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Es wird keine Apokalypse geben. Die Klimakrise bedeutet nicht das Ende der Menschheit. Das sage ich nicht einfach so daher. Die Spezies Mensch hat bereits mehrere gewaltige klimatische Veränderungen überstanden. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sie nicht auch diese klimatische Veränderung übersteht.
So zu denken, verschiebt die Perspektive. Aus der totalen Frage, ob wir das überstehen, wird die viel kleinere und beweglichere Frage, wie wir das überstehen. Das Heft des Handelns liegt plötzlich wieder in unserer Hand. Denn den Untergang der eigenen Spezies aufhalten? Eine absurde Aufgabe. Aber zu überlegen, wie sie langfristig ein gutes Leben auf diesem Planeten haben kann? Machbar.
Damit sage ich nicht, dass die nächsten Jahrzehnte mit den bereits eingepreisten Klimaveränderungen auf die leichte Schulter zu nehmen sind. Ich rede keiner Alles-Egal-Haltung das Wort. Es gibt Menschen, die so denken. Sie glauben nicht, dass es einen Ausweg aus der Klimakrise gäbe. In der Klimabubble heißen diese Menschen „Doomer“. Sie glauben nicht mehr daran, dass gute Ideen, Mut und eine gewisse dickköpfige Zähigkeit noch etwas bewirken können.
Die nächsten Jahre werden eine Prüfung – auf die du dich vorbereiten kannst
Aber sie liegen falsch, ganz objektiv. Die Daten sagen etwas anderes. Bereits heute haben wir die schrecklichsten Zukunftsprognosen abgewandt. Wir haben das geschafft, weil wir ändern, wie wir leben.
Ich weiß schon, was einige jetzt denken. Die Prognosen, die trotzdem noch realistisch sind, reichen aus, um die Menschheit ins Chaos zu stürzen. Und sie haben recht. Ich habe vor ein paar Jahren bereits akzeptiert, dass die nächsten 20 bis 30 Jahre, fast die ganze zweite Hälfte meines Lebens, von eskalierenden Klimakrisenfolgen geprägt sein werden. Diese Folgen können wir nicht mehr aufhalten, egal, wie viele Kohlekraftwerke wir heute abschalten. Die nächsten Jahrzehnte werden eine Prüfung.
Aber was machst du vor einer wichtigen Prüfung? Du bereitest dich darauf vor. Der wichtigste Teil der Vorbereitung ist in diesem Fall, überhaupt zur Prüfung zu gehen. Das bedeutet zu akzeptieren, dass nicht alles sofort besser werden kann. Haken dran.
Und danach die Räume suchen, in denen du etwas verbessern kannst. Für mich ist es dieser Beruf und das Schreiben über konkrete Lösungen, mit denen wir die technischen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen angehen können, die die Klimakrise aufwirft. Was ist es für dich?
Das Problem mit Nachrichtenmüdigkeit ist größer
Nachrichtenmüdigkeit ist ein globaler Trend, der in Deutschland besonders stark ist. Eine Umfrage in der KR-Community hat uns gesagt, dass auch viele unserer Leser:innen darunter leiden. Die gute Nachricht ist: Krisen sind anstrengend, doch wir können damit umgehen.
Meine Kolleginnen Isolde Ruhdorfer und Theresa Bäuerlein beschreiben in diesem Text, warum das eigentliche Problem mit der Nachrichtenmüdigkeit viel tiefer liegt. Und mit einem wenig beachteten Aspekt verbunden sein könnte: mit dem modernen Zeitgefühl.
Redaktion und Bildredaktion: Isolde Ruhdorfer, Schlussredaktion: Lars Lindauer