44 Gründe für Hoffnung und Zuversicht in der Klimakrise

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Klimakrise und Lösungen

44 Gründe für Hoffnung und Zuversicht in der Klimakrise

„Was gibt euch Hoffnung?“, habe ich die KR-Leser:innen gefragt. Die Antworten reichen von Löwenzahn bis zu einem Besuch in Island.

Profilbild von zusammengestellt von Rico Grimm

Während ich meinen Text über Hoffnung in der Klimakrise schrieb, haben mir 213 Menschen erzählt, was ihnen Hoffnung gibt. Die interessantesten, originellsten und schönsten Antworten habe ich ausgewählt.

Mit weitem Abstand am häufigsten nannten die Leser:innen die Jugend und Fridays for Future als Gründe für Hoffnung. Ich habe versucht, in meiner Auswahl Dopplungen zu vermeiden, wollte lieber die ganze herrliche Breite der Antworten abbilden. Manche sich scheinbar widersprechenden Antworten habe ich gegenübergestellt, um zu zeigen, wie unterschiedlich wir Menschen auch beim Hoffen sind. Es gibt Gründe für Hoffnung, auf die ich selbst nie gekommen wäre. Und das, nun ja, macht doch Hoffnung.


1. Dass es viele Beispiele in der Geschichte gibt, in der eine Gesellschaft es hinbekommen hat, eine existenzielle Krise zu lösen, obwohl die vorherrschende Meinung war, dass es nicht geht. Zum Beispiel Abschaffung der Sklaverei. Der Mauerfall. Ozonloch. Bekämpfung von Krankheiten. Und dass diese Entwicklungen manchmal erstaunlich schnell gehen.

2. Mich lässt hoffen, dass die Generation meiner Eltern scheinbar ins Grübeln kommt – obwohl sie in ihrem Konsumverhalten noch geprägt ist von den Jahren nach dem Wirtschaftswunder. Als meine Eltern mir im Frühjahr ein Foto von einer Parents for Future-Demo schickten war ich gerührt und mächtig stolz auf sie.

3. Die Politisierung vieler Teile der Gesellschaft.

4. Der zunehmende Ärger über Theaterpolitik.

5. Die vielen Menschen aus der Wissenschaft, die forschen.

6. Dass meine Kinder es besser machen werden.

7. Fridays for Future. Diese Bewegung ist so stark, wie ich es selten gesehen habe.

8. Extinction Rebellion macht mir sehr viel Hoffnung.

9. Die Rettung des Hambacher Forstes.

11. Zahlreiche, analog-lokale Graswurzelbewegungen zu Umweltthemen, die leider zu wenig Aufmerksamkeit finden.

12. Was mir Hoffnung gibt? Etwas tun, Verbundenheit spüren, an kleinen Projekten arbeiten, viele engagierte Leute treffen. Fokus aufs Positive lenken und nicht aufs Negative. Nicht zu hart zu sich und anderen sein, kleine Schritte wertschätzen. Selbstwirksamkeit dadurch. Und: Politisierung heißt auch, es bewegt sich was. Ansonsten: Tanzen 😄 ❤️

13. Die Erfahrungen auf Aktionen und Demos sozialer Bewegungen wie Fridays for Future, Extinction Rebellion oder Ende Gelände. In der Radikalität liegt für mich die Hoffnung. Darin sind Vorstellungen einer ganz anderen Welt auf einmal nah, und Menschen trauen und stärken sich, diese „Nowtopias“ schon hier und jetzt zu leben.

14. Als Mitglied bei den Grünen stehe ich öfter mal an Infoständen. Noch vor wenigen Jahren wurden wir mehr oder weniger ignoriert, jetzt wollen sehr viele Menschen reden, und zwar aus allen Altersschichten. Natürlich gibt es diejenigen, die uns beschimpfen, entweder weil sie Rechtsaußen eingestellt sind oder weil sie mit der Naturschutz- und Umweltpolitik im Zusammenhang mit Landwirtschaft unglücklich sind (ich wohne in Hof in Oberfranken, eher ländlich geprägt hier). Aber die Mehrheit der Leute will sich informieren oder/und zum Ausdruck bringen, dass sie mit dem politischen Umgang mit der Klimakrise äußerst unzufrieden sind. Und dieser wachsende Zuspruch von Menschen, die sich offensichtlich noch nicht lange mit dem Thema beschäftigen, lässt mich hoffen!

15. Das Thema ist allgegenwärtig, auch in der Politik, in fast allen Parteien.

16. Dass das Ganze in der öffentlichen Wahrnehmung kein Strohfeuer ist. Junge Menschen engagieren sich nicht nur einen Freitag lang, weil es cool ist, mal auf die Straße zu gehen. Fridays for Future ist eine Bewegung, die nach Wochen und Monaten aktiv bleibt und wächst. Journalist:innen leisten immer wieder wichtige und gute Arbeit, indem sie sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen, es von verschiedenen Perspektiven beleuchten und vermitteln. Indem sie dranbleiben, auch wenn in den Kommentarspalten über ewige Wiederholung geklagt wird.

17. Ich engagiere mich seit 40 Jahren ehrenamtlich für Umweltthemen, habe Frösche über die Straße getragen und im Wald das Lamettasyndrom erklärt, als die Fichten begannen abzusterben. Im engsten Umfeld war ich ein Spinner. Seit 30 Jahren reden wir über die Klimaveränderung, und so allmählich scheint das Thema bei einer breiteren Bevölkerungsschicht angekommen zu sein. Meinen zwei Töchtern geht das Thema allerdings weitgehend am A… vorbei, sie fliegen für einen günstigen Urlaub gerne mal um die halbe Welt. Der Knabe dagegen ist promovierter Klimaforscher geworden und beklagt sich, dass sich die Politik zu wenig für die eindeutigen Ergebnisse interessiert. Ach ja. Aber wenigstens sind wir innerfamiliär etwas professioneller geworden. Das macht mir Hoffnung.

18. Dass die junge Klimaschutz-Generation irgendwann politische Macht erhält und auf politischer Ebene mitmischen kann – wenn auch in vielerlei Hinsicht zu spät.

19. Dass auch die Schlafmützen kapieren, dass wir ein Problem haben.

20. Dass es zumindest in Österreich keine Partei mehr gibt, welche den anthropogenen Klimawandel leugnet.

21. Dass auch Politiker und CEOs Kinder und Enkel haben.

22. Der Meinungsumschwung in den Führungsetagen (endlich, endlich, nach 30 Jahren Kampf von unten).

23. Dass es „hip“ geworden ist, Verpackung zu vermeiden, Bio zu kaufen, aufs Auto zu verzichten usw.

24. Dass ich in den letzten Wochen und Monaten sehe, wie Menschen ihr Verhalten ändern, von denen ich es nicht erwartet hätte.

25. Dass die Menschheit in den letzten 1.000 und mehr Jahren immer wieder erstaunliche Innovationen hervorgebracht hat, die sich vorher keiner hätte vorstellen können.

26. Dass es insgesamt gesehen der Menschheit in den letzten paar Tausend Jahren immer besser geht, wir die denkbar besten Ressourcen haben, um etwas zu bewegen. Vielleicht kriegen wir nun auch bald den Arsch hoch. (Ich merke grad, ohne Wut geht es nicht, Hoffnung hin, Hoffnung her.)

27. Dass das Auto sooo alt noch nicht ist, und deshalb vielleicht bald immer mehr Leute auf die Idee kommen, dass es nicht der Weisheit letzter Schluss ist.

28. Die ernsthafte Diskussion über CO2-Steuern.

29. Die in meinen Augen am Internet und den sozialen Medien erstarkende Demokratie.

30. Der Ausbau und die Entwicklung von Kernenergie in vielen Ländern.

31. Die Verbesserung der Umweltstandards auch zum Beispiel für Ölpalmen.

32. Dass Kohle unwirtschaftlich wird.

33. Mir macht Hoffnung, dass es technische Lösungen für die Abscheidung von CO2 aus der Luft gibt.

34. Der steigende Preis für CO2-Emissionen.

35. Der hohe Anteil an Strom aus Wind und Sonne (um das Jahr 2000 noch fast undenkbar).

36. So viele alte Brandherde, die es weltweit gibt, so viele private Löschinitiativen gibt es. Seien es Tech-Start-ups, Urban-Gardening-Projekte oder Ehrenamtsinhaber … Politik und Wirtschaft sind längst nicht mehr die einzigen Wege in Richtung Klima- und Umweltschutz.

37. Seit vielen Jahren vorliegende fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse werden endlich zur Grundlage weiterführender Überlegungen.

38. Dass sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse weiterentwickeln, und bisher noch nicht berücksichtigte physikalische Effekte in die Klimamodelle einfließen, die zeigen, dass der menschliche Einfluss doch nicht so groß ist wie bisher angenommen.

39. Mein Alter Herr (Kriegskind) hat sich überlegt, dass der Mensch momentan keine Panik hat, obwohl er sie haben müsste, läge daran, dass es in der Menschheitsgeschichte noch nie etwas mit exponentiellem Wachstum gegeben hat. Der Kopf weiß zwar, dass ’ne Katastrophe auf uns zukommt. Da keine Emotion (Panik) angesprochen wird, tun wir aber nix, bis die Katastrophe da ist. Sobald es aber soweit ist, schaltet der Mensch um. Katastrophe kennt seine Epigenetik. Und dann ändern sich alle Werte schlagartig. Was eben noch wichtig war, ist dann wurscht. Dann stehen alle zusammen, helfen sich gegenseitig und kriegen irgendwas gebacken. Hübsche These. Ich fürchte bloß, dass die Panik erst kommt, wenn es überhaupt keinen Spaß mehr macht, noch hier zu wohnen. Obwohl: Wer weiß? Wir gewöhnen uns an vieles.

40. Ich wohne auf dem Teutoburger Wald und war schon mal auf Island. Was hat das mit Hoffnung zu tun? Ich wohne auf Muschelkalk, denn der Berg hier war mal Meeresboden. Und auf Island kann man sehen, wie die Erde kocht und wie Europa und Amerika auseinanderdriften. Und ich, ich bin nicht mal ein halber Wimpernschlag in der Weltgeschichte. Und wir kennen Ursachen für Klimaschaden und können etwas dagegen tun.

41. Mein Glaube an Gott.

42. Menschen, die machen!

43. Zu wissen, dass man nicht alleine ist und wir alle im selben Boot sitzen.

Eine Antwort habe ich mir aufgehoben für den Schluss. Ein Symbol:

44. Löwenzahn, der selbst an trockensten und zugepflasterten Orten seinen Dickkopf durchsetzt.


Vielen Dank an alle, die mir ihre Gründe für Hoffnung in der Klimakrise geschickt haben. Hier könnt ihr alle Antworten lesen.

Schluss- und Bildredaktion: Vera Fröhlich.