Mädchen schauen auf ein Handy, das ihnen hingehalten wird

© Hanna Mattke

Kinder und Bildung

Ein Sommer ohne Handy: Können Kinder das?

Die Erwachsenenwelt diskutiert, ob Handys Kinder depressiv und abhängig machen. Ich wollte wissen, was sie selbst dazu sagen und bin in ein Zeltlager gefahren, in dem Smartphones verboten sind.

Profilbild von Lea Schönborn
Reporterin

Am Bus ist unklar, wer mehr Angst hat. Die Eltern, die allein zurückbleiben oder die Kinder, die wegfahren.

Es ist kurz nach 8 Uhr an einem Samstagmorgen Mitte August. Ich stehe inmitten von Jugendlichen in Jogginghosen, die große Koffer hinter sich herziehen. Ein kleiner Junge im Batman-T-Shirt klammert sich an den Rucksack seiner Mutter. Eine Mutter sagt zu ihrer Tochter: „Das wird komisch, dir nicht schreiben zu können.“

Die Kinder und Jugendlichen auf dem Parkplatz in der kleinen schleswig-holsteinischen Stadt Itzehoe steigen gleich in die Busse zum zweiwöchigen Zeltlager am Stocksee. Manche Kinder sind das erste Mal so lang weg oder zumindest das erste Mal, ohne dass sie mit ihren Eltern telefonieren oder ihnen eine Whatsapp-Nachricht schicken können. Denn am Stocksee sind Handys verboten.

Das Verbot steht im Gegensatz zur Realität der Kinder außerhalb des Zeltlagers: Mit zwölf Jahren haben laut der repräsentativen Umfrage des Telekommunikationsverband Bitkom fast 90 Prozent aller Kinder ein eigenes Handy. Fast 1.000 Kinder und Jugendliche haben bei der Umfrage mitgemacht. Mit neun verbringen sie im Durchschnitt 37 Minuten am Smartphone, mit 16 bereits mehr als drei Stunden. Mehr als die Hälfte der über Zehnjährigen glaubt, dass das Leben ohne Internet langweilig ist.

Die Kinder steigen ein, einige winken, eine 16-Jährige gibt ihrer Mama zum Abschied einen Kuss auf den Mund. Die Busse fahren ab und die Eltern bleiben allein zurück.

Vielleicht rettet man die Kindheit, indem man Smartphones verbietet

Handyzeit von bis zu acht Stunden auf null Stunden zu senken, kommt einem eiskalten Entzug gleich. Im Zeltlager gibt es kein langsames Ausschleichen, keinen Ersatzstoff. Funktioniert das? Und vor allem: Muss das?

Laut des US-amerikanischen Psychologen Jonathan Haidt ja. Haidt hat in diesem Jahr einen viel beachteten Bestseller geschrieben, er heißt „Generation Angst“. Darin schreibt er, dass die aktuell hohe Rate an Depressionen und anderen psychischen Krankheiten zwei Gründe hätte: das Smartphone und die „Überbehütung“ der Kinder. Sie würden in der realen Welt zu stark kontrolliert werden, dürften nicht mehr unbewacht spielen und sich ausprobieren. In der virtuellen Welt dagegen seien sie viel zu sehr sich selbst überlassen.

Mit seinem Buch hat Haidt vielen Menschen aus dem Herzen gesprochen, die nach einer Erklärung suchen für geringere Aufmerksamkeitsspannen und die hohe Zahl an Depressionen unter Jugendlichen. Er glaubt, Kinder und Jugendliche hätten verlernt, miteinander in Kontakt zu sein. Die Lösung, so Haidt: das Smartphone möglichst lange aus dem Leben der Kinder und Jugendlichen verbannen.

Kritiker:innen sagen, Haidt mache es sich zu einfach und vertausche Kausalität und Korrelation. Wissenschaftler:innen der Uni Würzburg schreiben in diesem Paper, dass die Lektüre von Haidts Buch vor allem eines bei Eltern und Lehrern auslösen würde, nämlich Angst. Und die sei selten ein guter Ratgeber. Der Journalist Piotr Heller schreibt in der FAZ, dass Wissenschaft Zeit brauche, doch die dränge, weil Eltern jetzt Antworten haben wollen.

Ich wollte wissen, ob das funktioniert: ein zweiwöchiges Zeltlager im Jahr 2024, in dem Handys, Nintendos, Alkohol und Drogen verboten sind. Deswegen bin ich ins Zeltlager gefahren, einmal am Anfang der zwei Wochen und einmal am Ende. Insgesamt war ich vier Tage dort. Ich habe Studien und Bücher gelesen, um zu verstehen, was Wissenschaftler:innen und Eltern über Handys und Kindheit denken. Im Zeltlager aber wollte ich vor allem die andere Seite sehen und hören, die der Kinder und Jugendlichen.

Manchmal dauert eine Freundschaft so lang wie eine Busfahrt

Im Bus auf dem Weg zum Zeltlager treffe ich Elin. Eben auf dem Parkplatz stand sie noch etwas verloren zwischen den anderen. Viele hier kennen sich schon vom letzten Jahr, Elin nicht.

Im Bus sitzt sie jetzt neben Johanna, die bis eben noch eine Fremde für sie war. Wie Elin ist sie 13. Die beiden erzählen sich von Jungs, die sie gedatet haben, Elin beschreibt einen, dessen Bruder sie hotter fand, nachdem ihr Schwarm sich einen Buzz Cut machen lassen hat. Ein Buzz Cut sieht so aus: alle Haare gleich lang und sehr kurz. Johanna war gerade auf der AIDA, fand einen Jungen cute, das sei aber nichts geworden.

Johanna trägt pastellrosa lackierte Fingernägel, Elin sagt, dass alle immer denken, sie hätte schwarze Haare, dabei wären ihre Haare ganz klar braun.

In den anderthalb Stunden Busfahrt passiert eine ganze Freundschaft: Die beiden Mädchen lernen gemeinsam die Jungs hinter sich kennen, Elin malt ein Porträt von Johanna, sie teilen Gedanken und Elins Kopfhörer, auf denen sie gemeinsam Bibi und Tina hören. Elin erzählt Johanna, dass sie das Passwort zu ihrem Snapchat einer Freundin gegeben habe, damit sie ihre Streaks nicht verliere.

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Einen Streak sammelt man, wenn sich zwei Personen innerhalb von 24 Stunden jeweils ein Foto schicken. Die Belohnung sind Flammen. Daneben steht die Zahl, wie viele Tage in Folge man sich schon Fotos geschickt hat, das sieht dann zum Beispiel so aus: 230 🔥⌛️. Die Sanduhr zeigt an, dass die Flammen bald erlöschen, wenn nicht rechtzeitig ein neues Foto geschickt wird. Im Zeltlager gibt es Jugendliche, die seit Jahren keinen Tag ohne Handy hatten. Laut der Website „Netzwelt“ liegt der aktuelle Rekord zwischen zwei Nutzer:innen bei 3.202 Flammen (Stand Februar 2024), das sind fast neun Jahre.

Elin sagt zu Johanna: „Wenn ich zurück bin und Leute hätten mich gelöscht, wäre das voll schlimm.“

Eigentlich hat Elin ihr Handy mitnehmen wollen. Als sie die Packliste gesehen habe, sei sie kurz enttäuscht gewesen. Jetzt muss sie zwei Wochen ohne, aber sie will nicht aufhören, in der Welt außerhalb des Lagers zu existieren. In der Welt, in der Flammen, Likes und Kommentare so enorm wichtig sind. Deswegen macht ihre Freundin das jetzt für sie.

Ein paar Reihen vor Elin und Johanna sitzt Mia. Sie ist 16 und dieses Jahr das zehnte und letzte Mal dabei, weil man mit 17 nicht mehr mitfahren darf.

Elin weiß nichts, Mia alles über das Lager. Mia weiß, dass es gut ist, wenn jemand im Zelt eine Uhr dabei hat, weil man sonst nicht weiß, wie spät es ist. Sie weiß, dass die Zeit im Zeltlager anders vergeht als draußen. Dass sich die Kinder nachts gegenseitig Streiche spielen und die Zelte der anderen stürmen, um ihnen mit Filzstift Striche ins Gesicht zu malen. Sie weiß genau, was am letzten Abend beim großen Lagerfeuer passieren wird: „Alle werden weinen.“

Elin weiß nicht mal, wie lange sie bleiben wird. Als sie aus dem Bus kommen, halten Johanna und Elin Händchen.

Zwei Wochen, 151 Kinder, sechs bis 16 Jahre, 18 Zelte, 31 Betreuer:innen

Angekommen im Zeltlager entdeckt Johanna eine Freundin, die sie schon länger kennt, und die busfahrtlange Freundschaft ist wie der Bus abgefahren. Jetzt ist Elin allein, ohne Johanna, ohne Flammen. Auch ich verliere sie aus den Augen, weil immer mehr Kinder auf den Zeltplatz strömen.

Viele Kinder und Jugendliche stehen auf einem Platz, mit Koffern und Taschen.

Die Kinder und Jugendlichen warten auf die Zelteinteilung. © Hanna Mattke

151 Kinder, sechs bis 16 Jahre alt, sind in 18 Zelte aufgeteilt: in kleine (sechs bis zehn Jahre), mittlere (zehn bis zwölf Jahre) und große Zelte (13 bis 16 Jahre). Für jedes Zelt sind ein oder zwei Betreuer:innen zuständig. Die Betreuer:innen sprechen von „ihren Zelten“, wenn sie die von ihnen betreuten Kinder meinen. Insgesamt gibt es 31 Betreuer:innen. Kosten für das Zeltlager: 405 Euro für Mitglieder des Sportvereins, 455 Euro für Nichtmitglieder.

Nachdem die Kinder ihre Koffer in den Zelten verstaut haben und ihre mitgebrachten Laken über die blauen Matten auf den Bettgestellen gezogen haben, schnappen sich die Kleinen Bälle, werfen Körbe oder schießen Tore, schlängeln sich auf Waveboarden um die Basketballkörbe. Sie rennen, turnen und spielen.

Dann sind da noch die Großen.

Die Mädchen aus Zelt 1, zwischen 15 und 16 Jahre alt, die am ersten Tag den Küchendienst übernehmen, weil die Betreuer sich auf sie verlassen können. Bei denen ein Mädchen eine Uhr dabei hat, die sie auf ein Regal im Zelt stellt, sodass alle sie sehen können. Zu denen die Betreuerin am Anfang sagt: „Ihr habt Verantwortung, seid Vorbilder für die anderen.“

Die großen Mädchen findet man eher im Schatten, sie liegen auf den Matten auf dem Rasen oder auf den Betten in ihrem Zelt. Am vorletzten Tag gehen sie morgens um 7 Uhr vor dem Frühstück baden und bereuen, dass sie es nicht schon viel früher gemacht haben.

Dann gibt es die Jungs aus Zelt 14, 17 und 18, sie sind zwischen 14 und 16 Jahre alt. Ihre Körper sind so breit, dass sie kaum noch auf die schmalen Holzbänke im Essenszelt passen. Die Jungs sind auch diejenigen, die in der ersten Nacht laut „Penis“ rufen und Fragen stellen, bei denen der gesamte Raum die Augen verdreht. Fragen wie: „Gelten Zahnstocher auch als Drogen?“ Drogen sind im Zeltlager verboten.

Fast alle der 31 Betreuer:innen waren schon als Kind hier. Einige von ihnen gendern, andere verdrehen schon beim Wort „Gendern“ die Augen. Der 18-jährige Jasper im Mailand-Trikot wird zum bestaussehendsten Betreuer gewählt, aber beim Reden schaut er kaum jemandem in die Augen. Gewählt hat ihn das Große-Mädchen-Zelt, sie sind jedes Jahr für das Betreuerranking zuständig. Der 23-jährige Jesper will seinen kleinen Jungs abends nicht mehr „Wilde Kerle“ vorlesen, weil er es sexistisch findet und die beiden Betreuer von Zelt 17 verschaffen sich dadurch Respekt, dass sie sich noch eine Spur härter als ihre Jungs geben. („Mach dir nicht in die Hose!“) Der älteste ist der 64-jährige Edgar, er ist nur ein Jahr jünger als das Zeltlager. Er ist als Kind mitgefahren, dann als Betreuer. Seit ein paar Jahren kümmert er sich um den Abwasch. Als die Jugendlichen klagen, dass sie gerne öfter duschen würden, sagt Edgar: „Früher wurde hier noch im See geduscht.“

Likes aus dem Internet verdrängen echte Umarmungen, sagt der Psychologe

Am ersten Tag bewegen sich die Kinder und Jugendlichen in Kleingruppen über den Platz. Sie docken wie Magnete aneinander und bleiben dann meist in dieser Konstellation bis zum Ende des Zeltlagers zusammen. Meistens mit den anderen aus ihrem Zelt.

Gruppe Mädchen, halten Händchen, stecken die Köpfe zusammen.

Diese Mädchen kennen sich schon aus dem letzten Jahr. © Hanna Mattke

Manche wirken noch ein bisschen verloren. Zum Beispiel Rayan, der immer wieder auf die Betreuer zuläuft und sie mit großen Augen hinter seiner Brille anschaut, um dann zu fragen: „Kannst du mir helfen?“ Mal hat er ein Waveboard, mal ein Einrad in der Hand. Oder Elin aus dem Bus, die nach dem Mittagessen allein auf einer Turnbank sitzt und ihren MP3-Player an ihr Ohr hält, aus dem leise Musik tönt. Sie hat ihre Kopfhörer im Bus vergessen. Ich denke: Mit einem Handy könnte sie an mehreren Orten gleichzeitig sein und wäre dadurch weniger abhängig von denen, mit denen sie im Zeltlager ist. Sie sagt mir, sie habe Angst, heute Nacht ohne Kopfhörer nicht schlafen zu können.

Der Psychologe Jonathan Haidt schreibt, dass die Kindheit heute „smartphone-“ statt „spielbasiert“ sei. Er glaubt, dass die Geräte „menschliche Entwicklung in einem unvorstellbaren Maß“ verändert hätten. Sie könnten nicht mehr spielen, hätten den Kontakt zueinander verloren. Die virtuelle Welt würde die reale verdrängen und Likes im Internet echte Umarmungen ersetzen. Kinder und Jugendliche würden verlernen, echte Konflikte zu führen. Ich glaube nicht, dass Haidt jemals in einem Zeltlager war.

Das Zeltlager hat härtere Regeln als das strengste Elternhaus

Am ersten Abend verbringen alle Betreuer:innen Zeit mit ihrem Zelt, damit sich kein Kind verloren fühlt.

Die Mädchen aus Zelt 2 sind zwischen 14 und 16 Jahre alt, die meisten von ihnen tragen Tanktops und allen hängen glatte, blonde Haare über die Schultern. Sie sind eine eingeschworene Gang. Konzentriert fädeln sie Perlen auf Plastikbänder. Sie erzählen, dass viele von ihnen zuhause weder Instagram noch Tiktok benutzen dürfen, Snapchat finden aber die meisten Eltern okay. Einige von ihnen dürfen nur mit Zeitlimit an ihr Handy. Viele Eltern können tracken, welche Apps die Mädchen nutzen und einige wissen auch immer, wo ihre Töchter sind. Ich frage sie, ob sie das komisch finden. „Nööö“, ist die einstimmige Antwort.

Bei den anderen Kindern und Jugendlichen im Zeltlager ist es wie bei den Mädchen aus Zelt 2. Manche Eltern setzen auf die Vernunft ihrer Kinder und verbieten nichts, andere verbieten alles. Manche erlauben die eine App, die andere aber nicht.

Im Zeltlager hat man es sich einfach gemacht und die virtuelle Welt komplett ausgesperrt. Als Gameboys in den Neunzigerjahren beliebt wurden, kamen die auf die Verbotsliste. Als Smartphones zur Normalität wurden, wurden auch die verboten.

Aber auch für die analoge Welt gibt es sehr klare Regeln. Und die haben sich seit Beginn des Zeltlagers im Jahr 1959 gar nicht so sehr geändert.

Ein kleiner gepflasterter Weg markiert die Grenze zwischen dem Kinderbereich und dem Bereich, den nur die Betreuer:innen betreten dürfen. Vor jedem Essen sammeln sich die Zelte in Reihen vor dem Essenszelt und dürfen erst hinein, wenn sie vollständig sind. Es gibt Schwimmzeiten, die von den Betreuern über Lautsprecher angekündigt werden. Dann warten die Kinder hinter der Grenze und sprinten los Richtung Wasser, sobald es das Kommando gibt. Einige Rituale gibt es schon sehr lang: Zum Beispiel die große Party nach der Hälfte der Zeit oder die Taufe, bei der die neuen Betreuer:innen von den Zeltlagerkindern erst mit Essensresten und Schlamm beschmiert werden und dann mit einem zeltlagereigenen Namen getauft werden.

Drei Jugendliche Arm in Arm, beim Tanzen.

Kinder und Jugendliche beim Bergfest, der großen Party nach der Hälfte der Zeit. Großraumdisco mit ganz viel Gefühl. © Hanna Mattke

Die letzten Jahre durften im Zeltlager Filme geschaut und Pizza bestellt werden. Als die Kinder und Jugendlichen fast jeden Abend Pizza bestellen und Filme schauen wollten, wurde das wieder verboten. Erlaubt sind: Kanu fahren, Stockbrot backen, Marshmallows grillen, Armbänder basteln oder Vögel beobachten. Vieles passiert unter Anleitung, aber es bleiben endlose Stunden, in denen sich die Kinder selbst beschäftigen müssen.

Entweder ruft jemand „Penis“ oder jemand heult, alles wie immer

In der ersten Nacht kommen die Kinder nur schwer zur Ruhe, alles ist ungewohnt, das Zelt, die Mitbewohner:innen, die Dunkelheit, der lange Weg zum Klo. Immer wieder müssen die Betreuer zu den Zelten laufen. Mal, weil jemand laut „Penis!“ schreit, mal weil Ole weint oder Marie.

Beim Abendessen haben die großen Mädchen aus Zelt 1 mir erzählt, dass sie in ihrem normalen Alltag ihre Handys fast immer bei sich haben. Sie nehmen sie mit aufs Klo und halten sie beim Knutschen in der Hand. Selten sind sie mehr als einen Meter entfernt. Viele wissen, dass das ein Problem sein könnte. Ein Mädchen erzählt, dass sie ihr Handy manchmal in eine Box in einer Schublade lege, die von ihrem Bett eingeklemmt ist. Damit sie nicht so leicht drankomme.

Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen aus der Bitkom-Umfrage können sich ein Leben ohne Social Media nicht vorstellen. Fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren sagen, dass sie mehr Zeit in sozialen Netzwerken verbringen, als sie eigentlich möchten. Soziale Netzwerke verlangen keine Gebühren, aber sie fressen Zeit. Im Zeltlager bekommen die Kinder und Jugendlichen davon ganz viel zurück und damit auch die Langeweile.

Am zweiten Morgen verlasse ich das Zeltlager früh. Davor sitze ich mit Zelt 1, den großen Mädchen, am Frühstückstisch. Sie sind wortkarg, machen den Mund nur auf, um nach Käse oder Wurst zu fragen. Ich sehe Elin nicht und erfahre deswegen nicht, ob sie ohne ihre Kopfhörer schlafen konnte. Stattdessen sehe ich wieder Johanna, wie sie Händchen haltend mit einer Freundin über den Platz vor dem Essenszelt läuft.

Haidt sagt, dass die Gehirne der Kinder und Jugendlichen neu verdrahtet seien, dass sie verlernt hätten, mit den Herausforderungen und Rückschlägen des freien Spiels umzugehen. Er ist nicht allein mit dieser Sorge. Viele Journalist:innen haben seine Analyse begeistert aufgenommen, zum Beispiel Alex Merto in der New York Times oder Sophie McBain im Guardian. Mein erster Eindruck aus dem Zeltlager ist komplizierter: Ja, die Kinder und Jugendlichen sind belastet von den Handys, aber auch überraschend reflektiert darüber.

Geh ins Gymmy, werde skinny, mach daraus eine Show!

Zehn Tage sind vergangen, als ich wieder im Zeltlager ankomme. Es ist Mittwoch, der 28. August, am Freitag geht es für die Kinder und Jugendlichen wieder nach Hause. Sie waren in der Zwischenzeit im Hansapark, sind bei der Waldrallye durch den kratzigen Wald gerannt, haben beim Arschbomben-Wettbewerb gewonnen, Freundschaften geschlossen und sie wieder aufgelöst. Sich vielleicht sogar das erste Mal verliebt. Ich möchte mit Elin sprechen und mit Rayan, aber beide sind nicht mehr da.

Kinder bei der Waldrallye.

Kinder bei der Waldrallye. © Hanna Mattke

Elin habe keine Freundinnen gefunden und wollte lieber nach Hause, erzählt eine Betreuerin auf Nachfrage. Rayan habe einem anderen Jungen mit einer Metallflasche ins Gesicht geschlagen und wurde deswegen nach Hause geschickt. Außerdem ist ein Mädchen nicht mehr da, weil sie Angst vor Menschenansammlungen hat und ein Junge wegen Heimweh.

Ein Zeltlager ist nicht für alle was. Gut funktioniert es für alle, die sozial kompatibel sind, die gemocht werden und sich an Regeln halten – oder beim Regelbrechen nicht erwischt werden. Besonders gut läuft es, wenn man sportlich ist oder nett. Die 147 Kinder, die noch hier sind, haben den Ort für sich erobert.

Drei Mädchen mit karierten langen Schlafhosen und Adiletten an den Füßen schlurfen vorbei. Zwei Jungs laufen mit schwarzen T-Shirts herum, auf denen in weiß und mit altdeutscher Schrift „Los Angeles“ steht, das ist gerade in. Aus den Mikros schallt „Bauch, Peine, Po“ über den Platz, der Sommersong 2024, in dem Shirin David singt: „Geh ins Gymmy, werde skinny, mach daraus eine Show!“ Unten am Wasser machen die Jungs Arschbomben in den See und die Mädchen springen Hand in Hand ins Wasser. Manche hacken Holz für das Lagerfeuer am letzten Abend. Schon wieder sagt irgendjemand, dass dort alle weinen werden.

Nach dem Mittagessen liegen zwei 15-jährige Mädchen aus Zelt 1 im Schatten auf einer blauen Matte. „Am Anfang vergeht die Zeit langsam und die zweite Woche extrem schnell“, sagt eine der beiden. Unter unseren Körpern sammelt sich Schweiß, weil es sogar im Schatten heiß ist. Immer wieder höre ich, dass die Zeit im Zeltlager anders vergeht. Die Erzählungen erinnern mich an lange Sommernachmittage in meiner Kindheit, wenn sich die Zeit ausgedehnt hat wie ein zähes Kaugummi.

Was passiert, wenn nicht jede Minute ein Zug durch das Gehirn brettert

Haidt schreibt, dass weibliche Teenager, die ihre Handys von allen Altersgruppen am intensivsten nutzen, einmal pro Minute von Nachrichten unterbrochen werden würden, die auf ihrem Handy ankommen. Er bezeichnet das als Ergebnis des „gnadenlosen Wettstreits um die limitierte Ressource, die die Aufmerksamkeit von Jugendlichen darstellt.“

Ich stelle mir vor: Einmal pro Minute donnert ein Zug durch das Gehirn der Teenager, während sie versuchen, ein Gespräch zu führen oder sich auf den Text vor sich zu konzentrieren. Im Zeltlager gibt es statt des minütlichen Zuges, alle paar Tage ein Paket oder eine Postkarte von den Eltern oder Großeltern. Die Chipstüten und Haribopackungen aus den Paketen sollen in den Zelten fair geteilt werden.

Im Zeltlager ist aber nicht nur das Handy weit weg, sondern auch die Realität. Und das ist auch, was andere Wissenschaftler:innen an Haidts Analyse kritisieren. Er sehe das Handy als alleinigen Sündenbock für alles Leid. Dabei vergesse er andere Faktoren wie die Coronapandemie, den Klimawandel oder die politische Polarisierung, schreiben die Wissenschaftler:innen der Uni Würzburg. Die US-amerikanische Psychologin Candice L. Odgers schreibt im renommierten Wissenschaftsmagazin Nature, dass es keine Belege für die schädliche Wirkung von Smartphones gebe. Sie habe danach gesucht, bisher vergeblich.

„Hey, pretty Bitch“ ist die Nachricht aus der Außenwelt

Zwischen den Zeltlagerkindern und allen anderen im Zeltlager gibt es einen großen Unterschied. Die Betreuer:innen dürfen ihre Handys benutzen, aber nur so, dass die Kinder und Jugendlichen es nicht mitbekommen. Gleiches gilt für die Personen, die zu Besuch kommen. Sie sind über 16 und damit zu alt, um teilnehmen zu dürfen.

Zwei 17-jährige Mädchen sitzen am vorletzten Tag an einem Tisch vor einem Gebäude, von ihrem Platz haben sie das ganze Gelände im Blick. Auch Mia ist da, sie lehnt an der Holzbrüstung. Sie ist mit Alicia und Marlinja befreundet. Für die beiden Älteren war der Stocksee bis letztes Jahr ein handyfreier Ort, jetzt liegen auf dem Tisch wie selbstverständlich ihre Smartphones.

Vor Beginn des Zeltlagers hatte Mia mir erzählt, dass sie das Handyverbot gut findet. Jetzt erzählt sie, dass sie Alicia ihr Handy gegeben hat und die den Snapchat-Account für sie bespielt. „Wir haben 800 Flammen, die können wir ja nicht einfach verlieren“, erklärt Mia. Seit über zwei Jahren haben Alicia und Mia sich jeden Tag ein Foto geschickt. Was passieren würde, wenn sie diesen Streak verlieren würden, frage ich.

„Dann sind die Flammen halt weg“, sagt Alicia. Sie denkt nach. „Man baut sich das halt so lange auf.“

Mia sagt: „Das ist was Schönes eigentlich. Man weiß, wie lange man schon Kontakt hat.“

„Hey, pretty Bitch“, unterbricht uns eine männliche Stimme.

Alicia lacht. Die Stimme kommt aus ihrem Handy. Sie hat eine neue App, mit der man sich Sprachnachrichten schicken kann, die direkt abgespielt werden. Das gerade sei der Freund einer Freundin gewesen, sagt sie. Vor ein paar Nächten sei sie um 2 Uhr aufgewacht, weil neben ihrem Ohr eine Stimme sagte: „Ich komm dich holen.“ Das hätte sie gruselig gefunden.

Ein paar Meter entfernt sitzt Edgar, er raucht Zigarillo und starrt auf sein Handy, es läuft laut irgendein Video. Kinder rennen klitschnass in Badeanzügen vorbei, ein älterer Junge bespritzt ein Mädchen mit Wasser.

Junge springt von Tisch auf dem Steg mit Schwung in den See.

Im Zeltlager werden die Kinder und Jugendlichen regelmäßig ins kalte Wasser geschmissen. Manchmal springen sie auch freiwillig. © Hanna Mattke

Gutes Gyros wirkt länger als Scrollen auf Instagram, sagt Maxim

Unten am Wasser sitzt Zelt 17 am Lagerfeuer, 15-, 16-jährige Jungs. Einige von ihnen haben Fitnessstudio-Muskeln, einer trägt eine Ski-Aggu-Sonnenbrille. Erst teilen sie sich vier Portionen Gyros und danach den Moment, als vier von ihnen vorne am Steg stehen, sich die Hosen runterziehen, zusammen ins Wasser pinkeln und ihre Penisse schwingen lassen. Vom Lagerfeuer aus hören wir, wie der Pissstrahl auf den See trifft. Sie nennen das „Pudding“.

Maxim sagt: „Wenn man kein Handy hat, kommt wieder mehr dieses Jungs-Dumme raus.“ Er ist Schiri bei Fußballspielen, sieht aber mit seiner Silberhalskette und kantigem Haarschnitt eher aus wie jemand, der Schiris anpöbelt. Man habe mehr Zeit zu verdödeln ohne Handy, sagt er.

Jemand brüllt „Raphael“, weil der angeblich ein bisschen mehr Gyros gegessen hat als die anderen. Maxim redet unbeirrt weiter: „Ich erinnere mich nicht mehr, was ich in der zweiten Ferienwoche auf Instagram und Tiktok gesehen habe. Aber ich denke immer noch an manche Momente vom letzten Jahr. Wenn wir da irgendwie Scheiße gebaut haben, weiß ich das heute noch genau.“

Er sagt: „Ich glaube einfach, dass man mit so einem guten Gyros hier am Lagerfeuer länger glücklich ist und auch länger daran zurückdenkt.“ Im Hintergrund wandert die Gyrosschüssel um das Lagerfeuer, irgendjemand sagt „Fick dich“ zu seinem Nachbarn. „Zwei Wochen ohne Handy resetten den Kopf komplett“, sagt Maxim.

Kein Handy? „Opfer, Opfer, Opfer!“

„Meine Eltern haben gesagt, ich sei ein neuer Mensch gewesen, als ich aus dem Zeltlager zurückgekommen bin.“ Der Junge, der das sagt, klingt verschnupft, wie die meisten hier. „Weil ich freundlicher war und nicht so oft in meinem Zimmer.“

Es ist der letzte Morgen, wir sitzen im Zelt 13, von draußen tönt „It’s the final countdown“ herein. Überall liegen Pullis, dreckige Socken, Gummistiefel und halbleere Chipstüten. Während wir reden, packen die Jungs ihre Koffer. Sie sind zwischen zehn und zwölf Jahre alt, zu zwölft haben sie in diesem Zelt geschlafen. Alle reden durcheinander. „Kann jeder nochmal bei sich im Koffer gucken, ob er meinen Pullover hat?“, sagt einer etwas verzweifelt. Ein Junge mit weißer Cap und dreckigen Füßen hockt mit seinem ganzen Körper im Regal, weil er eine Socke erreichen will, die dahinter gefallen ist. Nur auf einen von ihnen wartet zuhause kein Handy. „Opfer, Opfer, Opfer“, nennt sein Kumpel ihn deswegen.

„Wenn ich zuhause nicht weiß, was ich machen soll, guck ich die ganze Zeit auf Whatsapp“, sagt der, der den anderen als Opfer bezeichnet hat. „Hier liest man dann halt ein Buch oder so.“ Oder Basketball, Fußball, Tischtennis, rufen die anderen durcheinander. Ein Junge im Ronaldo-Trikot versucht, seinen großen Koffer vom Regal aufs Bett zu hieven. „Wenn mir hier langweilig ist, geh ich einfach raus und spiele“, sagt er. „Wenn mir zu Hause langweilig ist, geh ich an mein Handy.“ Der neben ihm sagt seufzend: „Ich versuche die ganze Zeit, was dagegen zu machen. Ich sag mir, ich muss jetzt aufhören, aber ich mache nichts.“

Draußen schreitet der letzte Tag voran. Immer wieder tönen Aufrufe der Betreuenden über das Gelände, sich einzucremen, Kopfbedeckungen aufzusetzen und genug zu trinken. Es läuft „Hit the road Jack“, zwei 15-jährige Jungs laufen tanzend über den Zeltplatz. Ein paar Mädchen machen sich auf, ein letztes Mal Vögel beobachten. Ein Junge sagt zum anderen: „Du hast das Messi-Shirt gefühlt schon seit fünf Tagen an.“ „Na und? Ist auch nicht dreckig.“

Dann plötzlich Aufruhr. Zelt 18 wird von vier Betreuern gestürmt. Ein Betreuer hat die Jungs beim Vapen, dem Rauchen einer E-Zigarette, erwischt. Die acht Jungs werden in einen Raum gebracht und müssen dort eine Weile schmoren. Sie dürfen nicht mit den anderen Mittag essen. Die Lagerleitung und Betreuer von Zelt 18 diskutieren, was mit ihnen geschehen soll. „Wir müssen die Regeln durchziehen, die wir am Anfang angekündigt haben“, sagt einer der Leiter des Zeltlagers. Dann gehen sie mit vier Mann rein, der Betreuer des Zelts sagt den Jungs, wie enttäuscht er von ihnen ist und einen Tag vor dem offiziellen Ende werden sie nach Hause geschickt.

Danach fühlt es sich ein bisschen wie die Ruhe vor dem Sturm an. Alle warten darauf, dass endlich der letzte Abend beginnt. Unten am Wasser sitzen die Ex-Kinder, die jetzt zu groß sind, um ins Zeltlager zu kommen, die aber heute Abend als Besucher:innen dabei sein dürfen. Das Licht ist golden und blau, das Wasser glatt, und auf dem Steg steht eine Frau im Sonnenuntergang und hört eine Sprachnachricht ab und im Strandkorb schauen sich drei junge Leute ein Video an.

Wie finden die Kinder und Jugendlichen das Handyverbot im Zeltlager eigentlich? Ich frage sie das immer wieder. Wirklich alle finden es gut. Ich verstehe das: Ein klares Verbot von außen macht den Verzicht so viel einfacher, als sich selbst zu disziplinieren. Leider lässt sich das nicht so einfach in den Alltag übertragen, dafür gibt es viele praktische Gründe und auch den sozialen Druck. Im Zeltlager ist das handyfreie Leben für die Teenager die Norm, in der Draußenwelt ist es die Ausnahme.

Am Lagerfeuer heulen sogar die harten Jungs, die sich gestern noch als „fette Schwuchtel“ bezeichnet haben

Es dämmert, das große Lagerfeuer wird mit zwei langen Fackeln angezündet. Eine ganze Weile qualmt es nur, ohne dass ein Feuer zu erkennen ist. Sogar die Lagerfeuermeister werden nervös und dann endlich fängt es an zu brennen. Und es kommt, wie es kommen musste, das große Ende der zwei Wochen:

Kinder und Jugendliche stehen um ein Lagerfeuer. Es ist dunkel.

Am Lagerfeuer dürfen auch Jungs und Männer weinen. © Hanna Mattke

Am Lagerfeuer heulen sogar die harten Jungs, die sich gestern noch gegenseitig als „fette Schwuchtel“ bezeichnet haben oder „sei kein Mädchen“ riefen. Sie liegen sich in den Armen, schluchzen, halten sich aneinander fest, einer sitzt auf dem Schoß des anderen. Es ist ein bisschen wie im Fußballstadion, hier ist es okay zu weinen.

Auch die großen Mädchen weinen, umarmen und streicheln sich. Selbst manche der Betreuer haben Tränen in den Augen. Die kleinen Kinder heulen sowieso. Einem kleinen, blonden Jungen laufen pausenlos die Tränen runter, während er ins Feuer schaut. Ein Junge im Dortmund-Trikot legt ihm den Arm um die Schultern. Einer schreibt fleißig die Nummern von seinen neuen Freunden in seinen Notizblock.

Im Hintergrund läuft ein kitschiger Song nach dem anderen, in der Mitte brennt das Feuer und im Kreis stehen die Menschen, die zwei Wochen zusammen hier waren. Es ist auch ein Abschied von einer Zeit, in der andere Regeln gelten, in der es keine FOMO gibt, keine virtuellen Flammen und kein endloses Versacken vor dem Bildschirm. Dafür aber Arschbomben und neue Freundinnen, Streit und Langeweile, endlos gedehnte Stunden und Stunden, die sich wie Minuten angefühlt haben.

Nur eins interessiert die Kinder, als sie abgeholt werden

8 Uhr. Am Morgen nach dem Lagerfeuer haben beim Frühstück viele Kinder Striche im Gesicht, Überbleibsel der Streiche in der letzten Nacht. Im Waschraum liegen zerfledderte Papiertücher, die bei den Versuchen, den Edding aus dem Gesicht zu entfernen, zurückgeblieben sind. Ein Junge stützt sein Gesicht auf seine Hand, ein Mädchen trägt sogar Sonnenbrille, viele husten und immer wieder reißt jemand seinen Mund zum Gähnen auf.

Einige Kinder werden direkt vor Ort abgeholt. Eine Mutter sammelt ihren Sohn ein, und ich höre, wie er zu ihr sagt: „Nachher erstmal fünf Stunden PC und Handy!“ Ihre Umarmung hat er nicht erwidert.

Die anderen Kinder bringen Reisebusse wieder auf den Parkplatz in Itzehoe, wo es vor zwei Wochen losging. Dort warten die Eltern bereits unruhig. „Zu Hause werden die wahrscheinlich als Erstes aufs Handy gucken“, vermutet ein Vater. Eine Mutter neben ihm sagt: „Wahrscheinlich wird er mich sogar fragen, ob ichs dabei hab.“

Die Busse rollen ein und die Eltern laufen nach vorne zur Straße. Die Kinder kommen raus, ein kleines Mädchen springt ihrem Vater auf den Arm, der grinst, als hätte er sie verloren und wiedergefunden, ein Junge klammert sich an seinen Vater und vergräbt sein Gesicht freudig an seiner Schulter. Zelt 17 kommt noch ein letztes Mal zusammen und brüllt „Zelt 17“.

Und die Mutter von eben rollt mit dem Auto vorbei, fährt das Autofenster runter, die Sonnenbrille im Haar, und sagt: „War tatsächlich das Erste, was er gesagt hat.“ Sie klingt belustigt. Neben ihr sitzt ihr Sohn, der hochschaut, in seiner Hand sein Handy.

Zwei Tage vor Ende des Zeltlagers sollten die Kinder und Jugendlichen Feedbackbögen ausfüllen. Dort wurden sie gefragt, was zu kurz kam und was nächstes Mal anders gemacht werden sollte. Nicht so gefallen hat ihnen die „Waldrallye“, als sie im Wald verschiedene Aufgaben lösen mussten, und in Zukunft hätten sie gern öfter Kuchen am Nachmittag. Aber das Wort Handy kam kein einziges Mal vor.

Wie kann etwas, das scheinbar so wichtig ist, gleichzeitig so unwichtig sein?


Mein Kollege Bent Freiwald hat bei Krautreporter schon mehrmals über das Zeltlager am Stocksee geschrieben. Er kennt es, seit er Kind ist. Anschließend war er jahrelang Betreuer, seit 2018 leitet er das Lager gemeinsam mit zwei weiteren Personen. Vor dem Zeltlager hatte er in seinem Newsletter „The Kids Are Alright“ bereits erklärt, warum er Handys weiterhin verbietet. Die Inhalte dieses Textes liest er erstmals zum Erscheinen des Textes.

Redaktion: Theresa Bäuerlein, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Philipp Sipos, Audioversion: Iris Hochberger

Ein Sommer ohne Handy: Können Kinder das?

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