„Nachrichten wie ein Gespräch zu gestalten, finde ich genial”
Leben und Lieben

„Nachrichten wie ein Gespräch zu gestalten, finde ich genial”

Katrin Gottschalk ist stellvertretende Chefredakteurin der taz. In unserer Rubrik Medienmenü verrät sie ihre Lieblingsquellen für die richtige Dosis an Information.

Profilbild von Aufgezeichnet von Christoph Koch

Wenn morgens der Wecker klingelt, nehme ich als Erstes das Telefon in die Hand und schaue mich auf Twitter um. So kann ich noch eine Runde liegen bleiben, aber schon die erste Neugier stillen. Facebook nutze ich auf dem Telefon kaum noch, da mich zunehmend der Algorithmus nervt. Manchmal schaue ich dann auch bei Snapchat vorbei, aber das läuft bei mir noch nicht automatisch. Die taz-Ausgabe des Tages lese ich in Form des E-Papers am Abend zuvor und verfolge ab dem Morgen die taz auf allen Kanälen online. Zum Frühstück höre ich Radio Eins.

Im Abo habe ich natürlich das „Missy Magazine“. Ich bin gespannt auf die nächste Ausgabe – es wird die erste sein, an der ich nicht mitgearbeitet habe. Abschließen muss ich noch ein Abo der „Analyse&Kritik“, die ich bis vor Kurzem im Austauschabo hatte. Die Printausgabe lese ich sehr gerne – da gibt es im Gegensatz zur Webseite auch Bilder. In der aktuellen „A&K“ war besonders der Text von Sarah Speck zu „Sauberkeitsstandards“ unter heterosexuellen Paaren – auch linken und vermeintlich gleichberechtigten – sehr erhellend.

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Ich mag Papier. Im Urlaub lese ich am liebsten Bücher. Die funktionieren auch dann, wenn die Sonne blendet. Und am allerliebsten lese ich Comics. Dazu gebracht hat mich erst relativ spät Ulli Lusts „Heute ist der letzte Tag vom Rest meines Lebens“. Darin erzählt sie von einem Teenage-Punk-Girl, das zusammen mit ihrer Freundin aus der Wiener Einöde nach Sizilien trampt. Toll sind auch die Comics von Rutu Modan oder Aisha Franz. Außerdem lese ich jedes Buch der schottischen Schriftstellerin A.L. Kennedy. Das ist bisher meine kontinuierlichste literarische Liebe, wenn auch eine etwas gestörte.

https://www.youtube.com/watch?v=VgoLdCQ1gSw

Für handfeste Informationen scanne ich bei den meisten Nachrichtenseiten, deutsch- wie englischsprachige, einfach die Themen. Zeit nehme ich mir gerne für Texte von weniger mainstreamigen Webseiten. „Media Diversified“ veröffentlicht gute Analysen zur Medienberichterstattung – sei diese zu Prince, antimuslimischem Rassismus oder Hillary Clinton. Immer wieder schaue ich auch bei „Mosaik Blog“, „Migazin“ und natürlich feministischen Seiten wie „kleinerdrei“ oder der „Mädchenmannschaft“ vorbei.

Für schnelle Nachrichten habe ich die Tagesschau-App inklusive Push-Meldungen bei mir aktiv. Ich folge seit Kurzem dem taz-Channel bei „Telegram“ und bekomme darüber Push-Meldungen. Und obwohl ich die Nachrichten wegen des starken Fokus auf die USA meistens nicht sonderlich relevant für mich finde, habe ich seit Februar die neue Quartz-App auf dem Telefon. Ich bin völlig begeistert. Die Idee, Nachrichten erst wie ein Gespräch zu gestalten und dieses mit längeren Texten und Bildern zu ergänzen, finde ich genial.

Mindestens genauso genial finde ich das „Renk“ Magazin, das noch viel mehr Menschen lesen sollten. Das „Magazin zur Aufdeckung deutsch-türkischer Ausnahmeverhältnisse“ ist einzigartig in der deutschen Medienlandschaft, indem es junge, unterhaltende und politische Themen mit einer postmigrantischen Perspektive verbindet.


Katrin Gottschalk ist stellvertretende Chefredakteurin der taz. Zuvor war sie Chefredakteurin des „Missy Magazine“. Bei dem feministischen Magazin für Pop und Politik hatte sie unter anderem ab 2011 die Online-Ausgabe aufgebaut und 2015 die erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne „Mehr Missy“ geführt.

Illustration: Veronika Neubauer; Foto: Stefanie Kulisch.

In der von Christoph Koch betreuten Rubrik „Medienmenü“ stellen alle zwei Wochen interessante Persönlichkeiten die Medien vor, die ihr Leben prägen. Ihr könnt per Mail an christoph@krautreporter.de vorschlagen, wen er porträtieren soll.