Die Spirale aus Terror, Angst und Hass
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Die Spirale aus Terror, Angst und Hass

Die Hilflosigkeit ist groß angesichts solch dramatischer Anschläge wie in Brüssel. Ein Einzelner kann ein solches Attentat nicht verhindern und in dieser Situation auch nicht konkret vor Ort helfen. Aber jeder kann etwas gegen die eigene Ohnmacht und gegen Hass tun. Wir beantworten Fragen von Krautreporter-Mitgliedern zum Terror in Brüssel.

Profilbild von Susan Mücke
Reporterin für Leben und Alltag / Chefin vom Dienst

1. Was kann ich persönlich tun, um die Hass-Spirale zu stoppen?

Nach einem Terroranschlag wie diesem ist es erstens wichtig, nicht in Panik zu verfallen. In dieser Situation braucht man stabile Anker, wie Trauma-Experten sagen. Zweitens, kann man die Hass-Spirale nur stoppen, indem man den Hass selbst nicht zulässt und sich weiter und nun erst recht für Flüchtlinge engagiert. Denn sie suchen bei uns Schutz vor den gleichen Tätern, die auch für den Terror in Brüssel verantwortlich sind. Drittens, Netzwerke hier bei uns zu unterstützen, die gegen Extremismus arbeiten. Viertens, und das klingt banal, ist aber umso wichtiger, muss man Hintergründe und Zusammenhänge verstehen. Zum Beispiel den, dass Terroranschläge auch ein Zeichen der Hilflosigkeit sind, dass jeder Syrer und Iraker, der sich nicht ISIS anschließt, der lebende Beweis ist, dass das sogenannte Kalifat von ISIS nicht lebenswert ist. Es gilt zu verstehen, dass Gewalt tatsächlich keine Strategie ist, um Konflikte zu lösen.

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2. Wo genau sollte Terrorprävention beginnen und was kann ich als Bürger tun? (Krautreporter-Leser M.)

Präventionsarbeit setzt bereits bei den Jüngsten an. Viele Jugendliche mit muslimischem Hintergrund wissen gar nicht, was im Koran eigentlich steht. Zahlreiche Projekte zielen darauf, Vorurteile abzubauen und die Schüler gegen extremistische Prediger zu immunisieren oder auch Syrien-Rückkehrer zu begleiten. Diese Vereine und NGOs benötigen finanzielle Unterstützung, um ihre Arbeit machen zu können und sie brauchen zivilgesellschaftliche Anerkennung. Auch die muslimischen Verbände, Moscheen und Vereine hierzulande sind gefordert.

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  • Theresa Bäuerlein hat eine Organisation in Berlin besucht, die mit gefährdeten Jugendlichen arbeitet.
  • Weitere NGOs gibt es hier.
  • Christian Gesellmann hat in der Berliner Al-Nur Moschee nachgefragt, wie sie mit ISIS und Flüchtlingen konkret umgeht.

3. Was muss von uns allen ausgehen, dass wir uns nicht mit hysterischen Reaktionen in Apathie und Wutbürgertum hinein hypnotisieren? (Krautreporter-Leser R.)

Angst ist zunächst etwas Nützliches. Sie ist ein natürlicher Schutzmechanismus, der uns dazu bringen soll, gefährliche Situationen zu erkennen und zu lösen. Zum Problem wird Angst erst dann, wenn sie zu einem diffusen, generalisierten Gefühl wird, für das es eigentlich keine Ursache gibt und wenn sie zu unbedachten Reaktionen führt. Erklärtes Ziel der Terroristen ist es, harte Fronten entstehen zu lassen, die Zwischenstufen zu entfernen. Sie wollen ein anti-muslimisches Europa. Die richtige Antwort darauf kann nur sein, mit der Angst, die der Terror erzeugt, anders umzugehen, als ISIS-Strategen das wollen und erwarten. Dazu zählt auch, nicht unbewusst zum Handlanger der Terror-Propaganda zu werden und der Versuchung zu widerstehen, Videos von Geisel-Hinrichtungen oder Amateuraufnahmen von Anschlägen in den sozialen Medien zu teilen.

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  • Theresa Bäuerlein zeigt hier u.a., warum es womöglich klüger ist, den Terror zu fürchten, als einfach weiterzumachen wie bisher.
  • Inwiefern ISIS das friedliche Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen in Europa zerstören will, steht in diesem Beitrag.
  • Wie wir aus der Reaktion anderer lernen können, hat Dominik Wurnig aufgeschrieben.
  • Und was Terrorbilder im Netz bewirken, hat Friedemann Karig analysiert.

Aufmacherbild: Frank Suffert.