krieg. Immer wieder der Krieg. Der Hintergrund für Einschränkung der Pressefreiheit, die schwierige Situation im Land und der Wehrdienst, das alles stand laut Yemane Gebreab in Verbindung mit dem 1998 ausgebrochenen Krieg und dem andauernden Grenzkonflikt mit Äthiopien.

„Äthiopische Truppen besetzen immer noch eritreische Gebiete. Es wäre fahrlässig, einen neuen Kriegsausbruch auszuschließen, aber der beste Weg, einen Krieg zu vermeiden, ist sich auf Entwicklung zu konzentrieren. Äthiopien will, dass wir uns auf Krieg konzentrieren.”

Als ich fragte, welchen Effekt es auf das Land habe, dass die Armee an den Grenzen mobilisiert sei, nahm er die Chance nur halb wahr, den Grenzkonflikt als Entschuldigung zu nutzen.

„Wir versuchen, uns von diesem Konflikt nicht in Geiselhaft nehmen zu lassen. Neunzig Prozent der militärischen Ressourcen werden für die Entwicklung des Landes eingesetzt. Unsere Soldaten sitzen nicht in den Schützengräben an der Grenze.”

Die Medien reproduzieren Yenane Gebreab zufolge immer wieder die Ansicht, wonach jeder, der aus Eritrea flieht, dies nur wegen der Bedingungen im Land tut. Als ich einwarf, dass die Eritreer nicht nur fliehen, sondern dabei auch ihr Leben riskieren, schüttelte er den Kopf.

„Nimm zum Beispiel diejenigen, die es bis Calais geschafft haben. Sie sind in Frankreich, in Sicherheit. Wieso sollten sie weiterreisen wollen, wenn sie angeblich um ihr Leben fürchten und schon die Sahara und das Mittelmeer überwunden haben?”

Es schien unmöglich, mit ihm auch über Push-, nicht nur über Pull-Faktoren zu diskutieren – aber nach einiger Zeit gab er zu, dass es gewisse Defizite gebe.

„Könnte die Situation in Eritrea besser sein? Ja, und genau daran arbeiten wir. Wir versuchen, ein soziales Umfeld und eine Lebensqualität zu schaffen, die die Jugend motivieren, in Eritrea zu bleiben.”

Ich merkte, dass das Interview zu einem Zahlenspiel zu werden drohte, eine Falle, in die Journalisten regelmäßig tappen. Die Tatsache, dass Schweden alle Asylgesuche von Eritreern anerkennt, nannte er als Hauptgrund für die hohe Zahl an Flüchtlingen.

Hatte nicht auch einst eine halbe Million Schweden ihre Heimat verlassen, um in die USA einzuwandern? Ist Migration nicht gerade ein „globaler Trend, der weltweit spürbar ist”?

Eine meiner Fragen drehte sich um das, was im UN-Bericht als „Schießen um zu töten”-Anweisung an der Grenze beschrieben wird. Ich zögerte. Die Stimmung hatte sich bereits verschlechtert. Andererseits wollte ich mein Visum nicht aufgrund unausgesprochener Fragen erhalten. Doch kaum hatte ich meinen Satz beendet, folgte eine scharfe Antwort.

„Das ist eine Beleidigung meines Landes, eine Beleidigung der Kultur und eine Beleidigung der Menschen Eritreas. Solche Dinge tun wir nicht, das ist nicht in uns drin. Es ist nicht wahr”, sagte Yemane Gebreab, verärgert, und drehte sich auf seinem Stuhl von mir weg.

Zum ersten Mal während unseres Interviews war er sichtlich gereizt.

Das war es mit meinem Visum, dachte ich und versuchte, die Situation durch offene Fragen über die angeblich leuchtende Zukunft des Landes zu entschärfen. Ich hatte vor, die Frage nach meinem Visaantrag aufzugreifen und fragte ihn, ob meine Wahrnehmung stimme, wonach die Regierung immer häufiger ausländische Journalisten nach Eritrea einreisen lässt.

„Wir haben eine sehr schwierige Beziehung mit der Presse, aber wir haben entschieden, es zu versuchen. Sollen die Reporter einmal kommen und berichten, worüber sie wollen. Wir hatten kürzlich ein Team der BBC zu Gast, was aber eine große Enttäuschung war. Sie waren unehrlich. Aber wir haben gesagt, wir würden ihnen eine Chance geben, und das haben wir getan. Sie haben sie leider vergeben. Was wir uns wünschen ist, dass Journalisten zu uns kommen, hinschauen und ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen.”

„Ich habe ein Visum beantragt, um den Grenzkonflikt zu beobachten. Kann ein solcher Antrag bewilligt werden?”

„Herzlich willkommen.”

„Dann werden wir das Interview in Asmara fortsetzen.”

„Sicher”, sagte Yemane Gebreab, stand auf und zog das Mikrofon mit einer geübten Handbewegung von seinem Revers.


Autor Martin Schibbye arbeitet von Stockholm aus in der ganzen Welt. Während eines Einsatzes in Äthiopien im Jahr 2011 wurde er festgenommen und für 438 Tage ins Gefängnis gesteckt.

Autor Martin Schibbye arbeitet von Stockholm aus in der ganzen Welt. Während eines Einsatzes in Äthiopien im Jahr 2011 wurde er festgenommen und für 438 Tage ins Gefängnis gesteckt.

Fotograf Johan Persson, der alle beindruckenden Bilder in diesem Artikel gemacht hat, wurde zusammen mit Schibbye inhaftiert.

Fotograf Johan Persson, der alle beindruckenden Bilder in diesem Artikel gemacht hat, wurde zusammen mit Schibbye inhaftiert.

Das Blank Spot Project ist ein Online-Magazin für Reportagen und Berichte aus der ganzen Welt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Geschichten, die andere nicht aufgreifen. Als Martin Schibbye aus dem Gefängnis in Äthiopien freigelassen wurde, flüsterte ihm ein Mitgefangener zu: "Erzähle der Welt, was du gesehen hast."

Das Blank Spot Project ist ein Online-Magazin für Reportagen und Berichte aus der ganzen Welt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Geschichten, die andere nicht aufgreifen. Als Martin Schibbye aus dem Gefängnis in Äthiopien freigelassen wurde, flüsterte ihm ein Mitgefangener zu: “Erzähle der Welt, was du gesehen hast.”

Krautreporter kann diese Reportage auf Deutsch veröffentlichen, weil Dutzende von Mitgliedern und Lesern den Text aus dem Englischen übersetzt haben – viele von ihnen übernahmen gleich mehrere Seiten. Ganz herzlichen Dank dafür!

Die Übersetzer von Teil 1 sind:
Nikolai Albishausen, Eva Beyer, Susann Buchhorn, Trixi Bücker, Ulla Decker, Sebastian Esser, Claire Grauer, Christopher Gundler, Pietro Harlem, Richard Heß, Annette Jungesblut, Albrecht Köhler, Walter Krafft, Simone Lackerbauer, Rüdiger Maack, Nela Maag, Ulrich Maasmeier, Beate Nasemann, Jürgen Nickelsen, Jele Oppermann, Jens Platen, Andreas Prietzel, Frank Reinhold, Gerhard Rettenegger, Hanns-Jörg Rohwedder, Antonia Winter, Friederike Winter.

Redaktion und Produktion: Vera Fröhlich.