Verschiedene Fotos aus 10 Jahren Krautreporter

©KR

Gute Nachrichten

Awww-Momente in zehn Jahren Krautreporter

14 Liebeserklärungen aus der Redaktion.

Profilbild von Krautreporter

Noch sind wir keine rebellischen Teenies. Krautreporter ist ja gerade mal zehn Jahre alt. Wobei der Start schon recht rebellisch war, mit dem bis dahin größten Journalismus-Crowdfunding in Deutschland. Was folgte, waren ein Jahrzehnt unabhängiger Journalismus, ein Online-Magazin mit Liebe zu den großen und kleinen Themen und ein Gefühl von Gemeinschaft. Darauf wollen wir zurückblicken:

„Menschen erzählen uns keine Geschichte, sie erzählen uns ihr Leben“

„Ich würde meine Geschichte nur bei euch erzählen. Weil ich Vertrauen in euch habe.“ Sätze wie diese habe ich immer wieder von Menschen gehört, mit denen ich für meine Artikel bei Krautreporter gesprochen habe. Es gibt mir ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich dieses Vertrauen verdient habe. Weil ich weiß, dass ich die Protagonist:innen in meinen Geschichten wirklich beschützen kann, wenn sie Geschichten erzählen, die schmerzhaft sind oder die sie verletzlich machen. Niemand bei Krautreporter wird mich dazu überreden, Menschen in meinen Artikeln bloßzustellen oder einseitig darzustellen, weil das mehr Klicks bringt. Und ich werde das auch nicht von anderen Autor:innen fordern, die ich betreue. Denn die Menschen, über die wir schreiben, erzählen uns nicht nur eine Geschichte, sie erzählen uns ihr Leben. Wie die Putzkraft am Flughafen, die ihren Job so sehr liebt, dass sie ihn kostenlos machen würde. Wie die Sexarbeiterin und ihre Klientin, eine Krankenschwester, die Schmerz für ihre Lust braucht. Oder wie der Ex-Nazi, der mir erzählte, wie er auf einmal nicht mehr richtig hassen konnte, als er zum ersten Mal seine neugeborene Tochter in den Armen hielt (das Interview ist mittlerweile nicht mehr online, weil er es sich so gewünscht hat). In einer Zeit, in der fast alle Medien um Aufmerksamkeit kämpfen, sind diejenigen, die Menschen mit Respekt behandeln, besonders wertvoll. Krautreporter ist für mich einer davon.

Theresa Bäuerlein, Reporterin für Sinn und Konsum

„Komm, wir probieren etwas aus“

Holztisch mit Büchern darauf, Chips und Getränken

Chips, Bier, ein Tamagotchi und dreimal Fallada | Foto: Martin Gommel

Wir stellten Stühle vor die Redaktion, unseren Holztisch, darauf Radler und da lagen sie: drei Ausgaben von „Wir hatten mal ein Kind“, ein Roman von Hans Fallada. Das war für mich ein besonderer Moment, weil wir damit den redaktionsinternen Buchclub starteten, den ich mit Kollegin Isolde Ruhdorfer aus Lust am Lesen gegründet hatte. Gemeinsam mit Praktikantin Lisa Bullerdiek besprachen wir die ersten 100 Seiten dieses Ungetüms von einem Roman und schwuppdiwupp waren anderthalb Stunden vergangen. Seitdem treffen wir uns alle zwei Wochen. Mit breitem Grinsen lesen wir seltsame oder fantastische Stellen, die wir in der Zwischenzeit gefunden haben und lachen über die lapidaren Dialoge, für die Fallada weltweit bekannt ist. Als ich an diesem Holztisch saß und in die begeisterten Gesichter meiner Kolleginnen blickte, wurde mir etwas klar. Das ist es, was meine Arbeit hier bedeutet: Komm, wir probieren was aus und wenn wir es mögen, bleiben wir dabei. Dafür liebe ich dieses Magazin.

Martin Gommel, Reporter für psychische Gesundheit

Krautreporter im Probebetrieb

Das Gründungsteam von Krautreporter

Gründungsfarbe: unschuldiges weiß | Foto: Susan Mücke

September 2014: Nur wenige Tage bis zum Launch, die Krautreporter-Redaktion steht in den Startlöchern. Die ersten fertigen Texte trudeln ein. Ich erinnere mich gut an die Aufbruchstimmung in diesen Wochen in der Fabriketage in Berlin-Neukölln und die Vorfreude auf den Start. Wir bereiteten uns auf den Moment vor, in dem das Magazin live gehen wird. Ich war als Gründungsredakteurin dabei. Ich redigierte Artikel von legendärer Länge, checkte Fakten und prüfte Quellen. Wir probten den Betrieb.

Susan Mücke, Geschäftsführende Redakteurin

„Mehr Unabhängigkeit geht nicht“

Menschen aus dem dem Gründungsteam von Krautreporter beim sich freuen

Hatte gar nichts vorbereitet, aber sich trotzdem gefreut: das Gründungsteam | Foto: Sebastian Esser

Ich möchte euch vom Freitag, dem 13. erzählen. Dem 13. Juni 2014. Zehn Jahre ist es her. An diesem Tag um 13 Uhr etwa ging unser Server in die Knie, weil Zehntausende Menschen „Reload“ drückten, um dabei zu sein, wenn Krautreporter die Zielmarke von 15.000 überschreiten würde. Und es geschah. Eine Millionen Euro in vier Wochen. Das hatte wirklich geklappt.

Im Büro freuten sich ein paar Leute aus dem Gründungsteam. Geplant war nichts, keine Party, kein Treffen. In den beiden Wochen zuvor hatte es nicht so ausgesehen, als ob wir es noch schaffen würden. Vielen im Publikum wäre auch das recht gewesen. Für sie war es unterhaltsam. Und man bekam eine Menge Aufmerksamkeit dafür, uns entweder toll oder doof zu finden.

Ich möchte mich im Nachhinein immer noch bei den zwei Dutzend Mitstreitenden erstens bedanken und zweitens entschuldigen, dass ich ihnen diesen Höllentrip aufgequatscht hatte. Ein bisschen hatten sie ihn auch mir aufgequatscht. Geschadet hat das ganze Erlebnis im Nachhinein niemandem. Trotzdem plagen mich bis heute Schuldgefühle. Denn es war unglaublich anstrengend!

Kürzlich fand die jährliche Generalversammlung der Krautreporter-Genossenschaft statt. Mein Co-Vorstand Leon Fryzser, der die Geschäfte leitet, konnte erneut einen Umsatz jenseits der Million verkünden. Wir sind stolz darauf, Steuern zu zahlen. Krautreporter ist mit seinem werbefreien, mitgliederfinanzierten Journalismus seit Jahren ein profitables Wirtschaftsunternehmen. Ich behaupte: Mehr Unabhängigkeit geht nicht.

Sebastian Esser, Herausgeber

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Wenn du noch kein Mitglied bist: Jetzt ist ein guter Zeitpunkt. Denn für Neu-Mitglieder haben wir im Geburtstagsmonat ein Sonderangebot: Das erste Jahr zum halben Preis.
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Krautreporter ist wie Linsensuppe

Nach meinem Praktikum ist Krautreporter für mich wie eine Linsensuppe. Nur vier Minuten Fußweg trennen die Redaktion von der „Bäckerei Kollwitz“. Da, Kollwitz- Ecke Sredzkistraße steht sie seit über 20 Jahren wie ein Fels in der Brandung gegen die Gentrifizierung. Das hat einen guten Grund: die Linsensuppe! Jede Mittagspause ruft mindestens ein Reporter oder eine Reporterin das L-Wort durch die Redaktion und der Marsch zum Bäcker des KR-Vertrauens wird angetreten. Und man könnte sagen, Krautreporter, das werbefreie Magazin, schlägt sich genauso wacker im Reich des werbefinanzierten Journalismus, wie sich die Kiez-Bäckerei gegen die neu eröffneten Hipster-Cafés durchsetzt. Das liegt klar am Produkt: Du weißt, was du kriegst, Preis und Leistung stimmen, und beim Lesen und Löffeln wird dir warm ums Herz!

Nabieha Ebedat, Praktikantin

„Was ist das denn für ein wundersamer Laden?“

Reporter Lars Lindauer vor einem Glitzervorhang

Reporter ohne Interviewgast vor Glitzervorhang, KI sei Dank | Foto: Martin Gommel (mit KI bearbeitet)

Die Mail kam um 3.02 Uhr, an einem Sonntagmorgen. Betreff: „Ankündigung einer Abmahnung“. Als ich die Nachricht sah, war ich hellwach. Der Interviewpartner, mit dem ich, damals noch als freier Autor, für ein Interview unterwegs war, hat das Gespräch komplett zurückgezogen. Und drohte mit seinem Anwalt. Wir hatten zuvor wochenlang E-Mails hin und her geschrieben, um das Gespräch abzustimmen. Eigentlich läuft es so: Interviewte bekommen Texte zwar zur Freigabe vorgelegt und können Einzelheiten korrigieren, aber in diesem Fall blieb kaum ein Buchstabe auf dem anderen. Wir hatten abgewogen, ob wir den Änderungen zustimmen sollten. Und letztlich wollte die Redaktion veröffentlichen. Der Ton in den Mails wurde immer ernster und mir immer mulmiger. Ich war irgendwann nur noch in Kopie dabei, andere hatten die Kommunikation übernommen. Und jetzt: keine Freigabe. Mir war das wahnsinnig peinlich. Das Interview war meine Idee. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, das halbe Team ist mit dem Thema beschäftigt! Und dann? Wurde ich Mitarbeiter der Woche! Die stellvertretende Chefredakteurin Esther Göbel, die den Text damals intern verantwortete, lobte mich in der „Lobesrunde zum Wochenende“ für meinen Umgang mit der ganzen Sache. Kein Anschiss, keine schlechte Stimmung, nichts. Was ist das denn für ein wundersamer Laden?

Lars Lindauer, Reporter

Die KR-Community macht vieles erst möglich

Alexander von Streit und Sebastian Esser beim Gründungsevent von Krautreporter

Alexander von Streit und Sebastian Esser (noch frustriert) | Foto: Alexander von Streit

Vor zehn Jahren machte jemand dieses Foto von Sebastian Esser und mir beim Endspurt-Event zum Krautreporter-Crowdfunding. Ich weiß noch, dass es ein sehr heißer Tag war und viele tolle Menschen vorbeigekommen waren. Das Foto entstand, kurz nachdem wir uns darüber unterhalten hatten, wie schlecht unsere Chancen stünden. In diesem Moment war ich komplett durch – und ziemlich frustriert.

Am nächsten Tag waren es plötzlich 10.000 Mitglieder und dann ging es immer schneller nach oben.
Als das Crowdfunding endete, zeigte der Zähler weit über 16.000 Unterstützungen für die Gründung von Krautreporter. Und als wir im Oktober mit den ersten Geschichten online gingen, hatte Krautreporter fast 18.000 Mitglieder. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, was für ein emotionaler Ritt diese Wochen für uns waren.

Viele blickten damals sehr gespannt darauf, ob das funktionieren kann. Wir waren so etwas wie eine Versuchsanordnung für die Medienbranche. Und es funktioniert. Weil es eine KR-Community gibt, die dieses Magazin möglich macht.

Alexander von Streit, Herausgeber

Neue Lehrsätze im Netz

Es war im Januar 2016, der Pegida-Winter lief auf Hochtouren, aber medial waren die Demonstrationen schon „durch“, wie wir Journalisten sagen. Sie waren keine Neuigkeit mehr. Immer weniger Texte erschienen über die Menschen, die da in Dresden auf die Straße gingen.

Darüber wunderte ich mich.

Eigentlich hatte noch gar niemand etwas Substantielles über diese Demonstrationen gesagt. Das sah ich so als Ostdeutscher, aber auch als Politikwissenschaftler. Pegida fand nicht im luftleeren Raum statt. Die Parolen hatten klare ideologische Bezüge, dahinter stand eine ganze, langsam wachsende Bewegung, die in Deutschland bis zu diesem Zeitpunkt nur Spezialisten als „Neue Rechte“ bekannt war.

Mehr zum Thema

Ich entschloss mich, all das aufzuschreiben. Der Text, der entstand, war eigentlich viel zu lang, fokussierte sich auf politische Ideologie, ein sperriges Thema, und kam womöglich zu spät. Und doch ist es der Text, auf den ich noch Jahre später von KR-Lesern angesprochen werde. Der Artikel war ein großer Erfolg und er zeigte mir, dass viele Lehrsätze, die jahrzehntelang in unserer Branche als „wahr“ hingenommen wurden, im Netz mit dem richtigen Publikum nicht gelten.

Rico Grimm, Politik- und Klimareporter

Normalerweise sind Feierabend-Arbeitsevents öde

Es gibt Dinge, die spare ich mir auf, damit ich mich dann umso mehr darüber freuen kann. Pizza bestellen zum Beispiel. Bei KR bestellen wir nur selten Pizza und wenn, ist es etwas Besonderes. Auf diesem Foto sieht es so aus, als wären wir mit einer seriösen Recherche beschäftigt. In Wahrheit notiere ich gerade die Pizzabestellung.

Menschen aus der Krautreporter-Redaktion beim Pizza bestellen vor einem Bildschirm

Das Trash-TV-Team bereitet sich standesgemäß auf den Abend vor: erstmal Pizza bestellen | Foto: Martin Gommel

Seien wir ehrlich, Arbeitsevents nach Feierabend sind normalerweise ätzend. Niemand will verkrampft ein Bier süffeln und dabei mit Kolleg:innen smalltalken, die man sowieso schon öfter sieht als die eigenen Freund:innen. Es sei denn, bei diesem Arbeitsevent handelt es sich um einen – Trommelwirbel – Trash-TV-Abend! An jenem Abend quetschten wir uns auf das geblümte Sofa in der Redaktion und schauten „Love Is Blind“, eine Serie, bei der die Teilnehmenden durch Trennwände hindurch miteinander reden und sich erst in echt sehen dürfen, wenn sie sich verlobt haben. Es ist genauso bescheuert, wie es sich anhört. Es ist großartig! Und weil ich so selten Pizza bestelle, ist das für mich auch mit diesem Trash-TV-Abend verknüpft.

Isolde Ruhdorfer, Reporterin für Außenpolitik

Als unsere Recherche im ZDF Magazin Royale erschien, war unsere Seite down

Im November 2022 stiegen unsere damalige Chefredakteurin Lisa McMinn und ich ziemlich k.o. aus einem Zug am Berliner Hauptbahnhof. Wir kamen aus Köln, wo am Vorabend eine Folge vom ZDF Magazin Royale aufgezeichnet worden war. Nicht irgendeine, sondern unsere Folge! Monatelang haben wir gemeinsam zu Waldorfschulen recherchiert, an diesem Abend sollte die Show ausgestrahlt werden. Unsere Redaktion war voll, alle Kolleg:innen waren gekommen. Lisa und ich klickten um Punkt 20 Uhr (da erscheint die Show in der Mediathek) bei insgesamt vier Artikeln auf „Veröffentlichen“. Wir klatschten ab und gingen zu den anderen, um die Sendung zu schauen. Als sie im linearen Fernsehen ausgestrahlt wurde, war für zwei Minuten unsere Seite down: zu viel Traffic. Anschließend gab es nichts mehr zu tun – außer zu feiern. Vielleicht zum ersten Mal in der KR-Geschichte spielten gestandene Redakteur:innen Trinkspiele. Einer von ihnen (ich verrate nicht wer) musste auf die Straße gehen, sich vor die Redaktion knien und laut schreien: „Ich liebe Krautreporter!“ Davon habe ich ein Video. Ab und zu gucke ich es mir an und erinnere mich zurück.

Bent Freiwald, Bildungsreporter

Wir haben eine neue Anschaffung: Baustellen-Ohrschützer

Vor ein paar Tagen habe ich Isolde Ruhdorfers Text redigiert. Ich habe schon mindestens zweimal „Hm“ gemacht und einmal „Ah“, als ich anfange zu lachen. Für Isolde unklar, ob ich lache, weil ich den „Witz“ im Text so lustig finde oder über den Versuch, einen Witz einzubauen.

Isolde schaut mich an, sagt sowas wie: „Ich kann nicht daneben sitzen, wenn du den Text kommentierst“ und setzt die großen Ohrenschützer auf, die eigentlich Bauarbeiter tragen, wenn sie mit einem Presslufthammer den Asphalt aufbrechen. Ungefähr genauso brutal ist es, wenn man den eigenen Text das erste Mal aus der Hand gibt.

Du weißt nicht, ob die Person den Text mit gebührendem Respekt behandeln wird. Du hast ein kleines bisschen Angst vor dem Feedback. Dass jemand sagen wird: „Das ist ja schon ganz gut, aber schreib doch nochmal neu.“ Dass mit dem Presslufthammer der Asphalt aufgebrochen wird, damit die Straße neu gepflastert werden kann. Tut weh, ist laut, aber manchmal nötig.

Deswegen ist es gut, dass wir jetzt Baustellen-Kopfhörer in der Redaktion haben. Damit man zumindest nicht live dabei ist beim Neupflastern. Bei Isolde nie nötig. Die Ohrenschützer sind auch gut, um Gespräche der Kolleg:innen über die Kardashians auszuschalten.

Lea Schönborn, Reporterin

Lichtblicke in der Corona-Pandemie

Januar 2021, Corona-Pandemie, isoliert, frustriert und verunsichert, kämpfte man sich durch den Tag. Da klingelte an einem Vormittag in meinem Tonstudio mein Smartphone. Eine sympathische Stimme holte mich aus der pandemischen Lethargie: KR-Vorstand Leon Fryszer fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, jeden Tag einen Beitrag für Krautreporter einzulesen. Wir sprachen über unabhängigen, werbefreien Journalismus, wie wichtig er ist, und Leon erzählte mir von der KR-Community. Mein Interesse war sofort geweckt! Ich war begeistert davon, wie gründlich recherchiert und ambitioniert geschrieben die Texte sind. Nach dem Gespräch konnte ich mir sehr gut vorstellen, eine der beiden KR-Stimmen zu werden. Vier Wochen später ging meine erste KR-Audioversion online. Seitdem habe ich gemeinsam mit meiner Kollegin und Co-Sprecherin Iris Hochberger weit über 1.000 Texte eingelesen. Ich erinnere mich sehr gerne an das erste Telefonat mit Leon. Es war ein großer Lichtblick in der Pandemie!

Christian Melchert, Sprecher

Vorstellungsgespräch in der Autovermietung

Astrid Probst beim Online-Vorstellungsgespräch in der Autovermietung

Ton in Ton mit dem Mietwagenanbieter-Design, Astrid beim Kennenlerngespräch | Foto: Astrid Probst

Im Stau, vierzig Kilometer vor Athen: Die Zeit lief, das Auto stand. Eine Stunde hatte ich noch. Das klappt niemals, dachte ich: Also schrieb ich eine Mail an Esther Göbel, dass ich unser spontanes informelles Vorstellungsgespräch um eine Stunde verschieben müsste. Völlig verschwitzt stürmte ich in die Autovermietung. Ich hatte noch zehn Minuten bis zum Termin. Zu wenig Zeit, um ins Hotel zu gelangen. Also saß ich bei Europcar. Loggte mich mit meinem Handy in deren Wlan ein und startete Zoom. Esther begrüßte mich im schwarzen Rollkragen. Sie sah so professionell aus, dass ich mich schämte – für meine Haare, verwuschelt vom Meerwasser, für mein Gesicht, rot von der Sonne und vom Stress, für mein fahriges Auftreten (wäre doch nur die verdammte Straße fahriger gewesen). Ich erinnere mich kaum an das, worüber wir gesprochen haben. Nur daran, dass mein Freund zwischendurch den Daumen hob und am Ende sowas sagte wie: Die finden deine Arbeit richtig toll! Ich war mir sicher, das wird nix. Wir gingen zurück zum Hotel und stießen auf meinen Geburtstag an. Und zwei Tage später auf meinen neuen Job! Und dieser Tage, auf zehn Jahre KR!

Astrid Probst, Reporterin

„Nie habe ich mich mehr wie ein Rockstar gefühlt!“

Zehn Jahre Krautreporter, das heißt in meinem Fall grob geschätzt 2.200 Ausgaben Morgenpost – und damit, ganz ehrlich, die beglückendste journalistische Arbeit. In Mails und Tweets (remember those?) schreibt ihr mir viel Lob, angemessene Kritik und erhellende ergänzende Quellen. Ich habe schon MoPo-Leserfamilien durch New York geführt und war einmal eine Geburtstags-Zoom-Überraschung. Nie habe ich mich mehr wie ein Rockstar gefühlt. Übrigens: Nichts löst so viele Rückmeldungen aus, wie das Ergebnis einer Wegwerfidee während der Newsletter-Konzeption: die täglich neue Abschiedsformel. Weil die gesamte Morgenpost wie ein freundschaftliches Gespräch klingen soll, hatte ich früh das Gefühl, sie solle fröhlich statt zynisch enden, mit Bezug auf eine der Nachrichten, die vorher erklärt wurden und sie soll sich vor allem nie über andere lustig machen, Gags sind maximal über mich selbst erlaubt. Menschen sagen mir immer wieder, dass ihnen diese paar seltsamen Wörtchen am Ende etwas bedeuten. Und es ist auch jedes Mal ein besonderer KR-Moment für mich.

Christian Fahrenbach, Reporter


Wenn du noch kein Mitglied bist: Jetzt ist ein guter Zeitpunkt. Denn für Neu-Mitglieder haben wir im Geburtstagsmonat ein Sonderangebot: Das erste Jahr zum halben Preis.

Redaktion: Astrid Probst und Lars Lindauer, Schlussredaktion: Susan Mücke, Audioversion: Christian Melchert und Iris Hochberger, Bildredaktion: Philipp Sipos

Awww-Momente in zehn Jahren Krautreporter

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