Hinweis: Im ersten Absatz wird eine Geburtsverletzung beschrieben.
Als Angela* im Herbst 2019 erfährt, dass sie mit 45 Jahren ein zweites Mal schwanger ist, denkt sie sich: „Ach, verdammt.“ 15 Jahre zuvor hatte Angela eine traumatische Sturzgeburt erlitten: Ihr Damm, ihre Schamlippen und ihre Scheide rissen, noch im Kreißsaal nähte ein Arzt die Verletzungen – ohne lokale Betäubung. Im Frühjahr 2020, im Vorgespräch mit der Geburtsklinik, macht Angela deshalb klar: Sie möchte, dass das Personal ihr damaliges Trauma berücksichtigt und Vorgänge unter der Geburt klar kommuniziert. Die Hebamme zeigt sich verständnisvoll, Angela ist beruhigt.
Dann kommt das Baby nicht zu dem errechneten Termin. Aufgrund ihres Alters gilt Angela als „risikoschwanger“. Zwei Tage später meldet sie sich deshalb – in Absprache mit ihrer Hebamme und Gynäkologin – bei der Geburtsklinik, um eine Einleitung zu besprechen. Ihr Freund begleitet sie zur Klinik, darf den Kreißsaal aber nicht betreten.
Es ist ein furchtbares Gespräch, erzählt Angela später. Die Ärztin erklärt Angela: Ihr Freund darf die Klinik erst betreten, sobald die Geburt richtig losgeht. Besuche auf Station sind verboten – der Vater wird sie und das Kind nach Geburt bis zur Entlassung nicht sehen. Mehrmals fällt das Wort „intrauteriner Fruchttod“: Damit meint die Ärztin: Das Kind könnte tot zur Welt kommen. Das sei Angelas Schuld, denn sie habe zu spät die Klinik aufgesucht.
Angela weint, von Panik und Wut geschüttelt. Und während Angela erfährt, dass ihr Kind sterben könnte, sitzt ihr Freund, der Vater des Kindes, vor der Tür des Kreißsaals, und bekommt von alldem nichts mit.
Die Pandemie verstärkt Geschlechterrollen, auch in der Geburtshilfe
Die Corona-Krise wirft Frauen um Jahrzehnte zurück, schreibt meine Kollegin Lena Deser in ihrer KR-Kolumne. Trotz (oder wegen) flexibler Arbeitszeiten und Homeoffice tragen Frauen in der Pandemie die Hauptlast der Kinderbetreuung. Man könnte auch sagen: Die Pandemie zwängt uns wieder in veraltete Rollenmuster. Das zeigt sich auch in der Geburtshilfe: Als Bund und Länder im März einen Shutdown veranlassen, schließen manche Kliniken Väter und andere Begleitpersonen von Geburten aus. Es heißt, die Ansteckungsgefahr sei in der „besonders engen Situation für Mutter und Kind hoch“, und die „Sicherheit der Beschäftigten im Kreißsaal nicht gewährleistet.“
Die Kliniken rudern schnell zurück: Fachverbände wie der Ärztinnenbund, die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und auch der Elternverband „Mother Hood e.V.“ kritisieren das Kreißsaalverbot. Der Deutsche Hebammenverband (DHV) schreibt zum Beispiel am 23. März: „Die Frau zur Geburt zu begleiten und ihr beizustehen, ist von einem Besuch bei einer kranken oder pflegebedürftigen Person klar zu unterscheiden. Eine Geburt ist für die ganze Familie ein existentielles Ereignis.“
Einheitliche Regelungen gibt es bisher aber nicht: In manchen Kliniken dürfen Väter den gesamten Verlauf der Geburt begleiten, in anderen ruft sie das Personal erst zur Endphase der Geburt in den Kreißsaal – wenn die Presswehen beginnen oder der Muttermund um einige Zentimeter geöffnet ist. Zum Teil dürfen Väter ihre Familie nur eine Stunde am Tag auf Station besuchen, andernorts gibt es keine Beschränkungen. Zu Vorsorgeterminen in gynäkologischen Praxen, wie zum Ultraschall oder der Feindiagnostik, dürfen Väter oft nicht mitkommen.
Ich habe in der KR-Community nach Menschen gesucht, die während der Pandemie ein Kind bekommen haben, gerade schwanger sind oder in der Geburtshilfe arbeiten. Angela war eine derjenigen, die sich gemeldet haben. Auch KR-Mitglied Margret, die derzeit schwanger ist, schrieb mir: „Nach all den Jahren des Kampfes feministischer Bewegungen und der allmählichen Änderung im Bewusstsein der Gesellschaft, welche wichtige Aufgabe Väter in der Beziehung zu den Kindern spielen, wird Schwangerschaft durch die Pandemie wieder ausschließlich auf den weiblichen Körper reduziert.“
Übrigens: Ich spreche in diesem Text sehr viel von „Vätern“, die ihre Partnerinnen begleiten. Natürlich betreffen die Corona-Regelungen in Geburtskliniken auch homosexuelle und queere Partnerschaften. Ich konzentriere mich hier darauf, wie die Regelungen typische Rollenbilder widerspiegeln. Dazu gehören nicht nur die klassischen Aufgabenverteilungen, sondern auch das heterosexuelle Paar als Normalfall. Genau das ist ein Teil des Problems.
Geburt ist noch immer Frauensache
Geburt und Schwangerschaft waren bis in die 1970er Jahre reine Frauensache: Väter begleiteten ihre Partner:innen nicht in Praxen und Kliniken, sondern warteten vor den Türen der Kreißsäle. Dann kam die Frauenbewegung, und Feminist:innen forderten, dass Väter sich an Schwangerschaft, Geburt und Kinderbetreuung beteiligen: Sie sollten ihre Partner:innen unterstützen, eine eigene Identität als Elternteil entwickeln und eine aktivere Rolle in der Versorgung der Säuglinge übernehmen.
Der Wandel kam: Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) stieg seit 2007 der Anteil von Vätern, die Elternzeit nehmen, von drei auf 37 Prozent im Jahr 2016. Über 90 Prozent der Väter sind bei der Geburt ihrer Kinder dabei und immer öfter belegen Paare gemeinsame Kurse zur Geburtsvorbereitung. Doch trotz allen Fortschritts – steht der Vater wirklich auf Augenhöhe mit der Mutter?
„Da bin ich mir nicht so sicher“, sagt der Psychologieprofessor und Väterforscher Andreas Eickhorst mir im Gespräch am Telefon. „Es geht kaum ohne die Wörtchen mit und auch. Es heißt: Väter sollen bei der Geburt mit dabei sein. Väter haben auch eine Vater-Kind-Bindung.“ Dieses Bild zeigt sich auch in der Schwangerenvorsorge: Kursgebühren müssen werdende Väter größtenteils selbst zahlen. In der Gebührenordnung für Hebammen kommt das Wort „Vater“ nicht vor.
Als ich mit KR-Mitglied Margret telefoniere, kommt sie gerade von einer Untersuchung bei der Gynäkologin. Margret wird im Spätsommer 2020 ungeplant schwanger. Als die Ärztin das feststellt, ist Margret bereits in der elften Schwangerschaftswoche: „Das hat uns die Entscheidung mehr oder minder abgenommen.“ Sie und ihr Partner möchten das Kind bekommen, doch in Margrets Partner machen sich Zukunftsängste breit. Auch, weil er von der Pandemie finanziell hart getroffen ist: „Er arbeitet als Tischler im Veranstaltungsbereich.“
Margret wünscht sich deshalb, dass ihr Freund sie öfter einmal in die Praxis begleiten könnte. Bisher erlaubt die Gynäkologin das nicht. „Er macht sich viele Sorgen ums Vaterwerden. Bei den schönen Sachen, wie dem Ultraschall, bei dem er das Kind sehen könnte, darf er aber nicht dabei sein“, sagt Margret. „Die Schwangerschaft ist gerade so ‚mein Ding‘. Dabei möchte ich das gerne für ihn öffnen.“
Margret ist in der Praxis zudem oft unsicher und fühlt sich von der Gynäkologin unter Druck gesetzt, bestimmte Untersuchungen anzunehmen. „Mir fehlen dann die Argumente“, erzählt sie. „In solchen Momenten würde ich mich gerne mit meinem Partner beraten.“
Und obwohl Väter seit fast 40 Jahren im Kreißsaal dabei sind: Auch dort gebe es viele Geschichten darüber, wie sie ausgeschlossen werden, schreibt die Anthropologin und Oxford-Professorin Anna Machin in ihrem Buch „Papa werden: Die Entstehung des modernen Vaters“:
„Fragen nach Wünschen für die Geburt und die Versorgung danach, die nur an die Mutter gerichtet werden; Väter, die ihren schlimmsten Fantasien ausgeliefert Amok laufen, während ihre Partnerin in aller Eile und kommentarlos zu einer Notfallprozedur gebracht wird. Viele Männer berichten, sie hätten sich wie ein Hochstapler oder ein überflüssiger und unwillkommener Zuschauer gefühlt.“
Dass einige Geburtskliniken Väter in der Pandemie zuerst völlig, nun teilweise aus Kreißsälen ausschließen, zeigt: Die Geburtshilfe hat Väter in ihrer Rolle als Elternteil und Unterstützer noch nie wirklich ernst genommen. Und das völlig zu Unrecht. Denn Väter sind bei der Geburt keinesfalls unnütze Zuschauer. Sie übernehmen extrem wichtige Funktionen. Das sagen nicht nur Feminist:innen, das zeigen auch Studien.
1. Väter sind bei der Geburt keine unnützen Zuschauer
Die WHO schreibt in einem Bericht, dass Gebärende immens profitieren, wenn eine Vertrauensperson sie während der Geburt kontinuierlich unterstützt. Partner:innen und andere Begleiter:innen leisten wichtigen mentalen und praktischen Beistand: Sie sprechen der Gebärenden Mut zu und loben sie, beruhigen sie, indem sie sie massieren oder berühren, und helfen ihr, in stressigen Situationen Wünsche gegenüber Hebammen und Ärzt:innen zu äußern.
Untersuchungen, schreibt die WHO weiter, hätten außerdem gezeigt, dass die Begleitung einer Vertrauensperson auch medizinische Vorteile hat: Die Gebärenden haben im Schnitt kürzere Wehen, benötigen weniger medizinische Interventionen und sind zufriedener mit ihrer Geburtserfahrung.
Wie wichtig eine gute Geburtserfahrung auch für die Zeit danach sein kann, zeigt ein Forschungsprojekt von Lisa Hoffmann und Rainer Banse, Psycholog:innen an der Universität Bonn: Mütter mit einem negativen Geburtserlebnis gaben häufiger an, dass sie Probleme beim Stillen bekamen und dass ihre Wunden schlecht heilten. Außerdem stieg das Risiko, dass die Eltern nach der Geburt eine Depression entwickelten. Selbst die Eltern-Kind-Bindung war sechs Monate nach Entbindung weniger sicher.
Das Team um Hoffmann hat Paare auch in der Pandemie zu ihren Geburtserfahrungen befragt. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass Gebärende mit einer festen Bezugsperson an ihrer Seite die Geburt positiver erlebten. Begleitete eine Vertrauensperson die Gebärende kontinuierlich, hatte das den stärksten Effekt. Das Forschungsteam wollte von den Frauen auch wissen, welche Unterstützung sie besonders wertvoll fanden. „Das war immer der Partner oder die Partnerin“, erklärt Hoffmann mir im Videointerview.
2. Schon vor der Pandemie waren Paare mit der Geburt allein gelassen
Was es in deutschen Krankenhäusern bedeuten kann, große Teile der Geburt ohne Partner:in zu bestreiten, zeigt die Geschichte von Lea*: Die 35-Jährige bringt im Mai ihr erstes Kind zur Welt, in einem Krankenhaus in Berlin. Lea hat eine schwierige Schwangerschaft mit Frühgeburtsrisiko. In einer Nacht im Mai leidet sie unter starken Schmerzen. In der 30. Schwangerschaftswoche – mehr als zwei Monate vor dem errechneten Geburtstermin.
Als Lea und ihr Lebensgefährte im Krankenhaus ankommen, warten sie eine Stunde in einem Vorraum – der Kreißsaal sei voll. Dann wird Lea eingelassen, ihr Freund muss draußen bleiben. Erst wenn die Wehen voll im Gange sind, darf er den Kreißsaal betreten, heißt es. Eine Hebamme schließt Lea an das CTG an, das die Herztöne des Kindes und die Wehentätigkeit misst. Es ist Mitternacht. Dann ist sie alleine. Lea hat starke Schmerzen, möchte nach Schmerzmittel fragen. Zweimal läuft sie auf den Gang, einmal klingelt sie, um Hilfe zu holen. Viereinhalb Stunden lang kommt niemand, um sich um Lea zu kümmern. Währenddessen schwirren ihr tausend Fragen durch den Kopf: „Geht es meinem Kind gut? Ist das jetzt eine Frühgeburt? Sind das Schmerzen, die vorübergehen?“
Als eine Ärztin sie dann endlich untersucht, ist der Muttermund bereits geöffnet. Die Entscheidung fällt: Kaiserschnitt unter Vollnarkose. Doch Leas Partner ist zu diesem Zeitpunkt bereits zu Hause – das Personal hatte zuvor gesagt, die Geburt sei nicht akut im Anmarsch. Lea erzählt: „Ich hatte Angst. Die ganze Ungewissheit, was mit dem Kind ist, was unter Vollnarkose passiert. Das Personal hat mir zum Teil widersprüchliche Informationen gegeben. Ich hätte mir gewünscht, das nicht alleine durchstehen zu müssen.“ Als ihr Partner im Krankenhaus ankommt, ist Lea schon im OP und das gemeinsame Kind seit vier Minuten auf der Welt.
Jede fünfte Geburtsklinik kann ihre Hebammenstellen nicht voll besetzen. Dabei ist der Personalschlüssel sowieso gering bemessen: Laut einem vom Gesundheitsministerium beauftragten Gutachten betreuen Hebammen im Schnitt drei Gebärende gleichzeitig, bei einem Viertel aller Hebammen sind es sogar mehr. Nur 37 Prozent der Mütter gaben an, eine Hebamme hätte sie bei der Geburt ununterbrochen betreut. Rund 16 Prozent erhielten bloß eine punktuelle Unterstützung.
Leas Geschichte ist also kein Einzelschicksal, und hätte so auch vor der Pandemie passieren können. Der DHV schreibt: „Den Gebärenden den Beistand durch eine Vertrauensperson zu verweigern, bedeutet schon in einem regulären Krankenhausbetrieb, sie über weite Strecken der Geburt ganz alleine zu lassen.“ Eine Begleitung durch eine vertraute Person ist daher umso wichtiger.
Nicht nur zum Wohle der Gebärenden, sondern auch zum Wohle des Klinikpersonals. DHV und Ärztinnenbund schreiben in einer gemeinsamen Pressemitteilung: „Auch für die Hebammen sowie Ärztinnen und Ärzte ist es wichtig, wenn auf einer Geburtsstation so viel Normalität wie möglich herrscht. Sie sollten nicht auch noch dort eine zusätzliche Aufgabe als mentale Stütze übernehmen müssen, wo eine andere, sehr gute Lösung möglich wäre – eben die Begleitperson.“
3. Väter können auch eine Wochenbettdepression bekommen
Was oft kaum Erwähnung findet: Schwangerschaft und Geburt sind auch für die Väter existenzielle Ereignisse. Der Psychologe Andreas Eickhorst sagt: „Jeder Vater hat vergleichbare Freude, vergleichbare Ängste wie eine Mutter. Der Öffentlichkeit und vielen Fachleuten muss man das aber erst beibringen.“
Wie es Vätern nach der Geburt geht, kann davon abhängen, wie sehr das Personal sie in den Geburtsprozess mit einbezieht: In einer Befragung des Österreichischen Instituts für Familienbindung gaben Väter an, dass sie Wut, aber auch Angst verspürten, wenn sie zum Beispiel bei einem Notkaiserschnitt keine oder nur wenige Informationen über den Gesundheitszustand von Mutter und Kind erhielten. Diese Gefühle könnte der Ausschluss aus dem Kreißsaal verstärken.
Dabei könnte es für die Psyche der Väter wichtig sein, solchen Gefühlen entgegenzuwirken. Denn nicht nur Frauen, sondern auch Männer können an einer Wochenbettdepression erkranken: Etwa zehn Prozent der Väter sind betroffen. Während bei Müttern ein traumatisches Geburtserlebnis als möglicher Auslöser für eine Wochenbettdepression gilt, sei bei Vätern „noch nicht systematisch untersucht, inwieweit väterliche Depressionen im Zusammenhang mit traumatisierenden Geburtserlebnissen“ im Kreißsaal stehen, schreibt die Wissenschaftsjournalistin und Gynäkologin Stefanie Schmid-Altringer in der Deutschen Hebammenzeitschrift.
Klar ist aber, dass auch für Väter die Geburt ein einschneidendes Erlebnis ist. Die Anthropologin Anna Machin schreibt:
„Die Anwesenheit des Vaters (bei der Geburt, Anm. der Redaktion) ist unheimlich positiv für sie selbst und für ihre Familie; sie erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Vater sich auch langfristig intensiv um sein Kind kümmert, trägt der Tatsache Rechnung, dass es die gemeinsame Erfahrung ist, ein Baby zu bekommen, und ermöglicht den Beginn der Bindung zwischen Papa und Baby zum frühestmöglichen Zeitpunkt.“
Geburtskliniken brauchen individuelle Schutzstrategien
Trotz aller Vorteile, die die Anwesenheit von Vätern, Partner:innen oder anderer Begleitpersonen auf das Wohlbefinden der Familie hat – die Sicherheit der Hebammen und Ärzt:innen darf in der Pandemie nicht an zweiter Stelle stehen. Doch wie gut ist das Geburtspersonal geschützt?
KR-Mitglied Frank ist Oberarzt in einer Geburtsklinik im Südwesten Deutschlands. „Ich und meine Kolleg:innen tragen im Kreißsaal regulär FFP2-Masken“, erzählt er mir am Telefon: „Ein Zugangsproblem gibt es nicht.“
Doch das Personal auf seiner Station fordert auch schon lange sogenannte Corona-Schnelltests, um bereits vor der Entbindung sichergehen zu können, dass Gebärende und ihre Begleiter:innen nicht mit dem Virus infiziert sind. Warum die Klinik bisher daran scheitert, die Tests zu beschaffen, wisse er nicht. „Letztendlich sind es Ressourcen an Personal, an Geld, an Ausstattung.“
Auch Andrea Ramsell vom DHV findet es sinnvoll, im Kreißsaal verlässliche Schnelltests einzusetzen. Eine allgemeingültige Strategie zum Schutz des Geburtshilfepersonals gebe es aber nicht, erklärt sie am Telefon: „Kliniken brauchen individuell durchdachte Lösungen mit einer guten Risikoanalyse, einem guten Behandlungspfad und einem guten Hygienekonzept – an dessen Entwicklung auch die Hebammen beteiligt sind.“
Geburten können gut sein, trotz Corona
Dass die Anwesenheit der Vertrauensperson und eine familienfreundliche Geburtsbegleitung durch das Personal wichtig sind, zeigt auch Angelas Geschichte. Nach dem Gespräch mit der Klinik, das sie weinend verließ, ermutigte ihre Hebamme sie, bei einem anderen Kreißsaal anzurufen. Und sie hatte Glück: Ein Berliner Klinikum nahm Angela und ihren Freund auf, teilte ihnen ein Familienzimmer zu und er durfte bleiben.
Die Geburt dauerte – aufgrund von zwei Einleitungsversuchen – zwar mehr als 48 Stunden und endete in einem Kaiserschnitt. Aber, so sagt Angela: „Die Kommunikation mit den Hebammen war großartig, sie haben uns alle Optionen aufgezählt und immer mit uns beiden gesprochen.“
Die Anwesenheit ihres Partners sei sehr wichtig gewesen, erzählt sie: „Eine Geburt ist nichts Schönes. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, sobald eine Wehe kam. Wenn aber jemand da ist, an dem man sich festhalten kann, der einem mal über den Kopf streicht und ein bisschen Mut zuspricht. Das hilft.“
*Name von der Redaktion geändert
Redaktion: Theresa Bäuerlein; Schlussredaktion: Susan Mücke; Bildredaktion: Till Rimmele.