Wäre das Jahr 2021 ein Geräusch, wäre es ein langgezogenes Kratzen mit dem Fingernagel an der Schultafel. Ende 2020 schrieben wir: „Es war ein heftiges Jahr. Heftiger, als viele von uns es im Kollektiv je erlebt haben“. Und dann kam 2021. Das Kratzen an der Schultafel hört einfach nicht auf.
Wir könnten jetzt resignieren. Oder wir halten uns an positiven Entwicklungen fest, die in der großen Krise oft untergehen. Sie schenken uns Hoffnung, Mut und eine kurze Verschnaufpause vom Kratzen.
Gemeinsam mit der Krautreporter-Facebook-Gruppe „Gute Nachrichten – Lösungen hat die Welt“ und dem KR-Discord-Channel #gute-nachrichten haben wir 66 solcher guten Nachrichten gesammelt.
Die Welt wurde ein Stück nachhaltiger
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Wo exponentielles Wachstum eine gute Nachricht ist: Erneuerbare Energien. Vietnam hat innerhalb eines halben Jahres 30.000 neue Solarzellen auf Dächern installiert und damit den Anteil von Solarenergie an der nationalen Stromversorgung verdoppelt. Gelungen ist das unter anderem durch Subventionen für internationale Entwickler:innen. (Energy Tracker Asia)
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Pascal Klein aus dem saarländischen Dillingen entwickelte vor 14 Jahren eine Technik, um alte Reifen zu recyclen. Bei der Technik werden die Altreifen in einem speziellen Reaktor stark erhitzt und somit in ihre Ursprungsbestandteile zerlegt. Einer davon: verwertbares Öl. In diesem Jahr wurden auch Konzerne darauf aufmerksam und investierten in seine Firma. (Heise Online)
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Die Zahl der Giraffen ging jahrzehntelang zurück. Bis jetzt! Es gibt wieder mehr Wildtiere im ostafrikanischen Land Kenia. Im Vergleich zu 2019 wurden 49 Prozent mehr Giraffen gezählt. Auch die Zahl der Nashörner, Löwen, Grevy-Zebras und Hirola-Antilopen steigt. (Watson)
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Auch Lebensmittelverschwendung heizt den Klimawandel an. Reza Khajavi aus Nufringen in Baden-Württemberg macht aus altem Brot, überreifem Gemüse und Obst Safran-Dattel-Taschen, Tomatensoße und Bananenmus für den Wochenmarkt. Das scheint zu schmecken. (Landesschau Baden-Württemberg)
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Das etwas andere A-Team: Die Albatros Task Force hat in Namibia das Sterben der Albatrosse durch die Fischindstrie um 98 Prozent reduziert. Ihre Methode: Bunte Wimpel an Seilen werden an Fischkutter gebunden und schrecken die Vögel ab – und sie werden tatkräftig durch Vogelschützer:innen unterstützt. (Birdlife International)
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Selbstauflösende Kapseln kennen wir vor allem aus der Spülmaschinenwerbung. Um Plastikmüll von Kondensmilchverpackungen zu reduzieren, entwickelte eine Forscherin eine selbstauflösende Milchkapsel, die Milch sogar ungekühlt drei Wochen frisch hält. (Deutschlandfunk)
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Heute geht es bei Aufforstung meist um Großprojekte. Der 69-jährige Sadiman fing schon vor 24 Jahren damit an, in Indonesien auf einem abgebrannten Hügel Bäume zu pflanzen. Mittlerweile hat er rund 250 Hektar begrünt, die das Gebiet jetzt vor Erdrutschen schützen. (Reuters)
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Der spanische Koch Ángel Léon hat Seegras als neues Superfood entdeckt. Es braucht weder Frischwasser noch Dünger zum Wachsen und ist reich an Omega-6- und -7-Fettsäuren. Die Natur- und Umweltschutzorganisation WWF glaubt, es könnte ein Mittel im Kampf gegen die Klimakrise sein, denn Seegras bindet Kohlenstoff. (The Guardian)
Regierungskrise, Corona oder Nahostkonflikt – wenn es hektisch und unübersichtlich wird, machen wir bei Krautreporter erstmal: nichts. Wir schwemmen deine Aufmerksamkeit nicht mit Benachrichtigung, Werbung oder Nachrichtentickern. Wir bleiben ruhig. Und dann erklären wir die Zusammenhänge – verständlich und übersichtlich, in enger Zusammenarbeit mit den Experten und Expertinnen unserer Community. Hier erfährst du mehr.
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In Hamburg bekommen Bushaltestellen was aufs Dach: In einem Pilotprojekt sollen sie begrünt werden. Das Projekt soll auch untersuchen, ob so der Rückgang der Wildbienenpopulationen gestoppt werden kann. (NDR)
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Bayern ist manchmal gar nicht so traditionell. Zumindest das bayerische Roßtal hat bereits 2014 beschlossen, auf Einweg-Plastikverpackungen zu verzichten und alte Tüten gegen fesche Baumwolltaschen einzutauschen. Jetzt sieht man die 10.000 Einwohner:innen regelmäßig mit Körben und Jutebeuteln in den Geschäften. (Bayerischer Rundfunk)
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Manchmal ist es besser, im Dunkeln zu bleiben. Künstliches Licht stört – vor allem in Städten – unseren Schlafrhythmus und gefährdet Insekten sowie nachtaktive Tiere. Bei der Earth Night am 7. September wurde weltweit dazu aufgerufen, ab 22 Uhr das Licht auszuschalten, um auf Lichtverschmutzung aufmerksam zu machen. (Earth Night)
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Schluss mit dicker Luft: Forscher:innen des Rostocker Leibniz-Instituts haben ein neues Verfahren entdeckt, mit dem sich CO2 einfangen und zu sogenannten Formiaten weiterverarbeiten lässt. Diese Salze werden bisher aus Erdöl und anderen fossilen Ressourcen gewonnen und werden unter anderem zum Beizen oder Imprägnieren verwendet. (Informationsdienst Wissenschaft)
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Süße Feldhamster, die beim Mähen von Feldern unschön sterben: Daran möchten wir gar nicht denken. Die Stiftung Kulturpflege hat in der Region Hannover die Aktion „Hoher Halm“ ins Leben gerufen. Dabei schneiden Landwirt:innen die Halme bei der Ernte erst auf eine Höhe von mindestens 30 Zentimetern ab, um den Lebensraum des Feldhamsters nicht zu zerstören. Schon 28 Landwirte machen mit. (Landvolk Niedersachsen)
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Acht pazifische Staaten, darunter Papua New Guinea und die Marshallinseln, haben sich die Kontrolle über die lokalen Fischereigebiete erkämpft. Bis in die 1980er Jahre hinein hatten sich das große Aufkommen an Thunfisch Japan, die USA oder die Europäische Union gesichert. Das Konzept, was auch vor Überfischung schützt: Gemeinsam errechnen die Staaten die Menge an Thunfisch, die mit Rücksicht auf die Umwelt gefischt werden kann und brechen diese Menge auf Tage herunter, an denen gefischt werden darf. Die Fischerei-Lizenzen für diese Tage können große Konzerne dann ersteigern. (The Guardian)
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Jährlich schwitzen über eine Milliarde Früchte und Gemüse in ihrer Plastikverpackung. In französischen Supermärkten soll jedes dritte Naturprodukt in Kunststoff eingewickelt sein. Frankreich schenkt den Gurken jetzt Freiheit: Neben ihnen müssen Kartoffeln, Karotten, Lauch, Zucchini, Auberginen, Blumenkohl, Äpfel, Birnen, Mandarinen und Orangen ab 2022 ohne Plastik verkauft werden. Ab 2026 soll das für jedes Obst und Gemüse gelten. (Kurier)
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Der 79-jährige Ingenieur Tom Brown sucht vergessene Apfelsorten im Osten Nordamerikas. Über 1.200 Sorten hat er schon auf verschiedenen Märkten gefunden und dem kulturellen Gedächtnis bewahrt. Auf seiner eigenen Plantage wachsen 700 der seltensten davon. (Atlasobscura.com)
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Stell dir vor, du machst eine wahnsinnig wichtige Entdeckung und die Menschheit fängt erst 40 Jahre später an, dir so richtig zu glauben. Der 89-jährige Klimaforscher Klaus Hasselmann muss sich das gar nicht vorstellen. Schon Ende der 70er Jahre wies er den Einfluss des Menschen auf das Klima nach. Dafür wurde er in diesem Jahr mit einem kleinen, aber feinen Preis ausgezeichnet: dem Nobelpreis. Hasselmann hätte ihn wohl auch Jahrzehnte früher genommen. (Max-Planck-Gesellschaft)
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KI is watching you! Neun afrikanische Länder, darunter Kamerun und die Zentralafrikanische Republik, haben es geschafft, mit Hilfe eines KI-Systems illegale Rodungen zu vermindern. Das kostenlos zugängliche Warnsystem der Plattform „Global Forest Watch“ verwendet Satellitenbilder, die alle acht Tage aktualisiert werden und erfasst sowohl Abholzung und Kahlschlag als auch intensive Brände. (Down to Earth)
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Eine italienische Traditionsschneiderei verbuddelt Hosen. „Candiani“ hat eine umweltfreundlichere Jeans entwickelt. Während reguläre Jeans über ein Jahrhundert brauchen können, bis sie zersetzt sind, verrottet die neue Hose in nur einem halben Jahr. (Süddeutsche Zeitung)
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Gurkenwasser schmeckt nicht jedem. Die niederbayerische Stadt Dingolfing hat einen Weg gefunden, Abwasser aus der Gurkenproduktion trotzdem weiterzuverwenden. Zu Sole umgewandelt ersetzt es Flüssigsalz und soll Straßen bei Schnee und Eisglätte sichern. (BR 24)
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Wissenschaftler:innen der Technischen Universität Dresden haben einen neuen Energiespeicher in Betrieb genommen. Mit 500 kWh ist er fünfmal größer als bisherige Modelle. Der sogenannte Rotationskinetische Speicher (RKS) soll dabei zum Beispiel in Windparks zum Einsatz kommen, damit auch bei Dunkelflauten (also bei Schwachwind) genügend Strom zur Verfügung steht. (TU Dresden)
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Von Kaffeetasse bis Brautkleid. In Rendsburg-Eckernförde (und vermutlich nicht nur dort) warfen die Einwohner:innen häufig Dinge weg, die noch brauchbar waren. Daher platzierte der Kreis Container für Dinge, die eigentlich zu gut für die Tonne sind. Sie landen jetzt direkt in der „Kaufbar“, einem Laden, der in einem ehemaligen Autohaus eingerichtet worden ist oder in der angeschlossenen Werkstatt „Reparierbar“. (NDR)
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Wir Berliner Großstadt-Yuppies von Krautreporter haben es ja schon lange geahnt: Das Lastenrad scheint tatsächlich den Verbrennungsmotor ersetzen zu können. Die Kernthese eines Abschlussberichts einer Studie vom Institut für Verkehrsforschung, an der 750 Unternehmen und Einrichtungen teilnahmen: Bei Fahrten bis zu drei Kilometer bietet das Lastenrad kaum Nachteile. (RBB)
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Wer glaubt, ein Pilz bestehe nur aus einem Hut und einem dicken Stiel, ignoriert den größten Teil des Gewächses. Das Mycel, also die Pilzwurzel, kann sich über mehrere Quadratkilometer Fläche erstrecken. Forscher:innen der Justus-Liebig-Universität Gießen haben das Geflecht auf seine Inhaltsstoffe untersucht und entdeckt, dass die Wurzel voller Mineralstoffe, Vitamine und Proteine steckt. Damit eignet sie sich besonders gut als Fleischersatz und kann helfen, den Fleischkonsum weiter zu reduzieren. (Gemüse Online)
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Schaumflotation klingt nach einem warmen Eukalyptusbad in der Badewanne, ist aber eine Methode, um etwa staubkorngroße Teilchen voneinander zu trennen. Die Forscherin Anna Vanderbruggen verwendet diese Technik, um Graphit zu recyceln. Der landet nämlich bisher meistens im Abfall. (Helmholtz-Institut Freiberg)
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Ohne Auto zu leben ist auf dem Dorf eher ein Problem, auch weil der Nahverkehr vielerorts schlecht ausgebaut ist. Im hessischen Taunusstein soll der Kleinbus Emil das ändern. Emil hat flexible Strecken und Haltepunkte. In Zukunft sollen Bürger:innen in 150 Meter die nächste Haltestelle erreichen können und nie mehr länger als 15 Minuten warten, so der Rhein-Main-Verkehrsverbund. (FAZ)
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Nach über hundert Jahren gibt es wieder heimische Pfirsiche im US-Bundesstaat Utah. Es sind Sorten, wie sie sie einst von der indigenen Gruppe der Navajo gezüchtet wurden. Die Amerikanerin Reagan Wytsalucys hatte nach den alten Pfirsichsorten gesucht und sie an den Orten gefunden, in die die Navajo vor der amerikanischen Regierung ins Exil geflohen waren. Drei Jahre dauerte es, bis sie ihren ersten Pfirsichkern in der Hand hielt. (Atlas Onscura)
Die Welt wurde ein Stück gerechter
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Virginia kommt in diesem Jahrtausend an. 113 Menschen sollen bisher hingerichtet worden sein. Mehr als in jedem anderen Bundesstaat. Doch das Parlament hat jetzt die Abschaffung der Todesstrafe beschlossen. (Spiegel)
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In San Francisco wurde mit einem Jahrhundert Verspätung ein Buch in einer Bibliothek abgegeben. Zuvor hatten die USA die Mahngebühren in öffentlichen Bibliotheken abgeschafft und damit einen Schritt Richtung mehr Bildungsgerechtigkeit getan. Denn Mahngebühren wiegen für arme Menschen schwerer als für die, denen ein paar Dollar Strafe nicht wehtun. (Reasons To Be Cheerful)
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Astrazeneca hatte zeitweise nicht den besten Ruf. In Berlin hat man sich darum nicht gescherrt, dort wurden liegen gebliebene Dosen genutzt, um Risikogruppen schneller zu versorgen. So konnten ab März in der Berliner Kältehilfe gezielt Obdachlose mit Corona-Impfungen versorgt werden. (RBB 24)
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Wer einen Handy- oder Internetvertrag besitzt, hat ziemlich sicher auch schon mal vergessen, ihn zu kündigen. Und zack: ein weiteres Jahr mit einem (wahrscheinlich überteuerten) Vertrag. Damit ist seit dem 1.12. Schluss. Anbieter dürfen uns nach Ablauf eines Vertrages nicht mehr ein weiteres Jahr gefangen halten, wir können jetzt monatlich kündigen. Das Beste: Das gilt nicht nur für neue, sondern auch für bestehende Verträge. (Chip)
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Manchmal fragt man sich beim Besuch von Kunst-Museen, wo die Frauen geblieben sind. Es kann einem so vorkommen, als ob es A) keine Frauen gäbe oder sie B) niemals Kunst gemacht hätten. Was natürlich beides falsch ist. Die Non-Profit-Organisation „Advancing Women Artists” hat in Italien Keller und Lager durchsucht und rund 2.000 Bilder von Künstlerinnen gefunden. Einige davon wurden bereits aufgearbeitet und in verschiedenen Ausstellungen präsentiert. (NPR)
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Malmö ist bei uns nicht unbedingt für Waffengewalt bekannt. Aber bis vor einigen Jahren gab es dort noch jeden Monat fünf bis sechs Schießereien zwischen rivalisierenden Gangs. Mit der Gang Violence Intervention Technik ist es gelungen, diese Zahl erheblich zu reduzieren. Dafür wurden zehn Mitglieder unterschiedlicher Gangs mit Bewährungsstrafen in einen Raum gesetzt, in dem sie Berichten lauschen sollten von Menschen, die auf unterschiedliche Weise unter den Auswirkungen der Waffengewalt in Malmö leiden. (Thelocal.se)
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Haydee! bedeutet auf Türkisch sinngemäß „Auf geht‘s!“ und ist der Name eines Nachhilfe-Portals, das acht junge Frauen im ersten Corona-Lockdown gegründet haben. Neben Mathe oder Deutsch gibt es auch Unterstützung bei persönlichen Problemen oder Fragen. (Weserkurier)
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Das Bremer Projekt Wiebkes-wirre-welt.de klärt in einem Mix aus Online-Game und Spielfilm darüber auf, wie gefährlich Verschwörungserzählungen sein können. Als Geheimagent versucht man die junge Frau Wiebke auf die dunkle Seite zu ziehen. Das Projekt erhielt den Corona-Sonderpreis der deutschen Digital Awards 2021. (Buten un Binnen)
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Viele Menschen aus Osteuropa migrieren in andere Länder, um besser zu verdienen. Häufig werden sie ausgebeutet und arbeiten unter schlechten Bedingungen. In Dänemark wollen zwei große Baugewerkschaften das nun ändern und haben mit Infomaterial in 14 Sprachen die Arbeiter:innen ermutigt, ihre Rechte einzufordern. Die ersten konnten bereits kürzere Schichten und ein besseres Gehalt durchsetzen. (Thelocal.com)
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Es ist Samstag und du bist in der Stadt unterwegs. Unter deinem linken Arm klemmt eine Rolle Klopapier für den Notfall und in deiner Jackentasche hortest du Seife für deinen nächsten Toilettengang. Kommt dir die Situation bekannt vor? Nein? Uns auch nicht. Hygieneprodukte sollte es schließlich überall geben. In Passau und Regensburg liegen deshalb erstmals kostenlose Binden und Tampons an den Universitäten aus. Sie sollen Studentinnen auch finanziell entlasten. (BR)
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Protest mal anders: In Kolumbien demonstrieren junge Menschen gegen Gewalt und Mord – mit Musik und Tanz. Die drei Tänzer:innen Piisciis, Nova und Axid gehören zu einer gefährdeten Minderheit, die in Kolumbien eine besonders geringe Lebenserwartung hat. Mitglieder der LSBTTIQ-Community werden im Durchschnitt nur 35 Jahre alt. (Riffreporter)
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Wer das Gefühl hat, dass der Kollege am Schreibtisch gegenüber nicht nur ständig Candy Crush zockt, sondern dafür auch noch mehr Geld verdient als die Frauen im Unternehmen, kann das in Finnland bald überprüfen. Die finnische Regierung plant ein Gesetz, das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern schließen soll. (WDR)
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Vielleicht müssen wir irgendwann kein schlechtes Gewissen mehr haben, wenn wir uns die A37 vom vietnamesischen Restaurant drei Straßen weiter liefern lassen. Die EU-Kommission hat einen Gesetzesentwurf präsentiert, der für bessere Arbeitsbedingungen bei Lieferdiensten wie Gorillas und Deliveroo sorgen könnte: Mindestlohn, Tarifverhandlungen, geregelte Arbeitszeiten, bezahlter Urlaub oder Bezahlung bei Krankheit. (Netzpolitik)
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Runde Häuser? Nein, beim zirkulären Bauen geht es um das Reduzieren von CO2-Emissionen in der Baubranche. In Augsburg zogen Architekturstudierende los, um die über 60 Jahre alte Stadtbibliothek zu vermessen und zu fotografieren. Sie wollen herausfinden, was noch brauchbar ist: Waschbecken, Fliesen, Türen – und sogar ganze Treppen. Anschließend sollen die brauchbaren Teile online verkauft und bei anderen Bauprojekten wiederverwendet werden. (BR)
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Nach dem Aufschrei, dass kein einziger Bayer in der neuen Ampel-Regierung sei, scherzten schon manche: Fordert die CSU etwa eine Quote? Eine feste Quote für eine diskriminierte Minderheit gibt es jetzt in Argentinien: Dort sind ist jetzt ein Prozent der Stellen für trans Menschen reserviert. In dem katholisch geprägten Land erfahren trans Personen viel Diskriminierung. Viele arbeiten deshalb in der Prostitution. (Tagesschau)
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Familie besteht nicht nur aus Ehe, Mama, Papa, Kind. Diese Einsicht hatte jetzt auch die neue Bundesregierung. Sie hat ihre Erkenntnis sogar in den neuen Koalitionsvertrag der Ampel geschrieben. Und das hat Auswirkungen: Die Ehe soll nicht mehr ausschlaggebendes Kriterium bei einer Adoption sein. Das sogenannte kleine Sorgerecht soll ausgebaut werden. Paare, die heiraten, erhalten ein Mitspracherecht für die Kinder, die die andere Person in die Ehe mitbringt. (Koalitionsvertrag)
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Viele Menschen mit Behinderung durften in diesem Jahr zum ersten Mal wählen. Rund 85.000 Menschen waren bislang von der Bundestagswahl ausgeschlossen. Dieses Mal durften sie zum ersten Mal mitentscheiden. Außerdem konnten Menschen, die nicht lesen können, zum ersten Mal Hilfe in Anspruch nehmen, um ihre Stimme abzugeben. (MDR)
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Irische trans und genderdiverse Jugendliche fühlen sich in Schulen diskriminiert, (wie eine Studie der University of Limerick herausgefunden hat). Das offizielle Schulmaterial machte alles noch schlimmer. Diesen Sommer machte ein Vertrauenslehrer darauf aufmerksam, dass im Aufklärungsunterricht seit Jahrzehnten schwulen- und lesbenfeindliche Aussagen von den Schüler:innen diskutiert werden sollten. Damit ist jetzt Schluss: Das Material wurde gelöscht. (Cosmo)
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Noch immer gibt es keinen Spieler in Deutschlands höchsten Fußballligen, der sich öffentlich geoutet hat, schwul zu sein. Bei einer Aktion des Magazins „11 Freunde“ zeigten sich mehr als 800 Fußballspieler:innen solidarisch mit ihren schwulen Kolleg:innen. (11 Freunde)
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Der Rundfunkrat des MDR wird diverser. Mit einem neuen Rundfunkstaatsvertrag sind jetzt auch Mitglieder von LSBTTIQ-Verbänden in das Gremium eingezogen. (Queer.de)
Die Menschen wurden ein Stück gesünder
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Der Rapper Logic hat einen Track geschrieben, der Suizide verhindert: „1-800-273-8255“. Das ist die Nummer der amerikanischen Telefonseelsorge. Eine Studie von Wissenschaftler:innen der Universität Wien zeigt, wie sich die Zahl von Suiziden während des ersten Veröffentlichungszeitraums entwickelt hat. Die Anrufe nahmen um fast sieben Prozent zu. (Spiegel)
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Der Nürnberger Arzt Falk Stirkat wollte zwei Fliegen auf einen Schlag erwischen. Dank seiner Idee können sich in einem Nürnberger Testzentrum Menschen nicht nur auf Corona testen lassen, sondern direkt hinterher einen Abstrich für die Stammzellen-Datenbank machen. Das kann Menschen mit Blutkrebs das Leben retten. (Bayerischer Rundfunk)
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Fieber, geschwollene Lymphknoten, Gliederschmerzen und Lethargie sind Symptome der Schlafkrankheit, die in den 1990er Jahren in der Elfenbeinküste sehr verbreitet war. Mit mobilen medizinischen Einheiten, die gefährdete Gruppen regelmäßig überprüfen, ist es der Regierung gelungen, die Ausbreitung der Krankheit zu verringern. Die WHO erklärte das Land deshalb für von der Schlafkrankheit befreit. (WHO)
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Zürich zeigt seit einigen Jahren, wie erfolgreiche Prävention gegen häusliche Gewalt funktioniert. Täter lernen in verpflichtenden Trainings, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Innerhalb von zwei Jahren wurden nur knapp fünf Prozent der Teilnehmer des Programms erneut gewalttätig. Zum Vergleich: Von den Tätern, die den Kurs nicht belegten, wurden über 17 Prozent rückfällig. (SRF)
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Jetzt ist vielleicht die falsche Jahreszeit, um an die Ice-Bucket-Challenge zu erinnern. Aber ein Blick zurück kann sich lohnen. Denn die 200 Millionen US-Dollar, die mit dem digitalen Kettenbrief für die Erforschung der Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) gesammelt wurden, haben geholfen. Wissenschaftler:innen der Harvard-Universität in Cambridge (USA) haben ein Medikament entwickelt, das den Verlauf der Krankheit stark verlangsamen soll. (The New England Journal of Medicine)
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Stellt euch vor, euer Haus lebt und wächst. Die Baubotaniker:innen der Technischen Universität München probieren das aus. Sie bauen mit lebendigen Bäumen und nutzen sie als Stützen für Pavillons und Balkone oder um Hausfassaden zu kühlen. Lebendige Bäume nehmen Hitze auf und kühlen so ihre Umgebung. (TU München)
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Bremen ist Impfgewinner. Das kleine Bundesland hat die höchste Impfquote Deutschlands. Bürger:innen haben nach und nach einen Code zugeschickt bekommen, um online einen Impf-Termin vereinbaren zu können. Außerdem haben Behörden, Hilfsorganisation und die Menschen vor Ort zusammengearbeitet, um die richtige Ansprache in den entsprechenden Stadtteilen zu finden. (Buten un Binnen)
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Corona ist noch kein Land losgeworden. Malaria schon: El Salvador hat als erstes Land in Mittelamerika ein Zertifikat für die Eliminierung von Malaria von der Weltgesundheitsorganisation erhalten. Seit 2017 treten keine Malaria-Erkrankungen mehr auf. (Pan American Health Organisation)
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Wenn dein Arbeitgeber will, dass du mehr arbeitest, könntest du ihm entgegnen kommen, dass du dafür weniger arbeitest. Paradox? Ja, aber erste Studien deuten darauf hin, dass Menschen, die kürzer arbeiten, produktiver sind, besser mit Stress klarkommen, mental und körperlich gesünder sind – und effizienter arbeiten. Das hieße natürlich auch, dass man für weniger Arbeitszeit den gleichen Lohn bekommen sollte. Wir leiten diese Nachricht mal an die Krautreporter-Geschäftsführung weiter. (Makronom)
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Eigentlich irre: Schon nach ein paar Monaten gab es einen Impfstoff gegen Covid. Bei HIV gibt es den nach jahrzehntelanger Forschung immer noch nicht. Das könnte sich bald ändern: Forscher:innen haben Affen gegen das HI-Virus geimpft. Danach war es auch bei den positiven Affen nicht mehr nachweisbar. Affen sind leider keine Menschen – bis zur Zulassung werden also noch Jahre vergehen. (WDR)
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Sogar in Krankenhäusern war 2021 nicht alles schlecht. Nach sechs Wochen hat die Berliner Krankenhausbewegung ihre Streiks und Verhandlungen eingestellt – weil sie erfolgreich waren. Ab 2022 sollen mindestens 85 Prozent des TVöD-Lohnes gezahlt werden und ab 2025 bis zu 96 Prozent. Bei den Vivantes Tochterunternehmen verdienten die Angestellten bis zu 900 Euro unter dem Tarif des öffentlichen Dienstes. (taz)
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Wunden sind schmerzhaft, besonders wenn sie sich entzünden. In ärmeren Ländern ist das ein Problem bei Wunden nach Operationen – gerade Frauen nach einem Kaiserschnitt sind betroffen. In den USA entwickelte eine 17-jährige Schülerin jetzt warnende Wundfäden, die sich bei Entzündungen verfärben. (SZ-Magazin)
Die Welt wurde ein Stück sozialer
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Wenn eine Banane plötzlich Briefe bringt, dann ist man entweder verrückt geworden oder wohnt in einem Dorf in Südwales. Die Postbotin Lucy Garlick verkleidet sich dort auf ihren täglichen Runden und ist Balsam in den dunklen Corona-Zeiten. Manche Bewohner:innen hinterlassen Lucy mittlerweile sogar lustige Socken, damit sie die am nächsten Tag trägt. (BBC News)
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Nicht jeder hat eine Familie, die im Alltag hilft und im Notfall da ist. Drei Frauen haben deshalb den Verein „Die Tanten“ gegründet. Über 30 „Tanten“ gehen bereits mit ihren Wahlneffen und -nichten spazieren, schicken ihnen Päckchen oder springen auch finanziell ein. (SRF)
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In Italien stehen schon mal ganze Dörfer leer. Der ehemalige Bürgermeister Domenico Lucano wollte das ändern. Er schaffte eine Willkommenskultur für Geflüchtete. Webend, schneidernd und töpfernd arbeiten sie in eigens eingerichteten Handwerksbetrieben, schaffen Kulturgüter für Tourist:innen und beleben die Regionen. (Taz)
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Da, wo es hingehört: Erstmals seit dem Ende der Kolonialzeit gibt Frankreich Raubkunst an das westafrikanische Land Benin zurück. Zwar geht es aktuell nur um 26 Kunstobjekte, aber ein erster Schritt ist getan. (Tagesschau)
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Für eine neue Brücke in Trier brauchte es nur ein Stück Seil. Eine Anwohnerin entdeckte auf ihrer Straße immer wieder tote Eichhörnchen, die von Autos überfahren wurden. Sie wandte sich an die Stadt, die ihre Idee – zwei Bäume, ein gespanntes Tau, viele gesunde Eichhörnchen – umsetzten. Seitdem entdeckt die Frau kaum noch getötete Tiere. Um die Eichhörnchen weiter anzulocken, füllt sie jeden Tag den Futterspender am Seil auf. (SWR)
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„Du Mama, was wünschst du dir eigentlich zu Weihnachten?“, fragt ein Junge in der neuen Penny-Werbung. „Dass du deine Jugend zurückbekommst“, antwortet die Mutter, sichtlich mitgenommen. In die gleiche Kerbe schlug die EU-Kommission. Wegen der Corona-Pandemie konnten sich zum ersten Mal ausnahmsweise auch bis 20 Jahre alte Europäer:innen für das Programm „DiscoverEU“ bewerben. 60.000 Jugendliche bekamen ein kostenloses Interrail-Ticket, um im nächsten Jahr einen Monat lang durch Europa zu reisen. Gute Fahrt! (Und hoffentlich kommt nichts dazwischen …) (Jugend für Europa)
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Für die letzte gute Nachricht des Jahres haben wir selbst gesorgt: Unsere Artikel gibt es seit ein paar Monaten auch zum Anhören. Damit das noch einfacher wird, gibt es für Mitglieder ab sofort die Krautreporter Audio-App! Die Artikel eurer Lieblingsreporter:innen, eingelesen von professionellen Sprecher:innen, und alles auf einen Blick. Hier könnt ihr euch die Android-Version im Playstore herunterladen. Und hier die Apple-Version.
Redaktion: Thembi Wolf, Schlussredaktion: Tarek Barkouni, Fotoredaktion: Till Rimmele, Audioversion: Christian Melchert