Unter den vielen Nachrichten, die Tag für Tag auf uns einprasseln, verstecken sich auch positive News. Die Mitglieder der Krautreporter-Facebook-Gruppe „Gute Nachrichten – Lösungen hat die Welt“ sammeln diese Meldungen. Die folgenden fünf sind die beliebtesten, die die Mitglieder im Mai 2021 geteilt haben:
1. Malmö bekämpft Waffengewalt
Die Stadt Malmö in Schweden erlebte vor vier Jahren so viel Waffengewalt wie nie zuvor. Durchschnittlich fünf bis sechs Schießereien zwischen rivalisierenden Drogengangs ereigneten sich pro Monat, also 65 im ganzen Jahr. Um das Problem zu lösen, besuchte der Schwedische Nationalrat für Kriminalprävention eine Schulung in New York, USA. Dort lernten die Kriminalist:innen die Gang Violence Intervention Technik, die schon in den USA sichtbar Erfolg gezeigt hat. Im Kern besteht diese Technik daraus, zehn Mitglieder unterschiedlicher Gangs mit Bewährungsstrafen in einen Raum zu setzen, in dem sie von Bekannten umgeben sind. Dort hören sie sich Berichte an von Menschen, die auf unterschiedliche Weise unter den Auswirkungen von Waffengewalt in Malmö leiden. Die Technik zielt darauf ab, dass nicht nur die Zuhörenden selber beeindruckt sind, sondern diese Erfahrungen auch an ihr Umfeld weitergeben. Und sie hat Erfolg: Im vergangenen Jahr gab es nur noch 20 Schießereien in Malmö.
2. Aus alten Reifen Öl produzieren
Altreifen schreddern und konstant bei 650 bis 700 Grad Celsius in einem speziellen Reaktor erhitzen – mit diesem Verfahren werden alte Reifen in ihre Ursprungsbestandteile zerlegt. Es entstehen Karbon, Öl und Gas. Pascal Klein hat diese Technik zum Recyclen von Reifen vor 14 Jahren entwickelt und ist jetzt Vorstandsvorsitzender der Pyrum Innovations AG, die inzwischen täglich 2.500 Altreifen auf ihrem Firmengelände verarbeitet. Auch der Chemiekonzern BASF ist schon auf die Firma aufmerksam geworden, die aus Abfall Öl herstellt, und hat mit Verweis auf die hohe Qualität des gewonnenen Öls 16 Millionen Euro in das Recyclingunternehmen investiert.
3. Der neue Rundfunkrat im MDR ist divers geworden
Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) wurde nach 30 Jahren modernisiert und erhält einen neuen queerfreundlichen Staatsvertrag. Das haben die Landtage von Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt entschieden. Im Rundfunkrat soll von jetzt an ein Mitglied der LSBTTIQ-Verbände aus Sachsen-Anhalt dabei sein. Aber auch weitere zu wenig repräsentierte Gruppen bekommen einen Sitz in dem Aufsichtsgremium, das aus Vertreter:innen unterschiedlicher politischer, weltanschaulicher und gesellschaftlicher Gruppen besteht, unter ihnen Vertreter:innen von Migrant:innenverbänden und der sorbischen Minderheit. Der Rundfunkrat wächst damit von 43 auf 50 Plätze an.
4. Seegras ist das neue Superfood
Der Ozean als Garten der Welt? Für den spanischen Star-Koch Ángel Léon ist das die Lösung viele Probleme. Schon immer hat er viel mit Fisch und Meeresfrüchten gekocht, jetzt hat er Seegras entdeckt und herausgefunden, dass die kleinen grünen Körner, die sich am Boden des Seegrases befinden, Superfood sind. Glutenfrei, viele Omega 6- und -7-Fettsäuren und 50 Prozent mehr Protein als Reis pro Korn machen Seegras so wertvoll. Zudem braucht es kein Frischwasser oder Dünger zum Wachsen. Kurzerhand baute Léon selber welches an und fand heraus, dass man die Körner nicht nur in verschiedenen Variationen kochen kann, sondern dass sie ein ganz neues Ökosystem aufbauen. Auch der WWF, eine der größten internationalen Natur- und Umweltschutzorganisationen, hat Seegras schon als wichtiges Mittel im Kampf gegen die Klimakrise beschrieben, da es in der Lage ist, jährlich zehn Prozent des Kohlenstoffs im Ozean zu absorbieren, obwohl es nur 0,2 Prozent des Meeresbodens bedeckt.
5. Wiebke klärt über Verschwörungsideologien auf
Wie radikalisiert man Wiebke am besten? Das ist die Frage des interaktiven Spiels auf der Website Wiebkes-wirre-welt.de. Man trifft auf Wiebke, eine junge Frau die in ihrem Zimmer am Computer sitzt, und wird selbst zum Geheimagent. Eine Stimme aus dem Off gibt den Nutzer:innen Anweisungen, wo man klicken soll und die dazu führen sollen, dass Wiebke irgendwann Verschwörungsideologien glaubt. Auf diese Weise stöbert man durch Schubladen, Schränke und mehr in Wiebkes Zimmer, alles führt zu einer Reaktion oder Veränderung bei Wiebke. Gespickt mit Informationen zu Verschwörungsideologien, Videos von Expert:innen und Seiten von Beratungsstellen ist das Projekt aus Bremen und Stuhr ein Mix aus Online-Game und Spielfilm. Es klärt darüber auf, wie gefährlich der Verschwörungsglauben ist und wie schnell man von ihm eingenommen werden kann. Jetzt wurde die Seite, die sich vor allem an Jugendliche wendet, mit dem Corona-Sonderpreis des deutschen Digital Awards 2021 ausgezeichnet.
Redaktion: Henrike Freytag, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Till Rimmele