Zum Start kriegst du gleich eine der besten Nachrichten derzeit: Der Winter ist fast geschafft! Und damit herzlich willkommen in meinem Gute Laune-Newsletter! 😊
Wir legen los mit ein bisschen Unterhaltung und dieser Dame:
Matt Winkelmeyer / Getty Images
Das ist Da’vine Joy Randolph, die gerade für ihre Nebenrolle in dem Film The Holdovers einen Preis nach dem nächsten abräumt, zuletzt den BAFTA. The Holdovers ist als „Bester Film“ für den Oscar 2024 nominiert, ein sehr cutes und rührendes Werk. Es geht darin um eine Internatsschule für Jungs in der Nähe Bostons im Jahr 1971. Das Weihnachtsfest steht vor der Tür, alle reisen nach Hause, fünf Schüler aber müssen über die Ferien gegen ihren Willen im Internat bleiben. Zunächst zumindest. Am Ende dürfen vier der fünf doch noch in Skiferien fahren, nur ein einziger Schüler bleibt unfreiwillig zurück – mit Lehrer „Glubschauge“, der antike Geschichte liebt und unter seinen sadistischen Zügen ein schüchternes Herz verbuddelt hat. Und mit der Leiterin der Schulkantine, Mary. Die ist nicht weniger gebrochen vom Leben als „Glubschauge“, weil ihr Sohn im Teeniealter verstarb. Davon hat Mary sich nie mehr erholt, auch wenn der Tod ihres Sohnes schon Jahre zurückliegt.
Da’vine Joy Randolph spielt Mary – und ist dabei, was soll ich sagen: einfach umwerfend! Weil sie dieser Nebenrolle so viele Nuancen verschafft. Ich fand sie wegen der Herzlichkeit, die sie ausstrahlt, so sympathisch, dass ich mir beim Anschauen des Films auch eine Mary in meinem Leben gewünscht habe! Für mich ist es also absolut kein Wunder, dass Da’vine Joy Randolph für diese Rolle für den Oscar nominiert wurde.
Wir kommen zu einer anderen großen Preisverleihung, nämlich zu den diesjährigen Grammys, und damit zu einer anderen großen Künstlerin. Du würdest sie vielleicht nicht auf Anhieb an ihrem Foto erkennen, oder?
Amy Sussman / Getty Images
Aber wenn du auf diesen Link klickst, vorher noch schnell die Augen schließt und sie einige Momente geschlossen lässt, während die Musik läuft, bin ich mir sehr sicher, dass du sofort weißt, wen ich meine.
Na? Erkennst du, wer hier singt?
Genau: Tracy Chapman! Du kannst die Augen jetzt öffnen, das Video zu besagtem Link laufen lassen und dir anschauen, wie sie ihren 36 Jahre alten Super-Hit „Fast Car“ auf der Grammy-Verleihung Anfang Februar gesungen hat. Aber Achtung: Der gemeinsame Auftritt mit Luke Combs hat absolutes Schmelz-Potential! Die Performance der beiden hat ihnen nicht nur Standing Ovations des Publikums beschert, unzählige begeisterte Online-Kommentare und womöglich ein kleines, nostalgisches Tränchen meinerseits hust – sondern sie direkt in die Top 10 der amerikanischen Billboard-Charts geschossen. Ich kriege immer noch jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich das Video anschaue, hach!
Wir bleiben bei der Kunst, kommen aber zur Literatur. Auf das im Februar erschienene Buch von Ilona Hartmann habe ich lange gewartet. Man könnte fast sagen: Ich habe „Klarkommen“ entgegengefiebert. Weil ich schon Hartmanns Debüt „Land in Sicht“ so großartig fand. Das hier ist die Autorin übrigens:
Lenny Rothenberg
Hartmann hat eine Gabe, über die nur wenige Autor:innen verfügen: Sie kann sehr witzig schreiben. Was darin resultiert, dass ihre Figuren immer auch ein bisschen am Leben scheitern – aber auf die sympathischste und lustigste aller Arten. Das war schon in ihrem Debüt „Land in Sicht“ so und setzt sich auch in „Klarkommen“ fort. Das Buch ist ein Roman über eine junge Frau, die gerade den Sprung vom Teenie- ins Erwachsenen-Dasein versucht, genauso wie jenen vom langweiligen Dorf in die Großstadt. Beides gelingt ihr so: naja. Alles in der vermeintlich aufregenden Stadt (mutmaßlich Berlin) ist viel banaler, als die 18-jährige Hauptdarstellerin es sich in ihrer Sehnsucht nach Leben vorgestellt hat.
Es geht in Hartmanns Buch ums Coolsein beziehungsweise darum, erstmal Peinlichkeiten zu vermeiden, um Kneipenabende und eine missverstandene Schwärmerei. Alles nichts Außergewöhnliches für einen coming-of-age-Roman. Es passiert auch gar nichts Großartiges. Aber: Es ist sehr lustig, finde ich.
Hartmanns Buch geht schon gut los, und zwar mit diesem Prologsatz: „Ich wollte wirklich gerne meine Jugend verschwenden, aber doch nicht so.“
In dieser Art geht es weiter, und Hartmann schafft es immer wieder, grandiose Sätze einzubauen, die zwar das Scheitern beschreiben, aber gleichzeitig so viel Spaß machen: „Das erste Jahr in der großen Stadt war achtlos an uns vorbeigelatscht wie eine Passantin, während wir in der Spiegelung eines Ladenfensters überprüften, ob wir gut aussahen (nein).“
„Klarkommen“ hat meine Laune um einiges gesteigert, muss ich sagen. (Und noch ein Tipp am Rande: Ich habe es gemeinsam mit meinem besten Kumpel gelesen. Wir haben es gleichzeitig gekauft, jede:r ein eigenes Exemplar. Dann hat jede:r für sich losgelegt mit dem Lesen, damit wir uns später darüber austauschen konnten. Weil geteilte Fan-Liebe immer noch die beste ist.)
Wir kommen zum Thema Politik. Und ja, selbst wenn du es nicht glauben magst: Auch die kann zuweilen Spaß und gute Laune machen. Zumindest, wenn es um diese Frau geht:
picture alliance / Metodi Popow | M. Popow
Das ist Heidi Reichinnek. Die 35-Jährige kann sich seit Mitte Februar nicht nur eine der beiden neuen Vorsitzenden der verbliebenen Linken im Bundestag nennen. Sie ist vor allem ein Tiktok-Talent! Von deutschen Politiker:innen haben unerfreulicherweise nur welche von der AfD mehr Follower:innen auf Tiktok als Reichinnek (ok, und Sahra Wagenknecht.) Man könnte auch sagen: Reichinnek ist in den Kampf gegen die AfD gezogen, die auf Tiktok leider die erfolgreichste aller deutschen Parteien darstellt.
Den Kampf führt Reichinnek äußerst schlagfertig, einfallsreich und furchtlos, siehe zum Beispiel hier. Ihre Redebeiträge im Bundestag haben was von Reden in der Bütt (stimmt: Karneval war ja auch noch im Februar, Helau und Alaaf nachträglich!), ihre Videos sind klug, schnell und deswegen auch sexy. „Irgendwie gibt die mir Dakota Jones-Vibes“, lautet dann auch einer der Top-Kommentare. Wenn politische Kommunikation nur immer so wäre!
Zum Schluss wird es nochmal richtig persönlich. Für die Recherche zu meinem jüngsten Text, den du hier lesen kannst, durfte ich Petra Graf kennenlernen. Frau Graf ist 73, sieht aber aus wie das blühende Leben, wohnt in Berlin, arbeitet als gelernte Einzelhandelskauffrau in einem Geschäft für Lederwaren – und kuschelt in ihrer Freizeit fremde Babys. Jawohl, du hast ganz richtig verstanden: fremde Babys. (Mehr dazu und wieso das nicht creepy, sondern überaus sinnvoll und herzerwärmend ist, erfährst du in dem verlinkten Text.)
Wenn es den Ausdruck „positive Ausstrahlung“ noch nicht gäbe, müsste man ihn für Frau Graf erfinden. Und wenn ich selbst einmal alt bin, will ich so werden wie sie: Trotz aller Schicksalsschläge nicht verbittert, trotz aller Lebensjahre noch positiv und voller Neugierde. Frau Graf ist dazu auch noch herzlich und überaus freundlich. Kann man sich ein Beispiel dran nehmen, finde ich. Und sich noch an eine weitere Sache erinnern: Die Menschen in unserem Leben entscheiden mit darüber, wie wir uns fühlen. Nie vergessen!
Das war’s schon wieder mit meinen Gute-Laune-Tipps für diesen Monat. Aber auch in der nächsten Folge meines Newsletters werde ich wieder schwärmen, wird es wieder heißen: „You call it madness – but I call it love.“ Und weil Liebe und gute Laune ja bekanntlich noch größer werden, wenn man sie teilt: Ich würde mich sehr freuen, wenn du meinen Newsletter abonnierst. Hier gehts lang. Vielen Dank!
Redaktion: Theresa Bäuerlein, Schlussredaktion: Isolde Ruhdorfer, Bildredaktion: Philipp Sipos