Die amerikanische Folksängerin und Bürgerrechtsaktivistin Odetta (alias Odetta Gordon, geboren als Odetta Holmes, 1930 - 2008) sing mit voller Stimme und Enthusiasmus.

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Leben und Lieben

Diese Jazz-Sängerinnen machen besonders viel Spaß beim Hören

Im Gesang dominieren Frauen den Jazz. Deswegen wird es höchste Zeit, dass ich ihnen eine Folge meiner Serie widme.

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Klar, auch beim Jazz kommt man nicht um Genderfragen herum. Da ist zunächst mal das alte Vorurteil, Jazz sei Männermusik. Es hat sich wahrscheinlich in den 1950er und 60er Jahren gebildet, als der Jazz seine Popularität verloren hatte, oft sehr „cool“ oder sehr „free“ daherkam und sich manchmal wie ein avantgardistisches Durcheinander anhörte. Im Gegensatz zum allseits beliebten Jazz der Swingära vor dem Zweiten Weltkrieg war Jazz etwas Exklusives geworden, galt als verkopfte Musik für eine introvertierte männliche Minderheit, für Sammlertypen, die andächtig die neue Langspielplatte von John Coltrane auf den den Teller legten und die schweigend mit den Füßen wippten. Keine Musik, um sich näherzukommen. Nur wenige Frauen mochten das. So zumindest das Klischee – an dem ein bisschen was dran gewesen sein dürfte. Und wurden nicht auch die Jazzinstrumente damals hauptsächlich von Männern gespielt?

Zum Glück hat sich all das längst geändert. Der Jazz ist wieder zugänglicher und sinnlicher geworden, Frauen an den Instrumenten sind keine exotischen Ausnahmen mehr. Sie spielen Trompete, Posaune und Saxophon, sie zupfen, streichen und trommeln, dass es eine Freude ist. Sie sind gefragt und angesagt, in Bands und auf Bühnen – von Quotengleichheit allerdings noch weit entfernt. Davon aber redet auch kein Mensch. (Das liegt sicher mit daran, dass jenes zur Genderdebatte dazu gehörende Gespenst vom alles beherrschenden alten weißen Mann im Jazz nicht umgeht, wo es traditionell mehr schwarze als alte weiße Männer gibt.)

Ganz anders sieht es beim Jazzgesang aus. Hier dominieren die Frauen schon immer und zwar mit großem Abstand. Ich schätze, dass im vokalen Jazz der Anteil der Frauen bei 80 Prozent liegt, eher höher. Warum das so ist, weiß ich nicht. Ich freue mich einfach darüber, denn ich höre lieber Frauen singen als Männer. Weswegen es in diesem Text einzig und allein um Frauen im Jazz gehen soll.

Die Vielzahl an Sängerinnen macht die Auswahl schwer, aber nötig

Nach einigem Grübeln fallen mir ein paar Dutzend berühmte und durchaus auch angenehme männliche Stimmen im Jazz ein, aber wenn ich anfange, die Sängerinnen zusammenzuzählen, und wenn ich dann noch google und mich womöglich den Algorithmen von Youtube ausliefere, kommen schnell ein paar Hundert Jazzsängerinnen zusammen, denen ich etwas abgewinnen kann.

Die Vielzahl macht die Auswahl schwer und, trotz allem natürlichen Recht auf Subjektivität, ungerecht und willkürlich. Doch ohne Auswahl geht es nicht. Ich mag das Auswählen trotzdem nicht, auch wenn es nötig ist. (Die schlimmste aller Strafen für mich wäre, Personalchef sein zu müssen und mit den Bewerbungen klarzukommen.) Das Wählerische geht mir auf die Nerven. Das Aussortieren. Es hat so etwas Mäkelndes, Fachsimpelndes, Geschmäcklerisches, Launisches. Am schlimmsten sind nörgelnde Richard-Wagner-Fans und meckernde Rotweintrinker: „Also, dieser Burgunder ist zu herb im Abgang, und der Siegfriedsänger klingt in den hohen Lagen einfach zu angestrengt.“

Ganz so grausam reden Jazzfans nicht daher. Es wird auch niemand ausgebuht, wenn bei einem Konzert ein Solo schwach war, im Gegensatz zu den unverschämten Opernfans, die selbst in den feinsten Häusern sofort losproleten, wenn die bedauernswerte Sängerin den Ton nicht trifft. Dennoch ist auch das Jazzpublikum zurückhaltend heikel. Den einen singt Nina Simone zu herb, den anderen Norah Jones zu süßlich.

Entzückend oder nervig? Urig oder allzu urig? Am Ende wunderbar!

Die Stimme ist im Gegensatz zum Instrument etwas Persönliches, sie kommt einem nah. Entsprechend persönlich sind die Vorlieben und Abneigungen bei den Fans ausgeprägt. Gesang kann daher mehr begeistern, aber auch mehr nerven als jedes Musikinstrument. Gegen Stimmen kann man regelrechte Aversionen entwickeln. Ganz schlimm zum Beispiel – jetzt werde ich selbst zum Mäkler –, was in der Popmusik ständig vorkommt, gelegentlich aber leider auch im Jazz: wenn eine Sängerin sich bemüht, ihre Stimme möglichst verrucht und sexy klingen zu lassen.

Dies ist wohl kaum der Fall bei Adelaide Hall, die 1927 im Orchester von Duke Ellington den „Creole Love Call“ sang, ein Meilenstein der Jazzgeschichte. Entzückend oder nervig? Wunderbar urig oder allzu urig? Also ich finde es entzückend, wunderbar urig, geradezu verwunschen und zugleich frisch und frech und modern obendrein. Ich kann aber auch die verstehen, denen das absolut nichts sagt. Ich weiß selbst nicht, warum mir diese bald 100 Jahre alte Aufnahme aus dem fernen Amerika weniger weit weg, weniger großelternhaft vorkommt als zum Beispiel die etwa zur selben Zeit in Deutschland entstandenen Lieder der Comedian Harmonists.

Adelaide Hall singt hier keinen Text, sie setzt die Stimme ein wie ein Instrument, keine Worte, die bedeutungslosen Silben mal glatt, mal kehlig aufgeraut. Es sind erste Versuche oder Vorboten des Scatgesangs, wie ihn vor allem Louis Armstrong entwickelte. Das Scatten kam im Lauf der Zeit mehr und mehr in Mode und wurde für den Jazz typisch.

Früher spielten Frauen nur allzu oft die Rolle der Verführerin

In den 1980er Jahren hat die berühmte Opernsängerin Kathleen Battle Duke Ellingtons kreolisches Liebeslied ohne Worte für sich entdeckt und mehrfach aufgeführt. Geht meist schief, wenn Opernsängerinnen sich hin und wieder an Jazzsongs versuchen. Zu diesem kleinen kreolischen Liebeslied aber passt die große jazz-untypische Opernstimme überraschenderweise wie maßgeschneidert. Eine Rarität.

Kathleen Battle parodiert hier mit Charme und Ironie, was Jazzsängerinnen in den ersten Jahrzehnten des Jazz oft gespielt haben: die Rolle der Verführerin. Heute ist das eher verpönt. Der Jazz kokettiert nicht mehr. Er ist ernster geworden.

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Nochmal zurück zu den Wurzeln, weil ich der altmodischen Ansicht bin, dass man das Neue besser beurteilen kann, wenn man das Alte kennt. Nochmal Duke Ellington also, er ist nun mal einer der großen Stammväter des Jazz. Diesmal ist es Ivie Anderson, die 1932 den Ellington-Titel singt, den jeder kennen dürfte, schon weil er bis heute immer wieder gecovert und in der Werbung eingesetzt wird: „It Don’t Mean A Thing If It Ain’t Got That Swing“.

Leider existiert von dieser frühen, flotten Nummer keine Filmaufnahme. Systematisch gefilmt wurde erst ein paar Jahre später. Wer die alten Jazzmusiker und Jazzmusikerinnen spielen und singen sehen will, kann sich im Internet nach den damals so genannten „Soundies“ umsehen, die zu Beginn der 1940er Jahre in Mode kamen. Das waren kurze 3-Minuten-Filme von Musikaufnahmen mit etwas albernem Drumherum: flirtende Paare oder Frauen, die die Musiker hingebungsvoll bewundern. Niedliche Vorformen der heutigen Musikvideos und genauso kitschig, wie es viele von diesen heute noch immer sind. Diese Soundies konnte man sich in Bars und Restaurants auf den Bildschirmen von eigens dafür geschaffenen Projektionsapparaten ansehen, die man wie die klassische Musikbox mit Münzen füttern musste. Der clevere Duke Ellington nutzte das neue Medium geschickt, und so kann man heute noch die Mitglieder seiner ersten Bands in Aktion bewundern. Hier und auch hier. Diese Soundie-Videos sind aber wirklich nur Stoff für Freaks, die Spaß am Beschnüffeln musikalischer Antiquitäten haben.

Zeit für einen kleinen Zeitsprung nach vorn. Ella Fitzgerald sang bei ihren zahlreichen Auftritten immer wieder neu und anders die alten Ellington-Nummern, so auch 1965 mit Duke Ellington und seinem Orchester zusammen „It Don’t Mean A Thing If It Ain’t Got That Swing“.

Ja, das nennt man stimmgewaltig, schwungvoll, raffiniert. Perfekt, wie sie die Kunst des Scattens beherrscht. Sie singt durchaus feurig, aber ich bleibe trotzdem kühl. Berührt mich nicht. Und das kann nicht nur an Ella Fitzgeralds Perücke liegen oder an der abtörnenden Räumlichkeit. (Schon wieder geschmäcklerisch gemäkelt!)

Ein Blick zurück in jene Zeit, als Jazz noch Bestandteil erotischer Träume war

Die erste Version von Ivie Anderson gefällt mir nach wie vor entschieden besser. Was heißt „entschieden“, ich muss mich nicht entscheiden. Ich kann beide Versionen hören und noch ein paar Dutzend mehr, so ist es nicht. Es geht mehr um die immer wieder spannende Frage, was man für Bücher und Platten in seinen begrenzten Emigrantenkoffer packt, wenn man auf die berühmte einsame Insel verbannt wird, auf der es ein bisschen Strom für den Plattenspieler gibt, aber kein Internet.

Jetzt doch noch einmal zurück in die Jahrzehnte, als der Jazz ein Bestandteil von Show, Tanz, Varieté, Musical und von erotischen Träumen war und die Sängerinnen gern als Verführerinnen auftraten. Eine der hinreißendsten Auftritte ist der von Rita Hayworth 1946 in dem Fim „Gilda“, in dem sie ihren total verunsicherten Filmpartner Glenn Ford mit einer Darbietung von „Put The Blame On Mame“ rasend macht.

Auftritte dieser Art funktionieren nur in der fiktiven Welt des Films oder auf der Bühne. In der Wirklichkeit würde eine solche Performance einer Jazzsängerin peinlich oder befremdlich wirken und vermutlich einen feministischen Shitstorm auslösen. Rita Hayworth kann fantastisch tanzen und Kleidungstücke von sich werfen, aber dem Filmproduzenten sang sie nicht gut genug dieses laszive Lied mit dem kryptischen Text über die Frau an sich (die hier „Mame“ genannt wird), der immer für alles die Schuld gegeben wird. Die Jazzsängerin Anita Ellis musste der Schauspielerin für das Lied ihre Stimme leihen.

In einem anderen, nach meinem Geschmack weit weniger unterhaltsamen Film, den man trotz Oscar und Kultfilmstatus nicht gesehen haben muss („Who Framed Roger Rabbit – Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ von 1988), hat die barbiepuppenhafte Zeichentrickfigur Jessica Rabbit einen männermordenden Auftritt, ganz ähnlich dem von Rita Hayworth in „Gilda“, was hier nur wegen des Liedes erwähnt werden soll, das sie dabei singt. Es ist ein alter Männerbeschimpfungsheuler, der dadurch wieder bekannt wurde: „Why Don’t You Do Right“. Gesungen hat, gar nicht schlecht, Amy Irving. Die keine Jazzsängerin ist, sondern die damalige Ehefrau des Filmproduzenten Steven Spielberg. „Why Don’t You Do Right“ wurde in den 1940er Jahren durch mehrere Aufnahmen der jungen Peggy Lee populär. Peggy Lee ist auch Leuten ein Begriff, die mit Jazz nichts am Hut haben. Durch den noch heute immer wieder zu hörenden Superhit, dem nach wie vor großartigen „Fever“, wurde sie bekannter, als man es mit einem reinen Jazztitel werden kann. Auf der Rückseite der „Fever“-Single von 1958 findet sich ein waschechter Blues, der trotz des millionenfachen Verkaufs der Single völlig unbekannt geblieben ist, und an den ich daher an dieser Stelle erinnern will: „You Don’t Know“.

Zu Beginn ihrer Karriere sang die junge Peggy Lee in der Band von Benny Goodman. Der Bandleader und Klarinettist, damals schon auf der Höhe seines Ruhms, ist sichtlich begeistert und schaut seiner Neuerwerbung beim Singen zu wie ein stolzer Vater, der seine Tochter zu einem Songcontest geschleppt hat: „Why Don’t You Do Right“.

Auch der Jazz kennt die Liebe, genau wie der Schlager. Bloß mit einem Unterschied

Man nimmt der einer unschuldigen Braut ähnelnden Peggy Lee nicht so recht ab, dass sie weiß, wovon sie da singt. Schließlich wird in dem Text des Liedes bittere Bilanz gezogen und Beschwerde geführt über einen Partner, einen Tunichtgut, der im Laufe der Jahre all sein Geld versoffen hat. Dennoch oder deswegen war Peggy Lees gut gelaunt swingende Version damals ein Hit.

Das Original des Liedes ist von 1941 und hört sich glaubwürdiger an: Es ist ein Blues aus der schwarzen Unterschicht, die Aufnahme ging damals unter. Die gewichtige Sängerin rechnet in dem Song nicht heiter trällernd mit ihrem Versagermann ab, sondern, dem Thema angemessen, mit verhaltenem Zorn: „Why Don’t You Do Right“ von Lil Green.

Nach so viel sozialem Abstieg ist es höchste Zeit für die Liebe. Auch wenn Jazzfans sich zu fein sind, von „Love Songs“ zu sprechen, drehen sich im Jazz, nicht anders als in der Welt der Schlager, viele, wenn nicht sogar die meisten Stücke um die Liebe: „Lover Come Back To Me“, „Love for Sale“, „I Can’t Give You Anything But Love“, „What Is This Thing, Called Love“, „Love Me Or Leave Me“.

Es gibt dann aber doch noch einen Unterschied zur Welt der Schlager: Im Jazz werden die Tücken der Liebe trocken und oft mit einigem literarischen Witz besungen. Cole Porter hat Dutzende von ebenso anspruchsvollen wie anzüglichen Lovesongs geschrieben, als ziemlich unversteckt agierender Homosexueller auch mit einiger Süffisanz: „Let’s Do It!“ Eine witzigere Aufforderung, den Widerstand aufzugeben und es miteinander zu treiben, gibt es kaum. Die wohl bekannteste Version stammt von Ella Fitzgerald, die das Lied wieder mal mit Note 1, für meinen Geschmack aber nicht frivol und ironisch genug singt. Deswegen hier eine Aufnahme von Eartha Kitt: „Let’s Do It“.

Es lohnt sich, den köstlichen Text von Cole Porter heranzuziehen und mitzulesen: Die Bienen tun es, die Austern tun es, selbst gebildete Flöhe tun es – also lass es uns auch tun! Eartha Kitt mit ihrer unverwechselbaren Katzenstimme und ihrem Showtalent bringt Cole Porters Witz und die Verspieltheit adäquat zum Ausdruck. Übrigens eine kämpferische Frau, die sich bei einer Einladung im Weißen Haus mit dem amerikanischen Präsidenten (dem eigentlich relativ liberalen L. B. Johnson) wegen des Kriegs in Vietnam anlegte und einen Karriereknick in Kauf nahm. Die sprachbegabte Eartha Kitt sang aber nicht nur Jazz, sondern fast akzentfrei auch französische, deutsche und spanische Lieder. Kein Jazz auch, aber dafür unglaublich komisch ihr halbtürkisches „Uska Dara“.

Bitte einmal selber suchen!

Eartha Kitt konnte aber nicht nur komisch fauchend mit ihrem Raubkatzen-Image kokettieren, sie konnte auch herzzerreißend singen, so etwa das mexikanische Lied „Angelitos Negros“, in dem die Maler dieser Welt gefragt werden, warum sie keine schwarzen Engel malen. Eartha Kitt sang es ursprünglich auf Spanisch, hier singt sie es übersetzt: „Paint Me Black Angels“. „How come you forget the black … How come you don’t paint our skin …“ Konzentrierter und ergreifender kann man diesen beiläufigen und doch verräterischen Aspekt des Rassismus nicht auf den Punkt bringen. Die Tränen, die der Sängerin aus den Augen treten, sind ganz sicher echt. Wer nicht mitheult, ist selber schuld.

Ich verkneife mir den Link auf eine weitere phantastische Version dieses Liedes von Roberta Flack. Die Kolumne erstickt sonst in Links. Selber suchen! Ist ja nicht schwer. Und auch mal in die fürchterlichen Versionen hineinhören, die es zuhauf gibt. Und die ungeachtet des bitteren Textes so klingen, als ob falsche Mexikaner mit falschen Sombreros in falschen Mexikanerrestaurants von Tisch zu Tisch tingeln und einen mit ihrer falschen guten Laune wahnsinnig machen. Wissen die nicht, was sie da singen?

Nach diesem interdisziplinären Ausflug zu den Latinos jetzt aber husch husch zurück zum Jazz. Und Billie Holiday in einem Text über Jazzsängerinnen nicht erwähnt zu haben – das geht auch nicht. Über sie allein könnte man zehn lange Kolumnen schreiben. Wer unbegrenzt Zeit hat, sollte sich vorher zwei Stunden lang verschiedene Versionen von „Comes Love“ anhören, und dann die Billie-Holiday-Version. Dann merkt man erst, wie gut und um wie viel besser sie ist. Umwege müssen aber nicht immer sein. Man kann das Beste auch gleich haben: Hier „Comes Love“ von 1957.

„Comes Love“ stammt nicht von Cole Porter, könnte in der köstlichen Unsentimentalität aber von ihm sein. Die Liebe wird nicht, wie vor allem im Schlager, aber auch im Kunstlied üblich, als ein Geschenk des Himmels besungen – sondern als unabwendbare Katastrophe. Ein bedenkenswerter Aspekt. Gegen alles kann man etwas tun, gegen Überschwemmungen, Mäuseplagen und Zahnschmerzen, nur wenn einen die Liebe überkommt, ist man wehrlos – nothing can be done.

Wie die Instrumente die Stimme und den Text passgenau begleiten – es ist eine musikalische Wonne. Sehen kann man die Lady hier leider nicht. Dafür gibt es zum großen Glück für uns und damit für die Nachwelt eine Filmaufnahme von Billie Holidays Blues „Fine And Mellow“, auch von 1957, also ein Jahr vor ihrem Tod. Lady Day ist ziemlich angeschlagen, vermutlich voll mit Drogen oder Alkohol, aber sie lebt noch einmal auf, und man weiß nicht, was schöner ist: wie zauberhaft zerbrechlich sie singt oder wie glücklich weggetreten sie den Soli ihrer sie umgebenden Lieblingsmusiker lauscht: „Fine And Mellow“.

Und wohin jetzt mit all den Jazzsängerinnen, die hier keinen Platz mehr gefunden haben?


Redaktion: Esther Göbel, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Till Rimmele; Audioversion: Iris Hochberger

Diese Jazz-Sängerinnen machen besonders viel Spaß beim Hören

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