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Meine Kollegin Lea und ich schreiben gerade an der KR-Pflegeserie. Heute möchte ich dir einen Einblick in unsere Arbeit geben. Wir schauen uns gerade die über 400 Antworten an, die wir zu unseren ersten beiden Umfragen zur Pflege der Eltern bekommen haben.
Manchmal schicken wir uns einzelne Aspekte daraus zu, schreiben „Krass!“ oder „Oh Boy!“. Es sind heftige Geschichten dabei. Ein Leser hat erzählt, dass er niemand in seinem Leben hat und sich fragt, wer sich später um ihn kümmert. Eine andere Leserin schreibt: „Man hat es sich nicht ausgesucht, geboren zu werden und Kind zu sein. Die Eltern haben diese Entscheidungen getroffen.“ Aber wer kümmert sich dann später? Ein Teilnehmer aus der letzten Umfrage hat die Beziehung zu seinen Eltern als „Fernbeziehung“ beschrieben.
Das finde ich eine sehr schöne Beschreibung für das Gefühl, das sicher viele von uns kennen, wenn es um die Eltern geht. Man ist miteinander verbunden, aber lebt trotzdem weit weg – und das freiwillig. Als ich das las, musste ich an meine eigene Geschichte denken.
Aus Fernbeziehung wurde plötzlich Abhängigkeit
Als ich 2011 gerade aus Süddeutschland nach Hamburg gezogen war, wurde meine Mutter krank. Plötzlich saß ich ständig im Zug zwischen Hamburg und der Kleinstadt, aus der ich komme. Immer war ich unterwegs, nie wirklich in Hamburg und auch im Süden immer auf dem Sprung. Die noch sehr neue Fernbeziehung mit meiner Mutter, die wir ja gerade erst eingegangen waren, war auf einmal ein sehr einseitiges Abhängigkeitsverhältnis geworden. Auf den ersten Krankenhausaufenthalt folgte der nächste. Währenddessen mussten wir zuhause einiges umbauen, ein Pflegebett und eine mobile Toilette organisieren. Und wie machen wir das eigentlich mit dem Essen?
Die Pflege meiner Mutter war eine Herausforderung für mich, meine Brüder und mein Umfeld. Zu Beginn wollten wir die Pflege unter uns aufteilen. Das hat nicht gut funktioniert. Nach einer Weile zog dann eine Pflegerin ein. Es ergab sich bald ein Netzwerk aus Helfenden, Pflegediensten, Essenslieferungen, Arztbesuchen und so weiter. Ahnung hatten wir davon keine, wir mussten einfach machen. Meistens hat es gut funktioniert. Manchmal war es sehr schwer. Eigentlich war ich damals immer nur müde.
Schlafen wann immer es geht. Hier: im Park. Quelle: privat
Auf meiner Instagram-Seite habe ich noch ein paar Fotos von damals rausgekramt. Lea schreibt gerade am ersten Text der Serie: Muss ich mich um meine Eltern kümmern, wenn wir eigentlich keinen Kontakt mehr haben? Er erscheint nächste Woche. Ich starte jetzt in die Recherche für den zweiten Text. Da wird es um die ersten Schritte gehen, wenn Eltern krank werden. Falls du damit schon Erfahrung hast, schick mir deine Gedanken dazu gerne in dieser Umfrage:
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Schlussredaktion: Lea Schönborn