Das ist die erste Folge meines neuen Newsletters, in dem ich mich ab jetzt einmal im Monat verknallen werde. Ja, du hast richtig gelesen: Ich will schwärmen! Schwelgen! Überlaufen vor Begeisterung!
Weil Schwärmen Spaß macht, weil Euphorie schön ist, weil das Leben dann schneller wird: raus aus dem Trott, rein in die Endorphine! Und weil ich, ganz ehrlich, keine Lust mehr habe auf Negativschlagzeilen und Twitter-Doomscrolling. Sollen die anderen doch die Welt schwarzmalen. Ich freue mich lieber.
Deswegen präsentiere ich dir in diesem Newsletter jeweils zum Monatsende fünf Menschen, die mich besonders begeistern. Fünf? Ja! Weil ich mich auf eine Person allein nicht festlegen wollte; es gibt so viele tolle Leute da draußen! Hier kommen meine Top 5 für den September:
Manchmal tritt die Liebe ja durch die Hintertür in ein Leben, in diesem Fall durch ein Buch. In dem geht es um einen Wal, der am Strand angeschwemmt und von der Inselgemeinschaft zersägt wird; um eine Familie, in der das Leben seinen Unfug treibt; um einen Sohn, der abhanden kommt. Zugegeben: Klingt nicht nach Stoff für diesen Newsletter. Aber ich spreche hier nicht von irgendeinem Buch, sondern von Dörte Hansens neuem Roman „Zur See“, der gerade erschienen ist. Hansens erstes Werk „Altes Land“ stand 2015 als Jahresbestseller auf der Spiegel-Beststellerliste, genauso wie der Nachfolge-Roman von 2018, „Mittagsstunde“. Du kannst es dir also denken: Ich war ganz schön aufgeregt, als ich Hansens neues Buch beim Verlag bestellte, um es vor der eigentlichen Veröffentlichung schon mal lesen zu können.
Und was soll ich sagen? Dörte Hansen schafft es wieder, die ganz großen Gefühle anzuzapfen. Hansens Charaktere sind außen rau und innen weich, die Autorin skizziert deren Schmerz so gekonnt, dass es am eigenen Herzen rüttelt. Ich weiß gar nicht, ob ich letztlich in Dörte Hansen oder in ihre Figuren verknallt bin, jedenfalls: „Zur See“ passt zu verregneten Wochenendtagen wie Fische zum Wasser, man will sich in Hansens Melancholie einwickeln wie in eine warme Decke. Wer noch ein Buch für den Herbst sucht, ist damit bestens versorgt! Hier gehts zur Leseprobe.
Diese Kostüme! Die Ästhetik! Und das schöne rollende R!
Wem Dörte Hansen allerdings zu mainstreamig ist, der oder die freut sich vielleicht über die folgende Dame: Björk. Die haut endlich ihr neues Album raus, und zwar heute. Fünf lange Jahre habe ich darauf gewartet; die letzte Platte von Björk, „Utopia“, erschien 2017. Aber Liebe ist ja geduldig, angeblich. Meine nicht so, doch kommen wir zurück zu Björk. Man muss natürlich genau das an ihr mögen, was Kritiker:innen an ihr hassen, um sie lieben zu können: das Abstrakte, ihre Sperrigkeit, das Theatralische, diese Entrücktheit, die Björk transportiert.
Wer jetzt die Augen verdreht, findet all das zu anstrengend. Verstehe ich gut, ist mir aber wurscht. Wahre Liebe erträgt ja bekanntlich jede Kritik. Weswegen ich die neue Single direkt sechsmal hintereinander angeschaut habe. Und ich meine hier wirklich: ange-schaut. Nicht nur ange-hört. Weil sich Björks Genialität erst durch ihre Musikvideos offenbart. Ist doch jedes von ihnen ein eigenes Kunstwerk. Diese Kostüme! Die Opulenz! Die ganze Ästhetik! Dazu auch noch ein Orchester! Und Björks eindringliche Stimme! Ihr rollendes R! Für mich bleibt die Isländerin Pop-Königin Nummer 1.
Weil das Leben allerdings aus mehr besteht als aus Büchern und Musik, geht es weiter mit ein bisschen Politik. Sich in eine deutsche Politikerin oder einen deutschen Politiker zu verknallen, klingt wie ein Witz (oder nicht?). Es reicht aber ein Blick nach Spanien, schon wird es einfacher. Zumindest für mich als Feministin. Denn in Spanien gibt es Irene Montero. Sie ist das jüngste Mitglied der dortigen Regierung, 34 Jahre alt, Gleichstellungsministerin und mitverantwortlich für die progressive Frauenpolitik Spaniens.
Dort wurde vor Kurzem nicht nur das Sexualstrafrecht dahingehend verschärft, dass sexuelle Übergriffe nun einfacher als Vergewaltigung bestraft werden können. Irene Montero hat sich zum Beispiel auch dafür engagiert, dass Spaniens Frauen in Zukunft Urlaub nehmen können, wenn sie unter starken Regelschmerzen leiden. Bis zu fünf Tagen Lohnfortzahlungen sollen Frauen pro Monat einfordern können, wenn sie besonders schlimme Beschwerden aushalten müssen. Montero will außerdem die Mehrwertsteuer für Hygieneprodukte wie Binden oder Tampons senken. Und dann wäre da noch das fortschrittliche Abtreibungsrecht Spaniens: Wenn es nach Montero und ihrer Partei geht, sollen 16- und 17-jährige Frauen in Zukunft auch ohne die elterliche Einwilligung eine Abtreibung durchführen lassen können. Und das im katholischen Spanien!
Mein Lieblingsmann im September ist der netteste Vermieter Deutschlands
Und was geht in Deutschland? Mein Lieblingsmann in diesem Monat heißt Norbert Fentker, ist 56 Jahre alt und wohnt in Glandorf, Niedersachsen. Norbert Fentker ist zwar nicht berühmt – er ist es aber im September fast geworden. Die Bild-Zeitung hat ihn jedenfalls zum „nettesten Vermieter Deutschlands“ gekürt. Denn Norbert Fentker senkt seinen 22 Mieter:innen für mindestens ein Jahr die Miete um jeweils 120 Euro. Wegen der steigenden Energiekosten. Damit verzichtet er freiwillig auf Mieteinnahmen in Höhe von 31.680 Euro!
Zum Schluss ein bisschen Pathos. Gehört ja schließlich auch zur Liebe dazu. In den USA wurden im September wieder die Emmys verliehen. Ich könnte mich jetzt lange, wirklich sehr lange über die wahnsinnig tolle Frisur dieser Dame hier auslassen, aber mehr noch als die Frisur von Sheryl Lee Ralph hat mich ihre Dankesrede begeistert – oder sollte ich eher sagen: ihre Dankes-Oper? Schau es dir am besten selbst an.
Das waren meine sehr persönlichen Top 5 für den September, aber ich bin mir sicher, auch im Oktober gilt wieder: You call it madness, but I call it love!
Weil Liebe größer wird, wenn man sie teilt, schreib mir doch, wen du gerade toll findest, wer dich begeistert hat!
Redaktion: Lisa McMinn, Bildredaktion: Philipp Sipos, Schlussredaktion: Susan Mücke