Solarmodule in der strahlenden Sonne

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Klimakrise und Lösungen

Diese 10 Grafiken zeigen, wie gut wir bei der Klimakrise vorankommen

Die Klimakrise wird schlimmer, aber die Aussicht, dass wir sie lösen können, besser.

Profilbild von Rico Grimm
Politik- und Klimareporter

Ich habe zehn Grafiken gesammelt, die die kleinen Randnotizen zusammenfassen, in denen vermeldet wird, dass hier ein neuer Solarpark gebaut wurde und dort ein neues Windrad. Meldungen, die gemessen an der Größe der Klimakrise für sich alleine stehend viel zu banal sind – jedenfalls auf den ersten Blick.

Denn, wenn wir herauszoomen und uns in Ruhe einmal all die Zahlen, Reports und Trends anschauen, ist nur ein Schluss möglich: Es geht wirklich voran.

Substantiell.

In dieser großen guten Nachricht verstecken sich zahllose kleine positive Unter-Nachrichten, die Vieles auf den Kopf stellen, was wir in den vergangenen Jahren zu wissen glaubten.

  • China ist längst zum Zugpferd der Energiewende geworden.
  • Das vergleichsweise sonnenarme Deutschland wird zum Solar-Champion.
  • Entwicklung in ärmeren Ländern muss nicht immer bedeuten, dass sie erst mal Kohle verstromen. Länder wie Brasilien bauen erneuerbare Energien in Rekordgeschwindigkeit aus.

Bei allen guten Nachrichten, die ich dir gleich zeige, gibt es immer Wenns und Abers. Aber es sind niemals entscheidende Einschränkungen, die das ganze Bild trüben. Ich schreibe diesen Text, weil ich überzeugt bin, dass die vergangenen Jahre ein Wendepunkt im Kampf gegen die Klimakrise waren. Erst kamen die großen Klimaproteste, dann legten die Regierungen nach und inzwischen haben wir es mit einer technologisch getriebenen Wende zu tun. Klimaschonende Technologie ist zum Beispiel in den Bereichen Energie und Verkehr längst die billigere und effizientere Technik.

Mir hilft dieses Wissen jedes Mal, wenn ich über die krassen Klimajahre schreibe, die wir gerade erleben. Es verhindert, dass ich zynisch werde.

Und vielleicht schafft das mein Text ja auch bei dir.

Fangen wir an: mit den wichtigsten Klimagrafiken, den ganz großen Trends.

Die wichtigste gute Klimanachricht, die kaum einer kennt

Egal, was politisch passierte, ob Pariser Klimaverträge, Fridays for Future oder Abwahl von Donald Trump – jedes Jahr stieß die Menschheit mehr CO₂ aus als im Jahr zuvor.

Dieser Trend endete sehr wahrscheinlich im vergangenen Jahr. Die jährlichen CO₂-Emissionen beginnen zu fallen.

Das ergaben mehrere voneinander unabhängige Analysen (Bloomberg NEF, Carbon Brief, Climate Analytics). Die Analysen basieren auf Daten der Internationalen Energieagentur IEA, die berühmt-berüchtigt dafür ist, den Ausbau erneuerbarer Energie zu unter- und die Nachfrage nach fossiler Energie zu überschätzen.

Was ich damit sagen will: Diese Daten sind sehr wahrscheinlich korrekt.

Hier ist die passende Grafik der Denkfabrik Climate Analytics: Wichtig ist die schwarze Linie. Sie zeigt die jährlichen Emissionen der Vergangenheit. Die grüne Linie wiederum zeigt, was passiert, wenn wir die aktuellen Ausbauraten erneuerbarer Energien fortschreiben.

Erneuerbare Energien werden immer billiger und breiten sich immer schneller aus. Deswegen ist es plausibel, anzunehmen, dass wir in dieser Geschwindigkeit weiter zubauen werden.

Dieses Diagramm zeigt die prognostizierten globalen CO2-Emissionen (MtCO2e/Jahr) von 2000 bis 2035 unter verschiedenen Szenarien. Die schwarze Linie repräsentiert historische Emissionen, die rote Linie das Baseline-Szenario, die gelbe Linie das Low-Effort-Szenario und die grüne Linie das Szenario der fortgesetzten Beschleunigung. Die Daten deuten darauf hin, dass die Emissionen im Szenario der fortgesetzten Beschleunigung im Jahr 2023 ihren Höhepunkt erreichen und danach abnehmen könnten.

Zum ersten Mal sinken die CO2-Emissionen, statt weiter zu steigen © Climate Analytics

Eine Einschränkung ist wichtig. Die gesamte Menge an CO₂ in der Atmosphäre nimmt trotzdem weiter zu. Denn diese Grafik sagt uns ja nicht, dass wir gar kein CO₂ mehr ausstoßen. Sie sagt uns aber, dass wir nicht immer mehr CO₂ pro Jahr ausstoßen. Der CO₂-Gehalt der Atmosphäre steigt weiterhin, nur eben langsamer. Das bedeutet, dass sich die Klimakrise erst mal weiter verschlimmert.

Wir könnten diesen Fortschritt also jetzt abtun und sagen: „Pff, reicht nicht, nicht schnell genug!“ Aber wer erwartet, dass die gesamte Menschheit von jetzt auf gleich aufhört, CO₂ zu emittieren, verurteilt die Energiewende zum Scheitern. Irgendwo muss die große Trendwende beginnen. Und ich denke: Sie hat im Jahr 2023 begonnen.

Es gibt ein Gegenstück zu dieser Grafik, ein wunderschönes Gegenstück: Die weltweite Nachfrage nach Öl erreicht ihren Höhepunkt vermutlich im Jahr 2025.

Das jedenfalls nimmt der Ölriese BP an (PDF, S. 30):

Dieses Diagramm veranschaulicht die projizierte Ölnachfrage in Millionen Barrel pro Tag (Mb/d) von 2000 bis 2050. Die grüne Linie zeigt den aktuellen Verlauf, während die blaue Linie den Net-Zero-Plan darstellt. Die Daten zeigen, dass die Ölnachfrage im aktuellen Verlauf bis etwa 2025 ihren Höhepunkt erreicht und dann allmählich abnimmt. Im Net-Zero-Szenario sinkt die Nachfrage dramatischer ab 2025. Die Grafik unterstreicht den Unterschied zwischen den beiden Szenarien in Bezug auf die zukünftige globale Ölnachfrage.

Die Ölnachfrage beginnt nächstes Jahr zu sinken, prognostiziert die Ölfirma BP © BP

Darin steckt eine gewisse Ironie. Denn in den 1970er Jahren fürchtete sich die westliche Welt vor „Peak Oil“. Die Angst damals: Uns geht das Öl aus. Nun werden wir wahrscheinlich Peak Oil erreichen, aber nicht, weil uns das Öl ausgeht, sondern weil die Nachfrage langsam aber sicher verschwindet.

Das fossile Zeitalter endet gerade. Wer hätte das vor zehn Jahren gedacht?

Die Emissionen sinken, das sehen wir jetzt auch in den Szenarien

Dass die CO₂-Emissionen nicht mehr steigen, liegt daran, dass die Regierungen der Welt begonnen haben, ihre Gesellschaften zu dekarbonisieren. So gut wie kein Land der Welt hält seine Verpflichtungen aus den Pariser Klimaschutzverträgen von 2016 ein, trotzdem sehen wir einen klaren Knick in der erwarteten Erwärmung. Klimapolitik hat einen Effekt.

Schaue auf diese Grafik: Sie zeigt, was die Klimawissenschaftler:innen auf Basis bereits beschlossener Gesetze erwarten (hellblaue Linie). Der Trend zeigt klar nach unten. Damit werden die schlimmsten Klimaszenarien unwahrscheinlicher.

Dieses Liniendiagramm zeigt die Projektionen des globalen Temperaturanstiegs bis zum Jahr 2100 in Grad Celsius. Die blaue Linie stellt die Temperaturprognosen basierend auf aktuellen Maßnahmen dar, während die hellblaue Linie die Projektionen basierend auf Regierungsversprechen und Zielen zeigt. Die Daten verdeutlichen einen Rückgang der erwarteten Temperaturerhöhungen im Laufe der Jahre, wobei die Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels sichtbar werden. Das Diagramm zeigt die Bedeutung von politischen Maßnahmen zur Reduktion der globalen Erwärmung.

Große Überraschung: Politische Maßnahmen helfen © Cipher

Anhand dieser Grafik möchte ich die zwei größten Abers des ganzen Textes zeigen.

Erstens, du siehst auch die dunkelblaue Linie. Sie zeigt, wie sich Temperaturszenarien entwickeln würden, wenn Regierungen ihre eigenen Klimaversprechen einhalten würden; wir würden bei 2,1 Grad Celsius statt bei 2,7 Grad Celsius landen. Wir sehen also: Regierungen halten ihre Versprechen nicht ein.

Zweitens, die zur Zeit erwarteten 2,7 Grad Celsius sind immer noch viel. Schon jetzt, bei 1,3 Grad Celsius mehr, erleben wir massenhaftes Korallensterben, um sich greifende Dürren und Überschwemmungen, zum Teil kollabiert die Infrastruktur. Jeder Zehntelgrad mehr erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Veränderungen im Klimasystem kommt, die sich nicht mehr zurückdrehen lassen. Ein Beispiel dafür ist das Schmelzen der Antarktis. (Ich habe hier beschrieben, warum die Folgen der Klimakrise schneller schlimmer werden, als die Temperaturen steigen.)

Ich möchte es nicht schönreden. Die beiden Einschränkungenbei der Temperatur-Szenario-Grafik sind zentral. Vor allem Klimaaktivist:innen weisen immer wieder zu Recht darauf hin, dass die Regierungen der Welt sich nicht an ihre selbstgesteckten Ziele halten. Diese Kritik ist wertvoll, weil sie den Druck auf Regierungen und Wirtschaft hochhält, nicht nachzulassen.

Aber ein differenzierter Blick sieht eben auch, dass es Fortschritte gibt, dass Klimaschutz etwas bringt. Nur eben nicht schnell genug.

Möglicherweise könnte sich das aber ändern, unabhängig davon, was Regierungen unternehmen. Das zeigt die nächste Grafik.

Das Solarzeitalter beginnt

Das fossile Zeitalter endet; ein neues Zeitalter beginnt. Noch nie zuvor hat die Menschheit so viel Energie mit Solarkraft gewonnen wie im Jahr 2024. Deutschland zum Beispiel erreicht im Sommer regelmäßig Solarquoten von mehr als 50 Prozent in seinem Stromnetz. Rechnet man alle anderen erneuerbaren Energieformen hinzu, decken sie zu Spitzenzeiten bis zu 85 Prozent des deutschen Strombedarfs.

Dass es so kommen wird, haben die Verfechter der Energiewende vorausgesagt. Die Skeptiker:innen haben dem entgegenhalten, dass das ideologische, schön gerechnete Voraussagen seien. Nur ein Beispiel: Noch 2005 sagte eine Untersuchung der Prognos AG voraus, dass im Jahr 2030 Erneuerbare kaum mehr als 20 Prozent der Stromerzeugung abdecken würden.

Die Skeptiker haben einen Fehler gemacht, den viele machen, wenn sie über technologische Veränderungen nachdenken: Sie sind von gleichmäßigen Wachstumsschritten ausgegangen. Wenn sich aber eine Technologie durchsetzt, beginnt sie langsam, auf einem stetig steigenden Plateau, bis sie „aus dem Nichts“ explodiert.

Schaue auf diese Grafik der britischen Wochenzeitung The Economist.

Es ist derzeit meine absolute Lieblingsgrafik.

Denn die orangen Linien zeigen jeweils, wie die Internationale Energieagentur IEA erwartet hat, dass sich Solarkraft ausbreitet und die schwarze Linie zeigt, wie sie sich tatsächlich ausgebreitet hat. Solarkraft hat alle Erwartungen übertroffen.

Dieses Diagramm zeigt den jährlichen Zuwachs an Solarkapazität (in Gigawatt) von 2000 bis 2030, unterteilt in Vorhersagen (gelbe Linien) und tatsächliche Installationen (schwarze Linie). Es verdeutlicht, dass die tatsächlichen Installationen im Durchschnitt mehr als dreimal höher waren als die Fünfjahresprognosen. Die Grafik zeigt einen steilen Anstieg der installierten Kapazität ab etwa 2015, mit einer besonders starken Zunahme nach 2020. Quellen der Daten sind IEA, Energy Institute und BloombergNEF.

Die Grafik zeigt: Wir sollten nicht jeder pessimistischen Prognose trauen © The Economist

Noch bis zum Jahr 2020, bis zum Corona-Jahr, wuchs die installierte Solarleistung langsam.

Dann aber begann China, einheimische Solarproduzenten zu fördern und selbst großflächig in die Technologie zu investieren.

Diese chinesischen Investitionen, gekoppelt mit besserem Wissen über Produktion und Aufbau von Solarzellen, führten zu einem rapiden Preisverfall von Solarzellen, wie diese Grafik zeigt (meine zweitliebste Grafik).

Du siehst in dieser logarithmischen Darstellung, dass die Preise in den vergangenen 40 Jahren um mehr als 99 Prozent gefallen sind. Das Besondere an diesem Trend: Die Preise fallen umso schneller, je mehr Solarkraft wir ausbauen. Denn je mehr Solarmodule die Ingenieure herstellen, desto besser werden sie darin.

Dieses Diagramm zeigt den Preisverfall von Photovoltaik (PV)-Modulen in US-Dollar pro Watt von 1975 bis 2022, inflationsbereinigt. Der Preis sank von etwa 100 USD/Watt in den 1970er Jahren auf unter 0,5 USD/Watt im Jahr 2022. Die Daten stammen von der International Renewable Energy Agency (2023) und anderen Quellen. Das Diagramm visualisiert den dramatischen Rückgang der Kosten für Solarmodule, was die zunehmende Kosteneffizienz und Attraktivität von Solarenergie für die weltweite Energieerzeugung verdeutlicht.

Solarenergie wird immer günstiger – und damit attraktiver © Our World In Data

Batterien haben ihren ganz großen Auftritt

Solarzellen sind aber nur eine Schlüsseltechnologie der Energiewende. Die anderen sind Batterien.

Und die Geschichte, die ich dir gerade über Solarzellen erzählt habe, können wir genauso über Batterien schreiben.

Im kalifornischen Stromnetz spielten sie noch vor vier Jahren quasi keine Rolle. Heute verdrängen Batterien Abend für Abend Gaskraftwerke und dekarbonisieren so die Erzeugung von Strom, wie diese Grafik der New York Times zeigt. Darin wird aufgeschlüsselt, wie Kalifornien seinen Strom erzeugt, und in diesem Jahr nehmen Batterien (orange) einen immer größeren Anteil ein, während der Anteil von Gas (grau, über dem gelb) schrumpft.

Diese doppelte Grafik vergleicht die durchschnittliche tägliche Stromerzeugung nach Energieträgern in Kalifornien zwischen April 2021 und April 2024. Die linke Grafik zeigt die dominierende Rolle der Solarenergie im Jahr 2021, während die rechte Grafik eine bedeutende Integration von Batteriespeichern bis 2024 zeigt. Beide Grafiken zeigen die Beiträge von Wind, Wasser, Kernenergie, Gas und Importen. Die Daten stammen vom California Independent System Operator, dargestellt in einer farbcodierten Flächendiagramm-Form.

In Kalifornien verdrängen Batterien Gaswerke © New York Times

Die Kosten für den am weitesten verbreiteten Typ von Batterien, für Lithium-Ionen-Akkus, kennen nur eine Richtung: nach unten. Sie fallen aktuell in exponentiellem Tempo.

Das ermöglicht es, Batterien großflächig in sehr großen Speichern einzusetzen, um den wechselhaften Stromertrag erneuerbarer Energien über den ganzen Tag zu verteilen. Und wenn ich von großen Speichern spreche, meine ich auch große Speicher und nicht den Akku deiner Fahrradlampe. Solche Speicher hier zum Beispiel:

Dieses Bild zeigt eine groß angelegte Anlage zur Energiespeicherung, bestehend aus vielen weißen, rechteckigen Containern, die in ordentlichen Reihen aufgestellt sind. Die Anlage befindet sich im Freien, umgeben von zahlreichen Hochspannungsleitungen und Masten, die sich bis in den Hintergrund erstrecken. Das Bild betont die Infrastruktur zur Speicherung und Verwaltung von Energie, die für die Integration erneuerbarer Energien und die Stabilität des Stromnetzes wichtig ist. Der Himmel ist klar und blau, was auf eine sonnige Umgebung hinweist.

Ein bisschen größer als eine AAA-Batterie: Energiespeicher für das Stromnetz © Fluence

Das sind Marktspeicher, die direkt an wichtigen Knotenpunkten des Stromnetzes installiert werden und unter anderem dabei helfen, Leistungsschwankungen auszugleichen.

So haben sich die Kosten der geläufigsten Batterietypen, von Lithium-Ionen-Zellen, entwickelt.

Auch hier kannst du wieder einen dramatischen Preisverfall erkennen.

Dieses Diagramm illustriert den Preisverfall von Lithium-Ionen-Batteriezellen pro Kilowattstunde (kWh) von 1991 bis 2018. Der Preis fiel von 7523 USD pro kWh im Jahr 1991 auf 181 USD pro kWh im Jahr 2018, was einem Rückgang von 97% entspricht. Die Datenquelle ist eine Studie von Micah Ziegler und Jessika Trancik (2021), veröffentlicht auf OurWorldInData.org. Das Diagramm zeigt einen stetigen und signifikanten Preisrückgang über die Jahre, was die zunehmende Erschwinglichkeit und Verbreitung von Lithium-Ionen-Batterietechnologie verdeutlicht.

Und sie werden immer günstiger © Our World In Data

Und ach, natürlich liegen die Prognosen auch wieder daneben.

Die blaue Linie zeigt, was das US-amerikanische Statistikamt an Zubau erwartet hatte. Die rote Linie zeigt, wie es in Wirklichkeit aussieht.

Diese Grafik zeigt den Fortschritt der Netzspeicherungskapazität in Gigawatt (GW) von 2015 bis 2030. Die tatsächliche Kapazität (rote Linie) beginnt 2015 bei nahezu null und steigt bis 2024 auf etwa 25 GW. Die geplante Kapazität für 2024 wird durch eine gestrichelte Linie dargestellt, die zeigt, dass bis Ende 2024 etwa 30 GW erreicht werden sollen. Die projizierte Kapazität gemäß dem Annual Energy Outlook (AEO) 2023 (blaue Linie) steigt weiter an und erreicht bis 2030 etwa 35 GW. Die Datenquelle ist die U.S. Energy Information Administration (EIA).

Noch ein Beleg: Prognosen können falsch liegen

E-Autos kommen, egal, was deutsche Verbrennerfans denken

Wer nur bestimmte deutsche Medien wie die Welt oder Bild-Zeitung liest, könnte auch glauben, dass sich E-Autos nicht durchsetzen werden.

Dabei ist das genaue Gegenteil der Fall.

Im wichtigsten Markt der Welt, in China, werden sie bald die Mehrzahl der verkauften Autos stellen und auch im Rest der Welt steigen die Verkaufszahlen stetig. Der Automarkt ist seit dem Jahr 2017 nur dank E-Autos gewachsen.

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Dass E-Autos in Deutschland Probleme haben, liegt nicht an der Technologie, sondern an Deutschland, das mit seiner starken Automobilindustrie, die jahrelang sehr viel Geld mit Verbrennerautos verdient hat, den mentalen und industriepolitischen Wechsel nicht schafft.

Der Rest der Welt schafft ihn aber: Jahr für Jahr werden mehr E-Autos verkauft:

Diese Balkendiagramm zeigt die vierteljährlichen Verkaufszahlen von Elektroautos weltweit von Q1 2021 bis Q1 2024, unterteilt nach Regionen. Die Balken sind in verschiedene Farben unterteilt, die unterschiedliche Regionen darstellen. Es ist ein deutlicher Anstieg der Verkaufszahlen über den Zeitraum zu erkennen, wobei jedes Quartal eine Zunahme zeigt. Die Farben der Balken repräsentieren verschiedene Regionen, und die Daten visualisieren das kontinuierliche Wachstum des globalen Marktes für Elektrofahrzeuge.

Die Zahl der verkauften E-Autos steigt © IEA

Unsere Luft wird sauberer

All das hat einen Nebeneffekt, der nichts mit der Klimakrise zu tun hat. Denn, wenn wir Öl, Gas, Kohle verbrennen, entsteht nicht nur CO₂, sondern auch Kohlenmonoxid, Stickstoffoxid und Schwefeldioxid. Das sind Gase, die für Menschen gefährlich sind. Jedes Jahr sterben Millionen Menschen an den indirekten Folgen von Luftverschmutzung. Fällt diese Luftverschmutzung weg, müssen weniger Menschen sterben.

Seit Jahrzehnten wird die Luft sauberer, wie diese Grafik von Our World in Data zeigt: Entscheidend ist die orange Linie. Sie misst, wie viele Todesfälle es auf je 100.000 Menschen gibt. Waren es Anfang der 1990er Jahre noch 180, sind es heute knapp 100.

Diese Grafik zeigt die geschätzten Todesraten aufgrund verschiedener Arten von Luftverschmutzung weltweit von 1990 bis 2021. Die Gesamtzahl der durch Luftverschmutzung verursachten Todesfälle (orange Linie) ist deutlich gesunken, ebenso wie die Todesfälle durch Außenluftverschmutzung (grüne Linie) und Innenraumluftverschmutzung (lila Linie). Die Todesfälle durch Ozonbelastung im Freien (rote Linie) sind relativ konstant geblieben. Die Datenquelle ist IHME, Global Burden of Disease 2024. Der Text enthält Hinweise zur Altersstandardisierung der Daten für vergleichbare Gesundheitsmetriken.

Es sterben immer weniger Menschen wegen Luftverschmutzung © Our World In Data

Was noch zu tun bleibt

Trotz der großen Erfolgsmeldungen aus den Bereichen Strom und Verkehr bleibt noch viel zu tun. Landwirtschaft, Gebäude, spezielle sogenannte Prozesswärme in der Industrie, Luftfahrt, Zementherstellung – in diesen Bereichen stehen wir oft erst am Anfang der Dekarbonisierung.

Aber – und das ist die letzte gute Nachricht dieses Textes – es gibt keinen Bereich mehr, in dem wir nicht prinzipiell wissen, was zu tun ist. Jetzt müssen wir es nur noch tun. Speziell die Geschichte der Solarkraft zeigt, dass es Jahrzehnte so wirken kann, als kämen wir nicht vom Fleck; und plötzlich ist die Wende da, für jeden gut sichtbar.


Redaktion: Lea Schönborn, Schlussredaktion: Susan Mücke, Fotoredaktion: Rico Grimm. An diesem Artikel haben Leser dieses Newsletters mitgearbeitet! Sie haben gute Charts und Grafiken gesammelt. Ein Gruß und großes Dankeschön geht raus an: Gratian, Jörn, Jörg, Konstantin, Daniel, Sebastian