Ein roter Hochgeschwindigkeitszug spiegelt sich im Wasser

© Frecciarossa / Carlo Buliani

Gute Nachrichten

Fünf gute Nachrichten, die im Dezember untergegangen sind

Wir haben sie gesammelt.

Profilbild von von der Krautreporter-Gruppe für Lösungen

Unter den vielen Nachrichten, die Tag für Tag auf uns einprasseln, verstecken sich auch positive News. Die Mitglieder der Krautreporter-Facebook-Gruppe „Gute Nachrichten – Lösungen hat die Welt“ und des KR-Discordchannels #gute-nachrichten sammeln diese Meldungen. Die folgenden fünf sind die beliebtesten, die die Mitglieder im Dezember 2021 geteilt haben:

1. Gegen Trolle im Netz hilft Empathie für Betroffene

PNAS am 14.12.2021

Eine Internet-Weisheit lautet: Füttere nicht die Trolle – don’t feed the trolls. Demnach sei es am vernünftigsten, provozierende und hasserfüllte Kommentare auf Social Media einfach zu ignorieren. Aber so einfach ist das nicht: Hassrede kann einschüchtern und ausschließen, wie Studien nahelegen – besonders Menschen mit Migrationshintergrund leiden darunter. Die Moderation der Plattformen kommt meist kaum hinterher mit dem Kampf gegen Hassrede. Was also bleibt, sind Aktionen der Nutzer:innen: Gegenrede. Besonders eine Strategie ist dabei effektiver, als die Internet-Weisheit voraussagt. Das haben Studierende der ETH-Zürich herausgefunden, indem sie für eine Studie testeten, wie man rassistische und fremdenfeindliche Tweets mit Gegenrede bekämpfen kann. Warnungen vor Konsequenzen bringen demnach: nichts. Humor, bekanntlich das schärfste Schwert der Deeskalation, ist auch wirkungslos. Doch empathische Entgegnung, etwa der Hinweis, dass solche Kommentare für manche Leser:innen verletzend sein können, führen zu einer höheren Wahrscheinlichkeit, dass sich der:die Hasskommentator:in besinnt, den Kommentar löscht und sich in der nächsten Zeit zurückhält. Empathie für die Betroffenen lässt Trolle offenbar doch mehr schrumpfen als Nahrungsentzug.

2. Die Fußballbundesliga wird grüner

Deutsche Fußball Liga am 14.12.2021

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit in die Satzung des Vereins aufgenommen. Die Liga organisiert die erste und zweite Bundesliga des Männerfußballs, das heißt Millionen Zuschauer, Milliarden Umsätze und eine große gesellschaftliche Verantwortung – auch für Klimaschutz. Ab der kommenden Saison dürfen nur noch Klubs in der Liga spielen, die nicht nur wirtschaftlich stark sind, sondern auch auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit setzen. So wie der 1. FC Köln, der seit 2021 klimaneutral wirtschaftet. Das heißt zum Beispiel: Bei der geplanten Erweiterung der Trainingsfläche sollen ausreichend Ausgleichsflächen geschaffen werden. Außerdem engagiert er sich gegen Armut, unter anderem mit einer Stiftung, die junge Menschen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt. Als erster Profifußballverein in Deutschland hat der 1. FC Köln vom TÜV und vom Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung ein Nachhaltigkeitssiegel bekommen.

3. Uni ist überall, Afghanistan auch

Deutsche Welle am 13.12.2021

Nicht nur die Pandemie lässt Universitäten in die Räume des Internets ziehen – auch Flucht und Vertreibung. In Frankfurt am Main soll eine Online-Uni entstehen, an der Afghan:innen weltweit im Exil studieren können. Als die Taliban im Sommer 2021 die afghanische Hauptstadt Kabul einnahmen, wurde die Finanzierung der Forschung vielerorts ausgesetzt, wurden Wissenschaftler:innen bedroht und ausgeschlossen. Viele suchten nach Hilfe im Ausland, um ausreisen zu können. Allein beim World University Service (WUS), der geflüchtete und verfolgte Studierende und Wissenschaftler auf der ganzen Welt vernetzt, meldeten sich seit August Hunderte Hochschulangehörige. Auf seine Initiative trafen sich Anfang Dezember afghanische Studierende und Wissenschaftler:innen mit internationalen Bildungsexpert:innen zu einer Gründerkonferenz für die Universität. Sie soll die Chancen von Exil-Afghan:innen am Arbeitsmarkt erhöhen und Studierende in Afghanistan selbst unterstützen, sofern sie über einen Internetanschluss verfügen. Es sollen vor allem von den Taliban verbotene Fächer unterrichtet werden, wie Soziologie und Politikwissenschaften, Sprachen und Literatur. Für die Anerkennung von Abschlüssen will die Universität mit bereits bestehenden Hochschulen kooperieren. Schon im Herbst dieses Jahres sollen die ersten Studiengänge starten.

4. Fahrräder verdrängen Autos in Bremen

Riffreporter am 09.12.2021

Ein Problem des Verkehrsmittels Auto ist: Die meiste Zeit wird damit nicht gefahren und dann parkt es und nimmt verdammt viel Platz weg. Platz, der dann Fußgängern und Radfahrern fehlt, was deren Leben erschwert und manchmal auch gefährdet. Bremen hat, wie viele deutsche Städte, auf knappem Platz viele Autos, die die Straßen zuparken, teils bis in die Kreuzungen hinein. Doch die Stadt an der Weser hat eine Idee, das zu ändern. Sie hat als erste in Deutschland ein Fahrrad-Modellquartier aufgebaut. Dieser Teil der Stadt gehört vor allem denen, die dort spazieren, schlendern, joggen und radfahren. Fußgänger und Fahrradfahrer haben Vorrang, falsch geparkte Autos werden konsequent abgeschleppt und neu installierte Fahrradstellplätze halten die Kreuzungen frei von parkenden Autos. Die Bremer:innen haben die Idee bereits weitergeführt und als Teil des europäischen Projekts „Sunrise“ einen weiteren Stadtteil umgemodelt.

5. Schnellzüge treiben Airline in den Bankrott

Neue Züricher Zeitung am 03.12.2021

Inlandsflüge stoßen ein Vielfaches an Treibhausgasen aus im Vergleich zu Zügen mit dem deutschen Strommix. In den letzten Jahren forderten Klimaschützer:innen daher öfter ein Verbot und der Begriff „Flugscham“ etablierte sich generell für das Bewusstsein, dass Fliegen schädlich ist. Doch einiges deutet darauf hin, dass sich zumindest das Problem der Inlandsflüge ganz von allein löst, wenn man den Ausbau von Schnellzugstrecken fördert. Früher waren Inlandsflüge lukrativ. Für die italienische Airline Alitalia beispielsweise war die Verbindung zwischen Mailand und Rom einmal die „goldene Route“ mit jährlich bis zu drei Millionen Passagier:innen. Im Jahr 2008 breiteten sich aber auch die italienischen Hochgeschwindigkeitszüge Frecciarossa aus. Die „Frecce“, italienisch für „Pfeile“, schossen bald so schnell über die Schienen, dass die Zugreise von Mailand nach Rom insgesamt etwas Zeit sparte im Vergleich zur Flugreise. Im letzten Jahrzehnt sind die Fluggastzahlen auf dieser Route stark zurückgegangen. Im Herbst 2021 stellte Alitalia den Flugbetrieb ein, mitverantwortlich dafür ist auch die schnelle Zugverbindung. Wer braucht schon Flugscham, wenn Schnellzüge sowieso das bessere Transportmittel sind?


Redaktion: Hans Böhringer, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Till Rimmele, Audioversion: Christian Melchert

Fünf gute Nachrichten, die im Dezember untergegangen sind

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