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Vor über einem Jahr haben zwei Lehrkräfte aus Burg, einer Stadt in der Nähe von Cottbus, einen Brandbrief veröffentlicht. Darin schrieben sie, dass rechtsextreme Schüler:innen die Schule dominieren würden, an der sie unterrichteten. Sie berichteten von Hakenkreuzen, Hitlergrüßen und davon, dass rechtsextreme Musik gehört würde. Sie beschrieben Ausgrenzung und Mobbing von migrantisierten und andersdenkenden Schüler:innen.
Die beiden Lehrkräfte, Laura Nickel und Max Teske, haben damals eine Demo in Cottbus organisiert. Ich fuhr hin, um darüber zu berichten, damals noch für Zeit Online. Ich erinnere mich noch, dass zwei Schülerinnen von der Schule da waren. Sonst niemand, niemand aus dem Kollegium, keine weiteren Schüler:innen. Auf der Demo erzählte Max Teske von „fehlender Unterstützung“ und davon, dass viele Kolleg:innen lieber weggucken würden, als sich des Problems anzunehmen.
Max Teske und Laura Nickel auf der Demo in Cottbus © Lea Schönborn
Burg war kein Einzelfall
Nach dem Brandbrief haben sich Lehrkräfte von anderen Schulen gemeldet und von ähnlichen Fällen berichtet. Und das, obwohl der damalige Bildungsminister in Brandenburg die Sache als „Einzelfall“ abtun wollte. Aber es wurde ziemlich schnell deutlich, dass es genau das nicht war. Die AfD ist deutschlandweit immer beliebter, bei einer simulierten u16-Wahl in Brandenburg war sie mit knapp 30 Prozent die beliebteste Partei unter den Jugendlichen. Tiktok spült rechte Verschwörungserzählungen regelmäßig in die Gehirne von Kindern. In einem Tiktok sagte Anna Rupp, die in Ostwürttemberg bei der Jungen Alternative ist: „Die linken Parteien versuchen TikTok zu erobern. Aber TikTok bleibt AfD-Land.“
Anderthalb Jahre nach dem Brandbrief und der medialen Aufregung, ist es ruhig geworden um das Thema. Max Teske und Laura Nickel sind nicht mehr an der Schule. Sie wurden bedroht und angefeindet und arbeiten mittlerweile an anderen Schulen in Brandenburg. Ein paar Monate nach ihrem Brandbrief erhielten die Beiden einen Preis für Zivilcourage, eine Anerkennung für das, was sie getan haben, weit weg von dem Ort, wo es die Anerkennung am meisten gebraucht hätte: in Burg selbst.
Zwei Dinge beschäftigen mich sehr
Ich fand die Vorstellung beängstigend, dass irgendwo in Deutschland die Norm kippen kann und man Angst haben muss, wenn man ein „Refugee welcome“-Shirt trägt– oder sogar aus einem anderen Land nach Deutschland geflüchtet ist. Ich fand besonders beängstigend, dass das alles an einer Schule passiert ist, einem Ort, der eh schon Angst machen kann.
Gleichzeitig fand ich beeindruckend, was zwei Menschen bewegen können. Weil sie nicht weggeschaut und sich sogar mit ihren Gesichtern und ihren Namen öffentlich gestellt haben. Es gibt immer wieder Menschen, die sich gegen rechtsextreme Tendenzen stemmen, auch wenn es um sie herum niemand tut. „Es ist einfach Pflicht, wenn man Missstände erkennt, dass man die dann auch anspricht“, sagte Teske im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Nickel und Teske haben mittlerweile ein Projekt ins Leben gerufen, eine Telefon-Hotline für Schüler:innen und Lehrkräfte, die rechtes Verhalten beobachten und Hilfe brauchen. Hier spricht der rbb mit Teske darüber.
Kennst du Orte, an denen rechtsextremes Gedankengut zur Norm geworden ist oder versucht wird, es zur Norm zu machen? Merkst du vielleicht sogar, dass dein eigenes Kind von rechten Erzählungen vereinnahmt wird? Oder kennst du Menschen wie Teske und Nickel, die dagegen kämpfen?
Erzähle mir davon unter lea.schoenborn@krautreporter.de. Wenn du Krautreportermitglied bist, kannst du auch einfach in den Kommentaren antworten. Ich freue mich von dir zu lesen!
Schlussredaktion: Bent Freiwald