Collage: Eine Frau sieht durch ihre Sonnenbrille auf Schattenfiguren.

Jason LaVeris/Getty, Hilman Luthfi, Geraldine Li, David Boca, Jack Monach/Unsplash

Gute Nachrichten

Fünf Menschen, die gerade gute Laune machen

Eine Lyrikerin, die übers Weltall dichtet und ein Rapper mit besonders viel Spielfreude: Das sind nur zwei der Menschen, die mir gerade das Leben schöner machen.

Profilbild von Esther Göbel
Reporterin für Feminismus

Die wirklich allerbeste Nachricht liefere ich zuerst: Der Frühling ist da! Vorletzte Woche war nicht nur sein offizieller Beginn (am 20. März), am 31. März wird auch die Uhr eine Stunde vorgestellt. Nicht mehr lange und die Freibäder eröffnen wieder! Oder anders gesagt, willkommen zur aktuellen Ausgabe meines Gute-Laune-Newsletters.

Wir starten mit einem Buch, das den Frühling nicht besser begrüßen könnte, obwohl es schon im vergangenen August in Deutschland erschienen ist. Es heißt „Die Gouvernanten“ und kommt mit Blüten auf dem Cover und rosa Innen-Passepartout in seinem schönsten Kleid daher. Es ist ein wirklich ausgesprochen hübscher Band (so sieht das Cover aus). Geschrieben hat ihn die französische Schriftstellerin Anne Serre.

Anne Serres blickt in die Ferne. In der Hand hält sie eine Zigarette.

Sophie Bassouls/Getty Images

„Die Gouvernanten“ ist ein Buch, das mit den zeitgenössischen Texten, die sehr oft das eigene Ich thematisieren, so wenig zu tun hat wie der Sommer mit dem Winter. Es scheint so dermaßen aus der Zeit gefallen, als hätte jemand dieses Buch von weit weg auf der Erde und dem hiesigen Buchmarkt abgeworfen. „Die Gouvernanten“ ist, ja, was eigentlich? Märchen? Erotische Erzählung? Mystische Novelle? Ein Tagtraum in Buchstaben? Am ehesten alles zusammen.

Es geht um drei junge Damen, die irgendwo auf dem Land in einem Gutshaus dafür eingestellt wurden, auf die Kinder der Gutsbesitzer aufzupassen. Dabei langweilen sich die drei, sie wollen was erleben. In ihrer Freizeit planen die drei Damen deswegen ein Fest und vernaschen des nachts vollkommen hemmungslos einen Mann nach dem anderen, manchmal auch am Tag. Das ist die grobe Handlung, wobei ich eigentlich sagen müsste, dass es keine richtige Handlung im Sinne eines sich entwickelnden Narrativs gibt.

Aber das ist nur ein Teil der Faszination, die von diesem Buch ausgeht. Die andere besteht in der Sprache, in der alles blüht und schwelgt. Ich musste mich ein bisschen an den eigenwilligen Stil gewöhnen, aber nach den ersten Seiten macht es sehr viel Spaß, in diese so fremde Welt einzutauchen und sich mitreißen zu lassen vom großen Schwelgen. Viel zu schnell hatte ich zu Ende gelesen.

Weitaus realistischer unterwegs ist diese Dame (links im Bild):

Arlan Hamilton und eine andere Autorin blicken in die Kamera und halten das Buch der jeweils anderen.

Instagram von Arlan Hamilton @arlanwasheres

Bevor Arlan Hamilton, 43 Jahre alt, Risikokapitalgeberin wurde und Millionen um Millionen einsammelte, um dieses Geld in weibliche und Schwarze Gründer:innen oder solche aus der LGBTQI-Community zu investieren (sie selbst ist Schwarz, lesbisch, eine Frau und gehört damit allen drei benachteiligten Gruppen an), meinte die Realität es nicht gut mit ihr: Jahrelang litt sie unter Geldnot, manchmal war sie obdachlos und übernachtete mit ihrer Mutter im Auto oder am Flughafen. Sie besuchte nie ein College, schaffte sich das Wissen, das sie brauchte, laut eigener Auskunft selbst drauf.

Richtig durch startete sie erst mit 35 Jahren. Heute hat Hamilton ihren eigenen Wagniskapitalfonds namens Backstage Capital gegründet und in mehr als 200 Gründer:innen investiert; auf der Homepage von Backstage Capital muss man lange scrollen, wenn man sich alle durch Hamilton geförderten Start-ups anschauen will.

Ihr Job ist die „Wette auf großartige Menschen“, wie sie selbst sagt. Auf Leute also, die eine Idee haben, diese hartnäckig verfolgen und sich was trauen, nämlich ihr eigenes Business. Genau deswegen erzähle ich dir von Hamilton. Weil ich nicht nur ihre Biographie imponierend finde, durch die sich Hartnäckigkeit, Kampfgeist und eine große Neugierde für andere Menschen und deren Ideen ziehen. Sondern weil ich auch das inspirierend finde, was sie mit ihrem Fonds tut. Immerhin gehen in den USA 90 Prozent der Risikokapitalfinanzierung an weiße Männer. Hamilton tritt an, um das zu ändern. Was man daraus mitnehmen kann? Glaube an deine eigene Idee!

Und jetzt wird es ein bisschen speziell. Denn was bitte haben die NASA und Lyrik miteinander zu tun? „Absolut gar nichts!“, würdest du antworten? Nun ja. Ada Limón und die NASA sehen das anders.

Ada Limon steht vor einem Bücherregal.

Ayna Lorenzo

Limón ist die 24. „Poet Laureate of the United States“. Als diese hat die NASA sie mit einem besonderen Auftrag bedacht: Im Oktober wird die Raumsonde Europa Clipper zum zweiten Jupitermond Europa aufbrechen. Der Mond verfügt über eine dicke Eisschicht, doch darunter, so hoffen die Forscher:innen der NASA, könnte sich ein riesiger Ozean verbergen, der potentiell Leben beherbergen könnte. Doch Europa Clipper soll nicht allein für Jahre durchs Weltall reisen. Er wird eine Botschaft mit sich tragen: ein Gedicht von Ada Limón (und zig Namen von zufällig ausgewählten Menschen aus der ganzen Welt, eingraviert in Mikrochips).

Mehr zum Thema

Der Mensch erforscht die Tiefen in sich genauso wie im All, er sucht nach Antworten. Ein intrinsisches menschliches Bedürfnis, welches sich nicht abstellen lässt. Das, so sagte Limón jüngst auf dem SXSW-Festival in Texas, habe die Weltraumforschung mit der Lyrik gemein. Ich finde, sie hat recht, liegt doch im All wie in der Poesie ein großes Staunen. Hier kannst du dir Limóns Gedicht an den Jupitermond Europa von ihr selbst vorlesen lassen und dir ihre Verse auch nochmal in Gänze anschauen.

Wir kommen zurück in weltliche Sphären. Und ich muss an dieser Stelle eine Bildungslücke offenbaren. Wenn dir der Name Aya Nakamura etwas sagt, bist du weitaus schlauer als ich. Denn ich hatte von der jungen Dame und Sängerin bis vor Kurzem noch nie gehört.

Dabei hat die in Mali geborene, aber in Frankreich aufgewachsene und lebende Nakamura schon vor einigen Jahren einen Hit gelandet, den auf Youtube fast eine Milliarde (!) Menschen angeklickt haben. Heute kann sie sich die weltweit bestverkaufte frankofone Sängerin nennen. Wie konnte dieser Name an mir vorbeigehen?! Vor allem, weil besagter Hit, der ihr damals den Durchbruch brachte, so ein Ohrwurmpotential hat.

Aufmerksam wurde ich jüngst auf sie, weil sie angeblich die diesjährigen Olympischen Spiele in Paris eröffnen und dort einen Song von Edith Piaf singen soll. Die Gerüchteküche führte in Frankreich zu einer großen Debatte und vor allem zu rassistischen Diffamierungen gegenüber Nakamura aus der rechten Ecke: Weil sie in Mali geboren sei, könne sie Frankreich nicht bei den Olympischen Spielen repräsentieren, sie sei doch nicht französisch genug, so der haarsträubende Vorwurf. Der ist natürlich überhaupt kein Grund für gute Laune. Doch ändern die Beschimpfungen von rechts nichts an Nakamuras Erfolg. Auch nichts an ihrem großartigen Hit, den ich beim Verfassen dieses Newsletters ungefähr 20-mal hintereinander angehört habe – und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.

Zum Schluss noch ein zweiter Musiktipp. Wer das Leben gerade grau-beige im Sinne von fad findet, der oder dem empfehle ich dringend dieses kleine Konzert von Tyler, the creator im Rahmen der Tiny-Desk-Reihe, die der US-Rundfunkverband NPR verantwortet.

Tyler steht auf einer Straße und blickt in die Kamera. Er hat die Arme in die Hüften gestemmt.

Pierre Mouton/Getty Images

Ich bin kein dezidierter Fan von Hip-Hop, ich habe null Ahnung von Rap – aber ich bin ein absoluter Fan dieser Performance. Denn Tyler und seine zwei Backgroundsängerinnen, die hier gemeinsam mit ihm im Vordergrund stehen, jammen, singen und rappen mit so viel Leidenschaft, Spielfreude und Spontanität, dass ich die These wage: Es ist quasi unmöglich, sich davon nicht anstecken zu lassen. Du magst das Video mit schlechter Laune und halb hängenden Lidern starten, aber du wirst mit wachem Blick, wackelnden Hüften und einem Grinsen im Gesicht rausgehen wollen in die Welt. Die doch niemals eintönig ist, auch wenn es sich manchmal so anfühlen mag. In diesem Sinne: raus mit dir!

Und das war’s schon wieder mit meinen Gute-Laune-Tipps für diesen Monat. Aber auch in der nächsten Folge meines Newsletters werde ich wieder schwärmen, wird es wieder heißen: „You call it madness – but I call it love.“ Und weil Liebe und gute Laune ja bekanntlich noch größer werden, wenn man sie teilt: Ich würde mich sehr freuen, wenn du meinen Newsletter weiterleiten und mit deinen Freund:innen und Bekannten teilen würdest!


Redaktion: Theresa Bäuerlein, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion und Grafik: Philipp Sipos