Adrian Daub steht an einer Straße und blickt in die Kamera. Er trägt eine Brille und ein weißes Hemd.

©Philipp Sipos

Geld und Wirtschaft

Interview: „Leute wie Musk oder Zuckerberg sind von Schleimern umgeben“

Der Stanford-Professor Adrian Daub erklärt, warum das Silicon Valley vermeintlich geniale Studienabbrecher:innen liebt – und was wir daraus über den Hype um ChatGPT lernen können.

Profilbild von Rebecca Kelber
Reporterin für eine faire Wirtschaft

Der Literaturwissenschaftler Adrian Daub lehrt seit 15 Jahren in Stanford, ganz in der Nähe des Silicon Valley. Mit „Was das Valley denken nennt“ hat er ein Buch über die Ideen geschrieben, die die dortige Techbranche prägen. Es wurde in fünf Sprachen übersetzt. Ich habe es gelesen und fand besonders spannend, was er über vermeintlich geniale Studienabbrecher:innen schreibt: Menschen wie Elon Musk oder Elizabeth Holmes, die ihr Studium an einer Eliteuni aufgegeben haben, um ein Start-up zu gründen.

Anhand der Vermarktung dieses Lebensweges lässt sich nämlich erklären, wie die Menschen im Silicon Valley ticken, wie wir sie von außen wahrnehmen und welche Rolle Investor:innen dabei spielen. Die Figur der genialen Studienabbrecherin oder des genialen Studienabbrechers kann so helfen, den aktuellen Hype rund um Künstliche Intelligenz besser einzuordnen.

Als ich Adrian Daub für ein Interview anfrage, sagt er mir sofort zu. Er ist zu der Zeit sogar in Berlin – ein Glücksfall, so können wir uns persönlich, statt nur über Zoom treffen. Eine Woche später gehen wir im Prenzlauer Berg einen Kaffee trinken.


Mark Zuckerberg, Elon Musk, Bill Gates: Sie alle haben irgendwann mal ihr Studium abgebrochen. Ist das ein notwendiger Schritt, um zu einer der erfolgreichsten Personen der Welt zu werden?

Rein statistisch scheint es so auszusehen. Aber ich glaube, an diesem Mythos ist nicht viel dran. Um ein erfolgreicher Studienabbrecher zu sein, mussten schon immer bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Man konnte nicht irgendeine Uni abgebrochen haben – es musste eine Eliteuni sein. Man durfte sie nicht abgebrochen haben, weil es einem dort zu viel wurde, wegen einer Krankheit oder aus Heimweh. Man musste abgebrochen haben, um ein Start-up zu gründen. Häufig mit dem Versprechen von ganz viel Startkapital.

Sie selbst unterrichten ja in Stanford, wo viele der Studienabbrecher:innen studiert haben. Wie haben Sie und Ihre Kolleg:innen dort die Berichte über solche Fälle empfunden?

Das hat uns gestört, weil wir dachten, dann kommen noch mehr Studierende zu uns, die sofort wieder wegwollen.

Unser damaliger Uni-Präsident hatte zudem tatsächlich einmal investiert: in das Projekt von zwei Studierenden, die die Uni verlassen hatten. Da kamen in der Fakultät Fragen auf. Wenn wir nicht sagen können: Ihr solltet aber die vier Jahre hier fertig machen. Warum sind wir dann noch eine Universität? Aber das waren eher kleine Erregungen.

Wie oft brechen Menschen ihr Studium in Stanford denn tatsächlich ab, um eine Start-up-Idee zu verfolgen?

Die Uni sammelt dazu keine Daten. Zwischen 2010 und 2016 gab es eine Hochphase, in der das immer mal wieder vorkam. Studienabbrecher:in zu sein, war eine Figur, die bei den Studierenden als Möglichkeit im Bewusstsein war. Man kannte Personen, die diese Entscheidung getroffen hatten. Aber selbst damals war der Drop-out sehr selten, wenn auch wahrscheinlich häufiger als an anderen Eliteunis.

Wenn das so selten ist, warum reden wir dann so viel über diese wenigen Studienabbrecher:innen?

Die Figur des Studienabbrechers, des Drop-out, hat eine Entwicklung durchlaufen. Und sie war für die Außenwahrnehmung der Techbranche eine Zeit lang sehr wichtig.

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Drei Aspekte haben den Drop-out dabei so attraktiv gemacht: Erstens ist man mit der Elite verbunden – man war also schon mal „gut genug“, um auf so einer Uni angenommen zu werden. Aber dann ist man auch freidenkend genug, um da nicht richtig hineinzupassen. Man hat den Heiligenschein der Elite, darf sich aber trotzdem anti-elitär und populistisch geben. Das ist sehr wichtig für den Geniekult rund um diese Gründungsfiguren.

Der zweite Aspekt ist eine alte Idee: Die Uni abzubrechen, erinnert ein bisschen daran, wie die Hippies sich ausgeklinkt haben aus der Gesellschaft. Das Bild dahinter ist jemand, der wirklich ein Drop-out ist, der aufs Land zieht und Kühe melkt, aber jetzt halt mit Hochtechnologie. Und das ist natürlich gerade in Stanford, 30 Meilen südlich von San Francisco, einigermaßen attraktiv.

Wieso?

Die Hippiebewegung in Nord-Kalifornien hat die Kultur in Stanford und vor allem im Silicon Valley stark beeinflusst, wenn auch nur oberflächlich. Man trägt dort Birkenstock-Sandalen am Arbeitsplatz, überall stehen Fahrräder herum und es gibt lustige Berichte über Leute von der Ostküste, die zur Dependance in Palo Alto kamen und forderten, dass dort mal aufgeräumt wird.

Allerdings bedienen sich Studienabbrecher:innen bei den Hippies, ohne sie wirklich zu verstehen. Die haben das Dropping-out ja als Gruppe gemacht. Die Hippies haben gesagt: Wir tun uns mit anderen Gleichgesinnten zusammen und bauen eine bessere Gesellschaft auf. Und bei den Studienabbrecher:innen ging es ja eher um so eine Art Kult des Individuums.

Außerdem kommen viele der Studienabbrecher:innen wieder zurück an die Uni, wenn es mit der Firmengründung nicht klappt. Das erinnert eher an ein Auslandssemester.

Was ist der dritte Aspekt, der den Mythos Studienabbrecher:in so attraktiv macht?

Der dritte Aspekt ist tatsächlich der wichtigste: Wenn jemand Stanford aufgrund einer Start-up-Idee abgebrochen hat, war das vor allem ein „Sales Pitch“ an die Investoren. Denn diese Männer in Schlips und Jackett, oder zumindest im Polohemd, sollen ja irgendeinem 22-Jährigen im Kapuzenpullover unglaublich viel Geld geben. Dafür brauchen die Investoren eine Motivation, eine Geschichte, die sie sich selbst erzählen können.

Und der Studienabbrecher vermittelt: Ich kann auf keinen Fall noch mal zwei Jahre warten. Diese Geschäftsidee brennt mir so unter den Nägeln – wir müssen das jetzt machen. Das mag nicht unbedingt stimmen. Mir persönlich erschließt sich zumindest nicht, warum man Instagram nicht auch zwei Jahre später hätte erschaffen können.

Aber die Investoren überzeugt das?

Zumindest schien der Studienabbruch eine Zeit lang als Motiv sehr gut zu ziehen. Viele der Venture-Capital-Investoren sind ja ehemalige Gründer. Die erkennen sich vielleicht selbst in dem Studienabbrecher wieder. Das enthält auch ein narzisstisches Element: Die idealisierte Version davon, wie man selbst mit 20 war, ist jetzt dieser 20-jährige Hochstapler. Na, herzlichen Glückwunsch! Freut mich, dass ihr euch gefunden habt.

Würden Sie sagen, der Studienabbruch hat Unternehmern wie Mark Zuckerberg oder Elon Musk geholfen, sich selbst als Genie darzustellen?

Klar. Das ist ein Schritt aus einer klassischen Künstlerbiografie: ,,Ich konnte an der Kunstakademie nicht mehr viel lernen. Also habe ich mich unter die Menschen gemischt und gemalt, was ich dort vorfand.“ Das ist die Idee dabei. Nur eben, dass am Schluss eine Foto-App dabei entsteht.

Dazu kommt, dass amerikanische Colleges anders funktionieren als deutsche Unis. Das erste Collegejahr dient der Allgemeinbildung. Wenn jemand im zweiten Studienjahr abbricht, hat er oder sie noch gar nichts über das eigene Fach gelernt, sondern ein paar tolle Texte gelesen und vielleicht ein bisschen über freien Willen diskutiert. Das ist nicht das Gleiche, wie nach drei Semestern ein deutsches Ingenieursstudium hinzuschmeißen.

Was sagt uns der Studienabbruch über Gründungsfiguren wie Elon Musk oder Sam Altman?

Sie verfügen über die Selbstsicherheit, nur wenig Detailkenntnis zu brauchen über das, was sie angeblich revolutionieren wollen. Das ist auch eine Forschheit, die einer gewissen Ignoranz entspringt: Man hat eigentlich sehr wenig von der Welt gesehen und von der Branche, in die man einsteigt.

Hinter dem Firmengründer oder der Firmengründerin stehen dann allerdings jede Menge Leute mit Doktortitel, die sehr wichtige Arbeit im Unternehmen leisten. Aber die sind halt nicht in der Öffentlichkeit präsent.

Inwiefern spielen der Studienabbrecherkult und die Ideologie des Valleys zusammen?

Das eine ist der Kult der Disruption, also dass alle Zustände und etablierten Autoritäten zugrunde gehen können und sollen. Dass eigentlich alles nur da ist, damit man es durcheinander wirbeln und über den Haufen werfen kann. Aber dabei werden komischerweise die Reichen immer reicher und die Mächtigen immer mächtiger.

Die Selbstinszenierung als genialer Gründer hat sich allerdings auch ein Stück weit abgenutzt. Die Techbranche war eine Industrie, die lange nur per Hype funktionierte. Doch das hat sich geändert.

Wie denn?

Es sind ja auch deshalb so viele Milliarden in Start-ups geflossen, weil Investoren sonst mit dem Geld nichts anfangen konnten. Der Grund waren die niedrigen Zinsen.

Dann sagten die Investoren: „Der Junge scheint intelligent und interessant. Gut, fifty-fifty, dass das Geschäftsmodell oder die Technologie Bullshit sind, aber ehrlich gesagt, wenn wir die Wette oft genug eingehen, lohnt sich das schon.“

Seitdem die Notenbanken die Zinsen angehoben haben, hat diese Strategie aber einen Dämpfer erfahren, weil es jetzt viele andere Anlagemöglichkeiten für Geld gibt. Dadurch schrumpft auch die Figur des Founders und des Drop-outs ein wenig.

Ist der Drop-out für die Studienabbrecher:innen selbst eigentlich nur eine Fassade, um eine bessere Geschichte erzählen zu können?

Das dachte ich immer. Inzwischen glaube ich aber, dass man bei vielen dieser Figuren davon ausgehen muss, dass sie das ernst meinen.

Hätte Elon Musk die Twitterübernahme nur als Fassade genutzt, hätte er Twitter nicht so reingeritten. Mark Zuckerberg hat Facebook immerhin zum Marktführer gemacht. Das war schon eine Glanzleistung. Aber keine Programmierleistung, sondern eher eine Managerleistung.

Dann hat er sich allerdings einreden lassen, er sei ein technisches Genie. Anders lässt sich nicht erklären, wie überzeugt er von der Idee des Metaverse ist. Ich war da mal drinnen: Das ist wie Facebook, nur wird einem übel. Das ist eigentlich eine höllische Kombination. Aber er glaubt weiter daran.

Woran liegt das?

Leute wie Elon Musk oder Mark Zuckerberg sind, wie alle sehr reichen Personen, vor allem von Schleimern umgeben. Wenn alle einem nur sagen, wie geil man ist, glaubt man das irgendwann selbst.

Außerdem sind diese Gründungsfiguren unglaublich anfällig für Gruppendenken, gerade weil sie nicht so viele Menschen kennen.

Es gibt einen sehr schönen Essay des Tech-Milliardärs Paul Graham. Der heißt „How to think for yourself“ und handelt davon, wie man zum unabhängigen Denker wird. Da ist also wieder diese Gestik: Graham möchte nicht mit der Meute, mit den Schafen mitblöken, sondern etwas Eigenes machen. Das Grundargument des Essays ist: Man soll sich mit Menschen umgeben, die auch anders denken.

Ganz am Schluss des Textes steht dann: Ich möchte den folgenden Personen danken, die mir als Gegenleser und Gesprächspartner unter die Arme gegriffen haben. Es sind sieben Namen, soweit ich das überblicken konnte, alles steinreiche Tech-Unternehmer:innen – und das fiel Graham nicht auf. Das ist die Echokammer, in der diese Menschen funktionieren.

Wie wirkt sich diese Echokammer auf die Produkte aus, die im Silicon Valley entwickelt werden?

Es gibt die berühmte Geschichte, dass anscheinend Samsung das I-Pad mini erfunden hat, weil Apple nicht aufgefallen war, dass das Ding in keine Handtasche passt. Man kann also davon ausgehen, dass keine Frau beim Design involviert war oder das Gerät je in der Hand hatte. Das hat sich inzwischen ein Stück weit geändert. Die Techbranche ist welthaltiger geworden.

Aber das heißt nicht, dass die Menschen nicht trotzdem zu gewissem Gruppendenken tendieren. Elon Musk etwa haut ständig Produkte raus, die sich vor allem an Menschen wie ihn selbst richten.

Manche der vermeintlich genialen Studienabbrecher:innen von damals sind heute verurteilte Betrüger:innen. Zum Beispiel Elizabeth Holmes mit ihrem Start-up Theranos, die zu elf Jahren Haft verurteilt worden ist.

Ja, gerade in den vergangenen paar Jahren ist die Schattenseite dieses Typs offen zutage getreten: Der geniale Gründer hatte ja immer schon etwas Hochstaplerisches. Selbst Steve Jobs hat teilweise Sachen vorgestellt, die es noch gar nicht gab. Er hat sie dann am Schluss aber entwickelt. Das hat bei Elizabeth Holmes nicht geklappt. Sie ist aber nur eins von vielen Beispielen.

Das Format, mit dem diese vermeintlich genialen Studienabbrecher:innen in den USA mittlerweile am meisten assoziiert werden, ist nicht mehr das Cover des Time Magazins, auf dem es heißt: Dieses Genie wird die Welt retten. Es sind True-Crime-Podcasts und Netflix-Serien.

Die Figur des Studienabbrechers hat sich also verbraucht und ist jetzt, glaube ich, eher toxisch. Das Gefährliche an diesem Typ ist mittlerweile in der breiten Öffentlichkeit angekommen.

Dafür gibt es inzwischen einen anderen Hype: den um Künstliche Intelligenz.

Über die technologischen Möglichkeiten von KI traue ich mir kein Urteil zu. Aber ich kann als jemand, der sich mit der Hype-Maschine Silicon Valley seit 15 Jahren beschäftigt, sagen: Der Hype um Künstliche Intelligenz folgt derzeit einem absolut vorhersagbaren Muster. Das muss nicht heißen, dass es Bullshit ist, aber der Verdacht liegt jedenfalls nicht ganz fern.

Welchem Muster folgt der Hype denn?

Es gibt wieder diese halb dystopische, halb utopische Erzählung: Mit unserer Technik wird die Arbeitswelt komplett anders aussehen, da braucht es keine Menschen mehr.

Sam Altman, Chef von OpenAI, die ChatGPT und Dall-E entwickelt haben, hat ja gerade vor den Folgen von KI gewarnt, mit den Worten, sie könnte potentiell die Menschheit auslöschen. Das ist ein bisschen so, als würde ein Vertreter sagen: „Dieser Staubsauger kann alles.“

Schließlich verdient Altman ja daran Geld, dass ChatGPT so viele Ängste schürt und Versprechen macht. Nichts wäre für ihn unangenehmer, als wenn ChatGPT manche Sachen ganz okay regelt, aber man doch immer noch sehr genau hingucken muss und es Leute braucht, die man dafür einstellen muss.

Warum ist dieser Hype denn für die KI-Branche gerade so wichtig?

Es geht darum, eine stärkere Regulation zu verhindern. Wir befinden uns zurzeit in einem Hype, bei dem sich sowohl die Investor:innen, als auch die Unternehmer:innen nicht wirklich die Mühe machen, die Branchen zu verstehen, die sie angeblich durcheinanderwirbeln.

Wie meinen Sie das?

Nehmen wir Dall-E. Das ist eine Künstliche Intelligenz, die Bilder erstellen kann. Jetzt heißt es: Damit machen wir Fotograf:innen oder Illustrator:innen unnötig. Aber man könnte Dall-E auch so beschreiben: Es ist eine Maschine, die bereits existierende Bilder im Internet so zerhäckselt, dass keiner mehr Urheberrechte geltend machen kann. Ähnliches gilt ja für ChatGPT. Beides ist im Grunde eine einzige, massive Umgehung von Copyright.

Deshalb denke ich: Da wird auch viel Hype gemacht, um davon abzulenken, dass man mit Gesetzen kommen müsste und sagen: „Das könnt ihr so nicht machen. Wenn ihr diese Datenbank verwendet habt, dann schuldet ihr jedem, der in der Datenbank ist, auch ein bisschen Geld.“ Und dann stimmt das plötzlich gar nicht mehr wirklich, dass Künstliche Intelligenz so viel billiger ist.

Das heißt, es geht hier auch darum, ein mächtiges Bild zu erschaffen, um einen Hype zu erzeugen?

Genau. Gerade geht es darum, Regulator:innen davon zu überzeugen, nicht aktiv zu werden. Wir befinden uns in einem Moment, in dem es sehr wichtig ist, wohin sich die Aufmerksamkeit unserer Politiker:innen richtet. Sagen sie: „Da gibt es ganz tolle Möglichkeiten, das müssen wir alles nach Berlin holen! Einen KI-Park gründen!“ Oder sagen sie: „Ja, Moment. Woher kommen diese Bilder eigentlich? Da müssen wir vielleicht gesetzlich nachbessern.“

Das ist die Wette von jemandem wie Sam Altman, dass er uns sozusagen so lange Sand in die Augen streuen kann, wie es braucht, bis sich das etabliert hat.

Warum wäre Regulation so ein Problem, zum Beispiel für Sam Altman?

Wenn der Gesetzgeber es möglich macht, dass ChatGPT mit Urheberrechtsklagen oder ähnlichem überzogen wird und OpenAI eine riesige Rechtsabteilung einschalten muss, gefällt das den Investoren nicht.

Schließlich vermitteln diese KI-Unternehmen: Unsere Arbeitskosten sind gedeckelt. Nur dann ist es ja realistisch, dass die Technologie günstiger ist, als irgendeine arme Arbeitskraft auszubeuten.

Deshalb versuchen sie ja auch zu verheimlichen, wie viele Rechenzentren mit tatsächlichen Menschen dahinterstecken. Denn Künstliche Intelligenz ist sehr teuer, sehr arbeits- und energieintensiv. Das stört Investor:innen, weil die denken: „Ihr habt mir ein Start-up mit 30 Leuten verkauft und jetzt stelle ich fest, da hängt ein ganzes Rechenzentrum in Indonesien dran.“

Sie glauben also nicht daran, dass ChatGPT unsere Arbeitswelt auf den Kopf stellt?

Wenn man sich die Geschichte des 21. Jahrhunderts soweit anschaut, sind unsere Arbeitsabläufe eigentlich erstaunlich resistent gegenüber technologischen Eingriffen. Denn im Endeffekt, um mal ganz zynisch zu sprechen, ich will das nämlich nicht idealisieren, ist Menschen ausbeuten immer noch verlässlicher, als Technologie zu benutzen. Ich glaube, ähnliches wird auch bei KI der Fall sein. Als Literaturwissenschaftler generiere ich ja auch Texte. Ich bin wahrscheinlich billiger als ChatGPT.


Redaktion: Andrea Walter, Schlussredaktion: Susan Mücke, Fotos: Philipp Sipos, Audioversion: Christian Melchert und Iris Hochberger

„Leute wie Musk oder Zuckerberg sind von Schleimern umgeben“

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