Unter den vielen Nachrichten, die Tag für Tag auf uns einprasseln, verstecken sich auch positive News. Die Mitglieder der Krautreporter-Facebook-Gruppe „Gute Nachrichten – Lösungen hat die Welt“ sammeln diese Meldungen. Die folgenden fünf sind die beliebtesten, die die Mitglieder im August 2021 geteilt haben:
1. Diese Zeitung schaut nur auf Fakten und nicht auf das, was Politiker:innen versprechen
Stellt euch vor, Donald Trump lügt 30.573 Mal in den vier Jahren seiner Amtszeit und niemand berichtet darüber. Die Zeitung „Cleveland’s Plain Dealer“ im US-amerikanischen Bundesstaat Ohio hat sich entschieden, mit den Wahlkampflügen von Politiker:innen anders umzugehen. Der derzeitige republikanische Senatskandidat Josh Mandel ist bekannt dafür, in seinen Wahlkämpfen nicht immer die Wahrheit zu sagen – also beschloss die Lokalzeitung: Darüber berichten wir nicht. Statt die falschen Aussagen zu zitieren, konzentrieren sich die Reporter:innen auf die Auswirkungen von Veranstaltungen auf den Wahlkampf oder das parteiinterne Machtgerangel einzelner Kandidat:innen. Bei den Leser:innen kommt diese Form der Nachrichten gut an. Chefredakteur Chris Quinn hat schon häufiger die Regeln dessen kritisiert, was in der Zeitung landet und was nicht. So hatte er er sich im Jahr 2018 dagegen entschieden, Fotos von Menschen abzudrucken, die wegen geringfügiger Verbrechen verhaftet worden sind.
2. Netzwerk in Paderborn will Integration für Frauen erleichtern
Von Vietnam bis Syrien – die Teilnehmerinnen von „Ma’am Powerment“ kommen aus der ganzen Welt. Das Paderborner Netzwerk unterstützt Frauen unterschiedlicher Herkunft und Alters dabei, sich in Deutschland eine Heimat aufzubauen. Die Coaches sind dabei oft selbst Teil des Netzwerks. Sie wollen den Teilnehmerinnen Selbstbewusstsein vermitteln und Klischees durchbrechen. Die Frauen erzählen sich gegenseitig von Momenten, in denen sie wegen ihrer Migrationsgeschichte nicht ernst genommen wurden oder berichten, wie sie gelernt haben, sich gegen Vorurteile zu behaupten. Zunächst konnten die Treffen nur über Zoom stattfinden, inzwischen treffen sie sich persönlich – zum Kochen, Spazieren oder für Fotoprojekte. Als Nächstes planen die Frauen ein Theaterprojekt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziert den Aufbau des Netzwerkes für drei Jahre, die Grone-Bildungszentren NRW geben Starthilfe.
3. In Kolumbien tanzen junge Menschen gegen das Morden
In Kolumbien demonstrieren seit einigen Monaten junge Menschen gegen Ungleichheit, Gewalt und Mord. Ihr Mittel: Musik und Tanz. Auf einem Video sieht man Piisciis, Nova und Axid – drei Transgender Aktivist:innen, die vor einer jubelnden Menge um die Polizisten der berüchtigten Anti-Aufstandseinheit Esmad tanzen. Mitglieder der LGBTQ-Community leben in Kolumbien besonders gefährlich: Im Durchschnitt werden sie nur 35 Jahre alt. Mit ihren Tanzaktionen wollen Piiscii, Nova und Axid dafür sorgen, dass ihre Community sichtbarer wird. Der Widerstands-Tanz, den die drei vor der Menschenmenge aufführen, nennt sich „Vogue“. Er war in den 1970er Jahren in New York entstanden. People of Colour und LGBTQ-Menschen tanzten Posen aus weißen Modemagazinen übertrieben nach, um so auf sich aufmerksam zu machen.
4. Das sind die schönen Folgen der Ice-Bucket-Challenge
Ausgabe 7 von Tea after Twelve
Wissenschaftler:innen der Harvard-Universität in Cambridge (USA) haben ein Medikament entwickelt, das den Verlauf der Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) stark verlangsamt. Das Geld für die Studie stammt dabei aus einem sechs Jahre alten Social-Media-Trend. Die „Ice-Bucket-Challenge“ war eine Art digitaler Kettenbrief, mit dem über 200 Millionen US-Dollar für die Erforschung von ALS gesammelt wurden. Dabei filmten sich Millionen Menschen dabei, wie sie sich einen Eimer mit Eiswasser über den Kopf schütteten. Noch wurde das Medikament nicht zugelassen, die Forscher:innen sind jedoch zuversichtlich. Die Studie wird zudem erweitert mit der Hoffnung, dass das Medikament auch eine lebensverlängernde Wirkung für Patient:innen hat. Bei Menschen, die an ALS leiden, bauen Muskel- und Nervengewebe langsam ab, was zu Lähmungen und starken Schmerzen führt. Die Ursachen der Krankheit sind bisher unklar, sie ist tödlich und gilt als unheilbar.
5. Wie man dicke Luft einfängt
Informationsdienst Wissenschaft am 15.07.2021
Das Rostocker Leibniz-Institut hat ein neues Verfahren entdeckt, mit dem CO2 in der Luft gezogen werden kann. Mit ihrer Entdeckung haben die Chemiker:innen nicht nur eine Möglichkeit gefunden, CO2 zu binden, sondern können es auch zu einem Produkt weiterverarbeiten. Wissenschaftler:innen haben aus dem Klimagas sogenannte Formiate hergestellt. Das sind Salze, die für alltägliche Vorgänge wie Beizen, Konservieren und Imprägnieren verwendet werden. Chemiker:innen setzen sie an verschiedenen Stellen ein – bisher werden sie aber noch aus Erdöl und anderen fossilen Ressourcen gewonnen. Weltweit produziert die Chemieindustrie jährlich 800.000 Tonnen Formiate auf diese Weise. Bisher waren Alternativen zu Erdöl teuer und umständlich. Für das neue Verfahren brauchen Wissenschaftler:innen aber neben einem Katalysator nur Wasserstoff und die Aminosäure L-Lysin. Das ist eine von 20 essentiellen Aminosäuren, aus denen Proteine aufgebaut sind, die entsprechend leicht verfügbar sind. Für die Chemieindustrie ist das ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.
Redaktion: Svenja Schlicht, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Till Rimmele, Audioversion: Christian Melchert