Es ist Januar, es ist grau, kalt und nass, aber wer mit mir wenigstens kurz aus der Winterdüsternis fliehen möchte: bitte schön. Ich habe da jemanden. Er ist Mitte 30, lebt in Berlin, und die Süddeutsche Zeitung nennt ihn „den deutschen Singer-Songwriter der Stunde“. Die Rede ist von Tristan Brusch.
Womöglich bin ich spät dran mit meiner Verknalltheit. Bruschs Album „Am Wahn“ ist ja bereits im vergangenen Jahr erschienen. Andere waren schneller und weiser als ich: Als die Hörer:innen der Berliner RBB-Welle Radio Eins ihre Songs des Jahres 2023 küren sollten, landete „Baggersee“ von Brusch auf Platz 1. Das machte mich neugierig. Ich forschte nach. Und was soll ich sagen? Es war Liebe auf den ersten Ton.
Nicht nur, weil Brusch ein exzellenter Dichter ist, der Zeilen textet wie: „Jetzt bin ich schwächer als das blasseste Rosa/und es wird endlich, endlich Zeit, dass ich loslass/und im Liegen kann ich durchs Fenster nur Himmel sehen/was ich erlebt hab, kann mir nie, nie, nie, nie, nie, nie, niemand mehr nehm’n.“ Sondern vor allem auch, weil seinem Indie-Gitarrenpop die ganz große Geste innewohnt. Bruschs Stimme presst so viel Sehnsucht in seine Worte, dass man sich darin vollkommen verlieren kann. Seine Musik klingt wie aus einer anderen Zeit, nach großer Romantik und bittersüßem Chanson. So schön und genau getextet, so hingebungsvoll gesungen, so maßlos schwelgend. Wem das Herz bei dieser Musik nicht aufgeht, der oder dem kann ich auch nicht mehr helfen.
Wer jetzt immer noch fröstelt, kann sich über Mingrui Wu von der Zhejiang-Universität in Hangzhou freuen. Er hat sich gemeinsam mit seinem Team der Frage gewidmet: Warum wird Eisbären eigentlich nicht kalt?
Die Frage klingt banaler, als sie ist. Denn irgendetwas müssen Eisbären ja an sich haben, das sie in der fortwährenden Kälte, der sie ausgesetzt sind, so gut isoliert. Das Geheimnis liegt im Fell der Tiere. Genau das hat sich Wus Team sehr gründlich angeschaut – und als Ergebnis erst eine Faser und daraus dann ein Sweatshirt entwickelt, das bei einer Temperatur von minus 20 Grad so viel Wärme am Körper hält wie eine fünfmal so dicke Daunenjacke. Das Geheimnis dieser Faser: Sie hat einen porösen Kern, der viel Luft einschließt und eine Umhüllung, die Stabilität verleiht. So wird der Wärmeverlust weitgehend minimiert (wer es genauer wissen will, liest hier nach.) Wer also mal wieder in der momentanen Eiseskälte vor sich hinbibbert, der oder dem macht diese Meldung vielleicht gute Laune.
Wir switchen zurück zum Thema Kultur und landen bei Emma Stone. Kürzlich erst gewann sie für die Hauptrolle in dem Film „Poor Things“, der gerade in den deutschen Kinos läuft, den Golden Globe, kurz darauf auch noch den Critics Choice Award. Und damit läuft Stone direkt in Richtung ihres zweiten Oscars.
Ich habe mir den Film für euch angesehen. Weil ich seit seinen Anfängen ein Riesenfan des Regisseurs Yorgos Lanthimos bin. Der hat mit „Poor Things“ ein in Bildern berauschendes und surrealistisch opulentes Gesamtkunstwerk erschaffen, das als modernes Frankenstein-Märchen daherkommt, in dem aber eigentlich eine kluge philosophische Abhandlung über die (sexuelle) Freiheit einer Frau steckt.
Diese Frau, im Film heißt sie Bella Baxter, wird gespielt von Emma Stone. Baxter ist eine Kunstfigur: Ein Londoner Wissenschaftler hat ihr das Gehirn ihres eigenen Babys eingesetzt. In der Folge ist Baxter zu Beginn des Films eine Kindfrau: Sie kann kaum sprechen, nicht richtig laufen, kennt weder Normen noch Manieren, und schon gar nicht die Welt. Nach und nach aber entwickelt sich Baxter zu einer selbst denkenden, auch im Geiste erwachsenen Frau. Die sich keinen Normen beugen will – und Männern schon gar nicht.
Emma Stone spielt Bella Baxter mit einer großen Körperlichkeit. Sie scheint so sehr in der Rolle aufzugehen, als hätte sie sich diese selbst auf den Leib geschrieben. Der Film ist im Ganzen ein großer Spaß, allein schon wegen der eindrucksvollen Bilder, die eine eigene Fantasiewelt erschaffen. Aber Emma Stone in dieser Rolle hat mich wirklich umgehauen. Wer sie als Bella Baxter noch nicht gesehen hat: Du verpasst was!
Weiter gehts mit einem ganz anderen Thema: Erinnert sich noch jemand an „Fischers Fritz fischt frische Fische?“ Oder an „Brautkleid bleibt Brautkleid und Blaukraut bleibt Blaukraut“, diese Zungenbrecher aus der Kindheit? Ich habe sie lange nicht mehr gehört, bis KR-Leser Roman mir ein Video des Kabarettisten Bodo Wartke als Gute-Laune-Tipp zusandte.
Wartke liebt Sprache und hat eine Liederserie zu Zungenbrechern erfunden, in der er ganze Geschichten rund um sie erdichtet. Und diese Geschichten rappt er dann auch noch! Ich kriege keinen einzigen Wartke-Zungenbrecher fehlerfrei über die Lippen, ich habs ausprobiert, ehrlich. Umso faszinierender finde ich das, war er macht. Hier kannst du gleich die ganze erste Staffel seines Projekts anschauen.
Als letzten Guten-Laune-Tipp gegen die Januardüsternis komme ich noch einmal mit Musik um die Ecke. Genauer gesagt mit dieser Dame aus London:
Das ist Yazmin Lacey. Ihre Musik bewegt sich zwischen Soul, Anklängen von Jazz, auch Electronica. Vor allem aber transportiert Laceys volle Stimme ein ganz bestimmtes Gefühl: Wenn ich sie höre, wird mir warm. Und ich entspanne mich sofort. Laceys Songs vermitteln eine Leichtigkeit, wie man sie aus Sommertagen kennt. Nachmittage am See, Draußenabende mit Freund:innen, radeln durch schwüle Nächte: An solche Momente muss ich denken, wenn ich Laceys Platte „Voice notes“ höre. Die eher langsamen Beats, hier und da ein Klavier oder auch mal ein Saxophon eingesprenkelt. Wer zum Beispiel die Künstlerin Jessie Ware mag, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch Yazmin Lacey mögen.
Und das wars schon wieder mit meinen Gute-Laune-Tipps für diesen Monat. Aber auch in der nächsten Folge meines Newsletters werde ich wieder schwärmen, wird es wieder heißen: „You call it madness – but I call it love.“ Und weil Liebe und gute Laune ja bekanntlich noch größer werden, wenn man sie teilt: Ich würde mich sehr freuen, wenn du meinen Newsletter abonnierst. Hier gehts lang. Vielen Dank!
Redaktion: Theresa Bäuerlin, Bildredaktion: Philipp Sipos, Schlussredaktion: Susan Mücke