Guten Tag,
seit 1. Januar ist Hitlers „Mein Kampf“ zum Druck freigegeben. Die Rechte liegen bislang bekanntlich beim Freistaat Bayern.
Heißt das, dass ab 2016 alle möglichen Verlage an dem Buch verdienen werden? Bei (legalen) englischen Publikationen wird der Erlös ja angeblich bislang „gespendet“ - wobei nicht so richtig rauszufinden ist, für was eigentlich.
Wird es bei deutschen Verlagen auch so eine Lösung geben und wie wird die aussehen?
Auch ganz interessant wäre ja, wie der Freistaat Bayern bisher mit den ganzen scheinbar illegalen Drucken umgegangen ist.
Liebe Grüße, Anna
Liebe Anna,
spannende Fragen, die du da gestellt hast. Ich habe mich mal auf die Suche nach Antworten gemacht. Auch wenn ich keine Spezialistin für Hitler-Bücher bin. Das habe ich gefunden:
Welche Verlage wollen “Mein Kampf” auf Deutsch veröffentlichen?
Wer sich durch die hilfreiche Wikipedia-Zusammenfassung über alles, was das Buch betrifft, durchgekämpft hat, weiß, dass im Januar eine kommentierte Ausgabe von “Mein Kampf” des Instituts für Zeitgeschichte erscheint. Die bayerische Landesregierung förderte das Projekt mit einer halben Million Euro, stoppte die Förderung dann aber überraschend. Ministerpräsident Horst Seehofer erklärte Ende 2013: „Ich kann nicht einen NPD-Verbotsantrag in Karlsruhe stellen und anschließend als bayerische Staatsregierung sagen, wir geben sogar unser Staatswappen dafür her und verbreiten ‘Mein Kampf’ - das geht schlecht.“
Da Hitler bis zu seinem Tod in München gemeldet war, wurde im Zuge der Entnazifizierung und auf Grundlage eines Gerichtsurteils das bayerische Finanzministerium Inhaber der Urheberrechte an “Mein Kampf”. Es untersagte jeglichen Nachdruck und verfolgte Urheberrechtsverletzungen im In- und Ausland.
Im Sommer 2014 hatten die Justizminister der Bundesländer entschieden, die unkommentierte Verbreitung von “Mein Kampf” solle auch nach dem Auslaufen der Urheberschutzfrist in Deutschland verboten bleiben. Ein Sondergesetz wurde dazu nicht auf den Weg gebracht. Die geltende Rechtslage aber, etwa der Straftatbestand der Volksverhetzung, reiche aus, um den Nachdruck zu verhindern. Wie es mit kommentierten Ausgaben aussieht, dazu äußerten sich die Justizminister nicht explizit.
Wer spendet den Erlös aus dem Hitler-Buch?
Der deutsche Buchhandel will einer Umfrage zufolge unterschiedlich mit dem Erlös umgehen. Vielfach wurde ein Amazon-Sprecher zitiert, der Online-Händler wolle den Erlös für gemeinnützige Zwecke spenden. Das Geld soll an die Stiftung “Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ gehen, steht auf der Produktseite (Danke für den Hinweis, Krautreporter-Leser Dominik!). Amazon hatte bereits mit der Ankündigung Schlagzeilen gemacht, den Erlös aus dem Verkauf einer Pegida-Hymne an eine Organisation spenden, die Flüchtlingen hilft. Inzwischen ist die Hymne aber offensichtlich aus dem Sortiment genommen worden.
Wie ist Bayern mit den illegalen Nachdrucken umgegangen?
Der Freistaat ließ unter anderem dem britischen Verleger Peter McGee untersagen, im Januar 2012 eine kommentierte Teilausgabe des Buchs in seiner Zeitschrift “Zeitungszeugen” zu veröffentlichen. 2005 klagte Bayern gegen eine polnisch-sprachige Ausgabe. Nachdruck und Verbreitung wurden daraufhin in Polen verboten. In Großbritannien und den USA durfte das Buch dagegen weiterhin gedruckt werden, weil der Eher-Verlag in den 1930er Jahren die englischsprachigen Rechte verkaufte, worauf sich Random House beruft. Der Verlag spendet die Erlöse aus diesen Verkäufen.
Liebe Anna,
hoffentlich habe ich dir ein bisschen weitergeholfen. Bis bald. LG Vera
P.S.: Fragen und Antworten zum Thema Hitler-Buch haben neben vielen anderen auch Spiegel Online und bento zusammengestellt.
Aufmacherbild: Institut für Zeitgeschichte/Mein Kampf, 2016, Editionsbände/
CC BY-SA 3.0