Unter den vielen Nachrichten, die Tag für Tag auf uns einprasseln, verstecken sich auch Berichte über Lösungen und hoffnungsvolle Anfänge. Die Mitglieder der Krautreporter-Facebook-Gruppe „Gute Nachrichten – Lösungen hat die Welt“ sammeln diese Meldungen. Das waren die fünf beliebtesten guten Nachrichten, die im Juli 2019 geteilt wurden:
1. Freundschaftsbänke in Simbabwe
In Simbabwe gibt es nur eine Handvoll Psychotherapeuten, aber viele Menschen mit psychischen Problemen wie Angstzustände und Depressionen. Als Ausweg wurden die Freundschaftsbänke erfunden: Freiluftpraxen, auf denen dafür geschulte Laien warten (respektvoll „Großmütter der Gemeinschaft“ genannt), um psychisch Kranken zu helfen. Sie nutzen dabei eine Methode namens „Kuvhura Pfungwa“, also eine an lokale Gegebenheiten angepasste Form der Problem Solving Therapy (PST) aus dem Spektrum der Kognitiven-Behavioralen Therapien. Das Projekt wurde wissenschaftlich betreut und untersucht, die Bänke waren so erfolgreich, dass New York City sie in die öffentliche Krankenversorgung übernommen hat. Der Ansatz eignet sich hervorragend, um bereits in frühen Phasen psychischer Erkrankungen einzugreifen und so deren Verschlimmerung zu verhindern.
2. Housing-First-Konzept: Gebt Obdachlosen eine Wohnung
Deutschlandfunk Nova: Grünstreifen vom 11.07.2019
Als die finnische Strategie gegen Obdachlosigkeit entwickelt wurde, kam das einem radikalen Kurswechsel gleich. Denn bis dahin mussten die Menschen von der Straße eine Art Treppenmodell mit vielen Stufen einer Art Resozialisation durchlaufen, um am Ende zu einer eigenen Wohnung zu kommen. „Housing First“ funktioniert komplett anders herum. Housing-First-Projekte sind in der Regel erfolgreich, wie verschiedene Studien zeigen: Je nach Projekt leben 78 bis 90 Prozent der ehemals Obdachlosen auch nach zwei Jahren noch in den Wohnungen und werden auch psychisch stabiler. In Finnland ist die Zahl der Langzeitobdachlosen seit dem Start des Projekts um mehr als ein Drittel gesunken.
3. „They’re murderers. But they’re lovely guys“
In Gefängnissen herrscht oft viel Gewalt, die sich mit bisherigen Methoden kaum eindämmen lässt. Eher im Gegenteil, in englischen Gefängnissen stiegen Gewalt und Drogenmissbrauch seit Jahren, seit 2016 kam zu mehreren Gefängnismeutereien. Für das Hochsicherheitsgefängnis Swaleside entwickelte Gwenton Sloley daher einen neuen Ansatz: Er trainierte die gewalttätigsten Insassen in Schlichtungstechniken, da er vermutete, dass Gefangen die Gewalt zwischen Häftlingen aus einer ganz anderen Perspektive sehen als die Wärter und diese daher gut unterstützen könnten. Erste Ansätze versprechen Erfolg, aber es gibt ein Risiko: Das Programm muss beständig vom Gefängnispersonal unterstützt werden, sonst droht es ins Gegenteil umzuschlagen.
4. Would I be helped? Cross-national CCTV footage shows that intervention is the norm in public conflicts
American Psychologist, 03.06.2019
Diese Studie hat 219 Aufnahmen aus Amsterdam (Niederlande), Kapstadt (Südafrika) und Lancaster (England) ausgewertet, um festzustellen, wie oft Gewaltopfern beigestanden wird, wenn sie sich in einer großen Menschenmenge befindet. Das Ergebnis: In neun von zehn Fällen griff mindestens eine Außenstehende oder ein Außenstehender ein, um dem Opfer der Aggression oder Gewalt beizustehen. Oft mischten sich sogar mehrere Menschen ein. Und je mehr Passanten in der Nähe waren, desto eher griff jemand ein, um zu helfen. Die Bereitschaft dazu war übrigens in Kapstadt, das als unsicher gilt, genauso groß wie in Amsterdam oder Lancaster.
5. Sonderermittler bringt Internet-Hetzer vor Gericht
Hasskommentare bedrohen die Meinungsfreiheit, denn sie erlauben es nur noch den Skrupellosesten und Lautesten, ihre Meinung zu äußern. In Nordrhein-Westfalen wurde daher das Projekt „Verfolgen statt nur löschen“ gestartet, bei dem die Sonder-Staatsanwaltschaft „Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen“ und die Landesmedienanstalt gemeinsam gegen Haßkommentare vorgehen. Dazu wurden die Redakteure der örtlichen Medien geschult, damit sie die rechtlichen Möglichkeiten im Umgang mit Hassbeiträgen kennen, und es wurde eine vereinfachte Anzeigemöglichkeit geschaffen. Auch Hessen und Bayern planen vergleichbare Einrichtungen.
Redaktion: Vera Fröhlich. Bildredaktion: Martin Gommel.