Ein Lagerarbeiter steht zwischen hohen Regalen. Er trägt einen Helm und eine Maske. In der Hand hält er ein Klemmbrett

© Mauricio Gutiérrez

Gute Nachrichten

Fünf gute Nachrichten, die im März untergegangen sind

Wir haben sie gesammelt!

Profilbild von von der Krautreporter-Gruppe für Lösungen

Unter den vielen Nachrichten, die Tag für Tag auf uns einprasseln, verstecken sich auch positive News. Die Mitglieder der Krautreporter-Facebook-Gruppe „Gute Nachrichten – Lösungen hat die Welt“ und des KR-Discordchannels #gute-nachrichten sammeln diese Meldungen. Die folgenden fünf sind die beliebtesten, die die Mitglieder im März 2022 geteilt haben:

Berliner Initiative holt Schwarzfahrer:innen aus dem Gefängnis

Hinz und Kunzt am 1. Februar 2022

Eine Bahnfahrt ohne Ticket kann unter Umständen im Gefängnis enden.
Denn wer wiederholt dabei erwischt wird und das Strafgeld nicht bezahlen kann, muss eine sogenannte Ersatzfreiheitsstrafe antreten. Die Berliner Initiative „Freiheitsfonds“ holt Menschen aus der JVA, die eine solche Haft absitzen. Die Initiator:innen machen dabei vor allem darauf aufmerksam, dass Menschen, die kein Geld für ein Ticket haben, wohl auch keine höhere Strafe zahlen können. Im Juli 2021 verbüßten deutschlandweit rund 850 Menschen eine solche Ersatzhaft. Das ging aus einer gemeinsamen Recherche vom „ZDF Magazin Royale“ und der Onlineplattform „FragdenStaat“ hervor. Seit Dezember letzten Jahres sammelte die Initiative „Freiheitsfonds“ mehr als 212.000 Euro Spenden und konnte damit Strafzahlungen von 194 Inhaftierten übernehmen. Doch das ist nicht der einzige positive Effekt. Das kommt auch der Allgemeinheit zugute, denn Ersatzfreiheitsstrafen kosten auch die Steuerzahler:innen Geld: rund 150 Euro pro Hafttag.

Umweltschutz auf eigene Faust – Bürger:innen handeln selbst

Riffreporter am 9. März 2022

Um der Plastikverschmutzung in den Weltmeeren entgegenzutreten, haben die Vereinten Nationen beschlossen, bis zum Jahr 2024 ein globales Abkommen zur Bekämpfung von Plastikmüll auf den Weg zu bringen. Für die Umweltorganisation Bica (Bay Island Conservation Association) ist das zwar ein wichtiges Signal, allerdings ein viel zu spätes. Denn die karibischen Forscher:innen sind der Lösung des Problems seit über einem Jahrzehnt auf der Spur. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie verfolgten den Weg des Mülls, der an den Stränden der Insel Roatán in Honduras ankam. Schnell landeten sie dabei in Guatemala, wo die Anwohner:innen aufgrund mangelnder Infrastruktur ihren Müll in einem Fluss entsorgten, der wiederum ins Karibische Meer mündet. Sie suchten verschiedene Lösungsansätze, da sich die Regierungen beider Länder querstellten. Erst als der Bürgermeister einer honduranischen Kleinstadt mit einer Klage gegen Guatemala drohte, fand das Anliegen Gehör. Der meiste Müll stammte von Coca-Cola, PepsiCo, Nestlé und Unilever. Für die Forscher:innen von Bica ist damit klar, was hilft, das Problem zu lösen: Umweltpädagogik, Müllvermeidung und Unternehmensverantwortlichkeit.

Der US-Bundesstaat Michigan wird demokratischer

Reasons to be cheerfull am 21. März 2022

Das amerikanische Wahlsystem hat ein paar Eigenheiten, wie Wahlmänner und -frauen, die über den Präsidenten abstimmen. Und es gibt noch ein weitaus kurioseres Phänomen: „Gerrymandering“ (dt. Wahlkreisschiebung). Dabei werden in einem Mehrheitswahlsystem Wahlkreisgrenzen manipuliert, um die eigenen Erfolgsaussichten zu verbessern. Das ist möglich, weil in rund 35 von 50 Staaten die regionale Regierung über den Zuschnitt der Wahlkreise entscheidet. Es gibt dabei zwei Taktiken: das sogenannte „Cracking“ und das „Packing“. Beim „Cracking“ werden die Wähler:innen der gegnerischen Partei über mehrere Bezirke verteilt, so dass ihre Stimmen weniger Gewicht haben. Beim „Packing“ werden möglichst viele Unterstützer:innen der eigenen Partei auf einen Wahlkreis konzentriert. Damit Wahlen demokratischer werden, haben Michigans Bürger:innen eine Kampagne für gerechtere Wahlkarten geführt, die nun das erste Mal zum Einsatz kommen. So ist aus Michigan ein Staat geworden, der faire und kompetitive Wahlen ermöglicht.

Kohle kann helfen, die Atmosphäre zu säubern

SWR am 22. März 2022

Kohle findet sich an vielen Stellen des täglichen Lebens, etwa im Luftfilter eines Autos, in der Reiseapotheke und als Farbstoff in Lebensmitteln. Das ist aber noch längst nicht alles, denn Kohle ist ein wahrer Alleskönner. Die Firma Pyreg aus der Region Hunsrück in Rheinland-Pfalz hat eine Methode entwickelt, mit der sich Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre entziehen und für Jahrtausende fixieren lässt – man muss es dafür nur in Kohle umwandeln. Dazu wird organisches Material, wie z.B. Reste aus der Hackschnitzelproduktion verkohlt und dadurch das CO2 dauerhaft im Holz festgehalten. Die Hauptarbeit leistet dabei der Baum selbst. Zu Lebzeiten nimmt er durch seine Blätter CO2 auf und speichert es im Holz. Durch die Verkohlung in einem luftdichten System entsteht dabei sogar noch Holzgas als Energiequelle. Der Hauptteil der eingesetzten Biomasse wird zu Pflanzenkohle: als Dünger für ausgelaugte Äcker, zur Trinkwasserreinigung, und sie lässt sich sogar in Asphalt mischen.

Amazon-Mitarbeiter:innen gründen eine Gewerkschaft

AP News am 02. April 2022

Bisher war Amazon nicht für besonders faire Arbeitsbedingungen bekannt. Besonders im Lager arbeiten Menschen unter problematischen Umständen – kurze Pausen und kaum Lohn im Krankheitsfall sind keine Seltenheit. Doch das könnte sich nun endlich ändern. 55 Prozent der Amazon-Mitarbeiter:innen im New Yorker Bezirk Staten Island haben für eine Gewerkschaft gestimmt. Es ist der erste erfolgreiche Organisationsversuch in der Geschichte des Einzelhandelsriesen in den USA. Die Amazon Labor Union (ALU) ist eine unabhängige Gruppe, die sich aus derzeitigen und ehemaligen Arbeitnehmer:innen zusammensetzt. Chris Smalls, ein ehemaliger Mitarbeiter führte die Organisation zum Sieg. Besonders schwierig war dabei, dass sie keinen offiziellen Rückhalt einer etablierten Gewerkschaft bekam. Letztendlich war es aber wohl der basisdemokratische Ansatz der Organisation, der den Arbeiter:innen zusagte. Smalls hofft, dass der Erfolg in New York die Beschäftigten an anderen Standorten ermutigt, eigene Kampagnen zu starten. Die Bundesarbeitsbehörde prüft das Ergebnis der Wahl, nachdem sie mögliche Einsprüche bearbeitet hat.


Redaktion: Viktoria Reich, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Philipp Sipos; Audioversion: Iris Hochberger

Fünf gute Nachrichten, die im März untergegangen sind

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