1. Von der Putzkraft zur Abgeordneten im französischen Parlament
Bei der jüngsten Parlamentswahl in Frankreich hat Rachel Kéké in ihrem Wahlkreis im Pariser Osten gegen Macrons Ex-Sportministerin Roxana Mărăcineanu gewonnen. Damit tritt zum ersten Mal eine Putzkraft in die französische Nationalversammlung ein, als Mitglied des linken Bündnisses „Neue ökologische und soziale Volksunion“ (NUPES). Kéké ist 48 Jahre alt, fünffache Mutter, kommt ursprünglich von der Elfenbeinküste und ist seit 2015 französische Staatsbürgerin. Ihre Schule hatte sie nach der vierten Klasse beenden müssen und arbeitete seit 20 Jahren in Frankreich als Putzkraft. Eine politische Ausbildung hat Kéké also nicht, jedoch weiß sie als Gewerkschafterin was Politik in der Praxis heißt: 2019 ist sie für einen erfolgreichen Streik der Putzkräfte der Hotelkette Ibis landesweit bekannt geworden.
2. Schluss mit Verschwendung
Lebensmittel zu verschwenden, halten manche für eine Schande. In Spanien könnte das Verschwenden bald unter Strafe stehen. Nach Angaben des spanischen Ministeriums für Landwirtschaft werden jährlich 1,36 Millionen Tonnen an Lebensmitteln im Land weggeworfen. Dagegen hat die Regierung von Pedro Sánchez jetzt einen Gesetzentwurf entwickelt. Dieser schreibt eine Strafe von bis zu 60.000 Euro für Unternehmen vor, die vermeidbare Lebensmittelabfälle verursachen. Dazu werden Supermärkte verpflichtet, die Preise von nicht mehr lange haltbaren Produkten zu senken. Restaurants und Kneipen sollen das übrige Essen ihrer Gäste kostenlos zum Mitnehmen einpacken. Nächstes Jahr soll das Gesetz in Kraft treten.
3. „Housing first“ in der US-Stadt Houston
The New York Times am 14. Juni 2022
Die texanische Stadt Houston kämpft erfolgreich gegen die Obdachlosigkeit dank des Prinzips „Housing First“. Das heißt: Eine obdachlose Person kann direkt von der Straße in eine Wohnung einziehen, ohne Vorbedingungen. Die Kosten übernimmt die Stadt. Die Houstoner Verwaltung hat das Verfahren dafür beschleunigt: Anstatt der vorherigen 720 Tage wartet eine Person jetzt im Durchschnitt nur 32 Tage auf eine Wohnung. Und sie wohnt dort meistens über zwei Jahre lang. Seit 2011 ist die Zahl der Obdachlosen damit um 25.000 und damit um knapp zwei Drittel zurückgegangen. Das geht dem Houstoner Bürgermeister Sylvester Turner aber noch nicht weit genug: Er hat ein neues Programm von 100 Millionen Dollar angekündigt, um die Zahl der Obdachlosen bis 2025 zu halbieren.
4. Reparaturbonus gegen Elektroschrott in Thüringen
Wer schon mal ein Handy mit kaputtem Bildschirm in der Hand gehabt hat, weiß: Ein neues zu kaufen, ist meistens billiger, als das alte Gerät zu reparieren – schneller geht das auch. Smartphones, Kühlschränke, Fernseher und jede Menge Geräte: Im Durchschnitt produziert eine Person in Deutschland jedes Jahr 20 Kilo Elektroschrott. Um diesen Trend umzukehren, haben das Umweltministerium und die Verbraucherzentrale Thüringen ein Projekt gestartet: Sie übernehmen die Hälfte der Reparaturkosten der Elektrogeräte ihrer Bürger:innen – bis 100 Euro jährlich pro Person. Das Förderprogramm ist im ersten Jahr so erfolgreich gewesen, dass es jetzt mit höherem Budget neu aufgelegt wird.
5. Geld und Therapie gegen Kriminalität: ein Vorbild aus Liberia
Kriminalität durch finanzielle Unterstützung und einige Stunden Verhaltenstherapie zu bekämpfen: Es funktioniert. Das zeigt eine Studie, die in Liberia von vier US-Wissenschaftler:innen geführt würde. Sie haben die positiven Effekte eines sozialen Programms in Monrovia analysiert, der Hauptstadt des westafrikanischen Landes. Das Programm betraf 999 kriminalitätsgefährdete Männer: Ein paar Wochen lang haben einige von ihnen Geld bekommen, andere erhielten verhaltenstherapeutische Sitzungen, wieder andere beides. Bei dieser letzten Gruppe sind die Ergebnisse überraschend eindeutig: Zehn Jahre nach Programmbeginn hat etwa die Hälfte dieser Männer immer noch kein Verbrechen begangen. Das erfolgreiche Experiment hat ein ähnliches Programm in der US-Stadt Chicago inspiriert.
Redaktion: Anna Dotti, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Philipp Sipos, Audioversion: Christian Melchert