Ein Kran hebt ein Schulgebäude in die Luft. Der Hintergrund ist ein neutrales Papier.

Sergei Dubrovskii, Pgiam/Getty images, Marjan Blan/Unsplash

Kinder und Bildung

Interview: „Eine Schule komplett umzukrempeln, dauert zwei bis drei Jahre“

Björn Adam begleitet Schulen, die wegwollen vom klassischen Unterricht, hin zum selbständigen Lernen. Er kennt die eine Bedingung, die dafür erfüllt sein muss.

Profilbild von Bent Freiwald
Bildungsreporter

Wie verändert man etwas so schwerfälliges wie eine Schule? Björn Adam glaubt: Nicht allein und nicht ohne Schmerzen. Er ist Gründer von „beWirken“, einem Sozialunternehmen, das Schulen hilft, sich grundlegend zu verändern. Dabei gehe es nicht um modernen Unterricht und schon gar nicht um das Heldentum einzelner Lehrkräfte. Im Interview erklärt Adam, wie man eine Schule Schritt für Schritt verändert, warum Unterricht auf dem Weg zu einer neuen Lernform auch mal ausfallen darf – und weshalb Ministerien mehr (und nicht etwa weniger) Vorgaben machen sollten.


Ich schreibe seit einigen Jahren darüber, was sich in Schulen verändern müsste. Noten abschaffen, Prüfungen komplett anders abhalten, mehr Bewegung. Ganz oft kommen dann Lehrkräfte zu mir und sagen: „Das ist zwar alles richtig und das geht vielleicht an besonderen Modellschulen, aber sicher nicht bei uns!“ Was würdest du so einer Lehrerin, einem Lehrer sagen?

Björn Adam: Jede Schule kann sich verändern. Aber es gibt bestimmte Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen. Eine einzelne Lehrkraft kann nicht allein eine ganze Schule umkrempeln. Deshalb fragen wir immer: Bist du allein? Wie sieht deine Schule derzeit aus? Gibt es schon ein Team, das die Schule verändern möchte?

Mir ist aufgefallen: Bei fast allen Schulen, die in den vergangenen Jahren den Deutschen Schulpreis oder andere Preise gewonnen haben, steht eine sehr engagierte Schulleitung dahinter. Kann man es gleich sein lassen, wenn man die nicht hat?

Ja, ohne die Schulleitung geht es nicht. Sie und die anderen Entscheider wie die Mittelstufen- und Oberstufenkoordination oder die Schülervertretung müssen mit an Bord sein. Wenn sich eine einzelne Lehrkraft bei uns meldet, besteht der erste Schritt deshalb immer darin zu gucken: Wie kann aus einer engagierten Lehrkraft ein gemeinschaftliches Ziel der ganzen Schule werden? Wer beeinflusst den Schulalltag wirklich? Gibt es andere im Kollegium, die das ähnlich sehen? Wie engagiert sind die Eltern? Gibt es das Potenzial, eine Art Allianz der Willigen zu finden? Eine Person macht den Anfang, aber sie schafft es meistens nicht, Projekte oder Veränderungen strukturell in der Schule zu verankern.

Und trotzdem gibt es in den populären Leuchtturmschulen immer eine Person, die sich entschieden hat: So geht es nicht weiter.

Ein großes Muster von Schule ist, auf das Engagement, auf die Leidenschaft der einzelnen Lehrkraft zu vertrauen. Selbst Schulen, die Preise gewinnen, haben oft noch sehr klassischen Unterricht laufen, mit vielen schönen Plaketten und spannenden Projekten. Aber auch die sind häufig sehr abhängig von einzelnen Lehrkräften.

Wie gelingt eine strukturelle Veränderung?

Ich glaube, man muss immer zuerst über die Grundsatzfragen sprechen. Das steht am Anfang von jedem einzelnen Prozess. Fragen wie: Was ist eigentlich Schule und wofür ist Schule überhaupt da? Wie organisieren wir Lernen? Wenn eine Funktion von Schule ist, dass Kinder bestimmte Fähigkeiten erlernen, um an der Gesellschaft teilzunehmen oder später mal einen Beruf wahrnehmen zu können, sollten wir uns fragen: Schaffen wir das gerade? Was müsste sich dafür ändern? Ich glaube, es ist total wichtig, sich auch als Lehrkraft mal zwei, drei Schritte rauszuzoomen und zu überlegen, wie man zu solchen Fragen steht. Wenn man dann merkt, dass man mit dem aktuellen Zustand seiner Schule nicht zufrieden ist, sollte man etwas verändern.

Die meisten Lehrkräfte sind damit beschäftigt, in unterbesetzten Schulen ihren Alltag zu meistern.

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Und genau das ist das Problem. Die Schulen leben vom Eigenengagement, vom Heldentum der einzelnen Lehrkraft. Die fragen sich bei großen Veränderungen zu Recht: Wann sollen wir das auch noch tun? Bei öffentlichen Debatten bei Markus Lanz oder in den Leitmedien geht es in erster Linie immer darum, wie viel Unterricht ausfällt und wie viele Lehrkräfte fehlen. Statt eines solchen planwirtschaftlichen Blicks sollten wir uns vielmehr fragen: Kann man die Unterrichtszeit nicht auch sinnvoller nutzen? Wir landen im Diskurs immer wieder bei der Frage, was die Lehrkraft alles leisten muss. Selbst bei John Hattie, dem neuseeländischen Bildungsforscher, der mit seiner Studie „Visible Learning“ die vielleicht berühmteste Bildungsstudie aller Zeiten gemacht hat, heißt es immer wieder, wie wichtig die Lehrkraft ist.

Ist sie das etwa nicht?

Natürlich sind Lehrkräfte wichtig. Die Identität der Lehrkraft ist aber immer noch: Ich werde für ein Fach ausgebildet und für meinen Unterricht. Das ist meine Verantwortung, das steht auch im Schulgesetz so. Es gibt mittlerweile echt viele Lehrkräfte, die ganz viele neue Ansätze ausprobieren. Der Unterricht ist heute mit Sicherheit um Welten besser als noch vor 30 Jahren. Allerdings passieren solche Änderungen fast immer in den Grenzen des klassischen Unterrichts, den es schon seit fast einem Jahrhundert gibt. Versteh mich nicht falsch, diese Lehrkräfte machen tolle Sachen. Aber so verändert sich die Schule nicht wirklich. Wenn wir über neue Lernformen reden, ist eines klar: Wir sollten den Lehrkräften ihren Unterricht wegnehmen.

Was soll das konkret heißen?

Die Richtsberg-Gesamtschule in Marburg zum Beispiel arbeitet mit Selbstlernzeiten, Gruppenlernzeiten und Impulszeiten, in denen Lehrkräfte kurze Vorträge halten. Oder die Alemannenschule in Wutöschingen, über die du vor einigen Wochen berichtet hast: Auch dort haben die Schüler viel mehr Freiräume. Da sieht der Schulalltag ganz anders aus, als wir ihn selbst noch kennen. Und es gibt immer mehr Schulen, an denen das so ist.

Unter meinem Text über die Alemannenschule hat eine Lehrerin geschrieben: „Wenn ich die sozial Schwachen ausgrenzen will, dann führe ich genau solche Konzepte ein.“

Erstmal muss man festhalten: Im jetzigen System werden die Schwächeren stark ausgegrenzt. Wenn man die Basiskompetenzen der heutigen Schüler misst, ist das katastrophal. Die Dropout-Raten, also die Zahlen der Schüler, die ohne Abschluss die Schulen verlassen, sind erschreckend. Wir begleiten Schulen, weil wir davon ausgehen, dass mehr Chancengerechtigkeit möglich ist, wenn man ein paar Dinge anders macht als bisher. Wir haben aber immer wieder interne Gespräche darüber, wie gerecht selbstgesteuertes oder selbstorganisiertes Lernen ist. Es gibt ja auch innerhalb der progressiven Bildungsbewegung kritische Stimmen dazu. Klar ist: Wenn ich einfach nur die bestehenden 45 oder 90 Minuten, die heute Unterricht heißen, selbstgesteuert oder selbstorganisiert gestalten würde und sonst nichts ändere, wäre das nicht automatisch chancengerechter. Deshalb wollen wir auch nicht nur den Unterricht verändern, sondern die ganze Schule.

Das klingt ja schön, aber jeden Morgen um acht Uhr sitzen trotzdem die Schüler:innen im Klassenraum und müssen unterrichtet werden. Wie krempelt man eine Schule im laufenden Betrieb um?

Ich sage den Schulleitern immer: Unterricht darf ausfallen. Wenn ich Dinge verändere, dann sind manche Dinge für eine Übergangszeit vielleicht auch mal nicht so gut, wie ich es mir wünsche. Damit es in Zukunft besser wird, muss es vielleicht kurz zuvor erstmal noch schlechter werden. Wenn man das versteht, kommt man auf kreative Lösungen, wie man Unterricht anders darstellen kann, über Projekttage oder externe Anbieter. So kann man bei Lehrkräften Zeit freispielen. Diese Erkenntnis tut den meisten Lehrkräften richtig weh, da gehen die in den Widerstand. Deshalb ist es unsere Aufgabe, sie von außen in die richtige Richtung zu stupsen. Mal liebevoll, mal provokativ.

Wenn die Schulen sich darauf einlassen, wie geht es dann weiter?

Zuerst analysieren wir die Situation. Wir nennen das „Musteranalyse“. Da schauen wir, wo die Schule steht und wo sie hin möchte. In dieser Phase richten wir auch eine Art Architektur für die Veränderung ein. In den meisten Schulen arbeiten die Lehrkräfte ja nicht rollenbasiert, das heißt, alle machen eigentlich alles gleichzeitig. Es gibt vielleicht noch kleine Unterschiede, mal ist man in einer Fachkonferenz, mal Teil des Schulleitungsteams. Aber das würde in keinem Unternehmen funktionieren. Deshalb richten wir eine Gruppe zur Steuerung der Veränderung ein.

Und die entscheidet dann, was sich verändert?

Diese Gruppe entscheidet natürlich nicht allein. Es ist sehr wichtig, dass alle Gruppen, die die Veränderungen betreffen, einbezogen werden. Damit sind übrigens auch die Schüler und Schülerinnen gemeint. Aber es braucht eine Gruppe, die den Prozess vorantreibt, auch in der Lernphase. In der geht es darum, möglichst viele Dinge auszuprobieren. Die Lehrkräfte hospitieren in anderen Schulen, auch in ganz anderen Schulformen, um zu gucken, wie man es vielleicht ganz anders machen kann als bisher. Dann werden kleine Projekte ausprobiert, zum Beispiel eine „Herausforderung“. Bei der verlassen die Schülerinnen und Schüler für ein bis drei Wochen das Klassenzimmer und begeben sich eigenverantwortlich auf ein mehrtägiges Abenteuer – zum Wandern, Radfahren oder sogar Überqueren der Alpen. In der dritten Phase geht es um die Entwicklung. Hier werden Lernkonzepte geschrieben, die sich an den zuvor gesteckten Zielen orientieren und in denen geschaut wird: Welche Experimente haben für uns funktioniert und welche nicht? Wie können wir die Ziele erreichen? Im letzten Schritt geht es darum, das neue Lernkonzept umzusetzen.

Das klingt enorm aufwändig. Und langwierig. Über was für einen Zeitraum sprechen wir hier, bis aus einer Schule, in der ganz klassisch mit Fächern und Unterricht gearbeitet wird, eine Schule wird, in der es freie Lernzeiten gibt?

Unser Ziel ist, dass die Schulen deutlich schneller in Veränderung gehen, als die Schulentwicklungsforschung oder manche politische Akteure es anstreben.

Ich kann ja nicht sagen: Die nächsten zehn Jahre sind wir als Schule in einer Transformation. Ich muss mir Ziele setzen, die man schneller erreichen kann. Dann fällt, wie gesagt, auch mal Unterricht aus, aber dafür hat man dann im nächsten Jahr einen fertigen Prozess oder eine andere Lernkultur. Für Veränderungen, die die ganze Schule und nicht nur einzelne Klassen oder Jahrgänge betreffen, setzen wir ungefähr zwei bis drei Jahre an.

Diese Veränderungen kosten Geld. Die Kommunen sind aber chronisch klamm. Wie soll das klappen?

Die provokante Antwort wäre natürlich jetzt von mir: Es muss klappen. Diese Frage schiebt die Verantwortung woanders hin, aber niemand weiß, wohin eigentlich. Wer wenig Geld zur Verfügung hat, muss kreativ werden. Das zeigen übrigens auch einige der Leuchtturmschulen – die sind auch oftmals nicht üppig versorgt. Die fangen auch mit ganz simplen Mitteln an, die kaum Geld kosten: Klassenräume zusammenlegen, Flure auflösen. Dass es dann nicht überall direkt so fancy aussieht wie in einer Alemannenschule? Geschenkt.

Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir sowieso schon einen Investitionsstau von 40 bis 50 Milliarden Euro in den Schulen haben. Die Schulen fallen quasi im laufenden Betrieb auseinander. Ich hoffe, dass sich daran etwas ändert mit den großen Infrastrukturmaßnahmen der neuen Bundesregierung. Denn wenn man da sowieso ranmuss, kann man neue Lernkulturen auch direkt mitdenken. Im Optimalfall saniert man die Schulen dann direkt so, dass sie nicht wieder nur lange Flure mit einzelnen Klassenzimmern enthalten.

Und wer bezahlt eure Beratung?

Die Schulen bezahlen uns oftmals selbst aus verschiedenen Budgets, die sie zur Verfügung haben. Mal sind das Schulbudgets, mal Fortbildungsbudgets. Manchmal aber auch unterstützende Fördervereine oder andere Akteure. Es ist auch schon vorgekommen, dass Kommunen uns bezahlt haben. Es gibt jetzt viele Schulen, die Teil des Start-Chancen-Programms sind. Die haben noch mal andere Möglichkeiten. Unser Ziel ist aber auch nicht, dass wir alle Schulen beraten. Wir wollen unser Wissen auch weitergeben und im System Ressourcen aufbauen, die größer sind als wir selbst. Deshalb sprechen wir beispielsweise auch mit großen Stiftungen, die dabei unterstützen können, Innovationen zu entwickeln und Erkenntnisse systematisch zu verankern.

Ich habe die Krautreporter-Leser:innen vor einigen Wochen gefragt, ob sie glauben, dass so radikale Veränderungen in der Schule möglich sind. Wir haben sehr progressive Leser:innen, aber selbst von denen glauben das nur 57 Prozent. Damit revolutioniert man kein Schulsystem, oder?

Ich würde nicht darauf warten, bis wirklich alle Beteiligten des Schulsystems einen Konsens haben, welche Veränderungen es braucht. Ich glaube aber, dass es ein paar Kipppunkte gibt, die den Veränderungsglauben deutlich erhöhen können. Derzeit gibt es vor allem einzelne Schulen, die zeigen, wie es gehen kann. Das sind echte Leuchttürme und die sind wichtig. Wer nicht sieht, dass es auch anders geht, wird nie glauben, dass es anders gehen kann. Aber es gibt auch Anzeichen dafür, dass immer mehr Schulen sagen: Wir wollen das auch! Gleichzeitig stoßen diese immer wieder an die Grenzen der Bürokratie. Es ist oftmals nicht klar, was die Schulen alles dürfen und was nicht. Die Bildungspolitik und die Bildungsverwaltung sollten meiner Ansicht nach viel mehr strategisch steuern dürfen.

Mehr steuern? Die Schulen beschweren sich doch jetzt schon darüber, dass sie zu wenig Freiräume haben.

Ja, und das zu Recht. Die Steuerung findet nämlich auf der falschen Ebene statt. Die Ministerien steuern viel zu sehr das Klein-Klein des Alltags der Schulen anstatt der großen systemischen Fragen. Ich finde, die Bildungspolitik sollte eher auf strategischer Ebene sagen: Da wollen wir hin, so sieht Lehren in der Zukunft aus. Und dann geht es darum, den Schulen auf dem Weg dorthin genug Freiraum zu geben. Dann könnte man auch die vielen Ressourcen, die in den Bundesländern für Unterstützung und Beratung zur Verfügung stehen, endlich mal auf ein gemeinsames Ziel ausrichten. Das wäre ein Kipppunkt im System, der die Veränderung wirklich ins Rollen bringen kann.

Du bist Wirtschaftsjurist und arbeitest auch als Unternehmensberater. Wie wichtig ist dieser Blick von außen auf die Schulen?

Ich glaube, unser Blick von außen ist elementar wichtig. Ich habe zum Beispiel schnell gemerkt, dass zwar immer von „Schulentwicklung“ gesprochen wird, damit eigentlich aber nur „Unterrichtsentwicklung“ gemeint ist. Die ganze Schule als Organisation wird nur selten angefasst.

Woran liegt das?

Von der einzelnen Lehrkraft bis hin zu den Mitarbeitern im Ministerium haben wir fast nur mit ausgebildeten Lehrkräften zu tun. Das heißt, alle, die unterrichten, ausbilden, steuern, verändern sollen, haben die gleiche oder eine sehr ähnliche Ausbildung durchlaufen und werden in diesem System sozialisiert. Und das hat Folgen.

Welche?

Wir sind Menschen und unsere Perspektive auf Dinge richtet sich immer auch nach den Erfahrungen, die wir gemacht haben. Und die bestimmen auch gewissermaßen die Grenzen unseres Denkens. Selbst bei ganz progressiven Stimmen im öffentlichen Diskurs erlebe ich immer wieder, dass sie in den bisherigen systemischen Grenzen denken und sprechen. Da geht es dann ganz schnell doch wieder um die Frage, wie man Unterricht besser gestalten kann oder wie man Lehrkräfte entlasten kann. Deshalb bewegen sich die Lösungen auch oftmals innerhalb der Grenzen dessen, was sie schon kennen. Ich glaube, manche Lösungen liegen zwar innerhalb dieser Systemgrenzen, aber manche halt nicht. Wenn man sich davon löst, kommt man auf ganz neue Ideen.

Meine Kollegin Lea Schönborn hat gerade darüber geschrieben, wie divers die Klassen heute sind. Sie sagt: Wenn man diese Veränderung ernst nimmt, muss man wirklich radikal anders über Schule nachdenken.

In vielen Schulen sind die Leistungsniveaus in den Klassen so unterschiedlich, dass Lehrkräfte nicht einfach nur ein Arbeitsblatt austeilen können. Da sitzen Schüler, die noch mit den Basics beschäftigt sind, neben Schülern, die richtige Experten sind.

Deshalb müssen viele Lehrkräfte heute ihre Arbeitsblätter in drei verschiedenen Niveaus vorbereiten.

Genau, und das ist super anstrengend. Das Problem ist: Da sitzen ja nicht nur drei verschiedene Niveaus, sondern vielleicht 25. Diese Differenzierung nach drei Niveaus ist ein klassisches Beispiel für eine Lösung, die sich innerhalb des Bekannten ausgedacht wird. Und wenn ich mit Lehrern spreche, habe ich nicht das Gefühl, dass diese Lösung sonderlich gut funktioniert. Und dann gibt es Schulen, die nicht versucht haben, die Lösung für dieses Problem im bisherigen System zu suchen. Die Richtsberg-Gesamtschule in Marburg zum Beispiel arbeitet mit „Scobees“, einer Lernsoftware, die sich an das Niveau der Schüler anpassen kann. Und plötzlich können alle Schüler Aufgaben bekommen, die zu ihrem Niveau passen. Als Lehrkraft habe ich so eine viel höhere Flexibilität, auf die Bedarfe einzugehen. Das klappt aber nicht, wenn ich immer noch am Anfang der Stunde jedem Schüler sage, was er jetzt zu tun hat und was nicht.


Redaktion: Nina Rossmann, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Philipp Sipos; Audioversion: Florian Walter und Iris Hochberger

„Eine Schule komplett umzukrempeln, dauert zwei bis drei Jahre“

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