„Ein guter Text braucht nicht mehr als typografische Liebe“

Bilder: Shai Levi

Leben und Lieben

Interview: „Ein guter Text braucht nicht mehr als typografische Liebe“

Thomas Weyres hat viele der Nachrichten-Seiten gestaltet, die wir täglich benutzen, dazu Zeitungen und Magazine. Das Design der Krautreporter-Seite stammt von ihm und auch das Layout der Krautreporter-Zeitung, die wir zum zweiten Mal auf einer fast hundert Jahre alten Maschine gedruckt haben. Ich spreche mit ihm über die besondere Herausforderung, eine handgruckte, riesengroße Zeitung zu gestalten.

Profilbild von Interview von Sebastian Esser

Thomas, du bist sehr erfolgreich und viel beschäftigt. Was reizt dich trotzdem daran, eine Krautreporter-Zeitung zu entwickeln?

Erstmal natürlich finde ich die von Christoph Koch für die Zeitung ausgewählten Texte sehr spannend. Alle Beiträge sind im vergangenen Jahr bei Krautreporter erschienen und von vielen Lesern kommentiert worden. Gerade diese lebhaften Diskussionen finde ich interessant, nicht nur bei Krautreporter. Die Mitglieder bringen wirklich Expertise mit ein. Im Grunde ist es absurd, ein solch lebendiges, digitales Produkt in etwas Starres wie eine gedruckte Zeitung zu überführen. Aber gerade diesen Aspekt finde ich reizvoll: Wie lässt sich diese zweite Leseebene, die Kommentare der Leser, in ein Printprodukt integrieren? Ich habe immer noch den Eindruck, dass Leser einer gedruckten Publikation mehr Zeit widmen – wenn sie denn überhaupt noch eine lesen. Eine typografisch liebevolle Gestaltung, die den Leser mit auf die Reise durch eine Geschichte nimmt, ist bei einem gedruckten Medium oft herausfordernder und anspruchsvoller als in einem digitalen.

Zeitungen bringen Zwänge mit sich: Es gibt jede Menge vorgegebene Bildgrößen, Anzeigenformate, Textlängen. Wie lässt es sich arbeiten, wenn diese Zwänge nicht bestehen?

Ich habe in den vergangenen zehn Jahren zahlreiche digitale Produkte mit und für Journalisten gebaut. Interessanterweise nahm aber Print in den letzten Jahren wieder zu, da die Verlage darüber nachdenken, wie sie Geschichten visuell konsistent über verschiedene Kanäle erzählen können, immer auf die spezifischen Anforderungen hin optimiert. Wenn ich Zeitungen oder große News-Webseiten entwickle, bin ich oft der Architekt, der auf einem Grundstück mit zehn Eichen arbeitet, die nicht gefällt werden dürfen. Das Gebäude baue ich dann um diese Eichen herum. Da ist es – wenn man ehrlich ist – schwer, einen Grundriss zu entwerfen, der für den Leser optimal ist. Der Bauplan ist ein Kompromiss aus den Anforderungen des Geschäftsmodells des Verlages, der Reichweite und Engagement braucht, und den Ansprüchen des Lesers, der Übersichtlichkeit und eine optimale Lesbarkeit möchte. Wenn ich ein so großes freies Grundstück habe wie die Krautreporter-Zeitung, habe ich dagegen alle Freiheiten und kann den Geschichten Raum geben. Wir können sie erzählen, ohne den Lesefluss durch animierte Anzeigen oder „Mehr zum Thema“-Infokästen zu stören. Dies ist natürlich ein Luxus, den sich viele werbefinanzierte Verlage leider nicht leisten können.

Was waren im übertragenen Sinn die Eichen bei der Arbeit mit der alten Druckmaschine?

Die „Johanna“, auf der Daniel Klotz und sein Team die Krautreporter-Zeitung drucken, ist eine alte Maschine, fast hundert Jahre alt. Wir drucken zweifarbig, schwarz und rot. Es kann aber beim Drucken zu Verschiebungen zwischen den beiden Farben kommen. Beim Gestalten muss man darauf achten, dass Zwischen-Headlines, Linien oder andere Elemente, die in den beiden Farben gesetzt sind, nicht ganz perfekt zueinander positioniert sein müssen, denn eine rote Zwischenheadline kann auch mal vier Millimeter versetzt zum schwarzen Fließtext stehen. Das Layout muss diese Fehler aushalten können, die für mich auch den Charme der Zeitung ausmachen. Das Format ist durchaus eine Herausforderung. Ich habe viele Jahre „mobile first“ gearbeitet. Das heißtei der Konzeption eines Produktes beginnt der Designer mit dem kleinsten Bildschirm, auf dem das Produkt dargestellt wird, also dem Mobiltelefon. Hat man den kleinen Screen gelöst, sind die größeren, wie Tablets oder Desktop-Computer, kein wirkliches Problem mehr. Das riesige Format der Krautreporter-Zeitung erforderte deshalb am Anfang eine gänzlich andere Herangehensweise. Diese superlangen Textspalten, zwischen denen das Auge des Lesers zwischen dem Ende einer Spalte und dem Anfang der nächsten teilweise 30 bis 40 Zentimeter hoch und runter navigieren muss – waren für den Designer nicht ganz einfach.

Als ich als Journalist angefangen habe, Anfang der 2000er Jahre, wurden die Bilder in Zeitungen auf einmal riesig und bunt. Eine Zeitung wurde zum Magazin. In unserer zweiten Ausgabe gibt es zwar erstmals drei Fotos, aber sonst eigentlich sehr wenige Bilder auf so einer riesigen Fläche. Wie hast du dich an modernen Zeitungen orientiert?

Es ist eine Restriktion der Maschine, dass wir nur grob gerasterte Bilder nutzen können. Wir begeben uns eigentlich viele Jahre zurück. Damals hatten die meisten Zeitungen wenige oder gar keine Bilder, geschweige denn farbige. Fotos mussten gerade weil sie nur so grob abbildbar waren, wirklich klar konzipiert sein. Man musste klar erkennen, was gezeigt werden sollte. Das hat einen Fokus im Bildaufbau erfordert, der vielen Fotos in heutigen Zeitungen gut tun würde. Ich bin ein Fan des Magazins „Reportagen” aus der Schweiz, das mit so gut wie gar keinen Fotos arbeitet, stattdessen mit Illustrationen oder mit typografischer Inszenierung von Texten. Die Geschichten sind so gut, dass man auch nicht unbedingt Bilder braucht, um sie zu erzählen. Man begibt sich gemeinsam mit dem Autor auf eine Reise und braucht diese Bilder nicht, um dies mitzuerlebenund um tief in die Geschichte einzutauchen.

Glaubst du, dass es der Print-Kultur guttun könnte, sich wieder auf diese Ursprünge zu besinnen?

Das Problem bei der Konzeption vieler dieser bunten, großzügigen Layouts ist, dass es oft gar nicht die Budgets gibt, um dieses Magazinartige wirklich vernünftig zu bespielen. Gute Fotografie ist teuer, Infografiken sind teuer, denn beides ist sehr aufwendig. Man hat dann diese Vehikel, die mit gutem Willen unglaublich großzügig konzipiert werden, die Redaktion muss sie aber dann mit Agenturfotos füllen. Das ist für beide Seiten frustrierend, die Redaktion und den Leser. Vielen Zeitungen würde darum ein klarer Fokus auf journalistische Inhalte guttun. Ich brauche dann gar keine unfassbar langen Bilderstrecken. Die bekomme ich auch digital.

Die meisten unserer Mitglieder haben mit Design wenig zu tun. Wir sehen erstmal eine riesige Zeitung mit ganz viel Text. Viele lieben das aus irgendeinem Grund, können aber nicht so genau formulieren, warum. Kannst du uns helfen, mit einem anderen Blick auf so eine Zeitungsseite zu schauen?

Ich persönlich liebe es, das Gefühl zu haben, dass da jemand diese Geschichte für mich ausgewählt hat, dass jemand sich die Arbeit gemacht hat, darüber nachzudenken, wie diese eine Geschichte gestaltet werden soll. Der Leser weiß das ja oft nicht, aber über eine einzelne Seite wird oft lange diskutiert. Sie wird oft mehrmals umgebaut oder nochmal komplett neu gemacht. Ich glaube, dass man das als Leser bei guten gedruckten Produkten merkt und dass es ein gutes Gefühl hervorruft. Bei digitalen Produkten baut der Designer eine Artikelvorlage. Da arbeiten dann täglich hunderte Redakteure hinein. Designer und Redakteur arbeiten nicht zusammen und müssen sich nicht kennen. Jeder Artikel sieht aus wie der vorherige. Kein Problem, wenn wir digitale Inhalte schnell und auf kleinen Bildschirmen unterwegs konsumieren. Bei gedruckten Produkten ist die Arbeit zwischen Redakteur und Gestalter dagegen eng. Jeder Artikel bekommt im besten Fall die Form, die der individuellen Geschichte am besten entspricht. Bei jeder Geschichte schaue ich immer auf den Einstieg. Wie gelange ich als Leser in den Text hinein? Da spielt die Zusammenarbeit zwischen Redakteur und Gestalter eine große Rolle: Wie können wir den Leser noch stärker über die Form und über den Inhalt in diese Geschichte hineinleiten?

Das erste Ziel ist also, dass die Leute überhaupt erst einmal anfangen zu lesen?

Genau. Es braucht Aufmerksamkeit, und die erreichst du über Typografie – wenn wir keine Bilder haben.

Thomas Weyres im neuen Krautreporter-Büro in Berlin Prenzlauer Berg

Thomas Weyres im neuen Krautreporter-Büro in Berlin Prenzlauer Berg

Die Titelseite der Krautreporter-Zeitung No.2

Die Titelseite der Krautreporter-Zeitung No.2

Auf der großen Doppelseite in der Mitte der Zeitung tanzt die Typografie wie die drei Protagonistinnen

Auf der großen Doppelseite in der Mitte der Zeitung tanzt die Typografie wie die drei Protagonistinnen

Typografie klingt so abstrakt – da sind Buchstaben, und die sind unterschiedlich groß. Wie kann man denn mit Typografie überhaupt umgehen?
Du kannst mit Typografie Emotionen, Stimmungen und Inhalte einer Geschichte visuell gestalten. Arbeitest du laut, mit Großbuchstaben? Arbeitest du mit einer dicken Schrift, die sehr stabil steht, die eine gewisse Maskulinität, vielleicht auch Aggressivität ausstrahlt? Ein Beispiel: Die große Reportage von Alexander Krützfeldt auf der Mittelseite der neuen Ausgabe: „Rana, Riham und Riem haben es geschafft”. Es ist ein sehr emotionales Thema. Drei Mädchen aus Syrien, die in der brandenburgischen Provinz leben und die die Geschichte des Kriegs aus Syrien mitgebracht haben. Auf der anderen Seite herrscht eine spielerische Stimmung dort in diesem Dorf. Man hat das Gefühl, dass diese Mädchen irgendwie diesem Ort und seinen Menschen viel geben. Diese Geschichte habe ich acht Mal umgestaltet, bis dann am Ende die Typografie sehr spielerisch und leicht war.

Die Buchstaben machen Purzelbäume über die Seite.

Es gibt in der Reportage dieses Bild des Trampolins auf dem Grundstück vonAnke Domscheit-Berg, wo sie wohnen. Diese Stimmung des Artikels spiegelt sich in der Typografie wider. Ich versuche, damit sehr frei Typografie umzugehen und die Buchstaben als bildnerisches Element einzusetzen, zusätzlich zu den Fotos, in denen man die Kinder kennenlernt. Ich wollte eine Stimmung kreieren, die die Leser in den Artikel hineinzieht.

Wie hätte man eine andere Stimmung schaffen können?

Stell dir vor, man hätte das mit so einer sehr schwarzen Serifenschrift aufgemacht. Sehr nüchtern, sehr ernst. Man bekäme das Gefühl, hier gehe es um schwere Themen: Krieg und Flucht. Die positiven Aspekte sind aber sehr wichtig in dem Artikel. Die Typografie spiegelt mit diesem spielerischen Umgang die Emotionalität des Beitrags für den Leser wider.

Dennoch ist die Geschichte eine riesige Doppelseite lang. Wie hilft die Gestaltung den Lesern, sie bis zum Ende durchzulesen?

Etwas, das mir aufgefallen ist: Dadurch, dass den Lesern die Bilder komplett weggenommen werden, bekommt der Text etwas Beruhigendes. Das Geflackere in vielen Publikationen – große Einblockungen, jede Menge Bilder, Anzeigen – kann ich wegnehmen und ein klassisches Layout aufbauen, was sich schon vor hundert Jahren bewährt hat. Ich arbeite mit Spalten, und das Auge läuft von Zeile zu Zeile und von Spalte zu Spalte durch die Geschichte.

Hast du dir denn solche alten Zeitungen tatsächlich noch einmal angeschaut?

Ich arbeite an vier Tagen in der Woche als Design-Direktor für den „Tagesspiegel”. Da schaue ich mir immer wieder mal im Archiv an, was nach 1945 passiert ist, eine starke Zeit der Zeitungsgestaltungen. Vieles wirkt relativ modern. Gerade die Arbeit mit Typografie, mit ganz klar strukturierten Texten.

Selbst die Anzeigen sehen toll aus.

Die Anzeigen sind meist rein typografisch gesetzt, manchmal begleitet von guter, handgemachter Illustration. Das machen wir ja auch in dieser Zeitung: Geschichten an einen Illustrator geben, also an jemand, der Skizzen anfertigt, diese Geschichte noch einmal interpretiert und eine weitere Schicht handwerkliches Geschick einbringt, eine weitere Ebene intellektueller Auseinandersetzung mit der Geschichte. Das ist häufig stärker, als das ein Fotograf könnte, der nur eine Szene abbilden kann. Während ein Illustrator auch Dinge nachbereitet, die unsichtbar sind oder zwischen den Zeilen stehen.. Dieses Handwerk – das typografische, viel Liebe gebende Layout, gepaart mit Illustrationen, mit handgemachten, gezeichneten Elementen – führt uns in eine Zeit zurück, in der man sich fokussieren musste.

Heute sind Layouter am Computer völlig frei. Damals gab es den Bleisatz als sehr starres Korsett. Welche Auswirkungen hat das auf die Gestaltung gehabt?

Der ganze Prozess des Gestaltens war viel aufwendiger, teurer, fehleranfälliger – einfach “Steuerung+Z” auf dem Rechner zu drücken gab es nicht. Mich fanszinieren Menschen, die technische Restriktionen hacken, die innerhalb bestehender Restriktionen neue Ansätze finden, experimentell arbeiten. Faszinierend finde ich auch heute noch Alexei Brodowitsch. Als russischer Immigrant hat er in den zwanziger Jahren als Art-Direktor des Magazins Harpers Bazaar unglaublich experimentell gearbeitet und vieles von dem geprägt, was wir heute noch in Magazinen sehen. Und er hat das mit sehr knappen Deadlines und technischen Hürden gemacht, die für uns heute wahrscheinlich im gestalterischen Alltag unvorstellbar wären. Brodowitsch hat viel auf dem Boden seines Büros gearbeitet – mit skizzierten Layouts, die er immer wieder auseinander geschnitten, neu arrangiert, verschoben und verworfen hat, und ging dabei unglaublich intelligent und verspielt mit Typografie und Fotografie um. Er war einer der ersten, der den Begriff des modernen Art-Direktors geprägt, und der sich intensiv damit beschäftigt hat, was für eine Rhythmik, was für eine Dramaturgie eine Publikation haben muss. Zudem hat er bestehende Konventionen ständig in Frage gestellt. Zum Beispiel wurden Modekollektionen vor seiner Zeit auf Kleiderpuppen arrangiert und fotografiert. Brodowitsch stattdessen nahm eine Kollektion, die in einem der nächsten Hefte gezeigt werden sollte, mit zu einem Ausflug mit seinem Freund, dem Fotografen Man Ray, und ihren Freundinnen. Die beiden Frauen trugen über den Tag hinweg Stücke aus der Kollektion, Man Ray fotografierte sie den ganzen tage lang – am Wasser, beim Essen, im Gespräch. Die Fotostrecke erschien in der nächsten Ausgabe von Harper’s Bazaar – und schuf die moderne Modefotografie.

Mit unserer Zeitung gehen wir also eigentlich in die Zeit vor Brodowitsch zurück, der die Konventionen der Zeitungs- und Zeitschriftengestaltung ignorierte.

Ja, in die Zeit vor der großen Welle der Experimente in Design und Layout. Aber wir hacken diese Maschine natürlich in einer gewissen Weise. Die Zeitung ist in Indesign am Computer gestaltet. Frederike Hentel, die Illustratorin dieser Ausgabe, baut ihre Illustrationen komplett digital. Wir bringen also das Digitale auf eine alte Maschine und drucken sie mit einer alten Technologie.

Manche unserer Mitglieder haben uns gesagt: Eure Zeitung wirkt irgendwie anders, aber ich kann es nicht so richtig festmachen. Wie würdest du das Besondere daran beschreiben?

Der Druck ist ein komplett anderer. Wahrscheinlich merkt man nur unterbewusst, dass der Farbauftrag ein anderer ist, dass die Farbe anders auf dem Papier steht. Dieses Unperfekte in den Flächen ist besonders. Auch unsere Zeitung ist ja ein serielles Produkt – sie ist aber trotzdem ein Einzelstück. Sie ist eine Momentaufnahme von genau dieser Sekunde in diesem Druckvorgang, mit allen Fehlern, mit der einzigartigen Papierspannung dieses Moments, mit der etwas anderen Einfärbung der Druckplatte als im Augenblick davor. Da scheint etwas zu sein, das wir als Menschen zu schätzen wissen.

Ich weiß, dass du auch zu Hause gern mit der Hand druckst, und erarbeitest solche Projekte auch mit Studierenden an der Hochschule, an der du unterrichtest. Wie fühlt sich dieses Materielle unserer Zeitung für dich an im Vergleich zu einer industriell gefertigten?

Ich habe in den letzten Jahren fast ausschließlich digitale Produkte gebaut. Inzwischen ist Print wieder total zurückgekommen. Die Drucktechniken, dieses mit Liebe seriell Gefertigte, nicht unbedingt Rollengedruckte, Industrielle, sondern das Handwerk des Druckers ist einfach – auch kulturell gesehen – ein faszinierender Vorgang. Wie die Typografie wirkt, diese kleinen Fehler gerade in den größeren Flächen, hat etwas sehr Wertiges. Die Form selbst kommuniziert sehr stark. Die so transportierten Inhalte wirken dadurch intensiv. Das ist ein unglaublich schöner Prozess. Du überlegst dir ein Motiv und gibst ihm dadurch eine Wichtigkeit durch die Handarbeit: Das Siebbeschichten bei Gelblicht im nachts verdunkelten Bad. Du beschichtest, belichtest, wäschst aus, dann brechen Linien doch weg und alles beginnt von Neuem. Du entschichtest, belichtest, beschichtest neu und druckst dann Farbe für Farbe dieses Motiv. Du musst an dieses Motiv wirklich glauben, um all diesen Aufwand zu betreiben.

Durch die viele Arbeit bekommt das Werk eine größere Verbindlichkeit.

Genau. Und das ist wahrscheinlich das, was die Menschen bei unserer Zeitung merken. Sie hat eine hohe Verbindlichkeit. Da ist eine Entscheidung getroffen worden. An diese wenigen Texte glauben wir so stark, dass wir ihnen diese Liebe geben. Sie so setzen, so gestalten, sie mit dieser alten Maschine auf dieses wunderschöne Papier drucken. Das zeigt eine Haltung.


Redaktion: Susan Mücke; Fotos: Shai Levi.