Fotocollage: Zwei Kinder laufen mit dem Rücken zur Kamera Richtung Bundestagsgebäude.

Annie Spratt, Alana Harris/Unsplash

Kinder und Bildung

Eltern, das wollen die Parteien für eure Kinder tun (oder auch nicht)

Wer fordert ein 0-Euro-Ticket für Schüler:innen? Und wer findet, dass Kinder unter 14 schuldfähig sind, aber nicht wählen sollten? Wir zeigen dir, was die Parteien zur Bundestagswahl fordern.

Profilbild von Lea Schönborn und Bent Freiwald

Wie viel sind den Parteien die Kinder wert? Im Dezember konnte man das auf den Euro genau verfolgen. Bei der Gala „Ein Herz für Kinder“ waren auch die Chefs der großen Parteien anwesend – und spendeten selbst! Christian Lindner (FDP) gab 2.000 Euro, SPD-Chef Lars Klingbeil 500 Euro und CDU-Chef Friedrich Merz stellte eine verwirrende Formel auf, die seine Spendensumme an die Umfragewerte der Union koppelte und landete bei mehr oder weniger 4.000 Euro.

Damit ist die Sache klar, oder? Natürlich nicht. Aber wie wichtig sind die Kinder den Parteien wirklich? Es gibt Dokumente, die das derzeit im direkten Vergleich bezeugen: die Wahlprogramme zur vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar.

Wir haben uns die Programme derjenigen Parteien angeguckt, die derzeit im Bundestag vertreten sind. Wir haben nach allen Punkten gesucht, die sich auf das Leben von Kindern und Jugendlichen auswirken. Bei einigen Parteien handelt es sich um Entwürfe der Programme, bei anderen ist das Programm bereits beschlossen.

Wir haben bei unserer Analyse nicht einfach alle Zitate aus den Wahlprogrammen rauskopiert, sondern fassen die Punkte zusammen, die konkrete Vorhaben betreffen. Wenn eine Partei schreibt, sie möchte moderne Schulen haben, haben wir diese Forderung nicht mit aufgenommen. Moderne Schulen wollen schließlich alle. Die Frage ist: wie? Außerdem haben wir die einzelnen Punkte gewichtet und uns auf die Vorhaben konzentriert, die das Leben junger Menschen am ehesten beeinflussen können. Im Guten, wie im Schlechten.

Also, liebe Eltern: Wenn ihr eure Wahl davon abhängig machen wollt, welche Partei die Kinder am ehesten im Blick hat – hier ist euer Wahlratgeber.

👉 Die Union
👉 Die SPD
👉 Die Grünen
👉 Die Linke
👉 Die FDP
👉 Die AfD
👉 Das BSW

Die Union

Hier gehts zum Bundestagswahlprogramm von CDU/CSU.

So sollen Kinder und Jugendliche aufwachsen

Die Union möchte eine „aufwachsende Wehrpflicht“ einführen. Dabei wird die Wehrpflicht nicht von heute auf morgen wieder eingeführt, sondern schrittweise. So will sie die Anzahl der Wehrpflichtigen langsam erhöhen. Sie möchte diese Wehrpflicht mit einem verpflichtenden sogenannten Gesellschaftsjahr zusammenführen. Wer seine „Bereitschaft zum Wehrdienst signalisiert“ hat und nicht ausgemustert wurde, soll zum Grundwehrdienst einberufen werden. Ähnlich hat es der noch amtierende Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) vorgeschlagen. Wer nicht motiviert ist oder ausgemustert wurde, soll laut der CDU aber der Gesellschaft auf andere Weise für ein Jahr verpflichtend dienen.

Die Legalisierung von Cannabis möchte die Union zurücknehmen. Außerdem will sie das gerade erst eingeführte Selbstbestimmungsgesetz der Ampel wieder abschaffen.

Die Union möchte, dass auch die 18- bis 21-Jährigen stets unter das allgemeine Strafrecht fallen und nicht wie heute häufig üblich unter das Jugendstrafrecht. Dass Kinder unter 14 Jahren strafrechtlich nicht schuldfähig sind, hält die Union für fragwürdig. Sie möchte diese Altersgrenze in einer wissenschaftlichen Untersuchung überprüfen lassen und gegebenenfalls das Mindestalter für die Strafmündigkeit senken.

Die Union möchte dafür sorgen, dass es dort, wo Kinder betreut werden, flächendeckend verbindliche und standardisierte Schutzkonzepte gibt. Im Umgangsrecht soll gelten: Wenn ein Elternteil dem Kind Gewalt antut, muss es von der Betreuung ausgeschlossen werden.

Die Union möchte, dass Eltern mehr Geld in der Tasche haben. Sie ist aber gegen die Kindergrundsicherung. Stattdessen will sie den Kinderfreibetrag (also den Betrag, den Eltern steuerlich für ihre Kinder geltend machen können) in Richtung des Grundfreibetrags der Eltern (also den steuerfreien Betrag für das Existenzminimum von Erwachsenen) anpassen, das heißt: Er soll größer werden. Und das Kindergeld möchten sie anheben, es soll künftig nach der Geburt automatisch ausgezahlt werden. Zudem wollen sie die steuerliche Absetzbarkeit von Betreuungskosten erhöhen.

Das plant die Union für Kitas und Schulen

Die Union möchte verpflichtende Sprachtests im Vorschulalter einführen. Wer nicht gut genug Deutsch spricht, muss eine Kita oder eine Vorschule besuchen. Kinder mit Förderbedarf sollen zur Teilnahme an einem vorschulischen Programm in einer Kita, einem Kindergarten oder einer Vorschule verpflichtet werden. Außerdem sollen die Sprach-Kitas zurückkehren, da das Programm 2023 ausgelaufen ist.

Die Union möchte Anstrengung und Leistung wieder in den Mittelpunkt stellen und meint damit nicht nur Mathe und Deutsch, sondern auch die Bundesjugendspiele, bei denen seit der Ampel-Regierung nicht mehr der Wettkampf gegen die anderen Schüler:innen, sondern der Wettbewerb mit Spaß an der Bewegung im Fokus steht. Außerdem möchte sie, dass Grundschulkinder sich eine halbe Stunde täglich bewegen. Am Ende seiner Grundschulzeit soll jedes Kind schwimmen können. Dafür plant die Union eine bundesweite Aktion zum Schwimmenlernen.

Zuletzt möchte die Union bessere Daten über die Bildung der Kinder sammeln, heißt: ein bundesweites, sogenanntes Bildungsverlaufsregister, in dem für jedes Kind festgehalten ist, auf welcher Kita, welcher Grundschule, welcher weiterführenden Schule es war. Darauf sollen Forschende dann Zugriff haben.


Die SPD

Hier gehts zum Wahlprogramm-Entwurf der SPD.

So sollen Kinder und Jugendliche aufwachsen

Mit einer Erhöhung des Kindergeldes und des Kinderzuschlags habe die SPD bereits eine bessere Unterstützung der Familien erreicht. Was es noch brauche, sei eine zentrale Anlaufstelle, um die Zugänglichkeit zu diesen Leistungen und Wohngeld zu erleichtern. Die Trennung von „Jugendhilfe, Schule und Gesundheitsleistungen“ soll aufgehoben und in Familienzentren an Kitas und Schulen zusammengeführt werden. Eine Begründung dafür und wie genau die Familienzentren aussehen sollen, haben wir bis zur Veröffentlichung dieses Textes auf Nachfrage nicht erhalten. Für junge Menschen in psychisch schwierigen Lebenslagen strebt die SPD niedrigschwellige und digitale Beratungsangebote an.

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Die SPD möchte Kinderrechte im Grundgesetz verankern. Außerdem sollen junge Menschen auch bei Bundestagswahlen ab 16 Jahren wählen können. Bisher dürfen sie das nur bei Europawahlen und in einigen Bundesländern auch bei Kommunalwahlen. Außerdem will die SPD Jugendliche aktiv in politische Prozesse einbeziehen und ihre Beteiligung in Jugendhilfeausschüssen gesetzlich verankern. Das „Taschengeld“ für Freiwilligendienste möchte die SPD so erhöhen, dass auch Jugendliche aus ärmeren Haushalten einen Freiwilligendienst absolvieren können. Bisher liegt das Taschengeld bei maximal 604 Euro.

Außerdem will sie strengere Regulierungen, Werbeeinschränkungen und Altersgrenzen für Energy-Drinks, Alkohol, Zigaretten, Cannabis und neuartige Nikotinprodukte.

Das plant die SPD für Kitas und Schulen

Die SPD will die Erbschafts- und Schenkungssteuer reformieren, damit in bessere Bildung investiert werden kann. Wie genau die Steuern angepasst werden sollen, steht nicht im Programm. Außerdem soll die „Schuldenregel“ reformiert werden, damit die Länder mehr finanziellen Spielraum haben.

Spätestens mit vier Jahren soll der Entwicklungsstand aller Kinder festgestellt werden. Wenn nötig, soll es eine verbindliche Förderung geben. Eine gezielte Förderung möchte die SPD für Kitas „in benachteiligten Lagen“, dafür soll es ein eigenes Startchancenprogramm geben.

Damit es genug Fachkräfte an Kitas und Schulen gibt, will die SPD eine Fachkräfteoffensive starten. Im Rahmen dieser Offensive sollen Ausbildungskapazitäten ausgebaut und die Erzieher:in-Ausbildung entlohnt werden. Es sollen mehr Anreize für Träger geschaffen werden, damit Kita- und Schulgebäude saniert werden. Die SPD will sich außerdem für eine kostenfreie Verpflegung in Bildungseinrichtungen einsetzen.


Die Grünen

Hier gehts zum Entwurf des Bundestagswahlprogramms der Grünen.

So sollen Kinder und Jugendliche aufwachsen

Die Grünen möchten, dass Eltern auch über 2025 hinaus jeweils an 15 Tagen im Jahr Kinderkrankengeld beziehen können, Alleinerziehende an 30 Tagen. Sie wollen, dass Alleinerziehende weniger Steuern zahlen müssen und fordern einen Freibetrag. Außerdem soll das Kindergeld nur noch zur Hälfte auf den Unterhaltsvorschuss angerechnet werden. Es soll Eltern außerdem einfacher gemacht werden, Geld, das ihnen zusteht, auch zu bekommen. Dafür sollen sie direkt bei Geburt informiert werden und später nur noch eine zentrale Ansprechstelle, die digital und vor Ort erreichbar ist, für alle Leistungen für ihre Familie haben, egal, ob die von Bund, Land oder Kommune kommen. Anträge sollen, wenn möglich, automatisch beantragt und ausgezahlt werden.

Die Grünen wollen mit einem Sonderprogramm über zehn Jahre Kommunen dabei unterstützen, Strukturen für Kinder- und Jugendarbeit aufzubauen und zu stärken. Das Geld für den Kinder- und Jugendplan und die sogenannten Frühen Hilfen wollen sie aufstocken. Außerdem möchten sie migrantische Jugendverbände gezielt unterstützen.

Damit junge Menschen ihre Ideen und Rechte wirksam einbringen und einfordern können, wollen die Grünen Kinder- und Jugendparlamente, insbesondere auf kommunaler Ebene, stärken. Sie möchten, dass die Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden und das Wahlalter auf Bundesebene auf 16 Jahre gesenkt wird.

Die Grünen beabsichtigen, ein Recht auf einen Freiwilligendienst zu verankern und Plätze im Bundesfreiwilligendienst ausreichend und verlässlich zu finanzieren.

Das planen die Grünen für Kitas und Schulen

Die Grünen schreiben, dass sie in Kitas investieren wollen und mehr Menschen dazu bringen wollen, in Kitas als Erzieher:in oder unterstützende Arbeitskraft zu arbeiten. Sie wollen, dass die Ausbildung schulgeldfrei bleibt. Das Kita-Qualitätsgesetz soll weitergeführt und bundesweite Qualitätsstandards im Kitabereich gesetzlich festgeschrieben werden. Der Bund soll laut den Grünen mehr in frühkindliche Bildung investieren. Außerdem soll es steuerliche Anreize für Unternehmen geben, die selbst oder in Kooperation Kitaplätze schaffen, sodass Kinder von Beschäftigten in unmittelbarer Nähe zur Arbeitsstelle betreut werden können.

Die Grünen wollen ein „Zukunftsinvestitionsprogramm Bildung“ einführen und so mehr Stellen für Schulsozialarbeit, Schulpsychologie und Inklusion schaffen sowie für moderne und barrierefreie Schulgebäude mit dichten Dächern, funktionierenden Toiletten und digital ausgestatteten Klassenräumen sorgen. Das Ganze soll umgesetzt werden, indem der Staat nicht mehr nur nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel, das heißt nach Einwohnerzahl und Finanzkraft finanziert, sondern nach dem tatsächlichen Bedarf.

Der Föderalismus soll überarbeitet werden. Statt Kooperationsverbot wünschen sich die Grünen eine enge Kooperation zwischen Bund und Ländern: „Wo verfassungsrechtliche Beschränkungen zuverlässige und notwendige Investitionen in Bildung aktuell verhindern, werden wir mit den Ländern gemeinsame Ziele und tragfähige Lösungen vereinbaren.“ Auch eine Anpassung des Grundgesetzes erwähnen sie in diesem Zusammenhang.

Das Projekt der Mental Health Coaches soll ausgebaut werden, Anlaufstellen wie die „Nummer gegen Kummer“ und andere Beratungsstellen besser finanziell ausgestattet werden. Die Grünen schlagen einen Bund-Länder-Pakt für mentale Gesundheit vor. Alle Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, sollen schnell Zugang zu psychosozialen und therapeutischen Angeboten haben, wenn sie psychisch erkranken. Therapieplätze, Beratungsstrukturen und die Ausbildung von Fachpersonal wollen sie ausbauen.


Die Linke

Hier geht es zum Wahlprogramm-Entwurf der Linken.

So sollen Kinder und Jugendliche aufwachsen

Die Linke will Kinderrechte im Grundgesetz verankern. Jugendliche sollen ab 16 Jahren auf kommunaler und bundesweiter Ebene wählen können.

Außerdem will sie eine „echte“ Kindergrundsicherung. Das heißt für sie: Kindergeld für alle Kinder auf 379 Euro erhöhen, Kinderzuschlag für Kinder in Armut, anteilige Unterkunftskosten und besondere Ausgaben wie Klassenfahrten sollen erstattet werden. Die Linke fordert ein 0-Euro-Ticket für Schüler:innen, Auszubildende und Studierende. Für alle anderen will sie das 9-Euro-Ticket wieder einführen, das seit Januar 2025 58 Euro kostet. Damit weniger Kinder in Armut leben, möchte die Linke außerdem die Mehrwertsteuer für Grundnahrungsmittel, Bus und Bahn abschaffen.

Der Mindestbetrag beim Elterngeld soll auf 420 Euro angehoben werden. Bis zur Einführung der Kindergrundsicherung soll das Elterngeld nicht auf Bürgergeld oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz angerechnet werden.

Das Geld für den Kinder- und Jugendplan des Bundes soll aufgestockt werden, damit Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen, Musikschulen und Bibliotheken niedrigschwellig, wohnortnah und „möglichst gebührenfrei“ sind. Außerdem soll es ein Werbe- und Marketingverbot für ungesunde Lebensmittel für Kinder und Jugendliche geben. Klimaanpassungen in Städten will die Linke vorantreiben, damit Kinder auch bei Hitze auf Spielplätzen spielen können.

Frauenhäuser sollen für Frauen und Kinder kostenlos, anonym, pauschal und barrierefrei überall zugänglich sein.

Finanzieren will die Linke das alles mit der Abschaffung der Schuldenbremse, der Wiedereinführung einer Vermögenssteuer und der Anpassung verschiedener Steuern wie der Körperschafts- und der Gewerbesteuer.

Das plant die Linke für Kitas und Schulen

Die Linke möchte das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern aufheben. Privatisierungen im Bereich Bildung sollen ausgeschlossen werden. Die Linke ist der Ansicht, dass Bildungseinrichtungen besser vor Hitzewellen geschützt werden müssen und möchte in dem Bereich gezielt investieren. Schulbücher und andere Lernmittel soll es kostenfrei geben, genauso wie die Verpflegung in Kita und Schule.

Die Linke fordert einen besseren Betreuungsschlüssel in Kitas: ein:en Erzieher:in für maximal drei Kinder unter drei Jahren und für maximal acht Kinder ab drei Jahren. Kitas sollen gebührenfrei sein.

Hausaufgaben will die Linke abschaffen, weil Hausaufgaben soziale Ungleichheit verstärken würden. Es soll ein sogenanntes Zwei-Lehrer:innen-System in Schulen geben, damit mehr individuelle Förderung möglich ist. Die zweite Person im Klassenraum müsse nicht zwingend Lehrer:in sein, sie könnte auch Psycholog:in oder Heilpädagog:in sein. Wie die zusätzlichen Stellen besetzt werden sollen, steht nicht im Programm, obwohl die Linke selbst schreibt, dass 177.500 Lehrkräfte bis zum Jahr 2035 fehlen werden.

Lernsoftware soll nicht als Ersatz für Lehrpersonal eingesetzt werden. Außerdem soll Künstliche Intelligenz (KI) nicht für die Bewertung oder die Vorhersage von Lernerfolgen eingesetzt werden. Digitalisierung soll nicht das „Einfallstor der Profitinteressen von Unternehmen“ werden. Deswegen wünscht sich die Linke, dass an Schulen eingesetzte Software den Standards quelloffener freier Software entspricht.

Es soll ein Bundesprogramm geben, das die Ausbildung von Lehrkräften für Deutsch als Zweitsprache fördert. Werbung von der Bundeswehr soll an Schulen und Universitäten verboten werden.


Die FDP

Hier geht es zum Wahlprogramm der FDP.

So sollen Kinder und Jugendliche aufwachsen

Die FDP fordert keine Kinderrechte und keine Kindergrundsicherung, dafür aber Sozialleistungen, die zur Arbeit anregen. Elterngeld und andere Familienleistungen sollen entbürokratisiert, digitalisiert und automatisiert werden, zum Beispiel durch eine KI-basierte Beantragung.

Die Bundesjugendspiele „mit individuellen Leistungsanreizen“ will die FDP aufrechterhalten, außerdem soll es möglich sein, in deren Rahmen das Deutsche Sportabzeichen zu erwerben. Die FDP ist gegen eine allgemeine Wehrpflicht oder ein sogenanntes Gesellschaftsjahr, das würde der Partei zufolge einem schweren Freiheitseingriff entsprechen.

Das plant die FDP für Kitas und Schulen

Die Partei fordert bundesweit verpflichtende Sprachtests für alle Kinder im Vorschulalter. Die Einschulung soll erst erfolgen, wenn die Deutschkenntnisse ausreichen, um dem Unterricht „ordnungsgemäß“ folgen zu können. Der Leistungsgedanke der FDP ist auch daran erkennbar, dass Kitas nicht mehr länger vom Familien-, sondern vom Bundesbildungsministerium verantwortet werden sollen. Durch einheitliche Kita-Qualitätsstandards soll die frühkindliche Bildung gefördert werden.

Ein sogenanntes Startchancen-Programm soll es für Kitas geben, in denen viele sozial benachteiligte Kinder betreut werden oder wo ein akuter Kitaplatzmangel herrscht. Die Ausbildung für das pädagogische Personal soll „modernisiert“ werden. Sie soll bundesweit schulgeldfrei sein und in Module aufgeteilt werden.

Die FDP will außerdem eine Reform des Bildungsföderalismus, wodurch die Rolle des Bundes gestärkt werden soll. Das heißt auch, dass der Bund vermehrt für die Finanzierung der Bildung zuständig wäre.

Die Kultusministerkonferenz (KMK), die Zusammenkunft aller 16 Bildungsminister:innen der Bundesländer, soll als Entscheidungsgremium abgeschafft werden. Stattdessen soll es einen Bundesbildungsrat aus Wissenschaftler:innen, Praktiker:innen, Eltern- und Wirtschaftsvertreter:innen geben.

Es soll deutschlandweite einheitliche Abschlussprüfungen geben, dafür hat die FDP sogar schon einen Namen: das Deutschland-Abitur. Die FDP will zudem eine Notenpflicht ab der dritten Klasse einführen. KI-gestützte Lernmethoden sollen verstärkt in der Schule genutzt werden.

Schulen sollen mehr Entscheidungsfreiheit bei pädagogischen, personellen und finanziellen Fragen haben. Dafür will die FDP ein sogenanntes Chancenbudget einrichten. Die Schulen sollen so über ihr Profil entscheiden, über den Einsatz von multiprofessionellen Teams, aber auch über die Länge der Schulzeit und darüber, ob das Abitur nach acht oder neun Jahren (G8 oder G9) an der jeweiligen Schule abgelegt wird.

Das Lehramtsstudium soll dual werden. Eine Mobilitätsgarantie soll es Lehrkräften einfacher machen, das Bundesland zu wechseln. Die FDP will bundesweit die Schulfächer Wirtschaft und Informatik einführen. Der Besuch einer Holocaust-Gedenkstätte und einer Synagoge „als Ort aktuellen jüdischen Lebens in Deutschland“ soll verpflichtend sein.


Die AfD

Hier gibt es den Leitantrag der Bundesprogrammkommission für das Wahlprogramm der AfD zur Bundestagswahl 2025.

So sollen Kinder und Jugendliche aufwachsen

Es gibt keine Partei, die in ihrem Parteiprogramm an so vielen Stellen über Kinder spricht, wie die AfD. Allerdings betreffen die Abschnitte meistens allgemeine Aussagen, in denen das Wohl der Kinder als Argument für ihre Politik herbeigezogen wird und weniger konkrete Vorhaben. Zum Beispiel, wenn die AfD schreibt: „Es darf keine Indoktrination von Kindern und Jugendlichen durch Trans-Kult, Frühsexualisierung und Genderideologie geben.“

Die AfD möchte die Mehrwertsteuer für Artikel des Kinderbedarfs von 19 auf sieben Prozent reduzieren.

Die AfD möchte die Strafmündigkeit auf 12 Jahre herabsetzen und das Jugendstrafrecht nur noch auf Jugendliche bis 18 Jahre anwenden, nicht wie bisher auch bis 21 Jahre.

Kinderrechte möchte die AfD explizit nicht ins Grundgesetz aufnehmen. Sie schreibt, weil Kinder Menschen seien, hätten sie schon ausreichend Rechte.

Das Selbstbestimmungsgesetz der Ampel-Regierung will die AfD vollumfänglich zurückzunehmen. Die Behandlung hinsichtlich einer Geschlechtsanpassung soll laut der AfD nur unter strenger ärztlicher Betreuung und erst ab Volljährigkeit stattfinden. Zuvor sollen psychologische Beratungsgespräche erfolgen.

Das plant die AfD für Kitas und Schulen

Die AfD möchte ein Betreuungsgehalt bis zum dritten Geburtstag einführen, damit Eltern sich entscheiden können, zuhause beim Kind zu bleiben. Da dann mehr Kinder zuhause anstatt in einer Kita betreut werden würden, würde sich laut der AfD dadurch auch der Fachkräftemangel in den Kitas reduzieren.

Kinder sollen in der Schule zu Ehe, Partnerschaft und Familienzusammenhalt unterrichtet werden, um später stabile Familien gründen zu können.

Die AfD möchte das mehrgliedrige Schulsystem explizit erhalten. Die Schulpflicht hingegen soll gelockert und zu einer Bildungspflicht werden, sodass Eltern ihre Kinder auch zuhause unterrichten können.

Die AfD setzt sich für den Erhalt der Förderschulen ein. Sie sagt, die Förderschule sollte wieder zum Regelfall für Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden.

Die AfD möchte, dass die ersten vier Schuljahre vorwiegend digitalfreie Räume sind, da sie der Aneignung der grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Rechnen und Schreiben dienen würden.


Das BSW

Vom BSW liegt bisher nur ein 10-seitiges Kurzwahlprogramm vor (die Programme der anderen Parteien umfassen ungefähr 50 Seiten). Deshalb ist der Abschnitt zu den Plänen des BSWs für Kinder und Jugendliche entsprechend kürzer.

So sollen Kinder und Jugendliche aufwachsen

Das BSW möchte ein Social-Media-Gesetz nach australischem Vorbild einführen. Das beinhaltet ein Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige, nur Messengerdienste und Videoplattformen bleiben erlaubt. Außerdem fordert das BSW einen Bundesfonds für Sportvereine. Der Bund soll das erste Jahr für alle Kinder im Sportverein bezahlen. Damit würden vermehrt Kinder in Vereine gebracht und die Arbeit von Vereinen unterstützt werden.

Das plant das BSW für Kitas und Schulen

Um die Vergleichbarkeit und die Qualität von Schulabschlüssen zu erhöhen, sollen bundesweit einheitliche Lehrpläne und Prüfungen eingeführt werden. Das BSW will außerdem Kernkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen in den Fokus rücken. Wie genau das passieren soll, wird nicht ausgeführt.

Handys und Tablets sollen in Grundschulen verboten sein, und generell sollen analoge Lernmittel Vorrang haben. Das BSW fordert Sprachtests für alle Kinder ab drei Jahren, bei festgestellten Defiziten soll der Kita-Besuch verpflichtend sein. Mittagessen in Bildungsinstitutionen soll kostenlos sein.


Korrektur: Im Text stand zunächst, dass die AfD vorhabe, die Mehrwertsteuer für Artikel des Kinderbedarfs von 21 auf sieben Prozent zu reduzieren. Dabei beträgt er derzeit 19, nicht 21 Prozent. Wir haben das korrigiert.

Redaktion: Isolde Ruhdorfer, Schlussredaktion: Susan Mücke, Fotoredaktion: Philipp Sipos