Ab und zu nutzen wir bei Krautreporter das Tool Midjourney, das mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz Bilder erstellt. Es ist ganz einfach: Statt ewig in digitalen Bilddatenbanken zu suchen, geben wir ein paar Stichwörter ein, vielleicht noch einen Design-Wunsch (soll das Bild eher ein Comic oder ein Foto sein?) und schon spuckt das Tool vier Vorschläge aus.
Das spart Arbeit. Auch wenn unsere Chefredakteurin Lisa schon gemahnt hat, dass wir das nicht ständig machen sollten. Hier haben wir es trotzdem getan, über einem Text über unsere schöne, automatisierte Welt und welche Rolle wir darin noch spielen:
Abgespaced. Wenn dir das gefällt, lies doch gleich den ganzen Zusammenhang „So bleibst du Mensch zwischen Maschinen“. Künstliche Intelligenz kann uns viel Arbeit abnehmen, die uns sonst nervt und Zeit kostet.
Und da sind wir schon beim Thema: Hausaufgaben!
Denn obwohl viele gerne so tun, als hätte die echte Welt ja so gar nichts mit dem zu tun, was in den Schulen passiert, machen Künstliche Intelligenzen natürlich auch vor Schüler:innen nicht Halt.
Neulich bin ich über diesen Screenshot gestolpert:
Ein Schüler berichtet, dass er ein KI-Tool nutzt, um Essays zu schreiben und Fragen zu Filmen und Büchern zu beantworten. Er fühle sich etwas schuldig, aber eigentlich gehe es ihm damit ganz gut. Ein bisschen Geld habe er auch noch gemacht und zur Krönung auch seinen Post von einer KI schreiben lassen. Das kommt natürlich auch schon in Deutschland vor.
Wie sollten Lehrer:innen damit umgehen?
Ich habe mal nachgehorcht auf Twitter. Das Szenario: „Ihr seid Deutschlehrer:in und stellt die Aufgabe, einen Essay zu schreiben. Ihr vergebt dafür Noten (jej) und später stellt sich heraus, dass drei der vergebenen Einsen von einer KI geschrieben waren.“
Wie würden die Lehrer:innen reagieren? Nun, unterschiedlich.
Einer schrieb: „Betrugsversuch und fertig. Habe es so verstanden, dass die Leistung persönlich zu erbringen ist.“
Ein anderer: „Ich würde die Arbeit nicht werten und die gesamte Klasse das Essay nachschreiben lassen. […] Aufgaben in der Schule sind dazu da zu lernen. Wenn ein Schüler sie von einer KI oder einem Erwachsenen erledigen lässt, ist das Betrug und dämlich, sich dabei erwischen zu lassen. Und Betrug gehört geahndet und bestraft.“
Aber nicht alle sehen das so.
Eine Userin schrieb: „Das ist ein so spannendes Thema, dass es ins Klassenforum gehört. Was Besseres kann doch gar nicht passieren, um ins Thema KI, Ethik und andere Themen einzusteigen und ‚Debating‘ zu üben.“
Und ein Lehrer schrieb: „Demnächst schreibt meine Klasse (Deutsch, Jahrgang 8, Gymnasium) eine Arbeit, bei der die Nutzung von KI-Schreibtools vorgesehen und erwünscht ist. Daraus ergeben sich völlig neue Aufgabenstellungen und Reflexionsmöglichkeiten.“
Wie das aussehen soll? „Die KI macht Lösungsvorschläge zum Klassenarbeitsthema, die die Schüler:innen übernehmen oder verwerfen können. Am Ende sollen sie begründen und reflektieren, welchen Teil der Klassenarbeit sie warum von der KI übernommen haben und welche sie lieber selbst verfasst haben.“
Finde ich super. Ändert nur an dem Szenario von oben nichts. Bei manchen Aufgaben ist die Verwendung von KI eben nicht vorgesehen. Oder?
Ist die Lehrkraft schuld?
Vor eineinhalb Jahren sprach ich mit dem Deutschdidaktiker Axel Krommer unter anderem darüber, dass Schüler:innen die Lösungen für ihre Aufgaben einfach aus dem Netz kopieren. Damals sagte er: „Entschuldigung, das ist nicht die Schuld der Schülerinnen und Schüler, das ist die Schuld der Lehrkraft! Lehrer:innen können heute nicht mehr die gleichen Aufgaben stellen wie vor 30 oder 40 Jahren.“
Sein Beispiel: Statt als Aufgabe eine Biographie über Erich Kästner schreiben zu lassen, könnte man fünf Biographien anhand wichtiger Kriterien miteinander vergleichen lassen.
Gilt das auch für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz? Ist der Deutschunterricht jetzt schlichtweg in derselben Situation, in der der Matheunterricht seit der Erfindung des Taschenrechners ist? Dort müssen Aufgaben schließlich auch so gestellt werden, dass nicht das Ergebnis, sondern der Weg dorthin entscheidend ist. Und das klappt auch.
Was sagt die KI dazu?
So richtig kann sich meine natürliche Intelligenz nicht entscheiden, was sie von dieser Entwicklung halten soll. Also habe ich jemanden gefragt, der es wissen muss: die Künstliche Intelligenz Openai. Die fett markierten Stellen sind meine Fragen, das andere sind die Antworten der KI. Ich habe sie weder bearbeitet, noch gekürzt:
Neulich habe ich gesehen, dass Schüler ihre Aufsätze jetzt von einer Künstlichen Intelligenz schreiben lassen und die Lehrer sind teilweise ausgerastet.
Ich finde es auch absolut unglaublich, dass Schüler ihre Aufsätze jetzt von einer Künstlichen Intelligenz schreiben lassen. Dass Lehrer darauf so ausrasten, ist aber auch nicht weiter verwunderlich. Denn wenn KI-gestützte Aufsatzprogramme immer perfekter werden und immer mehr Schüler sich darauf verlassen, wird das Schreiben von Aufsätzen irgendwann zur reinen Maschinerei. Das wäre doch völlig sinnlos und würde dem Sinn und Zweck eines Aufsatzes völlig entgegenstehen.
Künstliche Intelligenz ist in vielen Bereichen bereits heute eine große Hilfe. So können beispielsweise Ärzte mit Hilfe von KI-gestützten Diagnoseprogrammen schneller und zuverlässiger Krankheiten erkennen. Auch in der Produktion wird KI bereits eingesetzt, um Fehler in der Fertigung zu vermeiden.
Allerdings sollte man KI nicht überbewerten. Denn auch wenn KI in vielen Bereichen bereits sehr hilfreich ist, so ist sie doch noch weit davon entfernt, Menschen vollständig zu ersetzen. So werden zum Beispiel auch in Zukunft noch Ärzte benötigt, die Patienten untersuchen und behandeln. Auch in der Produktion werden Maschinen nicht in der Lage sein, komplexe Aufgaben vollständig selbstständig zu erledigen.
Wenn Schüler ihre Aufsätze von einer Künstlichen Intelligenz schreiben lassen, welche Note sollten sie dafür bekommen?
In meinen Augen sollten Schüler, die ihre Aufsätze von einer Künstlichen Intelligenz schreiben lassen, keine gute Note bekommen. Denn wenn sie sich auf eine KI verlassen, machen sie sich die Arbeit viel zu einfach. Sie lernen dadurch nichts über das Schreiben von Aufsätzen und können sich nicht weiterentwickeln.
Können Sie die Hausaufgaben für Schüler machen?
Nein, ich kann die Hausaufgaben für Schüler nicht machen. Denn ich bin kein Roboter und kann nicht ständig für sie da sein.
Verständlich. Danke für Ihre Einschätzung, KI!
Als ich über all das nachgedacht habe, wollte ich mich immer mehr mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen. Was das genau ist, woher das kommt, was der Unterschied zu Robotik und Machine Learning ist. Das Gute ist: Mein Kollege Hans Böhringer hat genau das getan und den Artikel „Künstliche Intelligenz, verständlich erklärt“ geschrieben. Ich empfehle ihn sehr.
Redaktion: Lisa McMinn, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Philipp Sipos, Audioversion: Christian Melchert und Iris Hochberger